Gletcher P 08

Gletcher P 08

Anbieter: Gletcher (U.S.A.)

Hersteller: Wintech Group Co. Ltd.

Fertigung: Taiwan

Deutschland-Import: “Soldier Of Fortune GmbH”

Modell: “P 08”

Vorbild: “Luger 08”

    

Serien-Nr.: 20P8B3030

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

System: CO2-Semiautomatik mit “BlowBack”

Schussausbeute je Kapsel: ca. 60 Kugeln

Kaliber: 4,5 mm Stahl-BB   (.177)

Magazinkapazität: 21 Kugeln

Mündungsenergie: < 3 Joule  (Herstellerangabe)

Geschossgeschwindigkeit (Vo): ca. 105 m/s (Herstellerangabe)

Abzug: Single Action Only (SAO)

Abzugscharakteristik (im aufmunitionierten Zustand): Sehr kurzer, kratziger Vorzugsweg - mündet in einen sehr hohen Widerstand, den man nicht als Druckpunkt bezeichnen kann - Schuss bricht beim weiteren Durchziehen ruckartig, was zum Verreißen der Waffe führt

Lauf: glatt (ohne Züge)

Sicherung: Manueller Schwenkhebel linksseitig, blockiert die Abzugsmechanik

Visierung: Nicht justierbar (starr)

Länge: 225 mm

Höhe: 138 mm

Breite: 38 mm

Gewicht: 905 g (leer)

Ausführung: Vollmetallgehäuse (Zinkdruckguss) lackiert - Magazinbauteil aus Metall - braune Kunststoffgriff- schalen

Ausstattung: “Blowback”-Funktion – beweglicher Kniegelenkverschluss - kein Verschlussfang bei leerem Magazin - entnehmbares Metallmagazin (BB-Stangen-magazin im Griffstück) - starre Visierung - Zerlegehebel ist beweglich aber ein Fake ohne echte Funktion

Lieferumfang: Pistole mit Manual und Inbusschlüssel im Pappkarton

Bemerkungen: Die Lackierung ist etwas anfällig gegenüber mechanischer Beanspruchung

Bewertung: Saubere, äußere Verarbeitungsqualität - Preis-Leistungs-Verhältnis gut

Preis 2014: ca. 155 - 190,- EUR (Internetfachhandel), Preisvergleiche lohnen sich

 

Fotos unten: Der Pappkarton ist u. a. mit der Abbildung eines modern ausgestatteten Soldaten verziert. Da die “Luger 08” eine legendäre, historische Waffe ist, würde ich diese Gestaltungskomponente als klaren Fehlgriff bezeichnen.

    

    

 

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

    

Die “Pistole 08” oder “Parabellum-Pistole”, auch unter dem Begriff „Luger“ bekannt, ist eine deutsche Selbst- ladepistole. Die 1908 im Deutschen Reich eingeführte Ordonnanzwaffe wurde von dem Österreicher Georg J. Luger (1849–1923) konstruiert (Entwicklungsjahre: 1893 bis 1908). Ihre Produktionszeit ist mit den Jahren 1893 bis 1945 angegeben. Die militärische Bezeichnung lautet: “Pistole 04”, “Pistole 08”, “Ari-08”. Technische Daten: Gesamtlänge: 233 mm, Lauflänge: 102 mm, Kaliber: 9 mm Parabellum, Magazinkapazität: 8 Patronen, Anzahl Züge: 6 mit Drall rechts, Visier: Offene Visierung, Verschlussart: Kniegelenkverschluss, Ladeprinzip: Rückstoß- lader.

Sprengzeichnung:

Manuals:

  

    

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

                          

                      

 

Griffschalen

Die optisch recht originalgetreuen, braunen Kunststoffgriffschalen, sind beidseitig gleich ausgeformt und gecheckert. Sie vermitteln eine gewisse Hartplastikanmutung ohne aber knarzig zu sein und bieten einen recht guten Griffkomfort. Die linke Griffschale ist verschraubt, die rechte (Foto unten rechts) per Clip lediglich aufgesteckt, damit man sie zum Kartuschenwechsel schnell abnehmen kann. Das historische Vorbild hatte Holzgriffschalen. Diese würden auch der “Gletcher P08” gut zu Gesicht stehen und die Pistole insgesamt sehr aufwerten.

    

 

Mündungsansicht

Der vordere Mündungsansatz suggeriert eine Großkaliberöffnung, das eigentliche Laufende im Kaliber 4,5 mm ist etwas zurückversetzt aber gut sichtbar.

                              

 

Sicherung

Die “Gletcher P 08” ist mit einer optisch originalgetreuen, linksseitig zu betätigenden, manuellen Sicherung ausgerüstet (Fotos unten). Wird der Schwenkhebel in die untere Position gebracht (safe = roter Punkt verdeckt, weißer Punkt und Schriftzug “gesichert” sichtbar), blockiert dies die Abzugsmechanik. In der oberen Position, der rote Punkt liegt frei, befindet sich die Waffe im Status “ungesichert” und wäre entsprechend schussbereit (Foto rechts). Der Hebel lässt sich leichtgängig betätigen und rastet an den jeweiligen End- punkten deutlich ein.

    

Foto unten: Sicherungshebel einer “Luger P 08” (Großkaliberfeuerwaffe).

 

Visierung

Fotos unten: Die offene Visierung der Pistole ist leider nicht justierbar. Am Korn ist eine Seitenver- stellmöglichkeit (Schwalbenschwanzpassung) nur angedeutet und ohne Funktion. Der Visierkontrast ist dürftig und der Kimmen-V-Ausschnitt arg klein geraten. Eine Vorrichtung (z. B. “Picatinny”-Rail) für den Anbau optischer Zielhilfen ist nicht vorhanden, wäre aber auch nicht originalgetreu und ist daher unerwünscht.

    

 

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Begrifferläuterungen

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rück- stoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Re- volver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betä- tigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

 

    

 

Verschluss / Abzug / “BlowBack”

Fotos unten: Die “Gletcher P08” besitzt einen reinen SAO-Abzug, kann also nicht im Double-Action-Modus (Spannabzug) geschossen werden. Vor der ersten Schussabgabe wird der Kniegelenkverschluss bis zum Anschlag zurückgezogen und dann in seine Ausgangsposition zurückgleiten lassen. Das Schlagstück ist nun gespannt und die Pistole nach dem Entsichern schussbereit. Bei jedem Schuss sorgt die “BlowBack”-Funktion für das erneute Spannen (siehe Fotos unten). Der Verschluss bleibt bei entleertem Magazin nicht offen (kein Verschlussfang).

    

    

    

Abzugscharakteristik: Im aufmunitionierten Zustand ist das an den Tag gelegte Abzugsverhalten der “Gletcher P 08” schwere Kost. Nach einem sehr kurzen und dabei leicht kratzigen Vorzugsweg mündet das Ganze in einem sehr hohen Widerstand, den man schon nicht mehr als Druckpunkt bezeichnen kann. Beim ersten Durchziehen kam bei mir der Verdacht auf, dass da irgend etwas klemmt. Der Schuss bricht beim weiteren Durchziehen dann derart ruckartig, dass vorallem ein ungeübter Schütze unwillkürlich zum Verreißen der Waffe neigt. Beim “Trockentraining” mit der leeren Waffe, gab sich der Abzug hingegen sehr gutmütig, sodass nahe liegt, dass das “störrische” Verhalten vorallem dem Kugeltransport geschuldet ist.

    

Sehr schön! Das Styling des Abzugs ist perfekt vom Großkaliber-Vorbild abgeschaut. Foto unten: Abzug, Zer- legehebel und Magazinknopf einer historischen “Luger P 08” (Großkaliberfeuerwaffe).

 

    

 

Zerlegehebel

Der Zerlegehebel oberhalb des Abzugsbügel (Fotos unten) ist beweglich aber ein Fake ohne echte Funktion.

    

    

    

 

Implementierung der 12-g-CO2-Kartusche

Zunächst wird die rechte Griffschale wie auf den Bildern unten zu sehen vom Griff abgehoben. Darunter befindet sich die Aufnahme für die CO2-Kartusche.

  

  

  

Foto oben links: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Dichtung, der die Platte am Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet. Foto oben rechts: Eingesetzte Treibgaskar- tusche.

Bilder unten: Kapselauflagefläche der Griffbodenschraube, die beim Festziehen gegen die CO2-Kapsel drückt und diese gegen den Ansteckdorn presst.

    

    

    

Die am Griffboden befindliche Inbusschraube (Bilder oben) wird bei eingesetztem Magazin vom Magazinboden komplett abgedeckt und ist dann nicht mehr zu sehen. Leider ist für das Festziehen und Lösen ein externes Werkzeug notwendig, dass somit stets mitgeführt werden muss. Da bietet die altbekannte Knebelschraube einen klaren Vorteil gegenüber dem Inbus. - Tipp: Den kurzen Inbusschlüssel kann man, wenn keine Kartusche eingesetzt ist, im Kapselhohlraum unterbringen. So geht das Werkzeug nicht verloren.

 

Kugelmagazin

Um das Kugelmagazin entnehmen zu können, drückt man linksseitig auf den Magazinhalter am Griffstück (Fotos unten). Das Stangenmagazin gleitet dann der Schwerkraft folgend leichtgängig aus dem Schacht.

    

    

    

Zum Laden der 21 Kugeln durch die Öffnung im Magazinkopf (Fotos oben) drückt man den federbelasteten Zuführer nach unten (Fotos unten). Dort gibt es keine Rastung (Randkerbung), sodass der Zuführer beim Ladevorgang nicht permanent manuell unten gehalten werden muss. 

 

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Gletcher P08” ist eine kompakte, schwere  und gut ausgestattete CO2-Pistole mit sehr guter Handhabung. Die Kunststoffgriffschalen sind beidseitig gleich ausgeformt und die Oberfläche ist gecheckert. Optisch ist das gut gelungen, sie vermitteln haptisch aber eine gewisse Hartplastikanmutung, bieten dennoch durchaus guten Grip. Die Pistole ist stark hecklastig liegt aber insgesamt sehr angenehm in der Hand. Die abgerundete Griff- Form und der “08”-typische, schräge Griffwinkel tun ihr Übriges zum positiven Eindruck dazu.

Das Abzugszüngel ist angenehm breit ausgeführt aber der Eingriff für den Abzugsfinger ist eng bemessen und da könnte es für Anwender mit starken Fingern knapp werden. Das Magazin lässt sich rasch und komfortabel befüllen. Da der Kugelzubringer in der unteren Position eine Raste besitzt, muss er praktischer Weise nicht per Fingerdruck unten gehalten werden. (Siehe Kapitel “Kugelmagazin”)

Der Kontrast der offenen Visierung ist sehr dürftig ausgefallen, was vorallem an dem winzigen V-Ausschnitt der Kimme liegt. Das ist nur bei einem gut ausgeleuchteten Zielumfeld brauchbar. Die offene Visierung lässt sich leider nicht justieren. Abträgliche Aspekte im Hinblick auf die Treffsicherheit sind natürlich auch der glatte Lauf sowie die Verwendung von Stahlkugeln. Die Schussenergie reicht aus, um auf üblicher Zimmerdistanz (im Test 7 m) Weißblechdosen bei einem Treffer zuverlässig zu lochen, bzw. einen Treffer anzuzeigen.

    

Wie bereits erwähnt (siehe Kapitel ”Abzugscharakteristik”) bietet der SAO-Abzug der Waffe keine idealen Voraussetzungen für eine gehobene Schusspräzision. Immer wieder generiert die “08” Ausreißer und das Trefferbild ist insgesamt etwas linkslastig. Die Streuung der Kugeln ist für eine Plinking- und Funshooting-Waffe gerade noch akzeptabel (siehe Scheiben unten). Der Spiegel einer 10-m-LP-Scheibe ließ sich auf 7 m Distanz aber nicht zuverlässig treffen.

Der BlowBack-Impuls mit dem Hochschnellen des Kniegelenkverschusses überträgt sich nicht nur kräftig auf die Schusshand, sondern verbraucht auch kräftig CO2-Gas, mit dem man dieses Feature dann bezahlt. So reicht eine 12g-CO2-Kapsel für lediglich rund 60 verwertbar verschossene Kugeln aus. Danach ist Schicht im Schacht und der Gasdruck fällt so weit ab, dass er nicht mehr dazu ausreicht das Schlagstück zu spannen.

Es traten bei der Testwaffe hin und wieder Zuführungsstörungen auf. So verirrt sich u. U. mal eine Kugel in den Magazinschacht, oder zeitgleich zwei im Lauf, wenn der Abzug nicht gleichmäßig und sauber bis zum Anschlag durchgezogen wird. Innehalten auf dem Abzugsweg kann also zu technischen Problemen führen. Echte Defekte traten aber keine auf.

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen “Fleck” gehalten. Jeweils 10 Schuss. Verwendete Kugeln: “Walther Premium Steel BBs”.

    

    

    

 

Weiterführende Links:

            

 

Foto unten: Die “Gletcher”-CO2-Waffen-Familie. Oben, v.l.n.r.: “NGT”, “PM” (NBB), “APS” (NBB) , unten: “TT” und die “Grach”

Fazit

Die “Gletcher P 08” hinterließ bei den Testdurchgängen auf dem Schießstand, wie beschrieben, ein etwas zwiespältiges Bild. Die für das Plinking ausgelegte, gut ausgestattete “BlowBack”-Pistole offenbart vorallem im Abzugsverhalten und dann auch bei der Präzision gewisse Schwächen, macht aber durch den realitätsnah arbeitenden Kniegelenkverschluss im praktischen Gebrauch dennoch viel Spaß. Optisch ist diese Nachbildung der legendären deutschen WK2-Pistole ein echter Leckerbissen und somit auch ein Hingucker in der Vitrine. Die etwas auffällig geratenen Markings trüben den Eindruck nur geringfügig.

Bei einer Neupreisspanne von 155,- bis 190,- (Internet-Recherche im April 2014), lohnt sich ein Preisvergleich allemal. Das Geld für’ s Hobby ist m. E. aber durchaus gut angelegt und die Pistole für “08”-Fans ein Must-Have.

Für diese steht am Markt derzeit eine Alternative des Anbieters UMAREX (“Legends”-Serie, Hersteller = “Wingun”) zur Verfügung, diese spielt allerdings ausstattungstechnisch gegenüber der “Gletcher” eher in der zweiten Liga. Wem die anspruchslosere Ausführung (Kniegelenk-Fake, DAO-Abzug, NBB) ausreicht, kann sich die “Legends-08” (Foto unten) für knapp unter 100,- EUR nach Hause holen und bekommt für diesen Preis eine durchaus gute und ansehnliche Freizeitwaffe, deren Vorteile (siehe LP-Scheibe unten) bei der Präzision und in der Zuverlässigkeit zu finden sind. Dazu mehr im demnächst erscheinenden, ausführlichen Review auf “muzzle.de” .

UMAREX P08 (“Legends”-Serie):

    

 

GUNIMO

April 2014