Gletcher NGT

Gletcher NGT

Anbieter: Gletcher (U.S.A.)

Hersteller: Wintech Group Co. Ltd.

Fertigung: Taiwan

Deutschland-Import: “Soldier Of Fortune GmbH”

Modell: “Gletcher NGT”

Vorbild: “Nagant M1895 ” 

                

Serien-Nr.: 15NGT1631 (schwarz) und 23NGS1281 (silber)

System: CO2-Revolver

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca.  70 Kugeln

Kaliber: 4,5 mm Stahl BB   (.177)

Trommelkapazität: 7 Kugeln in Ladepatronen

Mündungsenergie: < 3 Joule  (Herstellerangabe)

        

Geschossgeschwindigkeit (Vo): ca. 110 m/s (Herstellerangabe)

Abzug: Single Action (SA) / Double Action (DA)

Abzugscharakteristik: DA = langer, ruckeliger Vorzugsweg - kein Druckpunkt vor Schussauslösung - kein Nachzug  /  SA = kein Vorzugsweg - Druckpunkt - geringer Abzugswiderstand

Lauf: glatt (ohne Züge)

Sicherung: Nicht vorhanden

Visierung: Nicht justierbar (starr)

Länge: 235 mm

Höhe: 145 mm

Breite: 39 mm  (entspricht dem Trommeldurchmesser)

Gewicht: 634 g (leer, ohne Patronen)

Ausführung: Vollmetallgehäuse (Zinkdruckguss) mit anthrazitfarbener bzw. silberner Beschichtung - braune Kunststoffgriffschalen

Lieferumfang: Waffe mit Manual und sieben Ladepatronen im Pappkarton

Ausstattung: Herausnehmbare Trommel

Bewertung: Saubere, äußere Verarbeitungsqualität - originalgetreues Handling und Funktion

Preis 2013: ca. 180,- - 200,- EUR

 

Auszug aus der “PTB”-Liste:

“Gletcher NGT” in der Ausführung “Silver”

    

    

    

    

    

 

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Das Vorbild: “Nagant M1895”

Konstrukteur: Henri-Léon Nagant (* 1833; † 23. Februar 1900), belgischer Waffenkonstrukteur und Fabrikant.

Ursprünglich wurde der Revolver in Lüttich (Belgien) gefertigt und fand Absatz in einigen europäischen Staaten, z. B. Schweden, Frankreich, Polen. Anno 1895 stellte Russland den Revolver als Ordonnanzwaffe für Polizei- und Militäreinheiten in Dienst. Russland erwarb dazu alle Rechte auf die Eigenfertigung.

Der Nagant-Revolver mit Spannabzug weist eine technische Besonderheit auf: Beim Betätigen des Abzuges, noch vor der Schussauslösung, wird die Trommel nicht nur um eine Kammer weitergedreht, sondern auch in Richtung des Laufansatzes gedrückt. Der Hülsenrand der in der Kammer befindlichen Patrone wird dabei sogar ein Stück weit in den Lauf hinein gedrückt, was zu einem gasdichten, also energieverlustfreien Abschluss führt.

Nachteile: Erhöhung des Abzugswiderstandes (Double Action) auf bis zu >10 kg -  aufwändige Technik

Vorteile: Energieverlustfreie Abdichtung -  wirksame, effektive Schallreduzierung bei Verwendung eines Schalldämpferaufsatzes möglich, was bei herkömmlichen Revolvern wegen des offenen Trommelspaltes nicht möglich ist (Bei Vo < 280 m/s wird im Übrigen auch kein Überschallknall durch das Projektil generiert.)

Herstellungszeitraum: 1895 – 1945  -  Belgien und Russland (Waffenwerke Ischewsk u. Tula)

Länge: 235 mm

Höhe: 140 mm

Gewicht: 790 g

Lauflänge: 114 mm

Lauf: gezogen, 4 Züge, Rechtsdrall

Kaliber: 7,62 x 38 mm R

Kapazität: 7 Patronen

    

    

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Fotos unten: Die Griffschalen aus braunem Kunststoff, sowie die Einsätze an Griffrücken und -front sitzen knarzfrei fest und sind sauber eingepasst. Die Checkerung ist dem Original nachempfunden und bietet guten Grip. Die Fangriemenöse am Griffboden dient zum Anstechen der ins Griffstück eingesetzten Treibgaskartusche.

    

 

Visierung

Der “Gletcher NGT”-Revolver hat leider lediglich eine feste, also nicht justierbare Visierung, was im Vergleich zum “Smith & Wesson MP327 TRR8” (“UMAREX”/”ASG”) zu seinen Nachteilen zählt. Das schmale Korn und der recht flache, V-förmige Kimmenausschnitt lassen das Visierbild recht klein und kontrastarm erscheinen.

 

    

Abzug

Bilder unten: Bei vorgespanntem Hahn (SA-Modus) entfällt der Vorzugsweg gänzlich. Der gesamte Abzugsweg verkürzt sich erheblich. Dies bei deutlich vermindertem Widerstand, da die Trommel durch die Abzugsbetätigung nicht mehr um eine Kammer weiter gedreht werden muss. Das wurde von der Mechanik durch das manuelle Hahnspannen ja bereits erledigt. Lediglich der Hahn muss durch die Züngelbetätigung noch gegen einen spürbar leichteren Druckpunkt freigesetzt werden um einen Schuss auszulösen.

    

Dem DA-Modus, also der Schussauslösung aus der Abzugs-Ruheposition heraus, setzt der “NGT”-Revolver einen kräftigen Widerstand, bei recht ruckeliger Abzugscharakteristik, entgegen. Die Trommel wird dabei um eine Rastung weitergedreht. Der Schuss bricht, ohne dass kurz vor dem Auslösen ein klar definierter Druckpunkt spürbar wäre.

    

Anders als beim Großkalibervorbild (siehe Beschreibung im Kapitel “Das Vorbild”), wird die Trommel bei Abzugsbetätigung, bzw. beim Vorspannen (SA) nicht nach vorne bewegt. Die Abdichtung des Trommelspalts, das Markenzeichen des “Nagant M1895”, erfolgt beim CO2-Nachbau durch einen federnd gelagerten Lauf, der an der Trommel anliegt und ein Stück weit in die erweitert auslaufende Trommelkammer hingreift. Dreht sich die Trommel weiter, wird er kurz gegen die Federbelastung im Laufmantel nach vorne gedrückt und greift dann in die nachfolgende Trommelkammer hinein, u.s.w.. Das ist zwar nicht die originalgetreue Funktionweise aber im Bezug auf die Gasdichtigkeit technisch weniger aufwändig gelöst (Bilder unten).

    

    

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Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

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Implementierung der Treibgas-Kapsel

Um die CO2-Kapsel zu implementieren, klappt man die linke Griffschale, wie auf den Fotos unten dokumentiert, am Eingriffschlitz nach oben auf und nimmt diese ab. Für das Fixieren und Anstechen der Kartusche nutzt man auf altbewährte Weise den typischen Knebelverschluss am Griffboden. Gut gelöst: Die Verschluss-Schraube ist gleichzeitig als originalgetreue Fangriemenöse ausgeprägt. (Fotos unten).

    

    

    

 

Trommel und Ladehülsen / Patronenattrappen

Ein Ausschwenken der Trommel ist beim “NGT” Vorbildgetreu nicht möglich. Man kann die lose in ihren Kammern sitzenden Patronen aber auch einfach aus der Ladeklappe herausgleiten lassen, wenn man die Verriegelung öffnet und die Waffe in entsprechender Neigung hält (Fotos unten). Die Trommel darf/kann (bei Draufsicht von hinten) nur im Uhrzweigersinn gedreht werden.

    

Bilder unten: Die messingfarbenen, konischen Ladehülsen für die Stahlkugeln sind optisch scharfen Patronen nachempfunden, aber nur Attrappen. Sie bestehen aus einer nicht magnetischen Metalllegierung und einem hellbraunen Kunststoffeinsatz. In dessen minimal elastische, vordere Öffnung wird die Kugel einfach bis zum Anschlag hineingedrückt und dort vom umlaufenden Rand zuverlässig gehalten. Am Hülsenboden findet sich die Aufschrift “Gletcher Kaliber .177”. Dort wo bei scharfen Patronen das Zündhütchen sitzt, ist bei den Hülsen die Öffnung für das bei Schussabgabe aus dem Ventil einströmende Treibgas. Patronenmaße: Länge 38 mm, Durchmesser 9 mm.

    

    

    

Fotos unten: Blick auf den Ventilbolze, bei zurückgezogenem Schlagstück (Hahn). Beim Auftreffen des Hahn zur Schussabgabe wird das Ventil kurz geöffnet und eine adäquate Menge Treibgas zur Kugelbeschleunigung aus der eigesetzten Kartusche freigesetzt.

    

Bilder unten: Die Trommel kann z. B. zu Reinigungszwecken komplett aus dem Rahmen genommen werden.

    

Fotos unten: Herausnehmen der Trommelachse.

  

  

  

Fotos unten: Links die Trommelansicht von hinten. Der Kranz in der Mitte ist die Transportrastung. Rechts: Blick auf die Trommel von vorne (aus Richtung Mündung).

  

 

Auf dem Schießstand

Der “Gletcher NGT” ist ein sauber verarbeiteter und funktionell sehr guter CO2-Revolver. Seine realitätsnahe Handhabung mit den Patronenattrappen und die auch sonst durchweg positiven Eigenschaften machen ihn zu einer empfehlenswerten Fun-/Actionwaffe. Trotz der starren Visierung mit dem etwas zu kleinem Visierbild, ergaben sich bei den Schießtests recht ansehnliche Trefferbilder (s. u.). Natürlich ist eine CO2-Waffe dieser Konzeption kein Präzisionswunder mit Matchqualität. Aber beim Plinking macht der Revolver viel Spaß und der Spiegel einer LP-Scheibe lässt sich auf 7 m Distanz, bis auf wenige Ausreißer, durchaus zuverlässig treffen.

Es ließen sich ca. 70 Kugeln mit einer Treibgaskapsel verschießen. Bei allen Durchgängen traten keinerlei Störungen oder Fehlfunktionen auf, die Waffe arbeitete stets zuverlässig. Im SA-Modus ist das Abzugsverhalten ohne Vorzugsweg und weichem Druckpunkt tadellos. Im DA-Modus stört das auf halbem Wege starke Rucken der Mechanik beim Weiterdrehen der Trommel zur nächsten Kammer. Nach diesem Vorgang ist die Abzugscharakteristik zwar sauber, aber es fehlt dann ein definierter Druckpunkt bervor der Schuss bricht.

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen mit “aufsitzendem Spiegel” gehalten, 7 Schuss, SA-Modus.

    

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen mit “aufsitzendem Spiegel” gehalten, 7 Schuss (links Scheibe), 14 Schuss (rechte Scheibe), SA-Modus.

    

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen mit “aufsitzendem Spiegel” gehalten, 7 Schuss, DA-Modus.

    

 

Weiterführende Links:

            

 

Foto unten: Die “Gletcher”-CO2-Waffen-Familie. Oben, v.l.n.r.: NGT, PM (NBB), APS (NBB), unten: “TT” und die “Grach”

 

Fazit

Der “Gletcher NGT” ist eine gute Nachbildung des legendären “Nagant Mod. 1895”-Revolvers belgischer Ingenieurskunst und sowjetischer Herstellung, dessen Verwendung vorallem in der Zeit des 2. Weltkriegs liegt. Liebhaber und Sammler berühmter Revolver mit geschichtlichem Bezug können bei diesem Angebot der US-Firma “Gletcher” m. E. bedenkenlos zugreifen und erhalten für ihren finanziellen Aufwand einen sehr gelungenen “Plinking”-Revolver. Sowohl auf dem Schießstand als auch in der Ausstellungsvitrine kann er sich absolut sehen lassen. Das Angebot an CO2-Revolvern auf dem Druckluftwaffenmarkt ist gegenüber den Pistolenmodellen quantitativ nicht gerade üppig. Um so mehr kann man sich über das Erscheinen dieser CO2-Waffe freuen. Der “Nagant”-Klon stellt eine echte Bereicherung dar.

GUNIMO

September 2013 / März 2014 / September 2014