Das Zielen / das Visieren
Beim treffsicheren Schießen kommt es maßgeblich auf das korrekte Ausrichten der Waffe auf das Ziel an. Das ist soweit kein Geheimnis
und wohl jedem klar. Aber selbst eine gut justierte Visierung ist noch keine Garantie für Treffer, denn beim Schützen liegt es, ggf. eigene Zielfehler zu identifizieren und möglichst abzustellen.
Um eine erfolgreiche Schießtechnik zu erlernen, sind das bewusste Kontrollieren der Atmung, das saubere Auslösen des Abzugs (Abziehen)
und das sogenannte “Nachhalten” (= kontrollierendes Verharren im Anschlag noch nach Schussauslösung) zusammenspielende Aktionen im Schießablauf, die Beachtung finden sollten.
In der Folge nun ein paar wichtige Grundbegriffe für das Anvisieren eines Ziels
Begrifferklärungen:
Korn = vorderer Teil der offenen Visierung
Kimme = hinterer Teil der offenen Visierung (idealer Weise höhen- und seitenverstellbar)
Spiegel = schwarzer Innenbereich der Zielscheibe
Kontrast: “Lichthöfe” zwischen Kimme und Korn
Visierung und Ziel befinden sich in der Regel in signifikant unterschiedlichen Entfernungen zum Auge des
Schützen. Dieses kann aber nur dann zwei Dinge gleichzeitig scharf sehen, wenn diese im selben Abstand zum Betrachter liegen. Das Auge sollte beim Zielen stets die Visierung der Waffe scharf sehen. Das Ziel im
Hintergund muss zwar erkannt, aber nicht deutlich gesehen werden. Beim Einschießen der Visierung ist u. a. die Schussdistanz eine maßgebliche Größe.
In den folgenen Abbildungen ist eine viel gebräuchliche Visierung aus Balkenkorn und Rechteckkimme dargestellt.
Bild unten links: Waffe mit “aufsitzendem Spiegel” gehalten. Die Treffpunktlage ist so auf den Mittelpunkt der
Scheibe justiert, dass die Visierung unter dem Spiegel gehalten werden kann. Dadurch heben sich Kimme und Korn deutlich vom Hintergrund ab, das Auge ermüdet nicht so schnell.
Bild unten rechts: Der Schütze “hält Fleck”. Er zielt genau auf den Punkt, wo der Treffer hin soll. Nachteilig ist
der schlechte Kontrast zwischen Visierbild und Hintergrund.
Kimme und Korn sind immer dann korrekt zueinander ausgerichtet, wenn die Oberkanten bündig abschließen
und der Abstand links und rechts gleich groß ist. Man spricht dann von einer “gestrichenen Visierung”. Die Kunst ist es, dies beim Schießen fehlerfrei einzuhalten.
Zielfehler:
Parallelfehler (auch Haltefehler)
Die Waffe wird hier zwar sauber mit gestrichenem Visier ausgerichtet, jedoch im Beispiel etwas rechts neben dem Ziel gehalten:
Kantfehler
Die Waffe wird hier zwar sauber mit gestrichenem Visier ausgerichtet, jedoch hält der Schütze Kimme und
Korn nicht in waagerechter Zielausrichtung sondern seitlich verkantet. (Im Beispiel nach links geneigt):
Winkelfehler
Bei diesen typischen vier Grundzielfehlern treten Abweichungen vom optimalen Treffpunkt auf, weil der
Schütze Kimme und Korn nicht sauber zueinander ausrichtet, sondern verwinkelt hält.
Die Abbildungen unten zeigen die einzelnen Zielfehler und die jeweilige Veränderung der Treffpunktlage
Länge der Visierlinie:
An eine lange Visierlinie (Abstand zwischen Kimme und Korn) müssen sich vor allem Anfänger erst einmal
etwas gewöhnen, denn Kimme und Korn werden beim Anvisieren des Ziels natürlich unterschiedlich scharf wahrgenommen und können nicht gleichzeitig fokussiert werden. Daher sei hier nochmal gesagt: “Das Auge gehört auf das Korn”.
Eine kürzere Visierlinie vermittelt dem Schützen die Scheinsicherheit, die Waffe vermeintlich ruhiger zu halten.
Aber der Schein trügt, denn man nimmt das Wackeln nur nicht so deutlich wahr, wie bei einer langen Visierlinie. Kann man damit umgehen, bietet die längere Visierung natürlich eine bessere Präzision.
GUNIMO
Februar 2007
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