Gletcher Grach

Gletcher Grach

Anbieter: Gletcher (U.S.A.)

Hersteller: Wintech Group Co. Ltd.

Fertigung: Taiwan

Deutschland-Import: “Soldier Of Fortune GmbH”

Modell: “Gletcher Grach NBB”

Vorbild: “Jarygin”-Pistole (MP-443 Grach)

    

Serien-Nr.: 16GRN1796

System: CO2-Semiautomatik ohne “BlowBack”-Funktion (NBB = Non BlowBack)

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Kaliber: 4,5 mm Stahl BB   (.177)

Magazinkapazität: max. 20 Kugeln

Mündungsenergie: < 3 Joule  (Herstellerangabe)

    

Geschossgeschwindigkeit (Vo): ca. 115 m/s (Herstellerangabe)

Abzug: Single Action (SA) / Double Action (DA)

Abzugscharakteristik: SA = langer, leichtgänger Vorzugsweg, weicher Druckpunkt vor Schussauslösung / DA = langer, kriechender Vorzusweg, kein definierter Druckpunkt vor Schussauslösung / das Vorspannen des Hahns verkürzt den Abzugsweg nicht

Lauf: glatt (ohne Züge)

Sicherung: Manueller Schwenkhebel beidseitig, blockiert die Abzugsmechanik und den Schlitten

Visierung: Nicht justierbar (starr), Kimme und Korn mit weißen Markierungen ausgeführt

    

Länge: 195 mm

Höhe: 146 mm

Breite: 38 mm

Gewicht: 962 g (leer)

Ausführung: Vollmetallgehäuse, Magazinbauteil aus Metall

Lieferumfang: Waffe mit Manual und Inbusschlüssel im Pappkarton

Ausstattung: Beweglicher Schlitten - Schlittenfang-/Zerlegehebel - entnehmbares Metallmagazin (BB-Reihen- magazin im Griffstück)

Hinweise: Waffe auch mit “BlowBack”-Funktion erhältlich / schlechte Übersetzung des Manuals ins Deutsche

Bewertung: Saubere, äußere Verarbeitungsqualität - Magazinmodul technisch anfällig -

Preis 2013: ca. 150,- EUR

Auszug aus der “PTB”-Liste:

 

    

    

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Das Vorbild

“Jarygin PJa”-Pistole    -   ПЯ, Пистолет Ярыгина

Die ”Jarygin PJa” ist die aktuelle Ordonnanzpistole der Streitkräfte und der Polizei Russlands. Sie wurde Anno 2003 eingeführt und ersetzt die ”Makarow PM”.

Konstrukteur: Wladimir Aleksandrowitsch Jarygin

Herstellerbezeichnung: “MP-443 Grach”  (Grach/Gratsch) = Krähe)

Sportliche Zivilversion: “MP-446 Viking”

Militärische Benennung: “6P35”

Fertigungsbeginn: Anno 2000

System: Selbstladepistole / Rückstoßlader

Kaliber: 9 x 19 mm

Magazinkapazität: 18 Patronen (zweireihiges Stangenmagazin)

Länge: 198 mm

Gewicht: 950 g (ungeladen)

Lauflänge: 112 mm

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Fotos unten: Die Mündungsansicht der CO2-“Grach”.

 

Griffschalen

Die schwarzen, originalgetreuen Kunststoffgriffschalen sind beidseitig mittig längsgeriffelt und am Griffrücken umlaufend mit Querrillen. Sie bieten trotz einer gewissen Hartplastikanmutung eine recht angenehme Haptik und sind für Schützen mit mittelgroßen bis großen Händen recht angenehm ausgeprägt. Auf beiden Griffseiten ist eine Daumenauflage ausgeformt, sodass auch Linkshänder die gleichen Bedingungen vorfinden wie Rechts- händer, was sich logischerweise auch beim beidseitig vorhandenen Sicherungshebel fortsetzt. Die Griffschalen sind nicht angeschraubt, sondern verstiftet und sitzen fest am Griffstück, ohne zu wackeln und zu knarzen. Für die Implementierung der CO2-Treibgaskapsel müssen sie nicht entfernt werden.

    

 

Sicherung

Die Pistole ist, wie bereits oben erwähnt, mit einer beidseitig zu betätigenden, manuellen Schlagbolzen- sicherung ausgerüstet. Wird der Schwenkhebel in die obere Position (“safe”) gebracht, blockiert dies die Abzugsmechanik, und den Schlittenrücklauf. Der Hahn kann zwar noch manuell per Daumen vorgespannt, aber nicht mehr ausgelöst werden. In der unteren Position (“fire”) ist ein roter Punkt sichtbar und die Waffe befindet sich im Status “ungesichert” und wäre entsprechend schussbereit. (Bilder unten)

Ansicht linke Seite:

    

Ansicht rechte Seite:

    

 

Visierung

Fotos unten: Die offene Visierung der “Gletcher Grach” ist leider nicht justierbar. Der Visierkontrast ist bei guter Zielausleuchtung recht brauchbar. Zur besseren Zielerfassung bei schlechteren Bedingungen sind Kimme und Korn mit weißen Punkten ausgestattet. Eine Vorrichtung (z. B. “Picatinny”-Rail) für den Anbau optischer Zielhilfen ist nicht vorhanden.

    

    

 

Schlittenfanghebel

Die “Grach” ist mit einem funktionstüchtigen Schlittenfanghebel ausgerüstet der den Verschluss offen hält. Da die Waffe in der vorliegenden Version (NBB) nicht bei jeder Schussabgabe zurückgeworfen wird, sondern lediglich zum manuellen Spannen des Hahns eingesetzt werden kann, ist dieses Detail von eher unter- geordneter Bedeutung aber als Gimmick ganz nett. Der Schlitten wird allerdings nur bei eingesetztem LEEREM Magazin hinten gehalten. Zieht man ihn bei entnommenem Mag-Bauteil oder bei bestücktem Magazin nach hinten, gleitet er nach dem Hahnspannen federbelastet sofort wieder in seine Ausgangsposition zurück.

    

    

Foto unten: Hülsenauswürffenster

Fotos unten: Hülsenauswürffenster bei offenem Verschluss und implementiertem, leeren Magazin.

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Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rück- stoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Re- volver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betä- tigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

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Abzug / “Non Blow-Back”

Fotos unten: Die “Gletcher Grach” besitzt einen Spannabzug (DA), kann jedoch auch im SA-Modus geschossen werden, der aber wegen der nicht vorhandenen “Blow-Back”-Funktion manuelles Vorspannen bedingt.

DA: Dem langen und wegen des Kugeltransports kratzigen Vorzugsweg folgt eine unvermittelte Schuss- auslösung ohne Druckpunkt und ohne Nachzugsweg.

SA: Das Vorspannen des Hahns verkürzt den Vorzugsweg zwar nicht, macht ihn aber erheblicher leichtgängiger. Vor der Schussauslösung verspürt der Nutzer einen starken, etwas schwammig wirkenden und nicht klar definierten Druckpunkt.

    

Fotos unten: Blick auf den Hahn, einmal entspannt anliegend (obere Reihe) und zurückgezogen, also im gespannten Zustand (untere Reihes). Er lässt sich wahlweise entweder durch das Zurückziehen des Schlittens spannen, oder per Daumen (Abzug dann in “Single Action”-Funktion).

    

    

Besonderheit: Bei entnommenem Magazinbauteil verhalten sich Hahn und Abzug bei DA-Funktion im Zusam- menspiel wie folgt: Beim ersten vollen Durchziehen des Abzugs wird der Hahn zunächst nur wenige Millimeter nach hinten bewegt und verharrt dann in dieser Position. Erst beim zweiten Betätigen zieht der Mitnehmer das Schlagstück soweit nach hinten, dass nach es vorne auf den Bolzen schnellt. Hier bekommt der Begriff “Double-Action” eine ganz neue Bedeutung. ;-)

    

 

Implementierung der 12-g-CO2-Kartusche

Um die CO2-Kartusche ins Magazinbauteil implementieren zu können, wird dieses per Druck auf den Maga- zinhalteknopf aus dem Griffstück extrahiert (Foto oben). Beim Fixieren und Anstechen der Kapsel kommt eine im Magazinboden versteckte Inbusschraube zum Einsatz. Das passende Werkzeug liegt der Waffe bei. Zuvor muss aber noch die Abdeckplatte zur Seite geschoben werden, um den Zugang zur Stellschraube zu erlangen.

    

    

    

    

Foto oben rechts: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Dichtung, der die Platte am Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet.

    

    

 

Kugelmagazin

Zum Laden der 20 Kugeln durch die Öffnung im Magazinkopf zieht man zunächst den Kugelausstoßer zurück und drückt den federbelasteten Zuführer nach unten. Dieser rastet in der Randkerbung ein (Fotos unten).

    

    

    

    

 

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Gletcher Grach” ist eine sauber verarbeitete, aber - ich nehme es vorweg - technisch (Magazinfunktion) etwas anfällige CO2-Pistole. Zumindest machte das vorliegende Testexemplar im Schießbetrieb einige Pro- bleme.

Diese standen ausschließlich im Zusammenhang mit dem kombinierten CO2-/Kugel-Magazinmodul. So hakte das Magazin beim Einsetzten so manches mal und leistete erheblichen Widerstand gegen seine erfolgreiche Implementierung ins Griffstück. Ich benötigte oft mehrere Anläufe und musste teils Nachdruck walten lassen. Saß es einmal an seinem Platz, so kam es nicht selten vor, dass sich der Abzug nicht durchziehen ließ, weil er total blockiert war. So musste das Magazin dann jedes Mal erneut entfernt werden. Nachdem ich dazu über gegangen war das Magazin nur noch halbvoll mit Kugeln zu bestücken, lief es etwas besser. Einmal bekam ich das Magazin nicht mehr aus dem Schacht heraus. Erst nach ca. einer viertel Stunde Herumgemurkse - ich wollte schon entnervt aufgeben - gelang mir doch noch die Entnahme. Offensichtlich hatte sich eine Kugel irgendwie selbstständig gemacht und war in den Magazinschacht gerutscht, wo sie so unglücklich lag, dass die Magazinentnahme nur noch mit großer Mühe gelang. Zwei Mal kam es auch zum Austritt von zwei gleichzeitig zugeführten Kugeln bei einer Schussauslösung.

Mit der Präzision der “Grach” war es insgesamt auch nicht weit her, weil immer wieder deutliche “Ausreißer” die Erstellung angemessener Schussbilder verhinderte. Insgesamt lag die Treffpunktlage der Testwaffe deutlich zu Tief. Bei “Fleck” gehaltener Visierung schlugen die meisten Kugeln deutlich unterhalb des Spiegels ein (siehe Scheibenabbildungen unten. Wegen der starren Visiereinrichtung lässt sich da auch nichts nach- justieren, sondern man muss dieses Manko durch Höherhalten der Pistole ausgleichen. Der Visierkontrast ist bei guter Zielausleuchtung recht brauchbar. Zur besseren Zielerfassung bei schlechteren Lichtbedingungen sind Kimme und Korn mit weißen Punkten ausgestattet.

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen “Fleck” gehalten. SA, 7 Schuss (links), 5 Schuss (rechts).

    

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen “Fleck” gehalten. DA, 5 Schuss (links), 8 Schuss (rechts).

    

 

Weiterführende Links:

            

 

Foto unten: Die “Gletcher”-CO2-Waffen-Familie. Oben, v.l.n.r.: “NGT”, “PM” (NBB), “APS” (NBB), unten: “TT” und die “Grach”

 

Fazit

Schade! Die optisch sehr gelungene und äußerlich gut verarbeitete CO2-Nachbildung der “Jarygin PJa”-Pistole machte bei den Testdurchgängen auf dem Schießstand so viele Probleme, dass man die Waffe ganz schnell wieder aus der Hand legen möchte. So habe ich, entgegen sonstiger Gewohnheiten, den Test der “Grach” ziemlich genervt recht früh abgebrochen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die negativen Begleiterscheinungen beim Umgang mit dem mir vorliegenden Exemplar nicht auf die gesamte Fertigung übertragen lassen und es sich hier um ein “Montags”-Produkt handelt. In der Virtine macht sich die optisch und haptisch sehr gelungene CO2-Pistole allerdings ganz hervorragend als wertiges und originalgetreues Ausstellungsstück.

GUNIMO

September 2013