UMAREX P 08

P 08 UMAREX “Legends”-Serie

Anbieter/Importeur: UMAREX

Hersteller: Wingun

Fertigung: Taiwan

Modell: “P 08”

Vorbild: “Luger 08”

    

Serien-Nr.: 13G00078

System: CO2, Non-“BlowBack”

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: Bis zu ca. 130 Kugeln

Kaliber: 4,5 mm Stahl-BB   (.177)

Magazinkapazität: 21 Kugeln

Mündungsenergie: < 3 Joule  (Herstellerangabe)

    

Geschossgeschwindigkeit (Vo): ca. 125 m/s (Herstellerangabe)

Abzug: Double Action Only (DAO) - Spannabzug

Abzugscharakteristik (im aufmunitionierten Zustand): Langer Vorzugsweg - gleichmäßig hoher Widerstand - kein Druckpunkt - der Kugeltransport macht sich durch ein Kratzen bemerkbar - kein Nachzugsweg

Lauf: Glatt (ohne Züge)

Sicherung: Manueller Schwenkhebel linksseitig, unterbricht die Abzugsmechanik

Visierung: Nicht justierbar (starr)

    

Länge: 215 mm

Höhe: 138 mm

Breite: 38 mm

Gewicht: 812 g (leer)

Ausführung: Vollmetallgehäuse (Zinkdruckguss) lackiert - Magazinbauteil aus Metall - schwarze Kunststoffgriffschalen

Ausstattung: keine “Blowback”-Funktion – kein beweglicher Kniegelenkverschluss - entnehmbares Metallmagazin (BB-Stangenmagazin im Griffstück) - starre Visierung - Zerlegehebel Fake ohne Funktion

Lieferumfang: Pistole mit Manual im Pappkarton

Bewertung: Saubere, äußere Verarbeitungsqualität - geringe Ausstattungsdetails - Preis-Leistungs-Verhältnis gut

Preis 2014: ca. 70,- bis 80,- EUR (Internetfachhandel)

    

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Das Original:

    

Die “Pistole 08” oder “Parabellum-Pistole”, auch unter dem Begriff „Luger“ bekannt, ist eine deutsche Selbstladepistole. Die 1908 im Deutschen Reich eingeführte Ordonnanzwaffe wurde von dem Österreicher Georg J. Luger (1849–1923) konstruiert (Entwicklungsjahre: 1893 bis 1908). Ihre Produktionszeit ist mit den Jahren 1893 bis 1945 angegeben. Die militärische Bezeichnung lautet: “Pistole 04”, “Pistole 08”, “Ari-08”. Technische Daten: Gesamtlänge: 233 mm, Lauflänge: 102 mm, Kaliber: 9 mm Parabellum, Magazinkapazität: 8 Patronen, Anzahl Züge: 6 mit Drall rechts, Visier: Offene Visierung, Verschlussart: Kniegelenkverschluss, Ladeprinzip: Rückstoß- lader.

Sprengzeichnung:

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Griffschalen

Die schwarzen Kunststoffgriffschalen sind beidseitig gleich ausgeformt und gecheckert. Haptisch vermitteln sie eine gewisse Hartplastikanmutung, sind aber keineswegs knarzig und bieten einen durchaus angenehmen Griffkomfort. Die linke Griffschale ist verschraubt, die rechte (Foto unten rechts) per Clip lediglich aufgesteckt, um sie für den Kartuschenwechsel rasch abnehmen zu können.

    

 

Mündungsansicht

Der vordere Mündungsansatz suggeriert eine Großkaliberöffnung, das eigentliche Laufende im Kaliber 4,5 mm ist etwas zurückversetzt aber gut sichtbar. Unschön: Beim Durchziehen des Abzugs (Kugelzuführung) wird der Innenlauf mechanisch nach vorne geschoben und schnellt dann ruckartig zurück in seine Ausgangsposition. Dabei wird er im Mündungsbereich deutlich sichtbar (Fotos unten).

    

    

 

Sicherung

Die “Wingun P 08” ist mit einer optisch originalgetreuen, linksseitig zu betätigenden, manuellen Sicherung ausgerüstet (Fotos unten). Wird der Schwenkhebel in die untere Position gebracht (safe = roter Punkt verdeckt, schwarzer Punkt und Schriftzug “gesichert” sichtbar), unterbricht dies die Abzugsmechanik. In der oberen Position, der rote Punkt liegt frei, befindet sich die Waffe im Status “ungesichert” und ist entsprechend schussbereit (Foto links).

    

Foto unten: Sicherungshebel einer “Luger P 08” (Großkaliberfeuerwaffe).

 

Visierung

Fotos unten: Die offene Visierung der Pistole ist leider nicht justierbar. Am Korn ist eine Seitenverstellmöglichkeit (schwalbenschwanzpassung) nur angedeutet und ohne Funktion. Der Visierkontrast ist schwach und der Kimmen-V-Ausschnitt sehr klein geraten.

    

    

    

 

Abzug (Non-“BlowBack”)

Fotos unten: Die “Wingun P08” besitzt einen reinen DAO-Abzug, kann also nur mittels Spannabzug geschossen werden. Der Kniegelenkverschluss ist ein unbewegliches Fake, die Waffe kann also nicht vorgespannt werden. Eine “BlowBack”-Funktion ist nicht gegeben (siehe Fotos unten).

    

Abzugscharakteristik: Nach einem langen Vorzugsweg, bei recht hohem aber gleichmäßigem Widerstand, bricht der Schuss ohne klar definierten Druckpunkt unvermittelt. Während des Vorzugwegs machen sich der dabei stattfindende Kugeltransport und das Vorschieben des Innenlaufs etwas kratzig bemerkbar. Das Abzugszüngel ist komfortabel breit ausgeführt.

    

   

Das Styling des Abzugs weicht deutlich vom Großkaliber-Vorbild ab. Foto unten: Abzug, Zerlegehebel und Magazinknopf einer historischen “Luger P 08” (Großkaliberfeuerwaffe).

Dass dies optisch deutlich besser geht zeigt die von “Gletcher” vertriebene “Wintech”-08-Replik. Allerdings ist der Eingriffbereich für den Abzugsfinger bei der “Wingun”-08 (UMAREX “Legends”) etwas größer ausgefallen und daher nicht so beengt für stärker ausgefallene Finger (Fotos unten):

    

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Begrifferläuterungen

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

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Zerlegehebel

Der Zerlegehebel oberhalb des Abzugsbügel (Foto unten links) ist unbeweglich und ein Fake ohne Funktion. Foto rechts: Gehäuseschraube auf der Gegenseite.

    

 

Implementierung der 12-g-CO2-Kartusche

Zunächst wird die rechte Griffschale wie auf den Bildern unten zu sehen vom Griff abgehoben. Darunter befindet sich die Aufnahme für die CO2-Kartusche.

  

  

  

  

Fotos oben: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Dichtung, der die Platte am Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet. Fotos unten: Eingesetzte Treibgaskartusche.

    

Bilder unten: Kapselauflagefläche und Griffbodenschraube, die beim Festziehen gegen die CO2-Kapsel drückt und diese gegen den Ansteckdorn presst.

    

Die am Griffboden befindliche Schraube (Bilder oben) wird bei eingesetztem Magazin vom Magazinboden komplett abgedeckt und ist dann nicht mehr zu sehen (Fotos unten).

    

Kugelmagazin

Um das Kugelmagazin entnehmen zu können, drückt man linksseitig auf den Magazinhalter am Griffstück (Fotos unten). Das Stangenmagazin gleitet dann der Schwerkraft folgend leichtgängig aus dem Schacht.

    

    

Zum Laden der 21 Kugeln durch die runde Öffnung im Magazinrücken (Bild oben rechts) drückt man den federbelasteten Zuführer nach unten. Dort gibt es keine Rastung (Randkerbung), sodass der Zuführer beim Ladevorgang nicht permanent mit einem Finger unten gehalten werden muss (Fotos unten).

    

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Wingun P08” ist eine kompakte, schwere aber etwas schlicht ausgestattete CO2-Pistole mit einfacher Handhabung. Die Kunststoffgriffschalen sind beidseitig gleich ausgeformt und die Oberfläche ist gecheckert. Optisch ist das gut gelungen. Haptisch vermitteln sie eine gewisse Hartplastikanmutung, bieten aber dennoch guten Grip. Die Pistole ist stark hecklastig, die abgerundete Griffform und der “08”-typische, schräge Griffwinkel lassen die Pistole sehr angenehm in der Hand liegen. Das Magazin lässt sich rasch und komfortabel befüllen. Da der Kugelzubringer in der unteren Position eine Raste besitzt, muss er praktischer Weise nicht per Fingerdruck unten gehalten werden. (Siehe Kapitel “Kugelmagazin”)

Der Kontrast der offenen Visierung ist sehr dürftig ausgefallen, was vorallem an dem winzigen V-Ausschnitt der Kimme liegt. Das ist nur bei einem gut ausgeleuchteten Zielumfeld brauchbar. Die offene Visierung lässt sich leider nicht justieren. Abträgliche Aspekte im Hinblick auf die Treffsicherheit sind natürlich auch der glatte Lauf sowie die Verwendung von Stahlkugeln. Die Schussenergie reicht aus, um auf üblicher Zimmerdistanz (im Test 7 m) Weißblechdosen bei einem Treffer zuverlässig zu lochen, bzw. einen Treffer anzuzeigen.

Wie bereits erwähnt (siehe Kapitel ”Abzug”) bietet der DAO-Abzug der Waffe keine idealen Voraussetzungen für eine gehobene Schusspräzision (“Loch-in-Loch”). Hin und wieder generiert die “08” mal einen Ausreißer. Die Treffpunktlage der Testwaffe ist absolut zentral ausgerichtet. Die Streuung der Kugeln ist für eine Plinking- und Funshooting-Waffe als durchaus gering zu bezeichnen (siehe Scheiben unten). Der Spiegel einer 10-m-LP-Scheibe ließ sich auf 7 m Distanz zuverlässig treffen, abgesehen von den o. g. wenigen und lediglich moderat abweichenden Ausreißern.

Wie beschrieben besitzt die “Legends”-08 keine treibgasverbrauchende “Blowback”-Funktion und so reichte eine 12g-CO2-Kapsel für bis zu 130 verwertbar verschossene Kugeln aus. Es traten bei der Testwaffe keinerlei Funktionsstörungen auf, die Pistole zeigte im Test eine tadellose Funktion und gab sich sehr gutmütig.

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen bei aufsitzendem Spiegel gehalten. Verwendete Kugeln: “Walther Premium Steel BBs”.

    

    

 

Weiterführende Links:

            

 

Bilderserie unten: Vergleich “Wingun”- 08 (UMAREX “Legends”) versus “Wintech”-P08 (“Gletcher”)

    

    

 

Foto unten. Die beiden Modelle im Vergleich mit der “Schimel GP22”, einer CO2-Replik der “Luger 08” aus den 1940/50er Jahren

Fazit

Die “Legends P08” hinterließ bei den Tests auf dem Schießstand einen durchaus guten Eindruck. Die für das Plinking ausgelegte Non-“Blowback”-Pistole ist zwar preisentsprechend recht spärlich ausgestattet, offenbart aber in Punkto Präzision ihre so nicht zu erwartenden Stärken. Optisch ist die Nachbildung der legandären deutschen WK2-Pistole sehr gelungen, leider sind der berühmte Kniegelenkverschluss und andere Bedienteile nur unbewegliche Fakes. Bei einem Neupreis von deutlich unter 100,- (Internet-Recherche im August 2014) ist das Geld aber nicht nur für absolute “08”-Fans recht gut angelegt.

Für die hier vorgestellte CO2-Pistole des Anbieters UMAREX stehen am Markt derzeit zwei Alternativen (“Gletcher P08” und “Gletcher Parabellum” , auch “GSG P08”, Hersteller = “KWC”) bereit, die vor allem ausstattungsbedingt ihre Vorzüge ausspielen. Als da wären: Bewegliches Kniegelenk, “Blowback”-Funktion und in einem Falle sogar detailgetreue Demontagemöglichkeit.

Wem die anspruchslosere Ausführung (Kniegelenk-Fake, DAO-Abzug, NBB) ausreicht, kann sich die “Legends- P08” aber bedenkenlos nach Hause holen. Eine Enttäuschung ist nicht zu erwarten.

GUNIMO

September 2014