Schimel GP 22

Schimel GP 22 /P22 / (AP22)  -  American Luger

 

Hersteller: “Schimel Arms Company” (CA.) bis 1954 (Inh. O. W. Shimel) / “A.C. Swanson”, Sun Valley (CA.) 1956 - 1958

Modell: “GP22” (auch “P22)” *1

Vorbild: “Luger 08” (9 mm Parabellum)

Serien-Nr.:  G 9560  (eigenes Exemplar)

    

Entwicklung: 1945, Brüder Orville und Clifford Shimel *2 (zunächst in Sun Land, California; spätere Stationen =  North Hollywood und San Fernando)

Fertigungszeitraum: 1946 - 1958

System: CO2, Einzellader

Antrieb: 8g-CO2-Kapsel (alternativ N2O) im Griffstück

Kaliber: 5,5 mm (Diabolo)

Länge: 240 mm

Höhe: 140 mm

Breite: 30 mm

Gewicht: ca. 1.000 g

Abzug: SA, nicht justierbar, definierter Druckpunkt

Lauf: 6.25”, Stahl, gezogen

Sicherung: Abzugssicherung (Druckknopf) oberhalb des Abzugsbügels (Abb. unten)

    

    

Visierung: nicht justierbar (starr)

Mündungsgeschwindigkeit (Vo): ca. 440 f.p.s. (entspr. ca. 134 m/s)

Ausführung: Stahllauf, Druckgussgehäuse, Plastikgriff

Beurteilung: positiv: Gute Verarbeitung; sehr gute Schussleitung und gute Präzision - negativ: starre Visie- rung; nur Einzallader; aufwändiger Ladevorgang; Gaskapselanstich störanfällig; der Kunststoff der Griffschalen neigt bei Alterung zum Schrumpfen, insbesondere unter Einfluss von Wärme und/oder UV-Bestrahlung

Besonderheiten: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist die “Schimel GP22” die erste amerika- nische CO2-Waffe, die Gas-Kartuschen als Antrieb verwendete. - Es wird kolportiert, dass die “Schimel”- Pisto- le, kurz nach ihrer Markteinführung, wegen ihrer großen Ähnlichkeit zum scharfen Original in Los Angeles vor einem Verbot stand. Offenbar hatte das “Los Angeles Police Department” (LAPD) gewisse Sicherheitsbe- denken.

Bewertung: Laut “Blue Book of Aiguns” (6th Edit.) $ 225, bei perfekter Erhaltung

*1 - Frühe Exemplare der “Schimel”-Pistole wurden mit der Bezeichnung “Model P22” gefertigt, also ohne das vorangestellte  “G”. Vermutlich wurde die Bezeichnung “GP 22” (“gas pistol”) als Unterscheidung zur später geplanten (aber nie ausgeführten) “AP 22”-Version eingeführt. “AP” steht für “air pistol”. Die Waffe sollte mit vorkomprimierter Druckluft arbeiten. Im Bild unten eine Modellbeschriftung mit nachträglich eingeschlagenem “G” und oben eine Vorankündigung der “AP22” aus einem “Stoeger”-Katalog der 1950er Jahre.

*2 - Schreibweise des Familiennamens damals ohne “c”

 

Abb. unten: Zeitgenössische Bewerbung der “Schimel GP 22”

Bilder unten: Der Original-Karton

 

Foto unten: Projektilverpackung mit “Schimel”-Aufschrift

Funktion:

Grundlage der oben gezeigten Grafik ist eine Zeichnung von Trevor Adams (Auckland, New Zealand) aus den 1980er Jahren. Trevor Adams ist Autor zahlreicher Fachartikel ("NZ Airgun " magazine) über CO2- und Druck- luftwaffen. Verwendung der von mir modifizierten Zeichnung auf “muzzle.de” mit freundlicher Genehmigung des Urhebers.  http://cinedux.com/

Good morning (here) Andreas. That's fine with me. An acknowledgement for
"NZ Airgun" magazine would be nice ;-) Love your great illustrations of
the gas guns. I'll put a link to your site on my "cinedux.com" one.
Best wishes,
Trevor
27.7.2011

 

                        

Die Pistole ist ein Einzellader. Nach jedem Schuss muss der “reset”-Schieber nach vorne geschoben werden, um die Kammer abzudichten. Geschieht dies nicht, bläst das gesamte CO2-Gas aus der Waffe ab, wenn der Ladehebel (Anstechhebel) betätigt wird. Nun den Ladehebel nach hinten ziehen und wieder nach vorne drücken. Nach dem Einlegen einer neuen CO2-Kapsel in das Griffstück (Öffnung im Griffboden) wird durch das Eindrücken des Anstechhebels (Ladehebel) die Kapsel angestochen um Antriebsgas freizusetzen.

    

Will man ungenutztes Restgas aus der Kapsel abblasen, zieht man den Ladehebel nach hinten und betätigt den Abzug, bis die Waffe entleert ist. Die Verschlusskappe am Griffboden immer nur dann aufschrauben, wenn das gesamte CO2 entströmt ist.

Um ein Pellet zu laden, wird der Verschluss zurückgezogen und das Geschoss in die offene Ladekammer einge- setzt. Dann den Verschuss wieder behutsam zudrücken. Dabei umsichtig agieren, damit das Bleigeschoss sau- ber und ohne Beschädigung in den Laufansatz platziert wird.

    

 

    

 

Manipulationen, Ersatzteile und Probleme

Problemstellen der “Schimel”-Pistole sind u. a. schrumpfende Plastik-Griffschalen, das Abzugszüngel und der Verschlussdeckel der Kapselhülse. Die Ersatzteilbeschaffung ist bei solch alten und raren Sammlerstücken alles andere als einfach, und daher gilt hier besonders: “Augen auf beim Waffenkauf!” Viele angebotene “Schimel”- Exemplare, die auf den ersten Blick mit einen sehr guten Erhaltungszustand aufwarten, sind bei nährerem Hin- sehen manipuliert, aufgehübscht und nachbrüniert.

Beispiel Abzugszüngel: Dieses neigt zum Abbrechen und ist daher stets mit Vorsicht zu betätigen. Die beiden Abbildungen unten zeigen bei näherem Hinsehen das nicht originale, manipulierte Züngel an der von mir erwor- benen Pistole. Darunter das nachträglich zum Austausch beschaffte Originalteil.

    

Beispiel Verschlussdeckel: Dieser ist aus einer spröden Metalllegierung (Druckguss?) gefergt und neigt zu Beschädigungen. Daher diesen immer vorsichtig behandeln und nie mit grobem Werkzeug betätigen. Niemals mit einer Zange den äußeren Rand greifen. - Bei meiner “Schimel” zeigte sich der Verschlussdeckel zwar mit deutlichen, altersbedingten  Gebrauchsspuren, erschien zunächst aber akzeptabel.

Dann die böse Überraschung: Der Deckel ließ sich nicht öffnen, bewegte sich auch bei größter Kraft- anstrengung keinen Milimeter und saß bombenfest. Letztes Mittel war dann das, was man eigentlich unbedingt vermeiden sollte: Das Ansetzen einer Zange am Rand des Deckels. Wichtig dabei ist, die Kapselhülse mit einer zweiten Zange zu halten, damit kein weiterer Schaden am Rahmen im Bereich des Kapselgewindes entsteht. Dann die nächste “Freude”! Die Zange war noch nicht angesetzt, da brach bei der ersten Berührung der Rand des Deckels in vielen kleinen Bröseln ab. (Abb. unten) - Und siehe da: Der Vorbesitzer hatte den rampunierten Deckel vor dem Verkauf manipuliert, mit Kunstharz o. ä. wieder rund modelliert und mit schwarzer Farbe fein aufgehübscht. Fast wie neu. Da hatten also schon rohe Kräfte gewirkt und der entstandene Flurschaden wurde nur mal eben per Augenwischerei  retouschiert. Zu öffnen war der Deckel aber weiterhin nicht, auch nicht per Zange!

    

    

Abb. unten: Ein neu beschaffter, gut erhaltener Original-Schraubdeckel

Beispiel Kapselhülse: Was also tun, wenn sich die ursprüngliche Hülse nicht mehr öffnen lässt? - Eine “neue” zu implementieren ist eine Idee. - Aber auch hier ist die Beschaffbarkeit ein enormes Problem. Als das Teil dann vorlag (Anreise, wie alle genannten Ersatzteile, aus den USA), schon der nächste Tiefschlag: “Schimel”-Hülse ist wohl nicht gleich “Schimel”-Hülse! Die Kenntnis dieser Tatsache ist offenbar nicht allzuweit verbreitet...

Abb unten: Oben die Austauschhülse, deren Gewinde einen geringeren Durchmesser aufweist, dafür aber deutlich länger ist! Unten die aus der Waffe entnommene Hülse. Ergebnis: Das Ersatzteil passt nicht in mein “Schiemel”-Exemplar!! - Ergo: Es bleibt nur, die alte Hülse mit allen Mitteln und unter Inkaufnahme eines Total- schadens von ihrem festsitzenden Deckel zu befreien und dann den neuen Deckel zu verwenden.

    

 

Brüchiger Druckguss: Die Gefahr lauert besonders an dünnwandigen Stellen und Kanten...

    

 

Rare Variante: Die “American Luger” 1956 - 1958 (American Weapons Corporation/Hy Hunter)

Nach dem Bankrott der “Schimel Arms Company” übernahm die “American Weapons Corp.” 1955 deren Produk- tionsinventar und nahm einige Veränderungen an der Pistole vor (gemäß Vertrag mit A.C. Swanson). U. a. wurde ein 8-Schuss-Magazin für Bleirundkugeln (.22) eingesetzt. Die modifizierte Waffe wurde unter dem Namen “American Luger” vermarktet. Dies rief jedoch den amerikanischen Markenrechteinhaber für “Luger” auf den Plan. “Stöger Arms” untersagte die weitere Vermaktung. Diesem Sachverhalt ist es geschuldet, dass die “American Luger” eine absolute Rarität wurde und heute ein gefragtes und hochpreisiges Sammlerstück darstellt.

Siehe: http://www.co2airguns.net/collection/American%20Luger/index.htm

Weitere Links zum Thema:

http://www.co2airguns.net/collection/Schimel%20GP-22/index.htm

http://www.co2airguns.net/collection/Schimel%20P-22/index.htm

http://www.theschimel.com/

 

Danksagungen:

Vielen Dank allen Einsendern für die Überlassung der Fotos für diesen Beitrag auf “muzzle.de”!

Mein besonderer Dank gilt G. Sattler für die großartige Hilfe bei der Beschaffung von Pistole und Ersatzteilen, sowie den außerordentlichen Support bei der Instandsetzung der hier beschriebenen Waffe!

 

GUNIMO

Dezember 2009 / Januar 2010 / August 2010