Baikal MP-655K

Baikal MP-655K

  

Hersteller: “Baikal”

Fertigung: Made in Russia

Deutschland-Importeur: “HW” = Hans Wrage & Co. GmbH, Hamburg

Modell: MP-655-K

Vorbild: Baikal “Viking” MP-446-C, Cal. 9 mm

Serien-Nr.: 09 655 00466

    

System: CO2-Revolversystem mit innenliegender Trommel

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Kaliber: 4,5 mm (.177)

Magazinkapazität: 8 Diabolos/8 Stahl-BBs je Trommel; Reservoir: ca. 100 Stahl-BBs

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Abzug: Double Action (DA) / Single Action (SA) - keine “BlowBack”-Funktion

Abzugscharakteristik: DA = langer Vorzugsweg, hoher Widerstand, kein Druckpunkt  / SA = kein verkürzter Vorzug, verringerter Widerstand, Druckpunkt vorhanden

Lauf: Stahl, gezogen

Lauflänge: ca. 112 mm

Sicherung: Manueller Schwenkhebel beidseitig, blockiert die Abzugsmechanik und den Hahn

Visierung: Horizontal und vertikal justierbar, Visierbild mit gutem Kontrast

Länge: 185 mm

Höhe: 155 mm

Breite: 38 mm

Gewicht: 657 g (leer)

Ausführung/Ausstattung: Schlitten aus Druckguss, schwarz beschichtet - Plastikgriffstück mit Weaverschiene , Griffschalen nur konturierte Fakes - Schlittenfanghebel (manuell), Sicherungshebel, Abzugszüngel, Teile der Innenkonstruktion und der Mechanik, Schlagstück, Magazin-Entriegelungsknopf und Kimmenbauteil aus Stahl.

Lieferumfang: Waffe mit zwei Trommelmagazinen, Manual und Reservedichtungssatz im Pappkarton (Fotos unten)

Bewertung: Ansprechende Verarbeitungsqualität und Wertigkeit, robustes Erscheinungsbild mit leicht rustikaler Anmutung, Preis-Leistungs-Verhältnis o.k..

Besonderheit: Geschossen wird durch den als Federführungsstange “getarnten” Lauf. Die eigentliche Lauföffnung in der Mündung ist ein Fake.

Hinweis: Die Pistole sollte, obwohl herstellerseits dafür ausgelegt, nicht mit Stahl-BBs geschossen werden, da diese den gezogenen Lauf schnell schädigen können und die Schusspräzision dann dauerhaft beeinträchtigt wird.

Erscheinungsjahr: 2008

Preis 2011: ca. 180 EUR

    

Fotos unten: Das Griffstück der “Baikal MP-655K” ist aus Kunststoff mit leicht angerauter Oberfläche gefertigt und bietet Schützen mit mittelgroßen bis großen Händen eine recht gute Handlage, wenngleich die Haptik des etwas spröde wirkenden Plastik in Bezug auf den Griffkomfort nicht wirklich der Weisheit letzter Schluss ist.

    

    

Abbildung oben links: Bei frühen Exemplaren der “MP-655K” wurden silberfarbene Bedienteile (Schlittenfanghebel, Sicherungshebel) verbaut.

Fotos unten: Beim flüchtigen Blick auf die Mündung glaubt man zunächst daran eine Großkaliberwaffe vor sich zu haben. Doch bei näherem Hinsehen wird klar: Die obere Öffnung - mit einem Innendurchmesser von ca. 12 mm - ist lediglich ein Fake. Der eigentliche Lauf für das Projektil sitzt dort, wo man gemeinhin die Federführungsstange erwarten würde. Wer nun glaubt, dass Merkwürdigkeiten dieser Art ganz einmalig sind, der irrt. Man erinnere sich in diesem Zusammenhang an die “Junker 1”.

Wesentlichstes Merkmal dieser “UR-Junker” ist das, was versteckt in ihrem Innern arbeitet und das Schießen mit der CO2-Kalaschnikow überhaupt erst ermöglicht. Es handelt sich dabei um die ins Gewehrgehäuse implementierte CO2-Pistole “Baikal MP-651K”, welche durch den “Reinigungsstab” der Langwaffe hindurchschießt. Von der “MP-651K” wird in diesem Review später noch einmal vergleichend die Rede sein.

                          

Fotos unten und oben rechts: Waffe mit zurückgezogenem und hinten gefangenem Schlitten.

    

Der Schlitten kann in 2 Positionen (siehe dafür vorgesehene Einkerbungen) mittels des manuellen Fanghebels fixiert werden. (Fotos unten).

Im linken Bild ist der Schlitten in Ruheposition, rechts hält der Fanghebel ihn in Ladeposition (einsetzen /entnehmen des Trommelmagazins). Im Foto darunter befindet er sich in der hintersten Postion.

    

 

Abzug und Schlagstück

Die “MP-655K” ist mit einem manuell vorspannbaren Abzug (SA/DA) ausgestattet. Während im Double-Action-Modus den Schützen ein langer Vorzugsweg, bei leider auch recht hohem Widerstand ohne Druckpunkt erwartet, verkürzt sich der Weg im Single-Action-Modus zwar nicht, aber der Abzugswiderstand ist deutlich vermindert und ein klar definierter Druckpunkt kündigt die bevorstehende Schussauslösung an. Durch den Single-Action-Modus (Vorspannen des Schlagstücks) erfolgt keine Trommelrotation. Diese wird, wie auch im DA-Modus, erst durch die Abzugsbetätigung ausgeführt. Hinweis: Das Schlagstück wird durch das Zurückziehen des Schlittens nicht gespannt.

    

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schlo ß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

Das halbmondförmige Abzugszüngel sowie das Schlagstück sind aus Stahl gefertigt. Die „MP-655K“ besitzt keinen klassischen Spannhahn, sondern ein Schlagstück, welches von oben her bis zum Einrasten eingedrückt wird, um die Waffe vorzuspannen.

Fotos unten: Blick auf das Schlagstück. Links entspannt, im rechten Foto vorgespannt (eingedrückt).

    

Fotos unten: Freier Blick auf das Schlagstück bei abgenommenem Schlitten. Im rechten Foto wieder vorgespannt (eingedrückt).

    

Die Sicherung

Fotos unten: Der Sicherungsschwenkhebel ist beidseitig an der Pistole bedienbar. Er blockiert die Abzugsmechanik und blockiert gleichzeitig das Schlagstück, welches sich dann nicht manuell spannen lässt. Auch der Schlitten kann nicht mehr zurückgezogen werden. Im linken Bild ist die Pistole entsichert, der rote Warnpunkt ist entsprechend sichtbar (schussbereit). Das rechte Bild zeigt die gesicherte Waffe.

    

Fotos unten: Der Sicherungsschwenkhebel mit freigelegter Mechanik bei abgenommenem Schlitten.

    

 

Die Visierung

Die offene Visierung der “Baikal”-CO2-Pistole ist sowohl höhen- als auch seitenverstellbar. Kimme und Korn sind ohne zusätzliche Farb- oder Leuchtmarkierungen ausgeführt. Die Visierung ist üppig dimensioniert und bietet einen sehr guten Kontrast.

    

 

Einsetzen der Treibgaskapsel

Der Kapselträger mit Ventil ist ein Plastikmodul. Beim Betätigen des Magazinentrieglungsknopfes (Magazinhalter) rechts- und linksseitig am Griff hinter dem Abzugsbügel, gleitet es leider nicht leichtgängig aus seinem Schacht im Griffstück, sondern muss nachdrücklich von Hand herausgezogen werden.

Foto oben: Durch das Eindrücken des Magazinfußhalters (Pfeil) kann der Magazinfuß nach unten herausgezogen werden (Fotos unten). Nun liegt die vorher abgedeckte Kapselspannschraube zur Benutzung frei.

    

    

Gute Lösung: Der kleine Schlitz am Boden der Abdeckung (Foto oben rechts) kann bei Bedarf als Werkzeug zum Festziehen der Spannschraube eingesetzt werden. Der Hohlraum dieses Bauteils kann als Pellet-/Kugelreservoir genutzt werden (Bild unten links).

                                    

Foto oben rechts: Innerer Teil der Spannschraube, deren Platte gegen den Boden der CO2-Kapsel drückt. Bilder unten: Die Ventileinheit am Kartuschenmagazin. Rechts der Blick auf den Anstechhohldorn, der die Platte am Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet. Darunter eine eingesetzte und angestochene CO2-Kartusche.

    

 

Die Trommelmagazine

Der “Baikal MP-655K” liegen zwei verschiedene Metallmagazine bei. Eines ist für die Benutzung von Stahlrundkugeln ausgelegt, in das andere platziert man Diabolos. Diese Vielseitigkeit kennt man bereits von der “Baikal MP-651K” (vergleiche Bild oben). Jedoch hier wie dort gilt: Die Waffe ist mit einem gezogenen Stahllauf ausgerüstet, der eine ansprechende Präzision gewährt. Die Verwendung der harten Stahlkugeln schädigt schnell die Züge und Felder im Lauf und ruiniert die Zielgenauigkeit. Ich rate daher dringend davon ab, die Pistole mit dieser Munition zu schießen. Merke: Nicht alles was angeboten wird und technisch möglich ist, muss gleichzeitig auch sinnvoll sein.

Fotos unten: Vorder- und Rückansicht der beiden bestückten Magazine. Bei der Trommel für die magnetischen Stahl-BBs sieht man den mittig implementierten Ringmagneten, der die Kugeln fixiert. Blei hingegen ist kein magnetisches Metall, daher entfällt der Magnet beim Diabolo-Magazin (jeweils links im Bild). Der starke Magnet hat im Übrigen den Nachteil, dass sich das Trommelmagazin nur mit Mühe und einem passenden Hilfsmittel aus dem schmalen Ladeschacht der Pistole herausfummeln lässt. Im unteren Foto sieht man die Rastung für den Trommelstransport. Dort greift die bewegliche Transportklinke bei Abzugsbetätigung hinein und dreht die Trommel um eine Kammer weiter.

Foto unten: Trommel für Stahrundlkugeln mit Verengung der Kammern (Pfeil) die verhindern, dass die Kugeln nach hinten durch fallen.

Fotos unten: Das Einsetzen der Trommel. 1.) Kapselträgermagazin sicherheitshalber aus der Waffe nehmen. 2.) Schlitten in die erste Rastung nach hinten ziehen. 3.) Den “falschen Lauf” ganz nach vorne schieben. 4.) Trommelmagazin einsetzen. 5.) Den “falschen Lauf” wieder bis zum Einrasten nach hinten schieben, sodass die Trommel davon überdeckt wird. 6.) Durch Betätigen des Fanghebels den Schlitten wieder freigeben. 7.) CO2- Trägermagazin wieder in den Griffschacht der Pistole schieben.

    

    

Fotos unten: Achtung! Die Waffe hat einen Mechanismus der verhindert, dass man bei leerem Magazin den Abzug durchziehen kann (Verhinderung von ungewollten Leerschüssen). Dabei handelt es sich um den weißen, angeschrägten Stift, der ggf. in die leere Trommelkammer hineingreift. Bei gefüllter Kammer gleitet der Zapfen darüber hinweg. Leider kann es bei nicht tief genug gesetzten oder verrutschten Diabolos auch mal zu Fehlfunktionen kommen, sodaß der Zapfen die Kammer irrtümlich als leer anzeigt und die Rotation der Trommel blockiert. Dann auf keinen Fall den Abzug mit Gewalt gegen diese Blockade durchziehen, da ansonsten dieser Stift abbricht! Es ist aus diesem Grunde sinnvoll, die Diabolos so tief in die Kammern zu setzen, dass deren Köpfe bündig mit der Trommelseite abschließen. Wer die Waffe Leerabschlagen möchte, kann dies bei entnommenem Tromelmagazin natürlich durchführen.

Blick von links->     <- Blick von rechts

Fotos unten: Blick auf die in die Ladeluke eingesetzte Trommel. Links Diabolotrommel, rechts BB-Trommel.

    

Bei der Verwendung der BB-Trommel kann zusätzlich eine adäquate Menge Stahlkugeln in die Reservoirkammer vor die Tommel geschüttet werden. Bis zu 100 Kugeln finden dort Platz (Fotos unten). Ein federbelasteter Schieber drückt den Nachschub sukzessive in die entleerten Trommelkammen. Das Magazin muss zum Nachladen also nicht jedesmal entnommen werden.

    

Die drei Löcher im Pseudolauf (siehe Pfeil im Bild unten links) dienen als Ladestandsanzeige für die Kugelkammer.

                    

Fotos oben rechts und unten: Bei, Blick in den Ladeschacht sieht man die bewegliche Transportklinke für die Trommelmagazine. Diese greift bei Abzugsbetätigung in die Transportrastung der Trommel und dreht diese um eine Kammer weiter. Das nächste Diabolo liegt dann abschussbereit vor dem Laufeingang.

 

Demontage der Pistole

Die Pistole ist in mehrere Teile demontierbar. Dazu entnimmt man zunächst den CO2-Trägeraus dem Griffstück und ein ggf. eingesetztes Trommelmagazin aus dem Ladeschacht. Dann den Schlitten ganz zurück bewegen, hinten am Anschlag nach oben wegkippen und dann nach vorne vom Rahmen abnehmen.

Foto oben: Drückt man den Schlittenfang-/Zerlegehebel von rechts aus dem Rahmen und zieht diesen heraus, kann auch noch die Lauf-/Abzugs-/Schlagstückeinheit vom Griffstück entfernt werden. (Vorgang ohne Abbildungen).

Foto unten: “Baikal MP-651K” (oben) vs. Baikal “MP-655K”.

Foto unten: “Baikal MP-654K” (unten) vs. Baikal “MP-655K”.

 

Fazit:

Die Baikal “MP-655K” ist im Prinzip eine Weiterentwicklung des Modells “MP-651K”, zumindest wenn man die unverkennbaren, technischen Ähnlichkeiten betrachtet. Qualitativ, optisch und gesamtfunktionell liegen dann aber bereits Welten zwischen diesen beiden Modellen. Und so erhält der Käufer der “MP-655K” eine robuste, gut ausgestattete und mit Diabolos durchaus präzise schießende Plinking-Kurzwaffe. Der Verzicht auf das Schießen mit Stahl-BBs sei an dieser Stelle nochmals dringend angeraten. Größtes Manko der Pistole ist aus meiner Sicht das billig und geradezu zerbrechlich wirkende Plastikmodul zur Arretierung des eingesetzten Trommelmagazins, bestehend aus Fake-Lauf, Kugelzuführungsmechanismus und Trommelrotationsstopp. Dessen Machart wird der ansonsten kernig-stabilen Ausprägung der “MP-655K” absolut nicht gerecht.

CO2-Waffensammler sollten an der Pistole auf keinen Fall vorbeigehen, denn die Kuriosität des als Federführungsstange “getarnten” unteren Laufs, macht den CO2-Nachbau der “Viking” MP-446-C (Cal. 9 mm) recht interessant und irgendwie dann auch “besonders”.

 

GUNIMO

Oktober/November 2011