Laufherstellung

Laufherstellung

  

Begrifferklärung:

Gezogener Lauf – Mit spiralförmig angebrachten Zügen und Feldern ausgestatteter Lauf, in die das Projektil hineingepresst wird, wodurch dieses in Rotation versetzt wird, was der Stabilisierung der Flugbahn dient. Überwiegend drehen sich die Längsnuten rechts herum (rechtsgängig) durch den Lauf, man spricht dann von "Rechtsdrall". Unterschieden werden seichte und tiefe Züge: Seichte Züge haben eine Tiefe von lediglich 0,05mm, tiefe Züge von bis zu 0,3 mm. Es gibt Waffen mit wenigen, andere mit neun oder zwölf Zügen.

Drall - Die Drehbewegung des Geschosses um die Längsachse der Laufseele. Der Drall sorgt für eine stabilere Flugbahn und damit bessere Präzision und Schussweite der Waffe. Er entsteht durch spiralförmige Einschnitte (Züge) und Erhöhungen (Felder) im Lauf, die das Geschoß zum Rotieren bringen. Ein Projektil kann bis zu 3500 U/min rotieren, wenn es den Lauf verlässt. Die Dralllänge ist das Maß der Laufstrecke, in der sich das Geschoß einmal um seine Längsachse dreht. Beispiel: Dreht sich das Projektil bei einem Lauf von 40 cm Länge zwei mal bis zur Mündung, hat dieser eine Drall-Länge von 20 cm. Die Dralllängen schwanken je nach Kaliber und Hersteller zwischen 20 und 40 cm.

Felder – Erhöhungen in gezogenen Läufen. Zusammen mit den Zügen setzen sie ein abgefeuertes Geschoss in eine Rotationsbewegung, was der Stabilisierung des Flugverhaltens dient.

Züge - Vertiefungen in gezogenen Läufen. Zusammen mit den Feldern setzen sie ein abgefeuertes Geschoss in eine Rotationsbewegung, was der Stabilisierung des Flugverhaltens dient.

Glatter Lauf – Lauf ohne Felder und Züge. Z. B. Schrotlauf, aber auch bei Luftpistolen eingesetzt, die für das Verschießen von Stahlgeschossen (BBs, Federbolzen)) ausgelegt sind.

Um zum Ergebnis eines gezogenen Laufs zu gelangen, gibt es drei gebräuchliche Herstellungsmethoden.

„Ziehen“: Bei diesem Herstellverfahren wird ein sogenanntes Ziehmesser durch den Laufrohling gezogen, wobei entweder der eingespannte Lauf oder die Ziehstange mit dem Messer gedreht werden um die spiralförmigen Windungen zu erzielen. Es sind mehrere Arbeitsschritte notwendig, bis durch das Ausspanen des Stahllaufs die Züge auf ihre volle Tiefe gebracht sind. Danach erfolgt die Glättung der rauen Oberflächen. Dieser Arbeitsschritt wird als „Lapping“ bezeichnet.

„Knopfziehen“: Bei diesem Arbeitsverfahren wird ein Metallstück, der sogenannte „Knopf“, welches außenseitig das Inversprofil des Laufes trägt, mit großer Kraft durch den Laufrohling gezogen. Dieser Rohling muss natürlich mit einem geringeren Innendurchmesser vorgebohrt sein, damit das Profil in voller Tiefe gezogen werden kann. Oftmals muss der Lauf nach diesem harten Arbeitsgang gerichtet werden (Begradigung der Laufachse/Laufseele).

„Hämmern“: Anders als beim Ziehen, wird der Laufrohling hierbei mit einem größeren Innendurchmesser vorgebohrt, als für den endgültigen Diameter vorgesehen. Dann wird der Lauf innen feingeschliffen. Der Fachmann spricht bei diesem Arbeitsgang vom „Honen“. Nach dieser Vorbereitung wird ein hochfester Dorn in den Lauf eingebracht, der außen das Negativprofil der Felder und Züge führt. Mit ungeheurer Energie bearbeiten außen um den Lauf platzierte Schmiedehämmer nun den Rohling und verdichten das Material soweit, bis sich die Züge und Felder im Innern des Laufrohlings abgedrückt haben. Dabei entsteht eine exakte, glatte und widerstandsfähige Oberfläche im Innern, sodass kein Nachbearbeitungsgang mehr erforderlich ist.

Bild unten: Blick in die Mündung einer Luftpistole im Kaliber 6,35 mm (.25) mit gezogenem Lauf.

Der gezogene Lauf ist offenbar eine deutsche Erfindung, die im ausgehenden 15. Jahrhundert gemacht wurde. Die ersten gezogenen Gewehre wurden wohl deshalb hergestellt, um das Laden einer Waffe mit einer genau passenden Kugel zu erleichtern. Daher waren die Züge zunächst gerade, also ohne Windung ausgelegt, und dienten lediglich dazu, die Reibung der Kugel im Lauf zu verringern. Die Geschosse wurden mit einem sogenannten “Pflaster”, einem gefetteten Tuchstück umgeben und konnten so, ohne allzugroßen Widerstand, mit dem Ladestock in den Lauf hineingestoßen werden.

GUNIMO

 

“You Tube” Video aus Februar 2024 zum Thema Kaliber-Angaben von “CMS Tactical Solutions”

https://www.youtube.com/watch?v=Ptszi5xhzX4

 

Juni 2005 / Februar 2024