Ruger Mark IV Hunter

Ruger Mark IV Hunter

    

Hersteller/Anbieter: UMAREX GmbH & Co. KG

Modell: Ruger Mark IV Hunter

Vorbild: Ruger Mark IV Hunter .22LR

Markings: originale “Ruger”-Beschriftung aufgrund Lizenzvertrag durch UMAREX

Serien-Nr.: D22A152868 (schwarz)   und   D22A153909 (silber/Stainless-Look)

    

    

Kaliber: 4,5 mm (.177), Diabolo

Kapazität: Einzellader

System: Kipplauf, Federdruck

Energie: < 4 Joule

    

Länge: 280 mm

Höhe: 140 mm

Breite: 31 mm

Gewicht: 610 g (leer)

Abzug: Single Action

Visierung: offene Visierung - Balkenkorn mit lichtbündelnder, roter Fieberoptik, starr - Kimme vertikal und horizontal justierbar

Visierlinie: 235 mm

Lauflänge: 135 mm, gezogener Stahllauf

Abzugsverhalten: sehr kurzer Vorzugsweg - Druckpunkt mit hohem Abzugswiderstand

Sicherung: manuell - Schwenkhebel linksseitig über der Griffschale, sperrt die Abzugsmechanik - automatische Sicherung der Waffe beim Spannvorgang, Pistole muss vor jeder Schussauslösung wieder entsichert werden

    

Lieferumfang: Waffe mit Manual im bedruckten Pappkarton

Ausführung: Druckgussystemgehäuse - Stahllauf im kunststoffbeschichteten Druckgussmantel - Spanngestänge aus Stahl - Griffstück Polymer - Kunststoffgriffschalen

Bewertung: saubere Verarbeitungsqualität - ansprechendes Design, optisch soweit möglich nahe am Vorbild - angenehmes Handling - viele Bedienteile nur Fakes

Preis Deutschland, Mai 2022: ca. 75,- EUR (schwarz) / ca. 85,- EUR (silber)  -  lieferbar ab Mai/2022

Preis USA, Mai 2022: ca. 55,- US-$ (schwarz)

Lieferant: Pistolen gekauft bei  https://www.brucklacher.eu/

    

 

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Das Vorbild

Die halbautomatische “Ruger Mk IV” (“Mark Four”), Kaliber .22LR, des Herstellers “Sturm, Ruger & Co. Inc.” (USA) kam 2016 als Nachfolgerin der “Mk III” auf den Markt. Die “Mk I” (Ruger Standard) wurde von William Ruger Anno 1949 entworfen, in Anlehnung an die japanische “Nambu”-Pistole (WK 2).

Fotos Hunter: “Mk IV” in der Version “Hunter”

Fotos unten: Die “Mk IV” in der Standardausführung

    

    

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Die “Ruger Mk. IV Hunter” ist zwar optisch einem originalen Vorbild nachempfunden, aber die meisten Bedienteile der Real-Steel-Waffe sind beim Druckluftpendant funktionsbedingt natürlich nur Fakes. Das Spanngestänge unter dem Laufmantel der Kipplauf-Pistole ist auch nicht gerade ein Design-Leckerbissen (Bilder unten). Dennoch kann die Federdruckwaffe optisch durchaus gefallen, wie ich finde. Aber über Geschmack lässt sich ja vortrefflich streiten.

 

Mündungsansicht

Fotos unten: Der gezogene Stahllauf (Lauflänge: 135 mm) sitzt nicht zentriert im Laufmantel, sondern außermittig etwas nach oben versetzt.

    

 

Fake-Bedienteile

Der Sicherungshebel auf der rechten Seite der Pistole ist ohne Funktion und lediglich angedeutet (Foto unten links). Das ist nicht nur optisch eine Einbuße, sondern auch für das Handling durch Linksschützen ein praktischer Nachteil. - Foto unten rechts: Die Magazinentriegelung (weißer Pfeil) am Griffstück ist auch nur augenwischerei, denn ein Magazin ist bei diesem Einzellader natürlich nicht vorhanden.

    

Am Griffboden befindet sich die Andeutug eines Magazinschuhs mit “Ruger”-Emblem (Bilder unten):

    

Fotos unten: Auf der rechten Seite des Systemkorpus ist ein Hülsenauswurffenster mit Auszieherkralle angedeutet.

    

Fotos unten: “Ruger”-Emblem unter der Abschlusskappe des Systemkorpus am Heck der Pistole. Beim realen Vorbild ist das der Take-down Button.

    

 

Griffschalen

Während die “Mk. IV” in der Stainless-Variante braune Plastikgriffschalen in Holzoptik mitbringt, sind auf der schwarz beschichteten Version passende schwarze Schalen montiert. Beiden Varianten ist gemein, dass die Ausführung der Schalen recht dünn ausfällt und sie damit haptisch eher nicht sonderlich robust wirken. Direkt knarzig fühlen sie sich allerdings nicht an. - Immerhin!

Auch an dieser Stelle befinden sich beidseitig die “Ruger”-Embleme, was Dank eines Lizenzvertrages zwischen “UMAREX” und “Ruger” möglich ist.

    

 

Manuelle Sicherung

Die “Ruger Mk. IV”-Luftpistole ist mit einer manuellen Sicherung ausgestattet. Sie befindet sich oberhalb des Griffstücks auf der linken Seite der Waffe. In Position “S” für “safe” (sicher) wird die Abzugsmechanik gesperrt. Spannt man die Waffe durch knicken des Laufs, wird sie dabei jedes mal automatisch gesichert. Der Hebel bewegt sich dann von Position “F” (fire) nach “S”. Vor der Schussabgabe muss die Sicherung also jeweils wieder manuell deaktiviert werden (Bilder unten).

Den Entsicherungsvorgang vor jedem Schuss durchführen zu müssen klingt zunächst erst mal lästig. Unter Sicherheitsaspekten ist das jedoch absolut sinnvoll, weil man beim Spannvorgang recht rustikal mit der Waffe hantiert und einer ungewollten Schussabgabe somit vorgebeugt wird. Man gewöhnt sich sehr schnell an den Vorgang.

    

    

 

Offene Visierung

Die Visierung besteht aus einem starren Balkenkorn mit lichtbündelnder, roter Fieberoptik auf einem hohen Kornsockel, sowie einer vertikal und horizontal justierbaren Kimme. Bei guter Umfeldausleuchtung ist der Visiernkonrast brauchbar, die rote Merkierung fällt kaum verbessernd ins Gewicht, da die Leuchtintensität für meinen Geschmack sehr schwach ausfällt.

    

    

    

Foto unten: Die Visierlinie hat eine Länge von 235 mm.

Die Kimmenjustierung erfolgt durch das Drehen der Stellschrauben mittels Schlitzschraubendreher. Leider sind die Schrauben unterschiedlich groß, was das Vorhalten von zwei geeigneten Werkzeugen erfordert. Die Verstellung läuft stufenlos, also ohne Klickrastung. Auch eine Skalierung fehlt. - Vorgehensweise siehe Abb. unten aus der Bedienungsanleitung.

    

    

    

 

Abzug

Die “Ruger Mark IV Hunter” hat ein etwas gewöhnungsbedürftiges Abzugsverhalten. Nach dem Spannen, Laden und Entsichern nimmt der Schütze nach minimalem und leichtem Vorzugsweg sofort den kräftigen Druckpunkt. Nach der Überwindung des recht hohen Abzugswiderstands, der das Verreißen der Pistole durch den Schützen befördert, löst der Schuss trocken aus. Single-Action-Abzug.

    

 

Begrifferläuterungen

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloss (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. “Double Action Only” (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein “Single-Action”-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

Weiterführende Links:

        

 

Warnhinweis: Das Leerabschlagen einer Druckluftwaffe

Das “Schießen” ohne Projektil, das sog. “Leerabschlagen” einer Waffe, ist bei CO2-Waffen unbedenklich, da keine mechanische Mehrbelastung zum “normalen” Schießbetrieb auftritt. Wenn eine CO2-Kapsel eingelegt ist, wird natürlich eine adäquate Menge Treibgas verbraucht, da der Ventilstößel durch den auftreffenden Hahn betätigt wird und das Ventil kurz öffnet.

Schädlich ist das Leerabschlagen aber für Federdruckwaffen.  Grund: Der Kolben im Kompressionsraum schlägt dann mit großer Wucht vorne im System an, da der Gegendruck durch das Luftpolster (Staudruck) fehlt, welches das in den Lauf implementierte Projektil hinter sich aufbaut (Antriebsdruck). Durch dieses Luftpolster wird der Kolben wegen des sich aufbauenden Gegendrucks deutlich abgebremst. (Abb. unten, vereinfachte Darstellung)

Fehlt dieser bremsende Effekt durch das Geschoss, kann die Waffe schnell Schaden nehmen. Druckluftwaffen, die mit Pressluft oder vorkomprimierter Luft arbeiten (z.B. “Weihrauch žHW40PCA”), sind dementsprechend beim Leerabschlagen nicht gefährdet. Achtung! Auch die Verwendung von Laufreinigungsfilzen hat quasi den gleichen Effekt wie das Leerabschlagen, daher sollte man immer ein Diabolo hinter einen Reinigungsfilz laden und beides zusammen verschießen.

 

Spannvorgang

Bei der “Hunter” handelt es sich technisch um eine Federdruckwaffe mit Kipplauf-Spannvorgang. (Funktionsprinzip siehe Zeichnung oben)

Fotos oben und unten: Der Lauf dient, wie bei “Knickern” üblich, als Spannhebel um die Feder im Kompressionsraum zu spannen. Der Spannvorgang ist relativ leichtgängig, da kein sehr starker Federwiderstand entgegengesetzt wird. Das etwas scharfkantige Balkenkorn auf seinem hohen Sockel über der Mündung stört beim kräftigen Zufassen. Echte Handverletzungen sind zwar nicht wirklich zu befürchten aber schmerzhafte Druckstellen trägt man bei häufiger Anwendung schon davon. Außerdem könnte u. U. eine Beschädigung des Leuchtstabs auftreten. Ein schützender Korntunnel ist nicht vorhanden. - Um das Spannen erträglicher zu machen, lohnt es sich einen Handschuh zu tragen, der auch beim Schießen nicht stört. Sehr gut geeignet sind dafür handelsübliche Handschuhe für Biker (Fotos unten).

    

Fotos unten: Die Kipplaufverriegelung der “Mk. IV” ist per Nut und Feder gelöst. Das ist eine eher seltene Bauweise und man darf gespannt sein, wie dauerhaft haltbar dieser Klemm-Mechanismus nach häufigem Gebrauch sein wird, ohne dass der Lauf bei geschlossenem System anfängt zu schlackern.

    

    

Meistens kommen bei Kipplaufwaffen Klinken- oder Kugel-/Zylinderverschlüsse zum Einsatz, wie z. B. bei der “Browning Buck Mark URX” (Bilder unten). Als Laufarretierung dient dort ein federbelasteter, spitz zulaufender, zylindrischer Einsatz über dem Laufeingang. Dieser besteht aus einer nicht magnetischen Metall-Legierung.

        

 

Fotos unten: Die “Mark IV Hunter” besitzt einen gezogenen Lauf. Im Bild unten links kann man die Züge und Felder sehen. Es handelt sich um einen Einzellader, bei dem das Diabolo direkt in den Laufansatz implementiert wird.

    

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Ruger Mk. IV” zeigte sich im Test als eine sehr ansprechende Hobby- und Freizeitpistole, die sich durch angenehmes Handling, leichte Bedienbarkeit und gute, ausgewogene Handlage auszeichnet. Die Giffschalen sind zwar haptisch nicht die Besten, bieten aber dennoch ausreichend Grip. Der Griffumfang ist für mittelgroße Hände perfekt geeignet. Die lediglich 610 g wiegende Pistole lässt sich auch von körperlich schwächeren Anwendern ruhig im Anschlag halten.

Der Spannvorgang ist relativ leichtgängig und lässt die Waffe diesbezüglich auch für jugendliche ( gesetztliche Regelungen beachten) und/oder zarte, weibliche Schützen/-innen gut geeignet erscheinen. Das etwas scharfkantige, hohe Balkenkorn mit integriertem Leuchtstab, stört beim kräftigen Zufassen und generiert unangenehme Druckstellen an der Hand. Um das Spannen erträglicher zu machen, ist es durchaus ratsam einen Handschuh zu tragen. Eine Spannhilfe (Hebelverlängerung) liegt der Waffe nicht bei.

Wie bereits im Kapitel “Abzug” dieses Reviews erwähnt, besitzt die Pistole ein etwas gewöhnungsbedürftiges Abzugsverhalten. Nach dem Spannen, Laden und Entsichern nimmt der Abzugsfinger zunächst einen ganz minimalen, sehr leichten Vorzugsweg wahr, dem ein kräftiger Druckpunkt folgt. Nach der Überwindung des recht hohen Abzugswiderstands löst der Schuss trocken und unvermittelt aus. Insbesondere bei ungeübten Schützen fördert das leider das Verreißen der Waffe aus dem idealen Anschlagpunkt.

Nach einer gewissen Eingewöhnugszeit kommt man aber ganz gut mit diesen Umständen zurecht, auch wenn das natürlich keine als optimal zu bezeichnende Charakteristik darstellt. Aber man sollte stets im Auge behalten, dass die “Ruger Mark IV” eine preiswerte Hobby- und Freizeitpistole ist und keine hochpreisige Matchwaffe. An der offenen Visierung gibt es nicht viel zu kritisieren. Die Kimme ist sowohl höhen- als auch seitenverstellbar und bietet einen ausreichend guten Kontrast, wenn das Umfeld gut ausgeleuchtet ist.

Für Linksschützen ist es nachteilig, dass der Sicherungshebel nur auf der linken Waffenseite zu betätigen ist, denn die beim Spannen automatisch greifende Abzugssicherung muss per Hebel vor jedem Schuss erneut in die “Fire”-Position gebracht werden. Das erfordert jedesmal ein umständliches Umgreifen für den Linkshänder.

Dass diese Pistole leistungstechnisch eher zu den schwächeren Federdruckwaffen zu zählen ist, dürfte jedem klar sein, was aber keinen grundsätzlichen Nachteil darstellt. Auf den hausüblichen Indoor-Distanzen, die einem Hobbyschützen in der Regel zur Verfügung stehen, benötigt man nicht unbedingt mehr Power, als die “Mk. IV” zu leisten vermag. Wie sich im Test herausstellte, stand ausreichend Energie zum Löcherstanzen in LP-Scheiben und zum Lochen handelsüblicher Weißblech- und Getränkedosen zur Verfügung. Die Präzision auf 7 m ist für eine Pistole dieser Ausprägung absolut zufriedenstellend, wie die u. a. Trefferbilder mit nur wenigen “Ausreißern” zeigen. Das garantiert anhaltende Motivation und viel Schießspaß.

Scheiben unten: “Ruger Mk IV”, schwarze Variante, 10 m-LP-Scheibe, Distanz 7 m, 10 Schuss, mit aufgelegten Unterarmen im beidhändigen Anschlag bei aufsitzendem Spiegel geschossen, Diabolos: “H&N Diabolo Sport”.

    

Scheiben unten: “Ruger Mk IV”, silberne Variante, 10 m-LP-Scheibe, Distanz 7 m, 10 Schuss, mit aufgelegten Unterarmen im beidhändigen Anschlag bei aufsitzendem Spiegel geschossen, Diabolos: “H&N Diabolo Sport”.

    

Ich konnte mich nicht entscheiden, welche Version mir besser gefällt. Darum habe ich kurzerhand beide gekauft. :-)

Fazit

Mit der “Ruger Mark IV Hunter” hat UMAREX eine interessante Look-Alike Federdruck-Pistole auf den Markt gebracht, die mit rund 80 EUR im unterer Preissegment angesiedelt ist und an die Stärken der bekannten “Browning Buck Mark URX” anknüpft, die vor knapp 10 Jahren erschien. So kann auch die “Mark IV” in Bezug auf ihr einfaches Handling ebenso punkten wie bei der Praxistauglichkeit auf dem Freizeitschießstand. Natürlich kann man für eher “kleines Geld” keine High-End-Ausstättungsdetails erwarten, der Käufer erhält aber einen absolut adäquaten Gegenwert in die Hand gegeben. Hervorzuheben sind dabei der gezogene Lauf und die justierbare Visierung. So kann ich hier gerne eine Kaufempfehlung abgeben an alle, die für ein paar spaßige Runden auf dem Schießstand zu haben sind, ohne sich gleich in größere Kosten stürzen zu wollen. Absolute Sparfüchse greifen dann vielleicht aber doch eher zur “Browning Buck Mark URX”, die mit unter 60,- EUR noch einen Deut preisgünstiger zum Käufer kommt.

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Vergleichsprodukt: “Browning Buck Mark URX”

Wer sich bei Ansicht der von UMAREX neu angebotenen “Ruger Mark IV Hunter” gedacht hat: “Irgendwie kommt mir die Pistole bekannt vor...” - der hat nicht ganz zu Unrecht dieses Gefühl verspürt. Denn mit der “Browning Buck Mark URX” hatte das sauerländische Unternehmen bereits Anno 2012 ein recht ähnliches Produkt vermarktet, welches auch heute noch für unter 60 EUR im Handel erhältlich ist.

                    

 

GUNIMO

Mai/Juni 2022