Walther PPS

Walther PPS  /  PPS M2

    

Anbieter: UMAREX Sportwaffen GmbH & Co. KG

Hersteller: “Wingun” (Made in Taiwan)

Modell: Walther PPS (Lizenznachbau), “PPS” = Polizeipistole schmal

Vorbild: Walther PPS (Kaliber: 9mm x 19 bzw. .40 S&W)

Serien-Nr.: 14A87318

System: CO2-Semiautomatik, “BlowBack”-Funktion

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca. 108 Kugeln

Kaliber: 4,5 mm Rundkugel (.177)

Magazinkapazität: 18 Kugeln

Geschossgeschwindigkeit (Vo): ca. 125 m/s (Herstellerangabe)

Abzug: Single Action Only (SAO)

Abzugscharakteristik: Langer, kriechender, ruckelig-kratziger Vorzug - kein Druckpunkt vor Schussauslösung

Lauf: Stahl, glatt (ohne Züge)

Lauflänge: 85 mm

Sicherung: Manueller Druckknopf am Abzugszüngel, blockiert die Abzugsmechanik

Visierung: Nicht justierbar (starr)

Visierlänge: 136 mm

Länge: 162 mm

Höhe: 135 mm

Breite: 25 mm

Gewicht: 562 g (leer)

Ausführung: Metallschlitten (schwarz beschichtet) - Polymergriffstück - Zubehörschiene unter dem Lauf - Bedienteile überwiegend voll funktionsfähig - Zerlegehebel (Laufhalter) Fake - “BlowBack”-Funktion - Schlittenfang nach letztem Schuss gegeben

Lieferumfang: Pistole mit Manual im Pappkarton

Bewertung: Saubere Verarbeitung - Plinking-Waffe mit relativ realitätsnaher Funktion - angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis - ärgerlich ist die viel zu tiefe Treffpunktlage und die mangelnde Präzision (beim getesteten Exemplar)

Bemerkung: Das Großkalibervorbild besitzt im Gegensatz zur CO2-Replik einen Spannabzug (Double-Action-Only).

Preis 2014/2015: ca. 100 - 110,- EUR

Waffe geliefert von “Teutenberg & Sohn” (Werl): http://www.teutenberg-werl.de/

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Das Original:

    

“Walter PPS” (Polizeipistole schmal), Nachfolgemodell der “Walther PPK” (Polizeipistole kurz)

Selbstlader im Kaliber 9mm x 19 (bzw. .40 S&W) - Schusskapazität: 6 / 7 / 8 Schuss - S / M / L Magazin

Sicherung: Schlagbolzen- und Züngelsicherung, QuickSafe

Ladestandsanzeige: Aussparung oben, am hinteren Ende des Auswurffensters

Griff: Zwei auswechselbare Griffrücken, 3 unterschiedliche G

Abzug: Spannabzug  - Teilgespanntes Schlagbolzenschloss, Abzugsgewicht: 2700 g

Visierlänge: 137 mm

Lauf: 6 Züge/Felder, Lauflänge 81 mm

Abmessungen: 160/112/23 (27)

Griffumfang: 134 mm

Gewicht ohne Magazin: 550 g

Preis: ca. 750,- EUR

    

    

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Griffstück

Das Polymergriffstück der “Walther PPS” ist mit vielen Riffelungen, Ansätzen und Spalten ausgeführt und wirkt optisch daher sehr zerklüftet, was mir persönlich nicht sonderlich gut gefällt. Haptisch ist die Ausführung allerdings einwandfrei. Das Griffstück bietet guten Grip und für kleine bis mittelgroße Hände eine angenehme Ergonomie. Durch die vorhandene Namenslizenz (“Walther” gehört zum “UMAREX”-Konsortium) kann “UMAREX” die originale “Walther”-Schleife nebst Modellbezeichnung “PPS” durch den Hersteler “WinGun” aufbringen lassen.

    

    

 

Begrifferläuterungen

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

 

Abzug, Verschluss, “BlowBack”

Die “PPS” hat eine “BlowBack”-Funktion und verfügt über einen beweglichen Metallschlitten (Verschluss) mit funktionsfähigem Schlittenfanghebel. Nach dem letzten abgegebenen Schuss sperrt das entleerte Magazin den Schlittenvorlauf. Der Schlitten ist leichtgängig, läuft sauber auf seiner Schiene und generiert trotzdem keineswegs einen klapprigen Eindruck. Selbst dann nicht, wenn man ruckartige Bewegungen mit der Schusshand vollführt. Die Pistole hat keinen Spannabzug (DA), sondern eine SA-Only-Einrichtung, die zunächst manuelles Vorspannen bedingt. Im weiteren Verlauf übernimmt das “BlowBack” den Schlittenrücklauf und damit das Spannen des innenliegenden Schlagstücks. Die Waffe hat keinen Hahn. Die Abzugscharakteristik lässt bei bestücktem Magazin leider zu wünschen übrig: Einem langen, kriechenden, kratzigen bis fast ruckeligem Vorzugsweg folgt kein Druckpunkt vor der Schussauslösung.

Hinweis: Das Großkalibervorbild besitzt im Gegensatz zur CO2-Replik einen Spannabzug (Double-Action-Only).

Die vorallem bei den “Glock”-Feuerwaffen übliche Abzugssicherung im Züngel, wie sie auch bei der “scharfen” “Walther PPS” zum Einsatz kommt und die ein Durchziehen des Züngels erst nach deren Eindrücken zulässt, ist bei der “PPS”-CO2-Replik nicht mal als Fake nachempfunden, sondern schlicht nicht vorhanden.

    

    

Fotos unten: Der Magazinhalter am Abzugsbügel

    

    

Fotos unten: “PPS” mit hinten gefangenem Verschluss (zurückgezogenem Schlitten). Der Schlittenfanghebel greift in die vordere Aussparung (Fangraste) am Schlitten. Drückt man den Hebel nach unten, wird der Verschluss freigegeben und der Schlitten gleitet wieder nach vorne in seine Ruheposition.

    

    

    

Fotos unten: Blick auf das “Hülsenauswurffenster. Unten bei hinten gefangenem Verschluss. Beim Großkalibervorbild findet sich dort (weißer Pfeil) die Ladestandsanzeige, bei der CO2-Version ist dies ein Fake.

 

Sicherung

Die Funktionsweise der Abzugssicherung ist bei der CO2-Pistole praktisch gelöst. Auf der der rechten Seite des Züngels ragt ein Knopf heraus. Versucht man das Züngel so durchzuziehen, bleibt dieser Knopf am Gehäuse hängen und blockiert so die Schussauslösung.

    

    

Von der gegenüberliegenden, linken Seite des Züngels aus, präsentiert sich der Knopf entsprechend eingedrückt (= safe). Bilder unten:

    

Fotos unten: Folgt man der rechtsseitig zu sehenden Aufforderung “push to fire” und drückt diesen Knopf ein,..

    

...dann ragt er linksseitig heraus, und zeigt einen roten Ring, welcher den ungesicherten Zustand anzeigt.

    

Auf dieser Seite der Waffe befindet sich am Gehäuse eine adäquate Aussparung, sodass der Knopf im Gehäuse verschwinden kann. So kann man das Züngel ausreichend weit durchziehen um die Schussauslösung zu generieren (Fotos unten).

    

    

 

Visierung

Leider verfügt die “PPS” über keine justierbare Visierung. Kimme und Korn sind also statisch. Beide Komponenten sind mit weißen Markierungspunkten versehen, um die Zielerfassung zu erleichtern (Fotos unten). Bei hell ausgeleuchtetem Zielumfeld bietet die offene Visierung guten Kontrast.

    

    

 

Implementierung der 12-g-CO2-Kartusche

Um die CO2-Kartusche ins Griffstück einsetzen zu können, muss zunächst das Magazin herausgenommen und dann der Griffrücken geöffnet werden. Nun kann dort die CO2-Kartusche mit dem Hals voran (nach oben) eingesetzt werden.

    

Für das Fixieren und Anstechen der eingesetzten CO2-Kapsel findet man am Griffboden eine Inbus-Schraube (Innensechkant). Als passendes Werkzeug zum Festschrauben der Treibgaskartusche dient der Griffrücken, der am oberen Ende als Inbusschlüssel ausgeführt ist. Fotos unten:

    

    

    

Foto oben links: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Dichtung, der die Platte am Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet.

Foto unten: Nach dem Einsetzen der Kartusche wird der Griffrücken durch einsetzen des Bauteils wieder verschlossen.

 

Kugelmagazin

Bevor das Magazin wieder in den Schacht am Griffboden eingeschoben wird, wird es mit Stahlkugeln im Kaliber 4,5 (4,45) mm bestückt. 18 davon passen in das Stabmagazin. Der Magazinfuß aus Plastik bildet den Griffbodenabschluss und deckt die Inbusschraube für die Kapselfixierung ab (Fotos unten).

    

Das Stab- oder Stangenmagazin für die BBs ist ein stabiles, massives Metallmodul. Beim Betätigen des Magazinhalters am Abzugsbügel gleitet es, angetrieben von seinem Eigengewicht, leichtgängig aus dem Schacht im Griffstück. Es lässt sich recht schnell beladen. Der Kugelzuführer lässt sich unten in einer Kerbung einrasten (weißer Pfeil im Foto unten links). Nach dem Einfüllen der letzten Kugel wird der Zuführer mit einem kurzen Fingertipp wieder aus seiner Arretierung gelöst und schon ist das Magazin startklar.

    

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Walther PPS” ist eine kompakte, fast zierliche CO2-Pistole mit einfacher und relativ realitätsnaher Handhabung. Das Polymergriffstück bietet guten Grip, und überzeugt mit angenehmer Haptik. Die rund 560 g leichte Pistole zeigt eine leicht hecklastige Gewichtsverteilung und bietet für kleine bis mittelgroße Hände eine angenehme Handlage.

Das 18 Kugeln fassende BB-Magazin ist über die Öffnung am Magazinkopf relativ schnell zu bestücken. Nicht ganz praktisch ist der Kapselanstich unter Zurhilfenahme eines Werkzeugs (Inbusschlüssel), der aber nicht separat mitgeführt werden muss, sondern in Form der Griffrückenabdeckung an der Waffe verfügbar ist. Das ist immerhin pfiffig gelöst.

Die starre offene Visierung ist leider nicht justierbar und bietet bei hell ausgeleuchtetem Zielumfeld guten Kontrast. Durch die weißen Punkte an Kimme und Korn wird die Zielerfassung deutlich erleichtert. Eine starre Visierung stellt m. E. immer einen Kritikpunkt dar, denn das Nachregulieren der Treffpunktlage ist somit nicht möglich. Weitere Aspekte, welche die Präzision der Pistole negativ beeinflussen, sind der glatte Lauf (keine Züge und Felder), die Verwendung von Stahlrundkugeln und die Auswirkungen der vorhandenen “BlowBack”-Funktion.

Wie bereits oben erwähnt bietet der SAO-Abzug bei bestücktem Magazin leider keine wirklich gute Charakteristik. Einem langen, kriechenden, kratzigen Vorzugsweg folgt die Schussauslösung ohne vorherigem Druckpunkt. Ich habe den Abzug nicht nachbearbeitet, die Verwendung erfolgte nach Kauf “out of the box”.

Leider zeigte das getestete “PPS”- Exemplar eine viel zu niedrige Treffpunktlage, sodass man als Schütze stets sehr deutlich über das Ziel halten muss. Bei aufsitzendem Spiegel gehalten, lag die Hitzone auf 7 m Distanz überwiegend unterhalb der Scheibe!! Details sind auf den unten gezeigten Karten ersichtlich. Diesbezüglich käme hier eine höhenjustierbare Visierung mehr als gelegen, bzw. wäre eigentlich unverzichtbar.

Der “BlowBack”-Impuls mit dem Zurückschnellen des Schlittens überträgt sich markant auf die Schusshand. Dieses Feature bezahlt man zwar mit einem erhöhten Treibgasverbauch, aber eine 12g-CO2-Kapsel reichte für immerhin rund 110 verwertbar verschossene Kugeln aus (6 Magazinfüllungen), was für eine Pistole mit “BlowBack”-Funktion einen guten Wert darstellt. Danach fällt der Gasdruck dann signifikant ab. Die generierte Schussenergie reicht aus, um auf üblicher Zimmerdistanz (im Test 7 m) Weißblechdosen bei einem Treffer zuverlässig zu lochen, bzw. einen Treffer auf Klappziele anzuzeigen. Es traten bei der Testwaffe keine Defekte oder Zuführungsstörungen auf. Die Pistole tat zuverlässig ihren Dienst. Das Schussgeräusch ist subjektiv sehr laut, was eine Verwendung in einer hellhörigen Mietwohnung kritisch machen könnte.

Scheiben unten: 10-m-Luftpistolenscheiben 17 x 17 cm, Spiegeldurchmesser 6 cm, Schussentfernung ca. 7 m, Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen gehalten. Verwendete Kugeln: “Walther Premium Steel BBs”.

Scheibe 1: 18 Schuss bei “aufsitzendem Spiegel”. Davon sind lediglich 4 Kugeln im unteren Bereich der Scheibe eingeschlagen, 1 Kugel unterhalb der Scheibe und 13 außerhalb des Scheibenkastens! Ein geradezu unterirdisches Ergebnis.

Scheiben 2-5: Die Scheiben zeigen die Treffpunktlage gemäß des jeweils eingezeichneten Anhaltepunkts und dokumentieren allesamt eine inakzeptable Tiefschusslage.

    

    

Weiterführende Links:

                        

 

Fazit

UMAREX importiert und vermarktet mit dieser von “Wingun” in Taiwan hergestellten “Walther PPS”-Replika eine - dank Namenslizenz - mit originalen Markings ausgestattete, recht authentisch wirkende CO2-Pistole. Technisch sind etlich Dinge beim Nachbau allerdings abweichend gelöst. So handelt es sich bei der großkalibrigen Pistole um eine Waffe mit Spannabzug, während das “BlowBack”-CO2-Pendant mit einem SAO-Abzug aufwartet. Weitere vergleichende Details sind in den Kapiteln dieses Reviews aufgeführt. Insgesamt kann sich die rund 110,- EUR teure Plinkingwaffe durchaus sehen lassen und wäre da nicht die völlig inakzeptable Tiefschusslage, die den Schießspaß mit dem getesteten Exemplar ganz erheblich einschränkt, dann würde ich hier eine Kaufempfehlung abgeben. So aber sehe ich davon lieber ab.

 

Nachtrag: “Walther PPS M2” (CO2)

Die Version “M2” der “Walther PPS” erschien im Jahr 2016 im Kaliber 9mm Luger.

Im selben Jahr vermarktet UMAREX die CO2-Replik (Hersteller “Wingun”, Made in Taiwan) im Kaliber 4,5 mm, ausgestattet mit originalen Markings (Bilder unten). Technisch sind die beiden CO2-Pistolen im Grunde identisch ausgeführt. Lediglich die Magazinentriegelung wandert vorbildgetreu vom Abzugsbügel (“PPS”) ans Griffstück (“PPS M2”). Ansonsten unterscheiden sich die beiden CO2-Pistolen lediglich in der Optik. An der “PPS M2” ist die “Picatinny”-Rail entfallen und das gesamte Erscheinungsbild ähnelt nun eher der Modellfamilie “Walther PPQ”.

Fotos unten: Vergleich der Magazinentriegelung. Links “PPS M2” rechts “PPS”. Wegen des unterschiedlichen Magazinschuhs sind die ansonsten identischen Magazine nicht kompatibel.

    

Fotos unten, CO2-Pistolen v.l.n.r.: “Walther PPS”, “Walther PPS M2” und “Walther PPQ”

          

 

 

GUNIMO

Mai 2015 / Dezember 2016