Smith & Wesson Model 29

Smith & Wesson Model 29

Anbieter/Importeur: UMAREX

Hersteller: Wingun

Modell: „Smith & Wesson Model 29“

Vorbild: „Smith & Wesson Model 29“, Cal. .44 Magnum

Serien-Nr.: D21E003222

    

System: CO2

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca. 54 Schuss

Kaliber: 4,5 mm D  (.177)

Trommelkapazität:  6 Kammern

Mündungsenergie: < 3 Joule

Abzug: Single Action / Double Action (SA/DA)

Abzugscharakteristik: DA: hoher Widerstand mit ruckeliger, holpriger Charakteristik und langem Vorzugsweg / SA: verminderter Widerstand, sofortiger Druckpunkt ohne Vorzugsweg

Lauf: gezogen

Lauflänge: 6,5 Zoll (70 mm)

Sicherung: Schieber linksseitig für die Trommelentriegelung fungiert auch als Sicherung. In Betrieb sperrt diese die Abzugsmechanik und den Hahn.

Visierung: Korn starr, Kimme vertikal und horizontal justierbar

Visierlinie: 220 mm

    

Länge: 305 mm

Höhe: 163 mm

Breite: 43 mm

Gewicht: 1.055 g (leer)

Besonderheit: Revolver mit “Smith & Wesson”-Originalmarkings dank Lizenz, Waffe in drei Lauflängen erhältlich

Ausführung: Rahmen, Trommel und Bedienteile aus Metall (Zinkdruckguss) - Kunststoffgriffschalen (braun in Holzoptik) - Ladehülsen aus Metall mit Kunststoffeinsatz

Finish: Hochglanzbrünierug

Ausprägung/Verwendung: Fun-/Actionwaffe

Lieferumfang: Revolver mit 6 Ladepatronen und mehrsprachiger Bedienungsanleitung im Pappkarton

Bewertung: Saubere Verarbeitungsqualität - gute Aussattung - realitätsnahe Handhabung - optisch sehr nahe am Vorbild

Preis 2022: um 180,- EUR (Online-Fachhandel)

Lieferant: Waffe gekauft bei “Gottlob Bruchlacher” -  https://www.brucklacher.eu/

    

    

    

 

Begrifferläuterungen

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. “Double Action Only” (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein “Single-Action”-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

”Cool-Down”-Effekt = Schnelles Herunterkühlen von Treibgaskartusche und Ventil, u. U. bis hin zur Vereisung, welches bei Abgabe rascher Schussfolgen auftritt und auf die physikalischen Eigenschaften des Treibgases CO2 zurückzuführen ist. Dadurch kommt es zu einem signifikanten Druckabfall, einhergehend mit verminderter Geschossbeschleunigung und mithin zur Verlagerung der Treffpunktlage nach unten.

Weiterführende Links:

      

 

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Das Vorbild

Entwickelt wurde das Modell “29” im Jahre 1955 als Nachfolger des ab 1935 von “Smith & Wesson” hergestellten .357 Magnum. Der leistungsstarke Revolver wurde u. a. von Polizeieinheiten geführt, fand aber zunächst keine große Verbreitung, im Gegensatz zum Konkurrenzprodukt “Colt Python” des Mitbewerbers. Bekannt, ja berühmt, wurde er erst im Jahre 1971 durch die heute Kultstatus genießende Filmserie “Dirty Harry”, dessen Protagonist Clint Eastwood diese Waffe führte. Ende der 1990er Jahre stellte “Smith & Wesson” die Produktion ein.

Kaliber: .44 Magnum / .44 Special / .480 Ruger / .360 Dan Wesson Mag. / .460 S&W Mag. / .500 S&W Mag. / .500 Wyoming Express

Verfügbare Lauflängen: 4 Zoll (102 mm) / 6 Zoll (153 mm) / 6,5 Zoll (165 mm) / 8 3/8 Zoll (214 mm) / 10 5/8 Zoll (270 mm)

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Finish

Die saubere und hochglänzende Oberflächenbeschaffenheit ist ein Augenschmaus. Je nach Lichteinfall wirkt die Waffe mal schwarz, mal ähnelt sie fast einer Verchromung. Wie die Fotos unten zeigen, ist es nicht gerade einfach das “farbecht” zu fotographieren.

 

Korpus

Rahmen, Trommel, Laufmantel, Hahn und Abzugszüngel bestehen komplett aus Metall (Druckguss, nicht magnetisch). Lediglich der silbernfarbene Patronenausstoßer am Trommelkran ist aus Stahl gefertigt.

    

 

Griffschalen

Die formal klassisch ausgeführten Griffschalen des “M29” bestehen aus Kunststoff. Die Holzoptik ist sehr realistisch einer Naturmaserung nachempfunden, aber leider ist die Haptik alles andere als zufriedenstellend. Beim Umfassen wirken sie knarzig, ja beinahe zerbrechlich. Hier würde ich mir in Anbetracht der recht hochwertigen Anmutung des Revolvers ein adäquates Mehr an Qualität wünschen.

Fotos unten: Während das in beide Griffhälften eingelassene “S&W”-Emblem noch ansehnlich ausgeführt ist, kann man gleiches von der Fake-Schraube nicht wirklich behaupten. Aber da ist schnell für Abhilfe gesorgt: Etwas schwarze Farbe aufgetupft und schon sieht das Pseudoelement wie eine echte Schraube aus. Aber warum nicht gleich so?

    

 

Mündungsansicht

Der vordere Mündungsbereich suggeriert die Bohrung einer Großkaliberwaffe (.44 Magnum) mit angedeuteten Zügen und Feldern. Etwas tiefer beginnt dann der eigentliche Lauf im Diabolo-Kaliber 4,5 mm.

    

Foto unten: Beim Blick hinein in die Tiefe sind die präzisionsrelevanten Züge und Felder des gezogenen Laufs erkennbar.

Sicherung

Das Ausschwenken der Trommel erfolgt vorbildgetreu durch das Betätigen des linksseitig am Rahmen hinter der Trommel angebrachten Schiebers. Durch Druck nach Vorne (Position “open”) wird die Arretierung entriegelt und die Trommel kann nach links ausgeschwenkt werden. (Fotos unten)

    

Der Schieber dient zusätzlich auch als Abzugssicherung, wenn man ihn nach hinten in die Position “S” (safe) zieht (Foto unten rechts). In dieser Stellung sperrt er die Abzugsmechanik und den Hahn.

    

 

Visierung

Neben dem gezogenen Lauf ist auch die offene Visierung ein nennenswertes Plus des “M29”, denn diese ist per Kimmenschrauben horizontal und vertikal justierbar. Außerdem bietet sie ein Visierbild mit gutem Kontrast und das rot eingefärbte Korn verbessert nochmal die saubere Zielerfassbarkeit. (Bilder unten)

    

    

    

    

 

Abzug

Bilder unten: Bei vorgespanntem Hahn (SA-Modus) entfällt der Vorzugsweg komplett und verkürzt sich der gesamte Abzugsweg erheblich. Dies bei deutlich vermindertem Widerstand, da die Trommel durch die Abzugsbetätigung nicht mehr um eine Kammer weiter gedreht werden muss. Das wurde von der Mechanik beim manuellen Hahnvorspannen bereits erledigt. Lediglich der Hahn muss noch durch die Abzugsbetätigung gegen einen spürbar leichteren Druckpunkt ausgelöst werden.

Dem DA-Modus, also der Schussauslösung aus der Abzugs-Ruheposition heraus, setzt der “M29”€-Revolver einen kräftigen dabei etwas ruckeligen Widerstand, bei leicht schwammiger bis holpriger Abzugscharakteristik entgegen. Die Trommel wird dabei um eine Rastung weitergedreht. Der Schuss bricht, ohne dass kurz vor dem Auslösen ein klar definierter Druckpunkt spürbar wäre.

    

    

 

Ventilschlagbolzen und Hahn

Der Hahn besteht aus Druckguss, hat aber an der Auftrefffläche eine runde, harte Stahleinlage (Bild unten), sodass der Ventilbolzen keine Kerbe dort hinterlassen kann, die sonst nach häufigem Gebrauch zu Funktionsstörungen führen könnte. Das Beispielfoto unten zeigt den Hahn des “Colt Python 357” (CO2) mit eben einem solchen Stahleinsatz.

Fotos unten: Blick auf den Stahlbolzen der Ventileinheit. Wenn bei Schussabgabe dort der Hahn auftrifft, wird eine adäquate Treibgasmenge aus der vorher angestochenen CO2-Kapsel freigegeben um das Geschoss aus der oberen Trommelkammer durch den Lauf zu treiben.

    

Fotos unten: Blick auf die Funktionsteile am Stoßboden (Rahmen). Oben die Ventilausgangsöffnung, aus der eine adäquate Menge CO2-Gas bei der Schussabgabe mit Druck ausströmt um das Projektil zu beschleunigen. In der Mitte der Eindrücker der Trommelachse (Trommelverriegelung) und unten die Transportklinke, die bei Abzugsbetätigung, respektive beim manuellen Hahnspannen, ausfährt und in die Rastung im Zentrum der Trommel (Bild unten rechts) greift und diese um eine Kammer weiterdreht.

    

 

Trommel

Um die Trommel mit Patronen bestücken zu können, wird diese nach links ausgeschwenkt. Dazu wird zunächst die Arretierung geöffnet, in dem man den Schiebehalter mit dem Daumen ein Stück weit nach vorne drückt und somit die Trommelachse freigibt. Abbildung unten rechts, obere Reihe.

Foto unten: Die am Trommelkran hängende, nach links ausgeschwenkte Trommel. Großes Manko des “M29”: Der Trommelkran sitz bei eingeklapper Trommel leider nicht wirklich fest in seiner Arretierung im Rahmen, sondern schlackert und lässt sich tatsächlich circa einen Millimeter weit nach links herausdrücken. Eine klapprige Anmutung und alles andere als akzeptabel. Es reicht schon aus, den Revolver auf seiner rechten Seite abzulegen und schon bewegt sich die Trommel aus ihrer optimalen Position heraus. Zu viel Spiel, eine nicht nur störende Angelegenheit sondern auch abträglich für die Präzison. Denn hier kommt es im Bezug auf Fluchtung und Gasdichtigkeit sehr auf eine optimale Passform an. Aber auch die Toleranz des Sitz der Trommelachse im Kran ist etwas zu groß. Auf all das sollte wirklich Wert gelegt werden. Das geht technisch viel besser. Ein eindeutiger Qualitätsmangel!

Fotos unten: Der Patronenausstoßer lupft bei dessen Eindrücken die sechs Patronen (Ladehülsen) mittels des Ausstoßerkranzes aus den Trommelkammern und erleichtert so das Entnehmen. Man kann die lose in ihren Kammern sitzenden Patronen aber auch einfach herausgleiten lassen, wenn man die Waffe in entsprechender Neigung hält.

    

Wie auf dem Foto oben rechts zu sehen, ist die Trommel nicht massiv, sondern weitgehend hohl ausgeführt. Das heißt: Es bestehen keine vollständigen Kammerwände. Dadurch generiert das Bauteil beim zuklappen einen hellen, fast glockenartigen Klang. Muss man mögen... nicht mein Fall.

    

    

Der CO2-Nachbau des “S&W M29”€ besitzt einen federnd gelagerten Lauf, der vorne an der Trommel anliegt und dort ein Stück weit in die Trommelkammer hingreift. Foto oben: Der Laufansatz bei ausgeschwenkter Trommel.

Dreht sich die Trommel weiter, wird er kurz gegen die Federbelastung im Laufmantel nach vorne gedrückt und greift dann bündig in die nachfolgend sich eindrehende Trommelkammer hinein, u.s.w.. Das ist zwar nicht die originalgetreue Funktionweise, aber in Bezug auf eine verbesserte Gasdichtigkeit gut gelöst, auch wenn natürlich keine 100%-ige Abdichtung erreichbar ist. Dies wird mittlerweile bei fast allen neuen Revolvermodellen so ausgeführt. Die Bilder unten zeigen die oben beschriebene Funktion am Beispiel des “Chiappa Rhino”. Die Grafik zeigt einen “Gletcher NGT” (“Nagant M1895”-Replika).

    

 

Implementieren der 12 g-Treibgaskartusche

Die CO2-Kapsel wird in den Hohlraum im Griff eingesetzt. Dazu nimmt man die linksseitige Griffschale ab. Um dies zu erleichtern ist im Griffboden der rechten Halbschale eine Vertiefung eingelassen (Fotos unten).

    

Bilder unten: Innen an der Griffschale ist ein passendes Werkzeug (Inbus/Innensechskant) angebracht, mit dem man die Kapselanstechschraube drehen kann. Eine sehr praktische Lösung, da man auf diese Weise das für den Kartuschenwechsel benötigte Werkzeug immer griffbereit hat.

    

Fotos unten: Links: Blick auf den Hohldorn am Ventil der die Platte am Kapselhals durchstößt und somit das zum Schießen benötigte Treibgas in Richtung Ventil freigeben kann. Meist wird der Anstechvorgang von einem kurzen, leisen Zischgeräusch begleitet. Der Hohldorn ist von einer grünen Dichtung umgeben, damit kein Treibgas seitlich entweicht. Rechts: die eingesetze CO2-Kapsel im Griffstück.

    

Foto unten links: Der Inbus-Schlüssel in Aktion. Foto unten rechts: Blick auf die Anstechschraube (Innensechskant), die gegen den Kartuschenboden drückt.

    

Bilder unten: Die silberfarbenen Ladehülsen für die Diabolos sind optisch “scharfen” Patronen nachempfunden, aber im Grunde nur Attrappen. Sie bestehen aus einer nicht magnetischen Metalllegierung mit einem braunen Kunststoffeinsatz. In dessen minimal elastische hintere Öffnung, dort wo bei scharfen Patronen das Zündhütchen sitzt, wird das Diabolo einfach bis zum Anschlag hineingedrückt und dort zuverlässig gehalten. Am Hülsenboden findet sich die Aufschrift “UX cal. 4,5mm (.177)” und ein Diabolo-Symbol. Patronenmaße: Länge 40 mm, Durchmesser 9 mm.

Fotos unten: Die braunen Kunststoffeinsätze, welche die Diabolos in ihren Kammern halten, stehen etwas über den Patronenboden hinaus und dichten die Patronenkammern gegen den Stoßboden ab. Auf dem Foto oben erkennt man gut die ringförmigen Abdrücke der abdichtenden Kunststoffeinsätze auf dem Stoßboden des Revolvers.

    

    

 

Auf dem Schießstand

Der “Smith & Wesson M29” ist ein sauber verarbeiteter und funktionell sehr ansprechender CO2-Revolver der mehr als ein Kilogramm Gewicht auf die Waage bringt. Seine realitätsnahe Handhabung mit den Ladepatronen machen ihn zu einer recht attraktiven aber letztlich nicht ganz uneingechränkt empfehlenswerten Fun-/Actionwaffe für das “Plinking”. Denn: Was mir sehr missfallen hat sind die weiter oben bereits erwähnten negativen Umstände rund um die Trommel.

Postiv zu bewerten sind auf jeden Fall die offene Visierung mit höhen- und seitenverstellbarer Kimme und dem recht kontraststarken Visierbild, sowie der gezogene Lauf. Nicht wirklich zufriedenstellend sind die Griffschalen. Insgesamt bieten sie zwar einigermaßen Grip, sind aber haptisch, wegen des verwendeten knarzigen Hartplastik, nicht besonders erfreulich.

Das erste Einschießen des Revolvers auf dem Schießstand gestaltete sich etwas langwierig. Grund: Bei mittig justierter Kimme (Auslieferungszustand) lag die Treffpunktlage deutlich dezentral nach links versetzt, sodass hier erhebliches Nachjustieren erforderlich war. Also gut, dass der “M29” über diese Justiermöglichkeit verfügt. Eine Waffe mit starrer Visierung muss nämlich in einem solchen Fall dauerhaft mittels entsprechendem Gegenhalten bedient werden.

Der Abzug des Revolvers ist im SA-Modus sehr angenehm zu schießen, im DA-Modus kommen dann die revolvertypischen Eigenschaften (Trommeltransport) zum Tragen. Eine 12-g-CO2-Kartusche reichte zum Verschießen von neun Trommelfüllungen, also 54 Schuss. Das Wechseln der Treibgaskapsel geht zügig von der Hand, dank des im Griff verborgenen Werkzeugs (Innensechskantschlüssel /Inbus).

Scheiben unten: Jeweils 6 Schuss im SA-Modus auf 7 m Distanz. Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen gehalten. Diabolos: “H&N Diabolo Sport”.

    

Scheiben unten: Links: 12 Schuss im SA-Modus auf 7 m Distanz. Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen gehalten. Diabolos: “H&N Diabolo Sport”. Rechts: 12 Schuss im DA-Modus bei schneller Schussfolge auf 7 m Distanz. Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen gehalten.

    

Insgesamt eine Präzision die sich sehen lassen kann bei einer CO2-Action-Waffe dieser Ausprägung.

 

Fazit

Der “Smith & Wesson M29” besticht neben einer sauberen Verarbeitungsqualität (bis auf den mangelhaften Trommelsitz), feinem Finish und guter Ausstattung besonders durch seine realitätsnahe Handhabung. Optisch ist er wirklich nahe am Vorbild, was auch durch die originalgetreuen Markings untermauert wird, die UMAREX dank einer Lizenzvereinbarung aufbringen darf.

 

GUNIMO

März/Juni 2022