IWI Jericho B

IWI Jericho B

Deutschlandimporteur/Anbieter: UMAREX GmbH & Co KG

Hersteller: “Wingun”

Fertigung: Made in Taiwan

Modell: IWI Jericho B  (“IWI” = Israel Weapon Industries)

Serien-Nr.: 14B34429

PTB-Registrierung: Lfd. Nr. = 2918   (31.07.2014)

System: CO2-Semiautomatik (Non “BlowBack”)

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca. 100 Kugeln

                        

Kaliber: 4,5 mm Rundkugel (.177)

Magazinkapazität: 23 Kugeln

Abzug: Single Action (SA) / Double Action (DA)

Abzugscharakteristik: DA = Langer Vorzugeweg, schabend-knarzig bis kratzig (besonders bei voll geladenem Magazin), hoher Widerstand, kein Druckpukt - SA = Kein verkürzter dafür aber leichtgängigerer Vorzugsweg, Druckpunkt vor Schussauslösung   -   Insgesamt unangenehme und gewöhnungsbedürftige Charakteristik

Energie: < 3 Joule (Herstellerangabe)

Geschossgeschwindigkeit: max. 115 m/s

Lauf: Stahl, glatt (ohne Züge)

Sicherung: Manueller Schwenkhebel linksseitig am Griffstück, blockiert die Abzugsmechanik

Visierung: Nicht justierbar (starr), Kimme mit weißen Markierungen

Visierlänge: 160 mm

Länge: 190 mm

Höhe: 148 mm

Breite: 35 mm

Gewicht: 552 g (leer)

Ausführung: Kunststoffgriffstück - Metallschlitten schwarz beschichtet - entnehmbares Magazinmodul für CO2-Kapsel und Kugelreservoir (Kunststoff-Metall-Bauteile) - Zubehörschiene unter dem Lauf - Schlitten beweglich (keine “BlowBack”-Funktion), Schlittenfanghebel und Sicherungshebel rechtsseitig sind Fake.

Lieferumfang: Pistole und Manual im Pappkarton

Bemerkungen: Originale “IWI”-Markings aufgrund Lizenznahme durch UMAREX

Bewertung: Äußere Verarbeitungsqualität, Spaltmaße und Handling sind gut - Preis-Leistungs-Verhältnis o.k.

Preis 2014: ca. 90,- EUR (Internetfachhandel)

Waffe geliefert von “Teutenberg & Sohn” (Werl): http://www.teutenberg-werl.de/

    

    

Begrifferläuterungen

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. “Double Action Only” (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein “Single-Action”-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

”Cool-Down”-Effekt = Schnelles Herunterkühlen von Treibgaskartusche und Ventil, u. U. bis hin zur Vereisung, welches bei Abgabe rascher Schussfolgen auftritt und auf die physikalischen Eigenschaften des  Treibgases CO2 zurückzuführen ist. Dadurch kommt es zu einem signifikanten Druckabfall, einhergehend mit verminderter Geschossbeschleunigung und mithin zur Verlagerung der Treffpunktlage nach unten.

 

    

                            

            

 

Mündungsansicht:

                      

 

Griffstück / Korpus

Fotos unten: Der Griffumfang ist für mittelgroße bis große Hände hervorragend geeignet.

    

Fotos unten: Der Griff bietet haptisch und ergonomisch sehr gute Voraussetzungen und ist, da beidseitig gleich ausgeführt, auch für Linkshänder geeignet. Die Fingerrillen vorne, die Daumenauflage und die aufgerauten Griffflächen seitlich und hinten, bieten eine angenehme Handlage und geben guten Halt.

Fotos unten: Rechts: Am Griffboden ist die Anstichschraube für die CO2-Kapsel in einer Mulde versenkt angebracht. Der halbmondförmige Griff der Schraube wird mittels Federkraft stets in eine anliegende Position gezogen. Dadurch steht diese nicht nach unten ab und ist bei seitlicher Draufsicht auf die Pistole kaum sichtbar. Links: Der Magazinhalter (weißer Pfeil) befindet sich linksseitig am Griffstück in einer Mulde, wo der Abzugsbügel in den Griff übergeht.

    

Foto unten links: Der Schlittenfanghebel ist nur angedeutet und an dieser CO2-Pistole ein Fake.

Foto unten rechts: Montageschiene am vorderen Griffstück unterhalb der Mündung. Es können dort ggf. Anbauteile (Lampen, Laser, etc.) montiert werden (Wichtig: Rechtslage im Inland beachten!).

    

 

Schlitten

Die “Jericho B” hat keine “BlowBack”-Funktion verfügt aber trotzdem über einen beweglichen Metallschlitten, der sich jedoch wegen fehlendem Schlittenfang nicht in der hinteren Position arretieren lässt. Der Schlitten lässt sich leichtgängig bewegen, macht aber keinen klapprigen Eindruck.

    

Fotos unten: Das Hülsenauswurffenster (links im Bild) bei geschlossenem Verschluss, rechts bei hinten gehaltenem Schlitten. Es gibt in dieser Position den Blick auf die Ventileinheit des implementierten Magazinbauteils frei.

    

 

Abzug

Der wahlweise im Single-Action- oder Double-Action-Modus arbeitende Abzug wartet mit eher weniger guten Eingenschaften auf. Abzugscharakteristik: DA = Langer Vorzugsweg, schabend-knarzig bis kratzig (besonders bei voll geladenem Magazin), hoher Widerstand, kein Druckpukt. SA = Kein verkürzter dafür aber leichtgängigerer Vorzugsweg, Druckpunkt vor Schussauslösung. Insgesamt eine eher unangenehme und gewöhnungsbedürftige Charakteristik. (Pistole ohne “BlowBack“-Funktion)

Fotoreihe unten: Linke Seite Pistole jeweils mit gespanntem, rechts mit entspanntem Schlagstück (Hahn).

  

  

  

 

Manuelle Sicherung

Fotos unten: Linksseitig befindet sich an der Waffe ein manueller Schwenkhebel, griffgünstig über der Daumenrast platziert. In die obere Position (“safe”) gebracht, blockiert dies die Abzugsmechanik (Bild unten links). Das Züngel lässt sich dann nicht mehr durchziehen, der Hahn aber noch spannen. Im Bild unten rechts befindet sich der Sicherungshebel in Position “fire”. Die rote Warnmarkierung, die den entsicherten Zustand schnell erfassbar signalisiert, ist sichtbar.

    

Foto unten: Auf der rechten Seite der Waffe ist der Sicherungshebel lediglich ein Fake ohne Funktion.

 

Visierung

Die Visierung ist leider nicht justierbar sondern starr. Der Kontrast zwischen der Kimme und dem Balkenkorn ist als gut zu bewerten. Die Kimme ist mit weißen Markierungen versehen. Das Korn hat leider keine entsprechende Ausstattung, was den Nutzen der Markierung an der Kimme m. E. etwas relativiert.

    

 

Implementierung der Treibgaskapsel

Das Reihenmagazin für die BBs (nebst Kapselaufnahme und Ventil) ist ein massives Kunstoff-/Metallmodul. Beim Betätigen des Magazinentrieglungsknopfes (Magazinhalter) linksseitig am Griff hinter dem Abzugsbügel, gleitet es, angetrieben durch die Schwerkraft, selbsttätig aus seinem Schacht im Griffstück.

    

    

    

Fotos unten: Um die CO2-Kartusche einzusetzen bzw. zu entfernen, ist kein externes Werkzeug notwendig, sondern es kommt die gute alte Knebelschraube zum Einsatz.

    

    

Foto unten links: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Silikondichtung.  Der Dorn durchstößt die Platte oben am Kartuschenhals und leitet das Treibgas zum Ventil. Im Bild unten rechts sieht man den Ventilbolzen, auf den das Schlagstück bei Schussabgabe auftrifft. Dadurch wird eine adäquate Menge an Treibgas freigesetzt um die Kugel zu beschleunigen.

    

    

 

Kugelmagazin (BBs)

Foto unten links: Die maximal 23 BBs werden durch die runde Öffnung am Magazinknopf eingefüllt. Foto unten rechts: Der federbelastete Kugelschieber lässt sich in der unteren Position, in der dafür vorgesehenen Randkerbung, einrasten. Nach dem Laden wird er wieder freigesetzt, damit er Druck auf die Kugelreihe ausüben kann, um diese nach oben zu schieben.

    

 

 

Auf dem Schießstand

Die “IWI Jericho B” ist eine Pistole von relativ leichter Ausführung (552 g leer), die sich von der Gewichtverteilung her sehr ausgewogen präsentiert. Dank ihres ergonomisch gut ausgeformten Griffs bietet sie zwar ausgezeichnete Handlage, das Material dürfte haptisch aber gerne etwas griffiger sein. Das Handling der Waffe im Gebrauch ist insgesamt angenehm.

Dass die Visierung nicht justierbar ist schlägt grundsätzlich negativ zu Buche. Der Visierkontrast hingegen ist recht gut. Die an der Kimme befindlichen weißen Markierungspunkte erleichtern die Zielerfassung bei dunklerem Zielumfeld zwar etwas, allerdings würde man sich als Gegenpol eine solche Markierung ebenfalls am Balkenkorn wünschen. Das lässt sich aber mit einem kleinen Farbtupfer leicht selber nacharbeiten.

Ein eher bescheidenes Kapitel wird aufgeschlagen, wenn man auf die Abzugscharakteristik der Pistole zu sprechen kommt. Der wahlweise im Single-Action- oder Double-Action-Modus arbeitende Abzug wartet mit eher weniger guten Eingenschaften auf. Abzugscharakteristik: DA = Langer Vorzugsweg, schabend-knarzig bis kratzig (besonders bei voll geladenem Magazin), hoher Widerstand, kein Druckpukt. SA = Kein verkürzter dafür aber leichtgängigerer Vorzugsweg mit Druckpunkt vor Schussauslösung. Insgesamt eine eher unangenehme und gewöhnungsbedürftige Charakteristik (Pistole ohne “BlowBack“-Funktion). Überdies abträglich in Hinsicht auf die Schusspräzision sind der glatte Lauf und die Verwendung von Stahlkugeln.

Die Plinking-Pistole erzeugt, wegen der vorgenannten negativen Eigenschaften, insgesamt einen leicht eingeschränkten Schießspaß. Für mich unverständlich bleibt, warum die meisten Hersteller von Hobby-/Freizeitwaffen so wenig Augenmerk auf eine voll justierbare, gute, offene Visierung legen. Denn nichts ist für den Schützen auf Dauer motivierender, als wenn er sicher ins Schwarze trifft. Und dies wird durch eine höhen- und seitenverstellbare Zieleinrichtung nun einmal erheblich erleichtert, da sich zumindest die grundlegenden Unzulänglichkeiten der Waffe (Treffpunktlage) damit zu einem guten Stück regeln lassen.

Eine 12g-CO2-Kapsel reicht für rund 100  verwertbar verschossene Stahlkugeln aus. Das entspricht 4,5 Magazinfüllungen. Danach fällt der Gasdruck signifikant ab. Die generierte Schussenergie reicht aus, um auf üblicher Zimmerdistanz (im Test 7 m) Weißblechdosen bei einem Treffer zuverlässig zu lochen, bzw. einen Treffer auf Klappziele anzuzeigen. Es traten bei der Testwaffe (“out of the box”) zwar keine Defekte dafür aber etliche Zufürungsstörungen auf. Diese machten sich im DA-Modus wie folgt bemerkbar: Bei den ersten Kugeln eines vollen Magazins klemmte der Abzug manchmal und das Züngel blieb beim Rücklauf in die Ruheposition unterwegs hängen. Mit sich leerendem Magazin verlor sich dies dann stets. Im SA-Modus hingegen springt der Abzug beim langsamen Ziehen unangenehm ruckartig aus der Ruheposition, wird danach aber leichtgängig. Im DA-Modus neigt der Schütze zum Verreißen der Waffe, was sich auch auf den u. a. Zielscheiben widerspiegelt und ablesen lässt. Insgesamt bietet die hier getestete “Jericho B” aber eine durchaus solide Grundpräzision. Durch die große Magazinkapazität macht sich bei schnellen Schussfolgen in Serie der “Cool-Down-Effekt” bemerkbar.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen “Fleck” gehalten.

Scheibe 1: 20 Schüsse im SA-Modus

Scheibe 2: 20 Schüsse im DA-Modus

 

Weiterführende Links:

      

 

 

Fazit

UMAREX bietet mit der von “Wingun” (Taiwan) hergestellten Fun-Action-Waffe eine Plinking-Pistole an, die neben einem optisch und haptisch recht guten Eindruck auch ein funktionelles Handling mitbringt. Abgerundet wird das Ganze durch die originalen “IWI”-Markings, die sich aufgrund der entsprechenden Lizenz auf der CO2-Pistole befinden. Leider lassen sich im Schießbetrieb ein paar Unzulänglichkeiten z. B. im Abzugsverhalten nicht wegdiskutieren, weshalb ich nach meinen Erfahrungen mit der Testwaffe für dieses Modell keine explizite Kaufemfehlung abgeben kann und möchte. In Bezug auf ihre funktionelle Handhabung bei insgesamt doch angemessener Grundpräzision auf Zimmerdistanz, kann die “Jericho B” sicher punkten und wird bei einem Preis um 90,- EUR (Jahr 2014) sicher ihre Käufer finden.

GUNIMO

Februar 2016