Baikal MP-514K

Baikal MP-514K

Hersteller: Baikal   -   http://baikalinc.ru/

Made in Russia

Modell: “MP-514K”

Vorbild: - kein reales Großkalibervorbild -

Serien-Nr.: 1151402224

Kaliber: 4,5 mm (.177) D und BB

Magazinkapazität (BBs): 10 Rundkugeln im Trommelmagazin

Magazinkapazität (Diabolos): 8 Diabolos im Trommelmagazin

Technik: Revolvergewehr

System: Federkolben-System

Energie max.: 7,5 Joule - (Herstellerangabe)

Länge: 1.035 mm

Höhe: 210 mm

Breite: 48 mm

Gewicht: ca. 2,8 kg (leer)

Visierung: Offene Visierung mit variabler Visierlänge, Lochkimme seiten- und höhenverstellbar und bei Bedarf abnehmbar, Korn statisch

Lauf: gezogener Lauf

Lauflänge: 420 mm

Abzug: Single Action (SA)

Abzugsverhalten: Einem kurzen Vorzugsweg folgt eine trockene Schussauslösung ohne sauber definierten Druckpunkt bei relativ geringem Widerstand

Sicherung: manuell, Hebel (blocking lever) vor dem Abzugszüngel blockiert die Abzugsmechanik

Lieferumfang: Waffe, Manual (russisch, englisch), 2 Diabolo-Magazine, 1 BB-Magazin und Putzstock im unbe- druckten Pappkarton

Ausführung: Vollkunststoffschaft (Polymer, schwarz) - Hartgummi-Schaftkappe - “Weaver”-Montageschiene - overlevel cocking

Hinweis: Waffe auch mit Bicolor-Schaft (blau/schwarz) erhältlich

Bewertung: Rustikale Anmutung, insgesamt saubere Verarbeitungsqualität, ungewöhnliches Design in “Bullpup”-Bauweise, kompakte Abmaße

Preis 2013: ca.  200,- bis 260,- EUR (Internet-Versandhandel)

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Begrifferläuterungen:

“Bullpup” - Der Begriff steht für eine Langwaffenbauart, bei der Verschluss und Magazin hinter dem Griffstück in der Schulterstütze untergebracht sind. Dieses Konzept macht eine kurze und kompakte Bauweise möglich, was der besseren Führigkeit der Waffe zugute kommt. Nachteil: Der Waffenschwerpunkt ist deutlich nach hinten verlagert.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schlo ß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Re- volver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betä- tigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

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System und Gehäuse

Am Erscheinungsbild der “MP-514K” scheiden sich die Geister, die Waffe polarisiert. Schönheit liegt ja bekannt- lich im Auge des jeweiligen Betrachters. Eines ist das kurze “Bullpup”-Luftgewehrchen aber auf jeden Fall: Eine Besonderheit. Und schon deshalb ist es zumindest eine Vorstellung wert und für Systemsammler ist die Anschaffung fast schon ein Muss.

Der vordere Teil mit Laufmantel und Vorderschaft (Bilder unten) besteht im Prinzip aus zwei übereinander liegenden  Griffen an denen man Hand anlegt um die Waffe zu spannen. Dabei legt man die Schulterstütze am besten auf den Oberschenkel auf.

    

Um das Oberteil mit dem darin befindlichen Lauf für den Spannvorgang hochklappen zu können, wird zunächst der graue, viereckige Knopf linksseitig am Systemgehäuse eingedrückt (Fotos unten). Die Rastklinke für die Laufhalterung gibt dadurch den Hebel (hinten angelenkter Kipplauf) frei, mit dem die Feder des “MP-514K” vor jeder Schussabgabe aufs Neue gespannt werden muss. Technisch handelt es sich hier um ein Federkolben- gewehr (overlever cocking), welches als Mehrlader ausgeführt ist. Dazu später mehr...

    

Es ist notwendig, den zum Ende hin recht schwergängigen Spannvorgang bis zum Einrasten in der hinteren Position (Winkel ca. 120 °) auszuführen (Feder gespannt). Anderenfalls lässt sich der Spannhebel nicht wieder nach vorne schwenken. Während des Spannvorgangs ist der Hebel vor unfreiwilligem Zurückschlagen gesichert, was eingeklemmte Finger, Nasenbeinbrüche, Brillendefekte und andere Unfallgefahren verhindert. Das Nachvorneführen des Laufs geht leichtgängig bis zum Einrasten der Laufverriegelung vonstatten.

    

Foto unten: Unschön! Zwischen Ober- und Unterteil der Waffe ist ein breiter Spalt (weißer Pfeil) vorhanden, durch den man hindurchsehen kann.

Fotos unten: Das Kunststoffgehäuse der “MP-514K” ist von stabiler Beschaffenheit und wirkt sehr robust. Die Oberfläche ist rau und schimmert matt. Signifikante Passformmängel oder missratene Spaltmaße sind nicht zu finden. Die Hartgummischaftkappe bringt im Bezug auf die Abpolsterung der Schulter gegen den Prellschlag praktisch keinen komfortablen Nutzen. Durch ihre stumpfe Haptik wirkt sie aber dem Abgleiten der stark hinterlastigen Waffe von der Schulter des Schützen zumindest etwas entgegen. Weicheres, elastischeres Material wäre hier sicherlich besser geeignet. Das rustikale Gewehrchen ist eben nichts für “Warmduscher” und “Schattenparker”. ;-)  Der stabile Polymerschaft liegt ohne knarzen und und klappern in der Hand. In Verbindung mit dem recht hohen Gewicht der Waffe kommt definitiv keine Spielzeuganmutung auf. Durch ihre kompakten Abmaße wirkt sie allerdings auch nicht wirklich brachial. Der Verbindungssteg zwischen dem Pistolen-Handgriff und dem unteren Rand der Schuterstütze eignet sich übrigens sehr gut als Tragegriff beim Transport der Waffe.

    

 

Magazine

Technisch ist das “Baikal MP-514K” quasi eine Art Revolvergewehr, da die Geschosse mittels entnehmbarer Trommelmagazine zugeführt werden. Es lässt sich ja nach verwendetem Magazin optional mit Diabolos oder Rundkugeln (im Reihenmagazin) beladen. Zur Schonung des gezogenen Laufs sollten weiche Blei-BBs verwen- det werden, oder verkupferte Stahlkugeln. Ich empfehle aber, nicht zuletzt auch wegen der besseren Flug- eigenschaften, Diabologeschosse zu verwenden. Leider sind die Magazine aus Plastik gefertigt. Stabilere Metallmagazine wären sehr wünschenswert.

Fotos unten: Die Magazinversionen. Links Trommel für 8 Diabolos, rechts Reihenmagazin für 10 BBs (“BB” = Ball Bearing)

Fotos unten: Vorder- und Rückseite (rechts) einer leeren Diabolotrommel. Gut erkennbar die Transportrastung rund um die Achse. Darunter ein geladenes Magazin mit einer leeren Kammer. Die Diabolos müssen sauber in die Kammern gesetzt werden, damit sie bei der Rotation der Trommel nicht herausrutschen und zur Blockie- rung führen. Hier wäre dem Hersteller anzuraten, ein einfaches Setzwerkzeug zur gleichmäßigen Einsenkung der Projektile mitzuliefern.

    

Fotos unten: Vorder- und Rückansicht (rechts) eines leeren BB-Magazins. Die Kugeln liegen in einer Reihe hintereinander in der Röhre und werden von einem federbelasteten Zubringer zugeführt.

    

Fotos unten: Das Trommelmagazin sitzt im Hinterschaft der Waffe in einem Ladeschacht. Es wird von der rechten Seite aus eingeführt. Ganz wichtig ist es, die freie Drehbarkeit des Trommelmagazins zu prüfen, damit gewährleistet ist, dass keine evtl. herausgerutschten, überstehenden Diabolos die Trommelrotation verhin- dern! Das führt dann ggf. zum für den Kolben schädlichen Leerabschlagen der Waffe.

    

Bilder unten: Links = Blick in den leeren Trommelschacht. Darin gut zu sehen ist die Trommelachse um die das ggf. eingesetzte Magazin rotiert. Rechts = Blick von der linken Waffenseite auf ein kleines Sichtfenster in dem man erkennen kann, ob ein Magazin implementiert ist, oder nicht.

    

Fotos unten: Zum Einsetzen und Entnehmen der Magazintrommel drückt man zunächst die Taste oben auf dem Anschlagschaft (Schulterstütze) nieder und hält diese gedrückt. Dadruch bewegt sich die Trommelachse nach hinten und das Magazin wird freigegeben. Man schüttelt dieses dann einfach nach rechts aus dem Schacht heraus.

    

Fotos unten: Ansichten des Magazin-Sitzes bei für den Spannvorgang geöffnetem Gehäuse. Das Magazin sollte VOR dem Spannen der Kolbenfeder eingesetzt sein, da es bei diesem Vorgang die korrekte Platzierung einer Kammer vor den Laufeingang erfährt. Bei jedem weiteren Spannvorgang wird die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Die Rotation muss also nicht über die Abzugsmechanik bewerkstelligt werden, was die Charak- teristik des Abzugs ansonsten negativ beeinflussen würde.

    

 

Abzug und Sicherung

Das “MP-514K” verfügt über eine manuelle Abzugssicherung. Diese befindet sich innerhalb des Abzugsbügel vor dem Züngel. Vor der Schussabgabe muss das Sicherungszüngel (blocking lever) mit dem Zeigefinger nach vorne gedrückt werden um die Waffe dadurch zu entsichern. Nach jedem Spannvorgang ist das Gewehr wieder automatisch gesichert. Der schussbereite Status wird am Sicherungszüngel durch einen beidseitig angebrach- ten roten Punkt signalisiert, der allerdings etwas zu klein und schlecht sichtbar ausgeführt ist.

Foto unten: Die Abzugssicherung (linker Hebel) in der vorderen Position, also im Status “entsichert”. Oben am Rand ist der kleine rote Punkt zu erahnen. In der gesicherten Position (roter Punkt vom Gehäuse verdeckt) ist der Abzug blockiert, das Abzugszüngel kann dann nicht betätigt werden. Für meinen Geschmack ist der Sicherungshebel zu leichtgängig und auch komplett ohne Rastung ausgeführt. Die Waffe kann beim hinein- greifen des Abzugsfingers daher versehentlich entsichert werden. Thema Abzugscharakteristik: Einem kurzen Vorzugsweg folgt eine trockene Schussauslösung ohne sauber definierten Druckpunkt bei relativ geringem Widerstand.

 

Visierung

Die offene Visierung des “MP-514K” wartet mit einem statischen Korn auf hohem Sockel auf. Es wird zwar nicht von einem kompletten Korntunnel umschlossen, besitzt aber eine seitliche Einfassung, welche es an seiner ex- ponierten Stelle vor Beschädigungen schützen soll. Das Rearsight ist als Lochkimme ausgeführt, die mittels Rändelrad in der Höhe justiert werden kann. Die Seiteneinstellung nimmt man direkt am Kimmenblatt vor, indem man die beiden Schrauben löst. Der Kimmensockel sitzt auf einer 145 mm langen “Weaver”-Schiene, sodass die Visierlänge variabel wählbar ist. Natürlich kann man das Kimmenbauteil auch gänzlich abnehmen und statt dessen eine optische Zielhilfe (RedDot/Zielfernrohr) montieren. Diese Zusatzanbauteile sollten allerdings Prellschlagresistent sein, da der Federkolben bei Schussabgabe einen kräftigen Impuls generiert, sodass empfindliche Optiken Schaden nehmen können.

    

    

    

    

Foto unten: Das Rändelrad für die Höhenjustierung der Kimme in Großaufnahme. Deutlich erkennbar sind die Rastkerben an seinem unteren Rand, für die Klickrastung an der hervorstehenden Kugel unter dem Drehrad.

 

Auf dem Schießstand

Das Baikal “MP-514K” ist ein sehr kompaktes, kurzes Gewehr und aufgrund der “Bullpup”-Bauweise sehr heck- lastig bei einem Gesamtgewicht von ca. 2,8 kg. Diese Eigenschaften machen es im Anschlag etwas gewöh- nungsbedürftig. Das Gewehr neigt etwas zum Abrutschen von der Schulter, weshalb die Schulterstütze kräftig angepresst werden sollte. Ungewohnt ist auch die relativ geringe Entfernung der Kimme zum Auge des Schützen, etwa analog zu einer Kurzwaffe mit nachgerüstetem Anschlagschaft.

Unangenehem ist das laute Geräusch beim Vorschlagen des Federkolbens, da man sein Ohr beim Schießen im korrekten Anschlag direkt am System hat. Nebenbei ist auch der kräftige Impuls des Prellschlags kein wirklich freudiges Vergnügen, während die Wange am Schaft “ruht”. Insgesamt ist das ein rustikales Erlebnis, Gehör- schutz sei an dieser Stelle nochmals besonders empfohlen.

Der vordere Teil der Waffe bildet quasi zwei übereinander liegende Griffe an denen man Hand anlegt um die Waffe zu spannen. Dabei legt man die Schulterstütze am besten auf den Oberschenkel auf. Um das Oberteil mit dem darin befindlichen Lauf für den Spannvorgang hochklappen zu können, wird zunächst der graue, viereckige Knopf linksseitig am Systemgehäuse eingedrückt. Die Rastklinke für die Laufhalterung gibt dadurch den Hebel frei, mit dem die Feder des “MP-514K” vor jeder Schussabgabe aufs Neue gespannt werden muss. Technisch handelt es sich hier um ein Federkolbengewehr. Es ist notwendig, den zum Ende hin recht schwer- gängigen Spannvorgang bis zum Einrasten in der hinteren Position (Winkel ca. 120 °) auszuführen. Anderen- falls lässt sich der Spannhebel nicht wieder nach vorne schwenken.

Das Magazin (Mehrlader) sollte VOR dem Spannen der Kolbenfeder eingesetzt sein, da es bei diesem Vorgang die korrekte Platzierung einer Kammer vor den Laufeingang erfährt. Ganz wichtig ist es, die freie Drehbarkeit des Trommelmagazins nach dem ersten Einsetzen zu prüfen, damit gewährleistet ist, dass keine evtl. herausgerutschten, überstehenden Diabolos die Trommelrotation verhindern! Das führt dann ggf. zum für den Kolben schädlichen Leerabschlagen der Waffe. Bei jedem weiteren Spannvorgang wird die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Die Rotation muss also nicht über die Abzugsmechanik bewerkstelligt werden, was die Charakteristik des Abzugs ansonsten negativ beeinflussen würde.

Das Abzugsverhalten lässt sich wie folgt charakterisieren: Einem kurzen Vorzugsweg folgt eine trockene Schussauslösung bei relativ geringem Widerstand. Größtes Manko ist der fehlende Druckpunkt vor der eigentlichen Schussauslösung. Mit dem Baikal “MP-514K” lassen sich nach etwas Übung mit der gewöhnungs- bedürftigen, offenen Visierung durchaus gute Treffergruppen erzeugen, eingedenk der Tatsache, dass es sich um ein preiswertes Hobbygewehrchen für das Plinking handelt und nicht um eine High-End-Matchwaffe. Gravierende technische Störungen traten bei der Testerstellung im Rahmen dieses Reviews keine auf. Das Gewehr arbeitete aber leider nicht ganz zuverlässig, da es zwischendurch immer mal zu einzelnen, unerklärlichen Leerschüssen kam, obwohl die Diabolos bündig in den Trommelkammern saßen. Das Leerabschlagen ist für Federkolbengewehre ja bekanntlich nicht gerade förderlich.

Fotos unten: Luftgewehrscheibe 14,4 x 14,3 cm, Spiegeldurchmesser 30 mm, 8 Schuss, Distanz 7 m, Waffe mit aufsitzendem Spiegel gehalten. Das gezeigte Schussbild entstand nach dem ersten, kurzen Einschießen der Visierung. Mit mehr Übung ist da sicher eine bessere Präzision zu erreichen.

    

Weiterführende Links

    

Manual:

    

 

Fazit

Das Baikal “MP-514K” polarisiert die Hobbyschützengilde wie kaum ein anderes Freizeitgewehr. Entweder man mag es, oder man lehnt es ab. Dazwischen gibt es im Prinzip keinen Standpunkt. Schönheit liegt bekanntlich im Auge des jeweiligen Betrachters. Eines kann man dem russischen “Bullpup”-Gewehr aber nicht absprechen. Und das ist sein Exotenstatus. Wer das Design dieses Druckluftgewehrs nicht mag und mit dem rustikalen Charakter der Waffe nicht warm werden kann, verschmäht es besser. Systemsammler, Liebhaber russisch- brachialer Technik, und Freunde des exotischen Auftritts sollten unbedingt zuschlagen. Da ist es schon fast ein Muss. Über die kleinen Mängel die es gibt, kann man leicht hinwegsehen.

GUNIMO

November 2013