UMAREX Morph 3 X
Anbieter: UMAREX Sportwaffen GmbH & Co. KG
Hersteller: Wingun
Modellbezeichnung: “Morph”
Namensableitung: “Morphologie” = Lehre von Gestalt/Formen und ihrem Wandel - “morphos” = griech. für
Gestalt/Form, “logos” = griech. für Lehre
Serien-Nr.: 12J59958
System: CO2-Semiautomatik, ohne BlowBack-Funktion
Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche
Energieentwicklung: Justierbare Ventilschraube (adjustable powerscrew)
Schussausbeute je Kapsel: Abhängig von der Ventileinstellung ca. 80 - 250 Schuss - im
Auslieferungezustand waren es im Test 180 - 200 Schuss
Kaliber: 4,5 mm Stahlrundkugel (.177)
Magazinkapazität: 30 Kugeln
Geschossgeschwindigkeit (Vo): Abhängig von den VAriablen: Ventileinstellung, Lauflänge und Projektilmasse
Energieentwicklung: Ca. 4 - 7 Joule (je nach Ventileinstellung (power adjustment))
Abzug: Double Action Only (DAO), Spannabzug
Abzugscharakteristik: kriechender, langer Vorzug - hoher Widerstand - kein Druckpunkt vor Schussauslösung
Sicherung: Manueller Schieber rechtsseitig, unterbricht die Abzugsmechanik
Lauf: Stahl, glatt (ohne Züge)
Visierung: Fiberoptik, nicht justierbar (starr)
Visierlänge (Pistole): 250 mm
Visierlänge (Gewehr): 437 mm
Lauflänge (Pistole): 180 mm
Lauflänge (Gewehr): 450 mm
Länge: 304 mm (Pistole) / 985 mm (Gewehr)
Höhe: 147 mm (Pistole) / 185 mm (Gewehr)
Breite: 32 mm (Pistole) / 41 mm (Gewehr)
Gewicht (leer): 526 g (Pistole) / 1.135 g (Gewehr)
Ausführung: Schwarzes Vollkunststoffgehäuse - zwei Weaverschienen - Pistole mit Umrüstmodulen zur
TakeDown-Flinte erweiterbar - verstellbare Energieentwicklung (adjustable power)
Lieferumfang: Pistole mit Anbaukomponenten und Manual im Pappkarton
Bewertung: Interessante, modulare Plinking-Waffe mit futuristischem Design - keine Billigplastikanmutung
Preis 2012: ca. 130,- EUR (Deutschland) / ca. 80,- US-$ (USA)
Fotos oben und unten: “Morphologie” - Durch die modulare Bauweise ist die Waffe unglaublich wandlungsfähig
und lässt sich mittels der im Set (bzw. “Extension Kit”) mitgelieferten Anbauteile zwischen Pistole und Gewehr variieren. Das gilt nicht nur für den Korpus sondern auch für die Lauflänge.
Während die “Morph” als Langwaffe ein sehr harmonischen, stimmigen Eindruck abgibt, generiert sie im
Kurzwaffenmodus ein etwas klobiges Erscheinungbild. Das liegt insbesondere am sehr wuchtig ausgefallenen Abzugsbügelbereich mit kräftigem Züngel und der hohen Visierschiene mit darin integriertem Magazin. Das
schlanke Griffstück liegt mit seinen Fingermulden und dem geriffelten Rücken gut in der Hand. Der Kunststoff vermittelt eine angenehme, leicht samtige Haptik. Es knarzt nichts, es wackelt nichts, es gibt keine groben
Spaltmaße oder gar unschöne Passformmängel. Das gilt auch für alle Anbauteile.
Fotos unten: Mündungsansicht mit Gewinde für die Laufverlängerung.
Fotos unten: Montage der Laufverlängerung aus dem “Extension-Kit”. Will man den Vorderschaft verwenden,
muss dieser vor dem Anschrauben des Zusatzlaufs auf die Pistole aufgesteckt werden. Dazu muss an der Pistole vorher das Korn entfernt werden (Fotos unten).
Um den Anschlagschaft anzubauen, muss zunächst der Griffrücken entfernt werden. Dazu drückt man den
Hebel am Griffboden nach vorne und zieht gleichzeitig den Griffrücken nach unten ab (Fotos unten).
Anschließend anstelle des Griffrückens den Anschlagschaft in die Führung einsetzen und durch Hochschieben
arretieren. Fertig! (Bilder unten)
Visierung
Die offene Visierung (selbstleuchtende Fiberoptik) ist leider nicht justierbar. Das Korn kann durch
herausschieben rasch entfernt werden, was für die Montage des Vorderschafts erforderlich ist.
Montageschienen
Die “Morph” ist mit zwei langen Schienen mit Weaverprofil ausgestattet, was die Montage optischer Zielhilfen
(RedDot/Zielfernrohr) oder eines Tragegriffs ermöglicht.
Manuelle Sicherung
Rechtsseitig befindet sich an der Waffe ein manueller Druckschieber, griffgünstig über dem Abzug platziert. In
die vordere Position (“S” = “safe”) gebracht, unterbricht dies die Abzugsmechanik (Bild unten links). Das
Züngel lässt sich dann zwar gegen einen nur noch geringen Widerstand bewegen, kann aber keinen Schuss auslösen. Im Bild unten rechts befindet sich der Sicherungsschieber in Position “F” (“fire”). Die sonst übliche,
rote Warnmarkierung fehlt bei der “Morph”.
Abzug
Die Pistole kann nicht vorgespannt werden, sie hat einen Double-Action-Abzug (Spannabzug) und verfügt
nicht über eine “BlowBack”-Funktion. Der Vorzugsweg ist sehr lang und der Abzugswiderstand leider erheblich. Der Abzugsfinger muss hier schwerstarbeit verrichten. Ein Druckpunkt vor Schussauslösung ist nicht gegeben.
Beschreibung „Double Action“- / „Single Action“-Abzug:
"Double Action" beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das
Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht.
Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.
“Single-Action“ bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) vorher spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der
Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.
”Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases
bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das
Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert semiautomatisch.
Magazin
Die “UMAREX Morph 3 X” verfügt über ein Reihenmagazin im Gehäuse das 30 Stahrundkugeln fasst. Es lässt
sich einfach und rasch beladen. Der Zuführungsschieber lässt sich vorne einrasten (Foto unten).
Implementierung der Treibgaskapsel
Um die CO2-Kartusche einzusetzen, muss zunächst der Griffrücken entfernt werden. Dazu drückt man den
Hebel am Griffboden nach vorne und zieht gleichzeitig den Griffrücken nach unten ab (Fotos unten).
Anschließend setzt man die Treibgaskapsel mit dem Hals nach oben gegen das Ventil ein.
Fotos oben: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden grünen Dichtung, der die Platte am
Kartuschenhals durchstößt und das Treibgas zum Ventil leitet.
Bilder unten: Beim Fixieren und Anstechen der Kapsel kommt die übliche Knebelschraube am Griffboden zum Einsatz.
Energieeinstellschraube (power adjustment screw)
Fotos unten: Energieeinstellschraube am System. Diese verbirgt sich unter einer Abdeckung aus Gummi am
Heck der Pistole. Merkwürdiger Weise fndet die Stellschraube in der Bedienungsanleitung der Waffe keine Erwähnung.
Auf dem Schießstand
Die Energieeinstellschraube verblieb für die hier gezeigten Tests im Auslieferungszustand.
Pistolen-Modus - geschossen mit offener Visierung
Die “Morph” ist zwar formal eine recht wuchtig wirkende Pistole, bringt aber aufgrund ihres
Vollkunststoffgehäuses leer lediglich 526 g auf die Waage und ist damit eher ein Fliegen- als ein Schwergewicht. Sie lässt sich aufgrund ihrer leichten Vorderlastigkeit dennoch einigermaßen ruhig im Anschlag
halten, obwohl der schwergängige DAO-Abzug - bei sehr langem Vorzugsweg - den Schützen schnell zum Verreißen der Waffe veranlasst. Ein Druckpunkt vor Schussaulösung ist nicht zu verspüren.
Leider verfügt die Pistole nur über eine starre Visierung, was sich bei der Testwaffe allerdings kaum negativ
bemerkbar machte, da die Treffpunktlage, bei Fleck im Ziel gehaltener Visierung, annähernd zentral lag. Durch die lange Visierlinie von 250 mm werden leichte Zielfehler etwas ausgeglichen und die selbstleuchtende, weil
lichtbündelnde, Fiberglasoptik erlaubt auch bei weniger günstigen Lichtverhältnissen eine gute Zielerfassung.
Abträglich in Hinsicht auf die Schusspräzision sind der glatte Lauf und die Verwendung von Stahlrundkugeln als
“Munition”. Insgesamt macht die Pistole beim Plinking eine gute Figur und lässt durchaus schnelle Schussfolgen zu, bringt den Abzugsfinger dabei aber nahe an seine Belastbarkeitsgrenzen. Die “Morph” vermittelt eine
Menge Schießspaß, auch wenn man natürlich kein Präzisionswunder in Händen hält. Das ist bei einer Freizeitwaffe dieses Preissegments, die vorrangig meist zum Dosenlochen eingesetzt wird, auch nicht unbedingt zu erwarten.
Auf 8 m Schussdistanz lässt sich der schwarze Spiegel einer 10-m-LP-Scheibe nicht immer zuverlässig treffen
(Streuung siehe Scheiben unten). Handelsübliche Getränkedosen wurden beim Beschuss mit Ein- und Austrittsloch versehen, die Magnetfallziele im Entenkasten stellten kein Problem für die “Morph” dar. Bei den
Testdurchläufen funktionierte die Waffe technisch tadellos, ohne die geringsten Störungen. Merkwürdig und unerklärlich waren gelegentlich auftretende, signifikante Treffpunktlageveränderungen, die m. E. nicht auf
bloße Zielfehler zurückzuführen sind.
Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 8 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen,
offene Visierung Fleck im Ziel gehalten.
Scheibe 1 = 20 Schuss, Scheibe 2 = 30 Schuss, darunter 2 x Scheibe 3 = 10 Schuss
Gewehr-Modus - geschossen mit Red-Dot-Sight
Mit wenigen Handgriffen wird aus der Pistole mittels des “Extension-Kit” eine Langwaffe, die dann mit 1.135 g
Leergewicht im Anschlag liegt. Somit ein sehr leichtes Gewehr. Da aber die offene Visierung nun praktisch unbrauchbar ist, da die Kimme zu nah am Auge sitzt und nur verschwommen wahrgenommen werden kann,
wenn man den Anschlagschaft bestimmungsgemäß an die Schulter presst. Da nützt es dann auch nicht das Geringste, dass auch am Vorderschaft ein rotes Fiberglaskorn das knapp 44 cm entfernte Gegenüber der durch
ihre Nähe zum Auge nun viel zu groß erscheinenden, grünen Leuchtkimme bildet. So bleibt dem Anwender im Prinzip nichts anderes übrig, als auf eine justierbare optische Zielhilfe zu setzen. Red-Dot-Sight oder
Zielfernrohr bringen dann auch noch ein paar Gramm an nützlichem Zusatzgewicht mit. Dank der langen Schiene mit Weaverprofil ist die Montage problemlos möglich. Mit der “Morph” im Gewehrmodus trifft man
deutlich besser, als mit der Pistole. Die Waffe kann viel sicherer und ruhiger im Anschlag gehalten werden, was bei dem schwergängigen DAO-Abzug ein großer Vorteil ist, der sich in den Trefferbildern mit engeren
Schussgruppen klar bemerkbar macht.
Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 8 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen,
Visierung: Red-Dot-Sight (nicht im Lieferumfang enthalten)
Scheibe 1 = 12 Schuss, Scheibe 2 = 5 Schuss,
Weiterführende Links:
Morph 3X short
Die folgenden fünf Fotos stammen von “muzzle.de”-Leser Markus Ludwig, der sein Exemplar gekürzt hat, ohne
den eigentlichen Lauf zu verändern. Nur der Laufmantel wurde modifiziert. Vielen Dank für die Übermittlung und Freigabe der Bilder.
Foto unten: Demontierte Laufbaugruppe
Foto unten: Einzelteile der Baugruppe. Bei dem zylindrischen, silberfarbenen Bauteil handelt es sich um ein
massives Laufgewicht (Spacer).
Foto unten: Demontierte Baugruppe in Einbaulage
Foto unten: Gekürzte Waffe mit nicht mehr genutzten Bauteilen der Baugruppe. Überschüssige Laufmantelteile
und das Laufgewicht (Spacer). Allerdings sollte m. E. beachtet werden, dass die vorhandene Kennzeichnung “F” im Fünfeck nicht entfernt wird, bzw. als Ersatz eine neue Kennzeichnung aufgebracht wird. Da es sich bei
einem Lauf um ein wesentliches Waffenteil handelt, diese Laufverlängerung aber ein einfach abnehmbares Anbauteil ist, sollte das “F” vorhanden sein, um den Ausweis zu gewährleisten, dass der Lauf für eine “Freie
Waffe” (<7,5 Joule) bestimmt ist.
Fazit
“UMAREX” bietet mit der “Morph 3 X” (nomen est omen) eine sehr variable und wandlungsfähige CO2-Waffe
an. Der Käufer erhält als Gegenwert für einen Setpreis von rund 130,- EUR eine sauber verarbeitete und mit zuverlässiger Funktion sowie relativ ansprechender Präzision aufwartende Plinking-Waffe. Die Besonderheiten
sind die rasche Modifizierbarkeit zwischen Kurz- und Langwaffe sowie die Justierbarkeit der Energieentwicklung. Hauptkritikpunkte stellen m. E. der schwergängige DAO-Abzug und die starre offene
Visierung dar, sodass die Montage und Verwendung einer optische Zielhilfe angeraten ist. Auch das geringe Gesamtgewicht ist nicht jedermanns Sache. Alles in allem macht die Waffe im Gewehrmodus den besseren
Eindruck, daher sollte der geneigte Interessent lieber zum Set greifen und ein Red-Dot-Sight dazu anschaffen.

Danksagung: Vielen Dank an die Firma UMAREX für die freundliche Unterstützung.
GUNIMO
Dezember 2012 / Januar 2014 / November 2015
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