Sig Sauer GSR

Sig Sauer GSR

Deutschlandimporteur/Anbieter: “GSG” - German Sport Guns

Distributor: “Cybergun”

Hersteller: “KWC”

Fertigung: Made in Taiwan

Modell: Sig Sauer GSR (CO2-Lizenznachbau mit Originalmarkings)

Vorbild: Sig Sauer GSR 1911 (Kal. .45 ACP)

Serien-Nr.: 81127677

System: CO2-Semi-Automatic

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Kaliber: 4,5 mm BB Stahl

Magazinkapazität: 19 Kugeln

    

Abzug: Double Action Only (DAO)

Abzugscharakteristik: Sehr hoher Widerstand, schabend, kein Druckpunkt

Lauf: glatt (ohne Züge)

Lauflänge: 132 mm

Sicherung: Manueller Schwenkhebel linksseitig, unterbricht die Abzugsmechanik

Visierung: Nicht justierbar (starr), Kimme und Korn mit weißen Markierungen versehen

    

Länge: 220 mm

Höhe: 145 mm

Breite: 35 mm

Gewicht: 964 g (leer)

Ausführung: Starrer Metallschlitten - Metallgriffschalen (!) - Griffstück (Basis), Abzugsbügel, Montageschiene und Hahnattrappe aus Plastik - Magazinbauteil Metall - Handballensicherung und Demontagehebel sind Fakes ohne Funktion.

Lieferumfang: Waffe mit Manual, Ladehilfe, Inbusschlüssel und BBs im Pappkarton mit Styropor-Einlage (Fotos unten)

Ausstattung: Kurze Weaverschiene am Griffstück- unbeweglicher Schlitten (kein “BlowBack”) - entnehmbares Magazin (BB-Reihenmagazin incl. Ventileinheit im Griffstück), BAX-System

Bewertung: Passable Verarbeitungsqualität, leider spärliche Ausstattung, Preis-Leistung befriedigend.

Bemerkung: Waffe generiert extreme Hochschüsse bei starker Streuung - Testwaffe zeigte eine leichte Undichtigkeit am Kapsel-O-Ring (Anstechdorn)

Preis 2010: ca. 90 EUR

    

    

 

Mündung

Fotos unten: Mündungsansichten mit dem weit zurückliegenden Messinglauf, der bei Abzugsbetätigung noch ein Stückweit tiefer eingezogen wird und nach dem Loslassen des Abzuges wieder in seine Ausgangsposition vorgleitet.

                                

 

Schiene

Fotos unten: Die Montageschiene (rechtes Foto) an der Unterseite des Rahmens besteht, wie das gesamte Griffstück, aus Kunststoff. Die Anbringung von “Tactical Lights” oder Lasern ist in Deutschland per Waffengesetz für Privatleute verboten. Der Demontagehebel (Foto links) ist ein Fake und ebenfalls aus Plastik. Der Metallschlitten ist fest auf der Basis montiert. Keine “BlowBack”-Funktion”

    

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

 

Der DAO-Abzug...

...ein düsteres Kapitel bei der “Sig Sauer GSR”, da eine grottenschlechte Charakteristik gegeben ist. Der sehr hohe Widerstand paart sich mit kratzig-schabender Wegbewältigung des waagerecht nach hinten laufenden Halbmondzüngels. Das ruft Erinnerungen an die frühe Version des UMAREX „Colt Government 1911 A1“ wach (siehe Vergleich unten). - Außerdem ist die Eingriffsöffnung für den Zeigefinger zwischen entspanntem Abzug und Bügel knapp ausgefallen. Nutzern mit dicken “Wurstfingern” wird der Eingriff daher recht schwer fallen. ;-)

Nach dem Entnehmen des Magazins lässt sich der Abzug noch einmal mit voller DAO-Funktion durchziehen. Danach läuft das Züngel beim Betätigen, wegen ausgesetzter Funktion des Schlagstücks, leichtgängig zurück. Egal ob sich die Pistole derweil im gesicherten oder ungesicherten Zustand befindet.

    

Die Abzugsvarianten des UMAREX CO2-Colt Government im Vergleich:

Das Modell „Colt Government“ war Anfangs mit einem einteiligen und durchgehenden Abzug ausgestattet, und damit authentisch zum Vorbild ausgefallen (Bild unten links). Das Züngel läuft dabei, dem Fingerdruck folgend, auf einer Schiene waagerecht zur Waffe nach hinten. Jedoch ist der Abzugswiderstand so hoch, dass man im DA-Modus die Waffe nicht ruhig im Ziel halten kann. Besser gesagt ist damit nicht mal der berühmte Möbelwagen zu treffen. Deshalb kam schon kurz nach Markteinführung des „Government“ eine deutlich verbesserte Abzugsmechanik zum Einsatz (Bild unten rechts). Der nun wesentlich leichtgängigere Abzug ist zweigeteilt. Der hintere Teil dient hauptsächlich als eine Art Verblendung, um den originalgetreuen Eindruck des Halbmondzüngels noch halbwegs zu erhalten. Der vordere Teil, das eigentliche Züngel, dreht sich beim Betätigen um seine Befestigungsachse.

    

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schlo ß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

 

Schlagstück/Hahn

Fotos unten: Der sichtbare Teil des Hahns ist eine Plastikattrappe, welche der möglichst authentischen Optik dient. Er wird - bei Betätigung des Spannabzuges - vom sich nach hinten bewegenden inneren Schlagstück (im Bild rechts zu sehen) nach hinten bewegt und später von einer kleinen Feder wieder nach vorne geklappt.

                          

 

Die Sicherung

Fotos unten: Der Sicherungsschwenkhebel ist nur linkseitig an der Pistole vorhanden. In die obere Postion gebracht (Foto links) unterbricht er die Abzugsmechanik und es kann kein Schuss ausgelöst werden. Das rechte Foto zeigt die entsicherte Waffe. Der rote Warnpunkt ist deutlich sichtbar.

    

Das “scharfe” Vorbild der hier vorgestellten CO2-Pistole besitzt zusätzlich noch eine Handballensicherung (mit Beavertail), die an der Druckluftwaffe aber nur eine zum Griffstück gehörende Attrappe ist.

 

Griff

Fotos unten: Die schwarz lackierten Metallgriffschalen (Druckguss) sind ein echtes Kuriosum! Sie besitzen eine sehr rauhe Oberfläche und fühlen sich beinahe an wie die Arbeitsfläche einer Reibe oder groben Feile.  Die Haptik ist dann schon etwas gewöhnungsbedurftig. Rutschfest sind die Schalen bei dieser Beschaffenheit natürlich allemal, der Griffkomfort leidet hingegen schon etwas darunter. Zusatzgewicht bringen sie auf jeden Fall mit und unterstützen mithin die Hecklastigkeit der Waffe.

Ein Plastikgriffstück mit Metallgriffschalen ist doch irgendwie recht “speziell”. Diese Werkstoffauswahl kennt man eher umgekehrt. ;-)

    

 

Magazinbauteil und Treibgaskapsel

Das Reihenmagazin für die 19 BBs (nebst Kapselaufnahme und Ventil) ist ein massives Metallmodul. Beim Betätigen des Magazinentrieglungsknopfes (Magazinhalter), linksseitig am Griff hinter dem Abzug (Pfeil im Foto unten links), wird es freigegeben, muss dann aber noch manuell aus dem Schacht gezogen werden. Es gleitet also, trotz seines hohen Eigengewichts, nicht selbsttätig und leichtgängig aus seinem Schacht.

    

    

        

Fotos unten: Um die CO2-Kartusche einzusetzen, ist ein externes Werkzeug (Inbusschlüssel) notwendig. Leider wird hier keine innovativere Lösung angeboten, wie wir sie z. B. von der UMAREX “Walther CP99” kennen (Kapsel- Schnellspannverschluss).

    

Fotos unten: Der Waffe liegt im Lieferumfang eine praktische Ladehilfe bei, um die Kugeln schneller und leichter ins Magazin befördern zu können. Diese besitzt eine trichterförmige ausgewölbte Öffnung und wird einfach auf das Magazin aufgesetzt. (Bilder unten)

    

    

Die oberste der in das Magazin implementierten Stahlkugeln wird von einem magnetischen Röhrchen - im Foto oben rechts gut zu sehen - vor der Ventilaustrittsöffnung gehalten.

Der federbelastete Kugelschieber lässt sich nicht in der unteren Position einrasten, was für sich genommen eigentlich ein Makel wäre. Durch den Einsatz der Ladehilfe wird dieser aber wieder wett gemacht, denn mit dem kleinen Steg an der Innenseite der Auflagefläche (Fotos unten) drückt man den Ladeschieber nach unten und hält ihn zuverlässig in dieser Position gefangen, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist.

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Sig Sauer GSR” ist eine Pistole in schwerer Ausführung, die sich von der Gewichtverteilung her sehr ausgewogen präsentiert, was nicht zuletzt auch durch das schwere Magazinbauteil im Griffstück sowie die schon erwähnten Metallgriffschalen erreicht wird. Dass die Visierung nicht justierbar ist schlägt negativ zu Buche, da die vorliegende Testwaffe extrem ausgeprägte Hochschüsse mit deutlicher Linkslastigkeit generiert. Der wegen des kleinen Kimmenausschnitts schwache Visierkontrast wird durch die an Kimme und Korn befindlichen weißen Markierungspunkte, bei guter Ausleuchtung des Umfeldes, nur bedingt ausgeglichen. Ebenso negativ ist das, selbst für eine Freizeitwaffe, grottenschlechte DAO-Abzugsverhalten. Überdies abträglich in Hinsicht auf die Schusspräzision sind der glatte Lauf und die Verwendung von Stahlkugeln.

Die “GSR” erzeugt, wegen der oben genannten negativen Eigenschaften, leider insgesamt nur sehr eingeschränkten Schießspaß, der Langfristig nicht wirklich motiviert. Die Testwaffe brachte eine leichte Undichtigkeit am Kapsel-O-Ring um den Anstechdorn mit, angezeigt durch ein leises Zischen, welches durch austretendes Treibgas erzeugt wurde.

Für mich unverständlich bleibt, warum die meisten Hersteller von Hobby-/Freizeitwaffen so wenig Augenmerk auf eine voll justierbare, gute, offene Visierung legen. Denn nichts ist für den Schützen auf Dauer motivierender, als wenn er sicher “ins Schwarze” trifft. Und dies wird durch eine höhen- und seitenverstellbare Zieleinrichtung nun einmal erheblich erleichtert, da sich zumindest die grundlegenden Unzulänglichkeiten der Waffe damit zu einem guten Stück regeln lassen. Es bliebe als Option natürlich noch die Nachrüstung eines “Red-Dot”-Visiers per “Bridge”-Montage.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen gehalten.

Scheibe links: Visierung mit aufsitzendem Spiegel gehalten. Die Kugeln schlugen teilweise außerhalb der Kartenoberkante ein. Scheibe rechts: Waffe mit aufsitzender Scheibenunterkante gehalten! Erst dann wandert die Treffhöhenlage in den Spiegelbereich der Scheibe.

    

   <- Begrifferklärungen

 

Fotos unten: Visueller Vergleich zweier “Sig Sauer”-Klone, made in Taiwan. Im Bild jeweils oben die “Sig Sauer X-Five”, unten die “GSR SIGARMS”.

 

 

Fazit

Ein mieser Abzug, eine deutlich zu hohe Treffpunktlage, knappe Ausstattungsdetails und andere Unpässlichkeiten machen diese rund 90 EUR teure CO2-Actionpistole meines Erachtens nicht unbedingt zu einem “Must Have”. Der Markt bietet auf diesem Sektor und in diesem Preissegment mittlerweile eine sehr breite Produktpalette. Da lohnt es sich gezielt zu vergleichen.

GUNIMO

Februar 2011