Sig Sauer P226 X-FIVE

Sig Sauer P226 X-FIVE

Deutschlandimporteur/Anbieter: “GSG” - German Sport Guns

Hersteller: Made for “Cybergun” (Distributor)

Fertigung: Made in Taiwan

Modell: Sig Sauer P226 X_FIVE (CO2-Lizenznachbau mit Originalmarkings)

Vorbild: Sig Sauer P226 “X-FIVE” (Kal. 9 mm)

Serien-Nr.: 90968163

    

System: CO2-Semi-Automatic mit Gas-BlowBack

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: 54 Kugeln = 3 Magazine

Kaliber: 4,5 mm BB Stahl

Magazinkapazität: 18 Kugeln

    

Abzug: Double Action (DA) / Single Action (SA) - “BlowBack”-Funktion

Abzugscharakteristik: DA = kein Druckpunkt /  SA = verkürzter Vorzug, verringerter Widerstand, etwas schwammig, kein Druckpunkt

Lauf: glatt (ohne Züge)

Lauflänge: 114 mm

Sicherung: Manueller Schwenkhebel beidseitig, unterbricht die Abzugsmechanik und blockiert den Schlittenrücklauf.

Fallsicherung: Der Hahn kann in eine Rastposition mit geringem Abstand zum Schlagbolzen gezogen werden. Diese Position dient als Fallsicherung und verhindert das Abblasen der Kartusche durch die dauerhafte Belastung des Ventilstößels durch den Schlagbolzen.

Visierung: Nicht justierbar (starr), Korn mit weißer Markierung versehen

    

Länge: 225 mm

Höhe: 145 mm

Breite: 44 mm

Gewicht: 1.165 g (leer)

Ausführung: Vollmetallgehäuse, Magazinbauteil Metall, Griffschalen aus Plastik

Lieferumfang: Waffe mit Manual, Inbusschlüssel und BBs im Pappkarton mit Styropor-Einlage (Fotos unten)

Ausstattung: Kurze Weaverschiene - beweglicher Schlitten mit Gas-Blowback - entnehmbares Magazin (BB-Reihenmagazin incl. Ventileinheit im Griffstück)

Bewertung: Saubere Verarbeitungsqualität, Lackierung empflindlich gegen mechanische Belastung, wertiger Gesamteindruck, schwere Ausführung, gutes Handling, Preis-Leistung befriedigend.

Bemerkung: Waffe generiert einen starken BlowBack-Impuls - relativ niedriege Schussausbeute je Kapsel - starker “Cool-Down”-Effekt bei schnellen Schussfolgen. Kein “BAX”-System.

Preis 2010: ca. 140 EUR

    

 

Markings

Foto unten: Allerlei Beschriftungen. Neben Modellbezeichnung und Seriennummer findet man die Kaliberangabe (im Auswurffenster), den Importeurhinweis (“G.S.G”), das “F” im Pentagon (in Deutschland Pflichtkennz. für Freie Waffen) und die aus Haftungsgründen unvermeidlichen, ausführlichen Warnhinweise.

 

Griff

Fotos unten: Die hinten am Griffstück zusammenlaufenden, schwarzen Hartplastikgriffschalen tragen den “SIG SAUER”-Schriftzug in den aufgerauhten Grifflächen. Vorne am Griffstück gibt es zwar keine Fingerrilen, dafür aber ein haltbietendes, gecheckertes Feld. Die Haptik ist passabel und der Griffkomfort ist für mittlere bis große Hände insgesamt als gut zu bewerten.

    

 

Schiene

Fotos unten: Die Montageschiene an der Unterseite des Rahmens. Die Anbringung von “Tactical Lights” oder Lasern ist in Deutschland allerdings per Waffengesetz für Privatleute verboten.

 

Bedienelemente und Schlitten

Fotos unten: Die Bedienelemente. Links der Demontagehebel zum Abnehmen des Schlittens. Rechtes Bild: Schlittenfanghebel (links) und Sicherungsflügel (rechts davon).

    

Fotos unten: Der Sicherungsschwenkhebel ist beidseitig an der Pistole bedienbar. Er unterbricht die Abzugsmechanik und blockiert gleichzeitig den Schlittenrücklauf. An der vorliegenden Testwaffe ließ er sich anfangs nur sehr schwerfällig umlegen und musste erst ein wenig “gängig” gemacht werden.

    

Fotos unten: Blick auf den Hahn, einmal entspannt anliegend (obere Reihe) und darunter zurückgezogen, also im gespannten Zustand. Er lässt sich wahlweise entweder durch das Zurückziehen des Schlittens spannen, oder mit dem Daumen (Abzug dann jeweils in “Single Action”-Funktion). Im Schießbetrieb übernimmt die “Blow-Back”-Funktion das Hahnspannen. Natürlich kann auch der Spannabzug beim ersten Schuss den Hahn direkt aus der Ruheposition heraus spannen und anschließend den Schuss auslösen (“Double Action”). Hinweis: Der Hahn kann in eine Rastposition mit geringem Abstand zum Schlagbolzen gezogen werden. Diese Position dient als Fallsicherung und verhindert das Abblasen der Kartusche durch die dauerhafte Belastung des Ventilstößels durch den Schlagbolzen. Daher sollte man beim manuellen Entspannen der Waffe den Hahn nur bis zu dieser Rastposition zurückführen!

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

    

    

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

Fotos unten: Das Abzugszüngel. Links in Normalposition bei entspanntem Hahn, rechts mit verkürztem Vor- zugsweg durch das Vorspannen des Hahns (Singel-Action-Modus).

    

Fotos unten: Die “Sig Sauer X-FIVE” mit hinten gefangenem Schlitten...

Im Detailfoto unten links ist zu erkennen, wie der Schlittenfanghebel in die entsprechende Aussparung am Schlitten greift und diesen dadurch hinten sperrt (funktioniert nur bei eingelegtem, leeren Magazin). Betätigt man diesen Hebel mit dem Daumen, schnellt der Schlitten federbelastet wieder nach vorne. Das Bild unten rechts zeigt den Hebel in Ruheposition. Rechts daneben der Sicherungshebel in der unteren, ungesicherten Postion.

    

Fotos unten: Blick in das Auswurffenster (bei zurückgezogenem Schlitten) auf das implementierte leere Magazinbauteil.

    

Fotos unten: Blick in das Auswurffenster (bei zurückgezogenem Schlitten) in den leeren Magazinschacht (Magazin entnommen).

    

 

Mündung

Fotos unten: Mündungsansichten

                      

    

 

Visierung

Fotos unten: Leider ist die offene Visierung nicht justierbar (Starrvisier). Das Korn ist zur besseren visuellen Erfassbarkeit mit einer weißen Markierung versehen. Bei guter Ausleuchtung des Umfeldes bietet die Visierung einen annehmbaren Kontrast.

    

 

Magazinbauteil und Treibgaskapsel

Das Reihenmagazin für die BBs (nebst Kapselaufnahme und Ventil) ist ein massives Metallmodul. Beim Betätigen des Magazinentrieglungsknopfes (Magazinhalter) linksseitig am Griff hinter dem Abzug, gleitet es, angetrieben von seinem Eigengewicht, leichtgängig aus seinem Schacht im Griffstück. Um die CO2-Kartusche einzusetzen bzw. zu entfernen, ist ein externes Werkzeug (Inbusschlüssel) notwendig. Leider wird hier keine innovativere Lösung angeboten, wie wir sie z. B. von der UMAREX “Walther CP99” kennen (Kapsel- Schnellspannverschluss).

    

    

    

    

Die oberste in das Magazin geladene Stahlkugeln wird von den Haltelippen an der Austrittsöffnung festgehalten (Foto unten links). Rechtes Foto: Blick auf den Ventilstößel, der beim Schuss durch das Schlagstück eingedrückt wird und dabei ein adäquate Menge Treibgas aus dem Ventil ablässt um die Kugel zu beschleunigen und den Schlitten zu repetieren.

    

Fotos unten: Blick auf das 18 BBs fassende Kugel-Reihenmagazin. Es besitzt einen federbelasteten Schieber, den man zwar unten einrasten kann, der aber in diese Position gebracht die Ladeöffnung für die Kugeln nicht freigibt. Dazu muss der Schieber manuell noch ein Stück weiter nach unten gezogen und dort mit dem Finger festgehalten werden. Nicht gearde sinnvoll, da gibt es bereits bessere, komfortablere Lösungen. Wenn man die BBs aber durch die Austrittsöffnung ins Magazin bugsiert, kann die Schieberrastung beim Beladen natürlich genutzt werden. Vor dem Einsetzten des geladenen Magazins in die Pistole, muss der Schieber wieder ausgehakt werden, sonst funktioniert der Kugeltransport nicht. Ein Speedloader (Ladehilfe) ist im Lieferumfang der “Sig Sauer P226” leider nicht enthalten.

Missgeschick: Beim Hantieren mit dem leeren Magazin schnellte mir die Kugelschieberfeder aus der Arretierung und schlug mit Wucht oben an. Dabei splitterte das oberste Segment der aus Druckguss bestehenden Fingerauflage ab (siehe Pfeil in den Fotos unten). Zwar kein Beinbruch, da die Funktion nicht gelitten hat, aber auch nicht wirklich schön. Also immer darauf achtgeben die Feder langsam zu entspannen...

    

 

Auf dem Schießstand

Die “X-FIVE” ist eine relativ großformatige Pistole in schwerer Ganzmetallausführung, die für mittlere bis große Hände gut geeignet ist und sich von der Gewichtverteilung her sehr ausgewogen präsentiert. Dies bei leichter Hecklastigkeit durch das schwere Magazinbauteil im Griffstück. Dass die Visierung nicht justierbar ist, schlägt negativ zu Buche, da die vorliegende Testwaffe deutliche Tiefschüsse generiert. Positiv hingegen ist das für eine Freizeitwaffe recht ansprechende weiche Abzugsverhalten, besonders im Single-Action-Modus, welcher ja bei einer BlowBack-Waffe praktisch permanent anliegt. Ein klar definierter Druckpunkt ist aber leider nicht gegeben. Abträglich in Hinsicht auf die Schusspräzision sind der glatte Lauf und die Verwendung von Stahlkugeln. Insgesamt macht die Pistole beim Plinking eine prima Figur und lässt sehr schnelle Schussfolgen zu.

Der durch das “BlowBack” bei jedem Schuss zurücklaufende Schlitten generiert einen sehr kräftigen Impuls und lässt die Waffe deutlich aus dem Ziel springen. Bei jedem Schuss mit einer noch gut gefüllten CO2-Kapsel, verspürt man einen Windhauch im Gesicht. Dieser verdeutlicht dem Schützen, dass eine nicht unerhebliche Menge Treibgas für den Schlittentransport, gegen die Belastung der Rückholfeder, nach hinten abgeleitet wird. Und das macht sich bei der Schussausbeute deutlich schmälernd bemerkbar, denn eine Kapselfüllung reicht bei diesem verschwenderischen Umgang gerade einmal für drei Magazine, also 54 Kugeln. Bei schnellen Schussfolgen lässt der Gasdruck zum Ende einer Salve, wegen der Abkühlung der Kapsel, merklich nach. Das lässt die ohnehin zu tiefe Treffpunktlage nochmals nach unten abfallen. Dieses Phänomen ist als “Cool-Down”-Effekt bekannt und den charakteristischen, physikalischen Eigenschaften des Treibgases CO2 geschuldet.

   <--- Eigenschaften von “CO2” und “N2O”

Die Waffe erzeugt eine Menge Schießspaß, auch wenn man natürlich kein Präzisionswunder vorfindet und man die deutlich zu tiefe, sowie leicht rechtslastige Treffpunktlage wegen der starren Visierung leider immer durch entsprechendes Anhalten ausgleichen muss. Für mich unverständlich bleibt in diesem Zusammenhang, warum die meisten Hersteller von Hobby-/Freizeitwaffen so wenig Augenmerk auf eine voll justierbare offene Visierung legen. Denn nichts ist für den Schützen auf Dauer motivierender, als wenn er sicher “ins Schwarze” trifft. Und dies wird durch eine höhen- und seitenverstellbare Zieleinrichtung nun einmal erheblich erleichtert, da sich zumindest die grundlegenden Unzulänglichkeiten der Waffe damit zu einem guten Stück regeln lassen. Das sollte und dürfte wohl ein ganz erheblicher Kaufanreiz für den geneigten Interessenten sein. Ich für meinen Teil könnte auf so manchen “Schnick-Schnack” gut verzichten, zu gunsten grundlegender Dinge wie eben dieser besagten justierbaren offenen Visierung. Es bliebe als Ausweg natürlich noch die Nachrüstung eines “Red-Dot”-Visiers per “Bridge”-Montage. Aber das macht die Sache deutlich teurer und die Waffe natürlich erheblich schwerer.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen und “Fleck” gehalten.

Scheibe 1 = 18 Schuss in langsamer Abfolge:

Scheibe 2 und 3 = je 8 Schuss in langsamer Abfolge:

    

Scheibe 4 und 5 = je 8 Schuss in sehr schneller Abfolge:

    

Handelsübliche Weißblechgetränkedosen werden beim Beschuss auf Zimmerdistanzen zuverlässig mit Ein- und Austrittsloch versehen. Bei den Testdurchgängen funktionierte die Waffe technisch tadellos, ohne jegliche Funktionsstörungen. Allerdings ist die schwarze Lackierung recht empfindlich gegenüber mechanischer Belastung, sodass an beweglichen Teilen (sich absenkendes Patronenlager, Federführungsstange, Magazin) bereits nach kurzer Verwendungszeit deutliche Abriebs- und Schleif spuren feststellbar waren.

 

   <--- zielen und treffen (Begrifferklärungen)

Hinweis: Ein lesenswerter Kurzbericht des Users “Header” zur “Sig Sauer X-FIVE” findet sich unter folgendem Link hier im “muzzle.de”-Forum:

http://278222.forumromanum.com/member/forum/entry_ubb.user_278222.2.1110712295.1110712295.1.kur zbericht_sig_x_five-muzzle_de.html

Vielen Dank an “Header”.

 

 

Demontage

Der Schlitten lässt sich mittels weniger Handgriffe demontieren. Dazu zunächst das Magazin entnehmen, den Schlitten zurückziehen und den Zerlegehebel in die senkrechte Position schwenken (halbrunde Aussparung im Schlitten beachten). Nun kann der Schlitten nach vorne abgezogen werden. Dies allerdings gestaltet sich bei der vorliegenden Testwaffe recht hakelig und man muss schon kräftig rütteln bis sich die Verbindung löst.

    

    

 

Manual

Hinweis zur Bedienungsanleitung: Obwohl das Manual der Waffe im Kaliber 4,5 mm BB beiliegt, ist das Kapitel “ADJUSTABLE BAXS” enthalten. Dies ist jedoch nur bei der 6mm-Softair-Variante gegeben. Bei der auf Stahl-BB-Verwendung konvertierten Waffe ist dieses System nicht vorhanden. Im Detailfoto unten erkennt man das Fehlen des “BAX”-Einstallrades. (Vergleiche mit Abbildung im Manual oben.)

 

Fazit

Der Volksmund sagt: “Wo Licht ist, findet man auch Schatten.” - Diese Weisheit trifft auch bei der “Sig Sauer P226 X-FIVE” zu. Technisch und funktionell weiß die Pistole, trotz einiger etwas hausbackener Detaillösungen, durchaus zu überzeugen. Optisch hat sie ebenfalls einiges zu bieten, nur das Finishing zeigt sich doch etwas empfindlich. Den bemerkenswert kräftigen “BlowBack”-Impuls dieses Modells bezahlt der Liebhaber dieser Funktion mit einem verschwenderisch hohen CO2-Verbrauch und kräftigem “Cool-Down”-Effekt. Diese Action- Pistole erzeugt durchaus viel Schießspaß, der aber wiederum von der deutlich zu tiefen Treffpunktlage überschattet wird, die sich wegen der starren Visierung leider nur durch das schwierige “Gegenhalten” ausgleichen lässt. Für rund 140,- EUR Kaufpreis ist dies meines Erachtens eine insgesamt noch zufriedenstellende Gemengelage.

GUNIMO

Februar 2011