Crosman 2240

Crosman 2240 Ratbuster

Hersteller: Crosman Corp., E. Bloomfield, NY, USA

Modell: 2240 Ratbuster

Serien-Nr.: 212802633

System: CO2-Einzellader, “bolt action”

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca. 50 Diabolos

                      

Kaliber: 5,5 mm (.22) Pellet

Magazinkapazität: -Kein Magazin-

Abzug: Single Action (SA)

Abzugscharakteristik: Kurzer Vorzug - kratzig - kein Druckpunkt vor Schussauslösung

Lauf: Stahl, gezogen

Lauflänge: 190 mm

Sicherung: Manueller Druckstift, blockiert die Abzugsmechanik

Visierung: Korn starr, Kimme seiten- und höhenverstellbar

Länge: 285 mm

Höhe: 145 mm

Breite: 39 mm

Gewicht: 760 g (leer)

Ausführung: Lauf, Laufmanten und Systemgehäuse aus Stahl - Griffstück Druckguss - Kunststoffbauteile: Griffschalen, Laufring, Kornträger, Kimmenträger, Kammerstengelgehäuse, und Gehäusedeckel. Verpackung: Blister-Hülle (Foto unten)

Bewertung: Einfach ausgestattete Pistole im klassischen Design - saubere Verarbeitung - aufgrund ihrer Bauart gut für legale Auf-/Umrüstungs- und Tuningmaßnahmen geeignet - breites Zubehörangebot im Fachhandel.

Preis 2012: ca. 120,- EUR

    

Die “Crosman 2240” trägt den Beinamen “Ratbuster” und es werden dann gerne auch mal sogenannte “Hunting Pellets” dazu gereicht (Abb. oben rechts). Das sollte aber niemanden dazu verleiten, mit dieser Pistole auf Wirbeltiere zu schießen! Airgun-Hunting mag in den USA ein Volkssport sein, hierzulande ist die Gesetzgebung eindeutig eine andere:

Alle Tiere, welche unter das Bundesjagdgesetz fallen, dürfen in Deutschland ausschließlich von dazu berechtigten Personen bejagt werden. Zu diesen Tierarten gehören alle größeren Wirbeltiere (z.B. auch Marder und Hasen), sowie Singvögel, zu denen Rabenvögel wie Elstern ebenso gezählt werden. Voraussetzung für die Jagdausübung ist hier ein gültiger Jagdschein /Jahresjagdschein. Das gilt auch auf dem eigenen Grundstück. Zuwiderhandlungen stellen eine Straftat dar, somit erübrigt sich jede Diskussion zum Thema “Schädlingsbekämpfung mit freien Waffen”.

Kleinere Wirbeltiere wie Mäuse, Ratten etc., sind vom Tierschutzgesetz erfasst, dürfen also nicht unnötigen Qualen ausgesetzt werden, was bei einem Beschuß mit einem freien Luftgewehr (< 7,5 Joule) ganz sicher der Fall wäre. Dazu kommt, dass auch die Entsorgung des Kadavers - wegen der möglichen Seuchengefahr - den damit verbundenen rechtlichen Bestimmungen unterliegt. U. U. müssen diese von Spezialisten beseitigt werden.

 

Fotos unten: Mündungsansichten und darunter der Blick in den gezogenen Lauf.

                

 

Griff und Anschlagschaft

Fotos unten: Die schwarzen Kunststoff-Griffschalen in Holzoptik sind beidseitig gleich ausgeprägt und haben gecheckerte Flächen sowie eine Daumenauflage. Sie bieten ausreichende Griffigkeit, ohne aber “Handschmeichler” zu sein. “Crosman” bietet als Zubehör einen universellen Anschlagschaft an, der sich optional montieren lässt. Holzgriffschalen verschiedener Art hält der einschlägige Fachhandel bereit.

    

 

Abzug

Die “Crosman 2240” ist ein Einzellader, der vor jedem Schuss manuell gespannt werden muss. Dem entsprechend handelt es sich um einen Single-Action-Abzug (SA) dessen Charakteristik wie folgt zu beschreiben ist: Kurzer Vorzugsweg - sehr kratziges Verhalten - kein Druckpunkt vor Schussauslösung

Begrifferläuterung:

“Double Action” (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht.
Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

”Single Action” (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) vorher manuell spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

 

Abzugsoptimierung

Das Abzugsverhalten der “Crosman 2240” ist im Auslieferungszustand - wie erwähnt - nicht wirklich gut. Für einen Single-Action-Only-Abzug einfach zu kratzig und schwergängig. Das lässt sich aber recht einfach verbessern und ich zeige hier wie das funktioniert.

Zunächst nimmt man die rechte Griffschale ab um an den Gehäusedeckel zu gelangen. Dieser ist mit drei Inbusschrauben (Schlüssel 1/16”) befestigt.

    

Nach dem Öffnen kann man die verstifteten Bauteile (TR073) und (SR078) einfach entnehmen. Ziel ist es die Reibungsflächen zu glätten (polieren) und zu ölen. Außerdem kann man das Abzugsgewicht reduzieren, in dem man eine schwächere (weichere) bzw. verkürzte Feder (CS370) verbaut. Ich habe das so gelöst, dass ich die vorhandene Feder gestaucht habe und so einen deutlich geringen Widerstand erzielen konnte. Und siehe da: Der vormals grottige Abzug war nicht mehrwieder zu erkennen. Die Maßnahmen haben sich absolut gelohnt!

Aber Vorsicht! Die Tücke steckt manchmal im Detail (und sei dieses auch noch so klein)! - Wenn man bei dem hier beschriebenen Procedere sehr sorgfältig arbeitet, bleiben alle Teile, welche nicht direkt von den Optimierungsmaßnahmen betroffen sind, schön still an ihrem Platz. Aber eine kleine Unachtsamkeit reicht, und schon verabschiedet sich der Sicherungsstift (SF061) aus seiner Lage und die kleine Feder (CS371) nebst noch kleinerem Rastkügelchen (BB011) springen in hohem Bogen aus dem Gehäuse. So erging es mir, als ich die Waffe beim Hantieren kurz auf einem ungeignet weichen Untergrund ablegte und der Sicherungsstift dadurch komplett herausgedrückt wurde. Nach minutenlanger Suche fand ich die kleine Spiralfeder zum Glück zwar wieder, das Kügelchen aber blieb verschwunden. Damit wäre die Funktion der Sicherung dann leider nicht mehr gewährleistet gewesen. Shit happens...

Aber, der kluge Mann baut vor und der Bastler wirft ja bekanntlich nichts weg. So fand ich die Lösung recht schnell in meinem nicht unerheblichen Ersatzteilvorrat. Und zwar in Form einer passenden Kugel, die zum Laufverschlusshebel eines ausgeschlachteten “Noris Twinny”-Derringers (Röhm) gehörte. Passt perfekt! Nur das Einsetzen der beiden winzigen Bauteile wurde zu einem absoluten Geduldspiel. Kleinstwerkzeug, Lupe und sehr ruhige Hände sind dazu ein Muss. Aber irgendwann, nach immensem Zeitverlust,  war dann alles wieder funktionsfähig an seinem Platz.

 

Sicherung

Hinter dem Abzugszüngel befindet sich die manuelle Sicherung. Drückt man den Stift (SF061) von links ein, wird die Abzugsmechanik blockiert. Zum Freigeben des Abzugs einfach von rechts wiederum eindrücken. (Bilder unten)

    

    

Die Sicherungsfunktion im Innern: Je nach Position (“fire”/”safe”) des Sicherungsstifts, greift die federblastete, kleine Kugel (BB011) in eine der beiden Rillen und hält diesen so in seiner Position. Die Feder (CS371) sitzt in einer Mulde im Gehäuse und wird auf diese Weise geführt und am Wegspringen gehindert. (Fotos unten)

    

    

Fotos unten: Je nach Position (“fire”/”safe”) des Sicherungsbolzens, greift der Abzug entweder frei beweglich in die entsprechende Aussparung (Position “fire”= entsichert), oder wird vom Bolzen blockiert (Position “safe”).

  

 

Offene Visierung

Die offene Visierung der “Crosman 2240” besteht aus einem starren Balkenkorn und einer horizontal und vertikal justierbaren Kimme. Der Kornträger (Fotos unten) besteht aus Kunststoff und ist auf die Mündung aufgesteckt. Er kann durch Abziehen schnell demontiert werden (ggf. fest sitzendes Bauteil vorsichtig erwärmen (Fön) und Korn mit einem Lappen umwickeln um Handverletzungen zu vermeiden). Bei rustikalem Umgang mit der Waffe kann sich der Kornträger seitlich leicht verdrehen und das Korn erscheint dann im Visierbild schief, was u. U. zu Zielfehlern führen kann. Daher stets auf senkrechten Sitz des Korns achten. Das Entfernen des Kornträgers lässt problemlos die Anbringung eines Schalldämpfers mittels passendem Adapter zu.

    

Fotos unten: Das Metallkimmenblatt ist hinten an seinem Träger aus Kunststoff verschraubt, welcher seinerseits auf dem Kammerstengelgehäuse sitzt. Nach dem Lösen der Kreuzschlitzschraube kann es zur Höhenverstellung hoch und runter geschoben werden. Bevorzugt der Schütze anstelle des rechteckigen Kimmenausschnitts eine Lochkimme, so kann das Kimmenblatt einfach gewendet werden. Allerdings passt die Rechteckkimme nach meiner Meinung besser zum vorhandenen Balkenkorn, aber das ist natürlich Geschmacksache. In dieser Kombination ergibt sich ein recht ansprechendes Visierbild mit gutem Kontrast.

Die Seitenverstellung der Kimme nimmt man mittels der auf dem Sockel sitzenden Kreuzschlitzschraube vor: Nach deren Lockern wird das Kimmenbauteil einfach nach links oder rechts versetzt. Das ist alles ein wenig fummelig und entspricht nicht gerade einem gehobenen Standard, sondern ist vielmehr eine ziemlich hausbackene Lösung. Ein Mikrometervisier mit Klickrastung stünde der Pistole deutlich besser zu Gesicht. Und da wären wir dann wieder beim Thema “verfügbares Zubehör”...

    

 

Zubehör zum Thema Visierung

            

Ersetzt man den seriellen Verschluss aus Plastik durch einen solchen aus Stahl (Steelbreech) mit Montageschiene (Abb. oben links), dann lassen sich komfortable Rear-Sights montieren, wie z. b. diese beiden “Williams” -Modelle: Typ “Peep-Sight” (links) oder Typ “Notched Blade Sight” (rechts).

              

Für die Anbringung eines RedDot-Sights oder eines Zieffernrohrs gibt es ebenfalls entsprechende Montagen (Mounts) für den Laufmantel:

         

 

Implementierung der Treibgaskapsel

Die 12g-CO2-Kapsel wird in den Zylinder unter dem Lauf eingesetzt, mit dem Kapselhals voran. Dann wird die Verschlusskappe wieder draufgeschraubt und handfest angezogen. Keine rohe Gewalt anwenden. Um die Kartusche für den Gebrauch anzustechen, spannt man das Schlagstück mit dem Kammerstengel und betätigt den Abzug. Nun steht das Ventil unter Druck und die Pistole ist schussbereit.

    

 

Laden des Projektils (Pellet)

Die Pistole zunächst sichern. Vor jeder Schussabgabe muss der Kammerstengel nach oben bewegt und nach hinten gezogen werden, bis man ein Einrasten wahrnimmt. Jetzt ist das Schlagstück gespannt. Anschließend ein Diabolo mit dem Kopf voran (Kelch nach hinten) in die Lademude einsetzen und den Kammerstengel wieder nach vorne führen und unten einklinken. Die Waffe ist nun geladen und gespannt. Nach dem Entsichern kann die Schussabgabe erfolgen. Dieses Procedere muss für jeden Schuss wiederholt werden.

    

Im Foto oben links erkennt man den schwarzen Dichtungsring, der den Stößel umschließt und den Verschluss abdichtet, sodass kein Treibgas nach hinten aus dem Laufansatz entweichen kann.

Foto unten: “Crosman 2240” mit Kammerstengel auf der linken Seite der Pistole, was für rechtshändige Schützen sicher die griffgünstigere Variante ist, aber leider kein Standard.

 

Auf dem Schießstand

Die “Crosman 2240” ist im Handling eine einfache aber zuverlässige und durchaus ansprechende CO2-Plinking-Waffe. Geschossen habe ich die Pistole für den Test in der Grundausstattung (Lieferumfang), also ohne jegliche zusätzliche Anbauteile. Verwendet wurden Pellets der Marke “H&N Diabolo Sport” im Kaliber 5,5 mm, die einiges an Masse ins Ziel bringen und Klappziele aller Art zuverlässig umlegen. Die offene Visierung war mit dem - mir persönlich besser liegenden - rechteckigen Kimmenblatt eingerichtet. Mit einer Kapselfüllung ließen sich insgesamt rund 50 Schüsse abgeben, bevor die Treffpunktlage signifikant absank. Der Schussknall ist recht markig und nichts für hellhörige Etagenwohnungen und das Schießen innerhalb der gesetzlichen Ruhezeiten. ;-)

Die Abzugscharakteristik (SA) ist nicht wirklich erbaulich. Einem kurzen, aber leider sehr kratzigen Vorzugsweg (bei deutlichem Widerstand), folgt die unmittelbare Schussauslösung leider ohne sprübaren Druckpunkt. Darauf muss sich der Schütze erstmal einstellen, bzw. den Abzug wie beschrieben verfeinern.

Das u. g. 5er-Trefferbild wurde auf der 7 m-Distanz von mir erzielt. Waffe im beidhändigen Anschlag mit aufgelegten Unterarmen gehalten. Trefferbilder dieser Güte ließen sich reproduzierbar erzeugen und sind für eine einfache Freizeitwaffe in Basisausstattung sicher nicht schlecht. Echte Meisterschützen werden das noch besser hinbekommen und eine Micrometer-Visierung oder ein RedDot-Sight tun dann ihr Übriges. Die Pistole gibt das präzisionstechnisch auf jeden Fall her.

    

 

Weiterführende Links:

            

 

Fotos unten: Größenvergleich mit einem anderen Klassiker der “Crosman”-Reihe: Der “Crosman SSP 250”. Der Anschlagschaft ist kompatibel.

Fazit

Die “2240 Ratbuster” ist eine CO2-Pistole im unverwechselbaren, klassischen “Crosman”-Stil, ohne ein Vorbild aus dem “scharfen” Feuerwaffen-Sektor. Für die Fans von Look-Alike-Modellen fällt sie daher aus dem Raster. Ins Beuteschema passt sie vorallem jenen Interessenten, welche eine einfach gebaute und leicht modifizierbare CO2-Pistole suchen. Diesbezüglich schlägt das im Handel verfügbare, umfangreiche Tuningzubehör positiv zu Buche. Im I-Net findet man bei entsprechender Recherche nicht ohne Grund eine große Zahl an Customizing-Versionen der “2240” vor. Besonderen Charme hat auch der Spann- und Ladevorgang mittels Kammerstengel, der Repetierer-Feeling erzeugt.

 

GUNIMO

November 2012 / November 2015