Walther PK380

Walther PK380

Hersteller: UMAREX Sportwaffen GmbH & Co. KG (Arnsberg)  www.umarex.com

Fertigung: Made in Germany

Modell: Walther PK380

PTB-Nr.: 921

Beschusszeichen: Nitrobeschuss, Beschussamt Köln, “BA” (“B”=1, “A”=0, = Jahr 2010)

    

    

Vorbild: Walther PK380 (P29)   -   9 mm kurz/.380 Auto, Preis 348,- EUR (UVP)

Markteinführung der SSW: Dezember 2010

Serien-Nr.: PK104901880 und PK105002227

System: Selbstlader, Reizstoff-/Signalpistole

Kaliber: 9 mm P.A.K.     (Munition mit NC-Pulver empfohlen)

Magazinkapazität: 8 Patronen

    

Abzug: SA / DA

Griffumfang: 120 mm

Lauf: Stahlrohr mit Laufsperre, Druckgussmantel (umspritzt)

Lauflänge: 93 mm

Mündungsgewinde: M9x1

Sicherung: Walzensicherung manuell (Schwenkflügel beidseitig), Fallsicherung per Hahnraste

Visierung: Kimme und Korn mit weißen Markierungspunkten, Visierlinie 136 mm (Fotos unten)

    

Länge: 165 mm

Höhe: 133 mm

Breite: 30,5 mm

Gewicht: 565 g (leer)

Ausführung: Polymergriffstück mit “Picatinny”-Schiene, Stahlschlitten schwarz (brüniert) mit Lasergravur, Stahlblechmagazin. Hahn, Magazinhalter, Visierung und weitere Funktionsteile ebenfalls aus Stahl gefertigt. Federführungsstange besteht aus Zinkdruckguss.

Lieferumfang: Waffe, Signalbecher, Reinigungsbürste, Magnet, mehrsprachige Bedienungsanleitung im Kunststoffkoffer.

Bewertung: Kompakte, führige Signalwaffe in hochwertiger Ausführung. Sehr nahe am Vorbild, mit vielen Originalteilen der “scharfen” Feuerwaffe. Vorbildgetreue Markings. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.

Hinweise: Wegen beidseitiger Bedienelemente auch für Linkshänder ohne Einschränkungen geeignet. Die Waffe sollte nach jedem Schießen gründlich gereinigt werden.

Funktionstest: Beide Testwaffen im Schießbetrieb (je 48 Schuss) ohne jede Funktionsstörung.

Preis 2010: 249,90 EUR (UVP des Herstellers)

Rechtliches: Besitz der Waffe frei ab dem vollendeten 18. Lebensjahr. Öffentliches Führen nur erlaubt mit dem “Kleinen Waffenschein”, zwingend in Verbindung mit einem gültigen Personaldokument (Ausweispapiere).

    

    

    

    

Fotos unten: Der Griffrücken der “PK380” lässt sich durch das Eindrücken der Klammern innerhalb des Griffstückes lösen und abnehmen. Ein Austausch gegen ein anders dimensioniertes Bauteil wäre somit möglich, um den Griffumfang individuell zu verändern.

    

 

 

Die Laufsperre

    

    

Neben vielen Sicherheitsauflagen der “Physikalisch-Technischen-Bundesanstalt” (PTB) für Schreckschusswaffen ist eine der markantesten sicherlich die sogenannte Laufsperre. Dabei handelt es sich um meist mehrteilige Verbauungen des Innenlaufs, bestehend aus einer sehr harten Stahlsorte. Was zum einen die unseligen „Bastler“ von ihrem illegalen Tun abhalten soll, dient zum anderen auch elementar der Funktion der Waffe. Ohne den durch die Laufverbauung erhöhten Gasstaudruck, würde das Repetieren des Schlittens nicht einwandfrei funktionieren, da aus den Platz-/Gaspatronen kein Projektil verschossen wird, dass den Lauf zur Mündung hin abdichten würde. Das Foto oben zeigt den Arbeitsschritt, bei dem die Laufsperren unter großer Hitzeeinwirkung mit dem Stahllauf verlötet werden.

 

Die Sicherung

Mit dem beidseitig am Schlitten bedienbaren Schwenkhebel wird die Walzensicherung in Kraft gesetzt, bzw. die Pistole wieder entsichert. Die Funktion ist denkbar einfach und absolut wirkungsvoll. In Position “S” (für “Safe”) wird die abgeflachte Walze soweit gekippt, dass sie mit ihrer breiteren Stelle nun ein Stück weit über den Schlagbolzen hinausragt, sodass der Hahn nicht auf den beweglichen Stift auftreffen kann. Die Zündung einer im Patronenlager befindlichen Munitionskartusche wird somit zuverlässig verhindert (Bilder unten).

    

    

    

                            

    

Foto unten: Blick auf den Stoßboden im Patronenlager. Dort trifft der vom Hahn angestoßene Bolzen auf das Zündhütchen am Patronenboden. Die oben gezeigte Sicherung verhindert diesen Vorgang.

 

Das Magazin

Das Stahlblechmagazin hat eine Kapazität von 8 Patronen im Kaliber 9 mm P.A.K. (Pistole Automatik Knall). Es ist ein eigens für diese PTB-Signalwaffe gefertigtes Bauteil und KEIN nachträglich modifiziertes Magazin von der “scharfen” Feuerwaffe, wie fälschlicher Weise immer mal wieder kolportiert wird.

Beim Blick in den Magazinschacht (Foto unten) erkennt man, dass die Aufnahmeschiene exakt für dieses eingefalzte Magazin ausgeführt ist. Das Magazin der “scharfen” Pistole (Kaliber 9mm kurz), dem diese Einfalzung natürlich fehlt, wäre hier definitiv nicht unter zu bringen. Das Magazin gleitet nach dem Entriegeln sehr leichtgängig aus dem Schacht

    

    

    

Fotos unten: Blick in das offene Auswurffenster im Schlitten bei eingelegtem Magazin. Das linke Bild zeigt das unbestückte (leere) Magazin, welches den Schlittenfang auslöst (Schlitten in der hinteren Position arretiert). Im Bild rechts das bestückte Magazin durch das Auswurffenster betrachtet.

    

Foto unten links: Spannvorgang mittel Zurückziehen des Schlittens. Im hier bereits halb geöffneten Auswurffenster ist die oberste Partone im Magazin sichtbar. Diese wird bei gänzlich geöffnetem Verschluss von der Magazinfeder in das Patronenlager befördert, wo sie bei Abzugsbetätigung gezündet wird (Schussabgabe). Bei der “Walther PK380” kann man im geschlossenen Zustand von Außen (vor dem Ausziehers) erkennen, ob eine Patrone im Kartuschenlager steckt. Man erhält somit eine Art Ladestandsanzeige.

Foto unten rechts: Ein sogenannter “Hülsenklemmer”. Dabei handelt es sich in der Regel um eine Funktionsstörung, denn die verkantete Patrone klemmt im Verschluss und sperrt dadurch den nach vorne schnellenden Schlitten. Die Waffe ist somit komplett blockiert.

    

Der oben zu sehende  Hülsenklemmer zeigt eine ungezündete Kartusche. Er entstand durch einen zu langsam ausgeführten manuellen Spannvorgang (Durchladen), also durch einen Bedienfehler des Anwenders. Denn bleibt der Verschluss zu lange geöffnet, katapultiert die starke Magazinfeder die Patrone gleich wieder oben aus dem Patronenlager heraus. Wichtig: Der Durchladevorgang muss ruckartig erfolgen.

Funktionsbedingte Hülsenklemmer (beim automatischen Auswurf der leeren Kartuschen) gab es bei keiner der beiden Testwaffen. Die vorliegenden “Walther PK380”-Exemplare arbeiteten im Schießbetrieb völlig störungsfrei, präzise und absolut zuverlässig. Beide Pistolen absolvierten jeweils 48 Schuss mit “UMAREX” Knallmunition (NC-Pulver). Hülsenklemmer können z. b. durch ungeeignete Munition (Gasdruck), eine verschmutzte Waffe, oder durch Probleme mit dem Auszieher oder der Schlittenrückholfeder generiert werden.

Und sage ich es nicht immer wieder: “Nicht wundern, “muzzle.de” lesen!”  ;-)

 

SA-/DA-Abzug

  

"Double Action" beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schlo ß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht.
Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

“Single-Action“ bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) vorher spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

Die drei folgenden Fotos zeigen den Hahn der “PK380” in seinen drei möglichen Positionen. Unten links: Hahn anliegend. Unten rechts: Hahn in einer Rastposition mit Abstand zum Schlagbolzen. Diese Position dient als Fallsicherung bei entsicherter Waffe.

    

Foto unten links: Vorgespannter Hahn, Schussauslösung im Single-Action-Modus.

    

Der vorgespannte Hahn kann natürlich ohne Schussauslösung manuell wieder entspannt werden. Dies sollte aber stets bei gesicherter Waffe (Position “S”) geschehen, um eine ungewollte Schussabgabe zu vermeiden.

 

Der Schlittenfang

    

Der Schlitten der “PK380” läuft butterweich, sitzt aber ausreichend stramm, ohne klapperig zu wirken.

    

 

De-/Montage

    

    

    

Die Federführungsstange ist (ohne weitere umständliche Totaldemontage) so nicht aus der Waffe entnehmbar (Fotos oben). Das hat zwar den Vorteil, dass diese nicht verloren gehen kann, aber auch ein Nachteil ist unbestreitbar: Beim Reinigen der Waffe ist dies hinderlich und führt zu einer umständlicheren Handhabung. Ich würde hier die weitere Zerlegbarkeit klar priorisieren, wenn ich die Wahl hätte.

Fotos unten: Das Griffstück bei demontiertem Schlitten.

Fotos unten: Blick in den abgenommenen Schlitten.

 

Die unten gezeigten Fotos von der demontierten “PK380” wurden mir zur Publikation von Silvio Darmann zur Verfügung gestellt. Vielen Dank dafür!

 

 

“Familienfotos”

Fotos unten: Optischer Vergleich mit der “Walther P22” P.A.K. (UMAREX).

    

    

Foto unten: V. l. n. r. “Walther PK380”, “Walther P22” und “Walther P99”.

Foto unten: V. l. n. r. “Walther PP”, “Walther P99”, “Walther P22”, “Walther PK380”.

 

Fazit

Wer hätte gedacht, dass es das nochmal geben würde? Eine neue Schreckschusswaffe in einer Qualität so nahe am Original, wie unter Berücksichtigung der gestrengen “PTB”-Auflagen irgend möglich: Eine Vielzahl an Bauteilen vom Vorbild übernommen; neben dem Schlitten etliche weitere Stahlelemete verbaut; authentische Markings eingelasert; Optik und Haptik über jeden Zweifel erhaben; und nach den Erkenntnissen eines 100-Schuss-Tests ist auch eine höchst zuverlässige Funktion gegeben. - Die Pistole ist m. E. für Sammler, Silvesterschützen und Alltagsnutzer gleichermaßen ein “Must-Have”.

Wenn man bedenkt, was dem geneigten Signalwaffenliebhaber in der jüngeren Vergangenheit so manches Mal an eher eingeschränkt brauchbaren Produkten für sein gutes Geld zugemutet wurde, dann weiß man, dass “UMAREX” mit der “PK380” einen riesigen Schritt in die richtige Richtung unternommen hat. Nun hat man gesehen was machbar ist! Es bleibt zu hoffen, dass damit eine Trendwende eingeläutet wurde und diese Gas-/Schreckschusspistole nicht nur ein einsam leuchtender Stern am Horizont bleiben wird. Der Markt, der laut nach Angeboten dieser Art verlangt hat, wird darüber letztlich sicher mitentscheiden. Denn Geiz ist nicht immer geil und wer billig kauft, kauft zweimal.

 

Danksagung: Vielen Dank an die Firma “UMAREX” für die freundliche Unterstützung durch die Bereitstellung der beiden Testwaffen für dieses Review.

 

“YouTube”-Fundstücke: Belastungstest (1.000 Schuss) der “Walther PK380” P.A.K.:

Teil 1: http://www.youtube.com/watch?v=9GGWqtSv3nA

Teil 2: http://www.youtube.com/watch?v=Vhc10RAXuIo

 

Silvester-Impressionen 2010/11. - Auch im Feuerwerkseinsatz zeigte sich die “PK380” sehr zuverlässig...

                    

      

                                

 

GUNIMO

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