Walther LP53 vs Predom Lucznik

Walther LP 53 vs  Predom-Lucznik KL170

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Walther LP53

Predom Lucznik KL170

 

Walther LP 53

Walther LP 53 (geschweiftes Heck, mit Laufgewicht, Schrumpflackierung) - Serien-Nr.: 065376

Walther LP 53 (geschweiftes Heck, ohne Laufgewicht, glatte Lackierung) - Serien-Nr.: 015853

(not part of collection) - Dank an T. Tendera

Walther LP 53 (glattes Heck, ohne Laufgewicht, Schrumpflackierung) - Serien-Nr.: 113202

Walther LP 53 (glattes Heck, ohne Laufgewicht, mit Holzgriffschalen für Linkshänder, Schrumpflackierung)   - Serien-Nr.: 127035

Foto unten: Holzgriffschalen (Linkshänder), braune Kunstoffgriffschalen, schwarze Kunststoffgriffschalen

Predom-Lucznik

Die u. g. Liste gibt Anhaltspunkte zu den Herstellungsdaten der “LP53” anhand der Seriennummern. Die Aufstellung ist aber offenbar nicht vollständig. Sie endet bei Seriennummer 126032. Ich bin im Besitz eines Exemplars mit der Seriennummer 127035 (Foto unten). Es darf also davon ausgegangen werden, dass mindestens ca. 126.000 Stück gefertigt wurden und die Produktion nicht im Mai 1976 beendet wurde, sondern erst gegen Ende 1976.

Bild unten: “LP53”-Belegstück Ser.-Nr.: 126045, eingesendet von S. Somhorst. Vielen Dank.

Bild unten: “LP53”-Belegstück Ser.-Nr.: 127182, eingesendet von “Kaster”. Vielen Dank.

Bild unten: “LP53”-Belegstück Ser.-Nr.: 127434, eingesendet von Manfred Einsle. Vielen Dank.

    

Aufruf: Falls jemand ein “LP53”-Belegstück besitzt, mit einer Ser.-Nr. größer 127434, bitte ich um Meldung an: gunimo@muzzle.de   - Vielen Dank.

 

Daten LP53:

Baujahre: 1953 – 1976

Kaliber: 4,5 mm

Lauflänge: 240 mm

davon gezogen: 180 mm

Züge: 12

Visierlänge: 235 mm

Visierung: vertikal und horizontal verstellbares Mikrometervisier

Abmessungen: 315 x 150 x 41 mm

Gewicht: 1.150 g

Spannwiderstand: ca. 8 kg

Spannweg: 42 mm

Abzug: verstellbarer Druckpunktabzug

Abzugswiderstand: ca. 1.500 g

Vo: ca. 110 m/s

Kapazität: einschüssig

System: Kipplauf

Varianten: mit geschweiftem Heck, später mit schrägem Heck, Griffschalen zunächst braun, später schwarz

Zubehör: Anleitung, Laufgewicht, hölzerner Spanngriff (auch als Kornschutz verwendbar), Putzstock, Wechselkimmen: Dreieckkimme, Halbmondkimme, Trapezkimme, Wechselkorne: Dachkorn, Perlkorn, Balkenkorn

Techn. Besonderheiten: Abzugsbügel fungiert als Spannhebel beim Knicken des Laufs, Duckzylinder im Griffstück platziert

Hersteller: Carl Walther GmbH, Ulm (Donau)

Konstrukteur: Fritz Walther

Konzept: Trainingswaffe für Großkaliberschützen

Vorbild: vmtl. Luger 08

Vorgänger-Modell:  Walther LP52     (ca. 850 Exemplare ?)

Nachfolge-Modelle: Walther LP2, Walther LP3

 v.l.n.r. Walther LP53, LP2, LP3

Foto unten rechts: LP53 mit Laufgewicht, Ausführung mit geschweiftem Systemheck (“Bürzel”).

    

Foto oben links: LP 53 mit geradem Systemheck (oben) und geschweiftem Systemheck (unten)

Heutzutage ist die LP53 eine gefragte Sammlerwaffe, für die von Liebhabern, bei guter Erhaltung, durchaus der vielfache Neupreis gezahlt wird. Die in guter Qualität gefertigte Pistole erfreute sich auch während ihrer Produktionszeit großer Beliebtheit. Das dokumentiert nicht nur der recht lange Fertigungszeitraum, sondern auch die Tatsache, dass sie auf einem Filmplakat regelrechte Berühmtheit erlangte. Da wurde der James Bond-Darsteller Sean Connery auf dem Werbeplakat für den Agententhriller „Liebesgrüße aus Moskau“ mit einer LP53 in der Hand abgelichtet (s. Abb. u. l.). Die sollte wohl mehr Eindruck hinterlassen, als die kleinformatige Walther PPK. Vermutlich hat ihre weitläufige Ähnlichkeit mit der Luger 08 auch ein wenig zu dieser Maßnahme beigetragen?!

        

Die „Carl Walther GmbH“, bis zum 2. Weltkrieg in Zella-Mehlis beheimatet, und nach dem Krieg in Ulm (Donau) ansässig, war Hersteller der von Fritz Walther konstruierten, und als Trainingswaffe für Großkaliberschützen konzipierten Pistole. Der recht kräftige Prellschlag der Waffe gibt davon Zeugnis. Vermutlich hatte Fritz Walther formal die Luger 08-Pistole als Vorbild gewählt, der sie zumindest weitläufig ähnelt.

Um eine ausreichende Geschossgeschwindigkeit zu erreichen, setzte Walther zwei Spannfedern in das Griffstück ein. Die kürzere, aber stärkere Feder, liegt in der anderen Kolbenfeder (s. Abb. unten). Beim Herunterdrücken des Laufs überträgt sich die Hebelwirkung auf den Abzugsbügel, der dann für die Federkompression sorgt. Der Abzug ist dabei durch einen Haken gesperrt und lässt sich erst bei geschlossener Waffe auslösen. Die Laufdichtungen bestanden anfangs aus Leder, bei späteren Modellen verwendete man Kunststoff.

Spannen und Laden: Die Pistole in die rechte Hand nehmen, mit der linken Hand den Holzspanngriff in die Laufmündung stecken. Mit dem linken Handballen auf dem Spanngriff, den Lauf bis zum Einrasten nach unten drücken (s.Abb. unten). Ein 4,5 mm Diabolo in den Lauf einführen, dann den Lauf wieder schließen. Die Pistole ist nun schussbereit. Das Diabolo liegt nur 15 mm vom Kolbenauslass entfernt.

Einstellung der Visierung: Jede Pistole war bei der Auslieferung auf 6 m eingeschossen und ein Schussbild wurde beigefügt. Bei der Verstellung der Visierung ist folgendes zu beachten: Den Visierkamm leicht nach unten drücken, um die Höhenstellschraube leicht drehen zu können. Bei Hochschuss die Höhenstellschraube per Rechtsdrehung im Uhrzeigersinn hineindrehen. Bei Kurzschuss die Höhenstellschraube herausschrauben (Linksdrehung). Bei Rechtsschuss die seitliche Stellschraube im Uhrzeigersinn nach rechts drehen, bei Linksschuss in entgegengesetzter Richtung drehen. Jede Rastverstellung an der Visierung ergibt auf 6-8 m Entfernung eine Schussverlagerung von ca. 3 mm. Die auf den Rändelschrauben angebrachten Zahlen dienen nur zur Orientierung bei der Einstellung und nicht für die Markierung der Schussentfernung.

Auswechseln der Korne und Visierblätter: Das Kimmenblatt wird durch eine Kugelrastung gehalten. Ein leichter Druck mit dem Daumen nach oben, schiebt das Kimmenblatt heraus. Das Einsetzen des Blattes geschieht in umgekehrter Weise. Somit ist der Austausch mit wenigen Handgriffen vollzogen. Für das Auswechseln der Korne muss die Schraube am Kornfuß herausgedreht werden.

Ölen und einfetten der Pistole: Es empfiehlt sich, die Ledermanschette des Kolbens hin und wieder einzuölen. Gleichzeitig sollte man den Abzugsstollen etwas einfetten.

Das aufschiebbare Laufgewicht (s.Abb.u.), bestehend aus zwei Hälften, die mit zwei Zylinder- oder Inbusschrauben verbunden sind, ist ein sinnvolles Zubehörteil. Mit leicht angezogenen Schrauben wird die Laufbeschwerung bis zum Anschlag auf den Lauf geschoben und dort arretiert.

 

Predom-Lucznik KL170

Die bereits erwähnte Beliebtheit der LP53 hat natürlich auch Nachahmer auf den Plan gerufen. Ein Beleg dafür ist die „Predom-Lucznik“-Luftpistole (Abb.u.), die Mitte der 1970er Jahre aus der Taufe gehoben wurde. Das polnische Fabrikat ist auch unter der Modellbezeichnung „170“ bekannt. Das abgebildete Exemplar trägt den Jahresstempel „1976“ und die Kennzeichnung „Wz1970“, gefolgt von der Kaliberangabe 4,5mm. Die Seriennummer lautet „P9233“. Natürlich fehlt auch das in Deutschland für freie Druckluftwaffen unter 7,5 J notwendige „F“ im Pentagon nicht.

    

Daten Predom-Lucznik KL170:

Baujahre: ab Mitte 1970er Jahre bis ca. 1980

Kaliber: 4,5 mm

Visierlänge: 236 mm

Visierung: vertikal und horizontal verstellbar

Abmessungen: 313 x 150 x 30 mm

Gewicht: 1.075 g

Kapazität: einschüssig

System: Kipplauf

Techn. Besonderheiten: Abzugsbügel fungiert als Spannhebel beim Knicken des Laufs, Druckzylinder im Griffstück platziert

    

Bei aller bauartlicher Ähnlichkeit sind doch eine Vielzahl von Unterschieden zur LP53 erkennbar, als da wären:

Die linke Griffschale hat keine ausgebildete Daumenauflage. Daher ist die Pistole ohne Umrüstung auch für Linkshänder geeignet. Die Visierung ist deutlich geringwertiger, und lässt sich nicht so gut justieren wie beim Vorbild. Die Verarbeitung der Metallteile ist erkennbar grober. Das Gehäuse ist brüniert, bei der LP53 ist es bei einem Großteil der Varianten mit rauhem Schrumpflack überzogen. Das Korn besteht mit dem vorderen Teil des Laufmantels aus einem Stück. Dadurch entsteht eine Ansatzfuge. Der Spannabzugsbügel hat eine andere Formgebung, und ist massiver ausgebildet. Die Gestaltung des Bereiches um dessen Schwenkachse ist formal auffallend anders ausgefallen. Der Abzugshebel ist wesentlich kürzer als beim Original und damit deutlich zu klein ausgeführt. Außerdem sitzt er ergonomisch ungünstig weiter vorne als bei der LP53. Insgesamt ist das Erscheinungsbild sehr rustikal und wirkt wie für die Ewigkeit gebaut, irgendwie typisch osteuropäisch. Gerade daher bezieht sie aber ihren besonderen Charme. Als Zubehör konnte ich sogar ein passendes Lederholster zusammen mit der Pistole erwerben (s.Abb. oben rechts).

Bei Schießtests ergaben sich deutliche Vorteile für die LP53. Nicht nur die bereits erwähnte bessere Ergonomie macht sich bei ihr positiv bemerkbar, sondern besonders die Abzugs-Characteristik. Besitzt die Walther-LP ein trockenes, sauberes Abzugsverhalten mit deutlichem Druckpunkt, so würde ich das der „Predom-Lucznik“ als schwammig und irgendwie undefinierbar bezeichnen.

Beide Waffen sind schon recht betagt und ihre Technik ist sicher nicht mehr der neueste Stand der Ingenieurkunst. Trotzdem ließen sich auf ca. 6 m Distanz recht passable Schussbilder erzielen (siehe Abb. Scheiben). Alle 5 abgegebenen Schüsse mit der LP53 lagen innerhalb der 8 auf der handelsüblichen LP-Scheibe. Die „Predom-Lucznik“ verzeichnete einen „Ausrutscher“ in die 7. Stehend in beidhändigem Anschlag geschossen, und unter Berücksichtigung meiner nicht als überragend zu bezeichnenden Schießkünste.

    

Fazit: Insgesamt sind beide Pistolen recht gut zu schießen, man merkt ihnen ihr fortgeschrittenes Alter deutlich an, was aber den Spaß nicht mindert. Im direkten Vergeich kann die LP53 Vorteile für sich verbuchen, Charme haben beide, wobei die Predom-Lucznik besonders die Liebhaber kerniger Verarbeitungsqualität ansprechen dürfte. In jedem Falle stellen sie empfehlenswerte Sammlerstücke dar, die in keiner Kollektion fehlen sollten. Für die LP53 werden, abhängig u. a. von der Erhaltung, mittlerweile schon recht hohe Verkaufserlöse erzielt. Es gibt sie in verschiedenen Varianten, auch das lässt das Sammlerherz höher schlagen.

 

Unten: “Walther LP53” mit Holzgriffschalen für Linksschützen

    

    

    

 

Foto unten: Unterschiedliche Kimmenbauteile für “LP53”

 

Die nachfolgenden Fotos der frühen Walther LP53 mit glatter Systemlackierung wurden mir freundlicherweise von “muzzle.de”-Leser Thomas Tendera zur Verfügung gestellt und zur Publikation freigegeben. Vielen Dank!

Die Pistole mit der Serien-Nr. 015853 weist eine Besonderheit auf! Das Wort “IMPORT” wurde linksseitig mit einem Schlageisen aufgebracht (siehe Foto unten). Der Grund dafür ist unklar. Wer hierzu sachdienliche Hinweise machen kann, wird gebeten sich zu Wort zu melden. Vielen Dank. (gunimo@muzzle.de)

 

GUNIMO

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