UMAREX Walther Nighthawk (engl.: night = Nacht, engl.: hawk = Habicht)
Länge: 291 mm
Höhe: 202 mm
Breite: 54 mm
Gewicht: 986 g (komplett, jedoch ohne Magazin + CO2-Kartusche)
Abzug: Double Action Only (DAO) = kein Vorspannen möglich
Abzugsgewicht: ca. 4.500 g
System: CO2, Semiautomatik, mehrschüssig
Antrieb: 12 g CO2
Magazin: 8-schüssige Trommel (Metall)
Kaliber: 4,5 mm (Diabolo) (.177)
Lauflänge: 84 mm, gezogen
Visierung: offene Visierung mit statischem Korn + horizontal justierbarer Kimme
Rotpunktoptik „Walther Top Point“
Sicherung: Schieber rechtsseitig
Ausstattung: Leuchtpunktoptik mit Montage (Staubschutzkappen vorhanden)
Kompensator in Schalldämpferoptik
Lieferumfang: Kunststoffkoffer, 3 Trommelmagazine, 1 Inbusschlüssel, Mündungsblende fürKompensator-
gewinde, Bedienungsanleitungen für Modell „CPS” und „Walther Top Point“
Ausführung: Griffstück in „Camouflage“-Optik
(Weitere Ausführungen erhältlich: Griffstücke in schwarz und oliv)
Besonderheit: herausnehmbare Ventil-/Kartuscheneinheit
Über Geschmacksfragen lässt sich ja bekanntlich trefflich streiten, aber ich möchte keinerlei Streit vom
sprichwörtlichen Zaune brechen, sondern gebe hier nur meinen persönlichen Eindruck zu Protokoll. Und der ist im Bezug auf das Erscheinungsbild der „Nighthawk“ zweigeteilt. Zum einen macht die recht imposante
Gesamtansicht des Kunstwerks „Nachthabicht“ einen qualitativ sehr soliden und hochwertigen Eindruck. Andererseits bin ich jedoch nicht unbedingt ein Freund dieser martialischen Ausprägung, die an Waffen von
Sondereinsatzkommandos erinnert, oder diesen nachempfunden ist. In Verbindung mit einem Camouflage-Muster erweckt das ganze gar einen paramilitärischen Eindruck, und da stellt sich mir dann die
Frage, ob das bei einer Druckluftwaffe für den friedlichen Freizeitspaß angebracht ist. Auf alle Fälle ist es aber mal etwas anderes, und liegt auch noch modisch voll im Trend. Nun denn, nach diesem Ausflug in die subjektive
Geschmacksfragenwelt wenden wir uns jetzt den Fakten zu. Und da bleibt festzuhalten, dass der Käufer für sein Geld einen Gegenwert bekommt, der einiges an Schießspaß enthält. Zwar ist die Pistole im Design der
Großkaliberfeuerwaffe „Walther P99“ nachempfunden, basiert aber technisch nicht auf deren CO2-Pendant „UMAREX CP 99“, sondern auf dem weniger anspruchsvollen Modell „CPS“.
Gravierendster Unterschied zwischen „CP 99“ und „CPS“ ist die Tatsache, dass letztgenanntes Modell lediglich
mit einem Double-Action-Only-Abzug (DAO) ausgerüstet ist, was sich unter Präzisionsaspekten wegen der fehlenden Vorspannmöglichkeit klar negativ auswirkt. Darüber hinaus besteht das obere Waffengehäuse
(Schlitten/Laufmantel) bei der „CP 99“ aus Metall. Die „CPS“ bietet nur Kunststoff, und es fehlt natürlich der Entspannknopf der „CP 99“. Zur Funktion der Waffe selbst sei an dieser Stelle auf den Beitrag zur „CPS“
verwiesen.
Zum Testbericht Modell “CPS” --->
Kompensator und Red Dot mit Montageeinheit machen also das Mehr der „NH“ zur „CPS“ aus. Während der Kompensator nach Herstellerangaben [*] die Schussleistung verbessern soll, dient das „Walther Top Point“
der schnelleren Zielerfassung gegenüber der offenen Visierung.
[*] Funktionsprinzip des NH-Kompensators: Durch die effiziente Ableitung der Gaswirbel am Strömungskegel
und die anschließende Flugbahnstabilisierung im Kompensatorkern soll sich mittels Zusammenwirken dieser Effekte die Schusspräzision spürbar verbessern. Phase 1: Ableitung der Gaswirbel am Strömungskegel, Phase
2: Geschossstabilisierung im Kompensatorkern, Phase 3: Neutralisierung der restlichen Antriebsgase
Der mattschwarze Metallkompensator sieht zwar, sicherlich nicht unbeabsichtigt, aus wie ein Schalldämpfer,
hat aber in diese Richtung keine Funktion. Ihm ist die Aufgabe zugedacht, dem jeweils abgefeuerten Diabolo eine flugbahnstabilisierende Wirkung angedeihen zu lassen, um damit die Schusspräzision zu verbessern. Der
innen im Aluminiummantel befindliche Kegel soll dies maßgeblich bewirken, in dem er die Luftverwirbelungen hinter dem Geschoss minimiert. Weiteres dazu im Rahmen der Schießtests (weiter unten).
Der Kompensator wird einfach mit dem am vorderen Laufende angebrachten Außengewinde verschraubt.
Damit dieses, bei demontierter Schalldämpferattrappe offenliegende Gewinde, keinen negativen Einfluss auf die Mündungsansicht der Pistole ausübt, ist im Lieferumfang eine Mündungsattrappe enthalten. Diese wird
anstatt des Kompensators auf das Gewinde aufgeschraubt und die Vorderansicht der Waffe dadurch deutlich harmonisiert. Beim Schießen mit angebautem Kompensator kann man mit der offenen Visierung das Ziel nicht
erfassen, da dieser über die Visierlinie hinausragt.
Hinweis: Nachtrag zum Bericht, 12.12.2004
Im Dezember 2004 tauchten erste “Nighthawk”-Exemplare im Handel auf, bei denen ein Kompensator aus
Plastik montiert war. Der Hersteller “UMAREX”, bzw. der Fachhandel lieferten vorab zu dieser Aus- führungsumstellung leider keine Informationen. Bislang gab es auch keine Preisanpassung, die der ver-
minderten Wertigkeit Rechnung tragen würde, auch wenn die Funktion des besagten Anbauteils wohl in vollem Umfang erhalten bleibt. - Vielen Dank an “EventMobil” für die Fotos und die Information bezüglich der Produktumstellung.
Das „Walther Top Point“ dient, wie bereits erwähnt, als Option, die der offenen Visierung im Punkto schnelle
Zielerfassung sicherlich überlegen ist. Es verfügt über eine elfstufige Helligkeitsregelung des roten Leuchtpunktes, der mittels Höhen- und Seitenstellschrauben durch Klickrastung justiert werden kann. Als
Stromversorgung dient eine Knopfzelle, die im Helligkeitsstellrad untergebracht ist. Die große Montageeinheit trägt auf einer Schiene das Leuchtpunktvisier, und könnte an der kürzeren Schiene an seiner Unterseite eine
Lampe oder einen Laser aufnehmen. Die deutsche Gesetzgebung lässt dies jedoch nicht zu, denn alles was das Ziel anstrahlt, gilt hierzulande als „hundepfui“, wenn es um einen nichtbehördlichen oder nichtmilitärischen
Einsatzzweck geht. Die Montageeinheit lässt sich im Handumdrehen demontieren.
“Nighthawk”-Schießtest:
Abzugscharakteristik: Langer Vorzugsweg, kein Druckpunkt, sehr saubere Gesamtcharakteristik ohne jegliches
Kratzen, Schaben oder Hakeln
Handlage: gute Balance, bedingt durch den Kompensator leicht vorderlastig
Der Double-Action-Spannabzug der „NH“ ist der einzige Kritikpunkt an dieser sehr guten Pistole, denn der
lange Vorzugsweg, in Verbindung mit dem hohen Abzugswiderstand von rund 5000 Gramm, ist ein Manko, welches auf Kosten der Präzision geht. Man neigt nämlich dadurch zum Verziehen der Pistole im Anschlag.
Besonders einhändig gehalten und bei schneller Schussfolge verlagert sich dadurch die Treffpunktlage der Einschüsse deutlich nach rechts (Rechtshänder). Eine hinzugezogene weibliche Testperson vermochte den
Abzug gar nur mit beiden Zeigefingern durchzuziehen und traf bei dieser Schießtechnik natürlich nicht mal den berühmten Möbelwagen, da so die Waffe nicht ruhig im Ziel gehalten werden konnte. In Verbindung mit dem
recht hohen Gesamtgewicht der „NH“ (circa 1 Kilogramm) offenbar zuviel für zarte Frauenhände, was nach wenigen Versuchen zum frustrierten Abbruch der Schießübungen führte. Begleitet von der flüchtigen
Bemerkung, dass der Leuchtpunkt im Red Dot wie ein Derwisch herumtanze. Sicher, das ist eben der bekannte springende Punkt. ;-)
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Nun zu den Ergebnissen im Einzelnen...
„NH“ mit Kompensator und Red Dot (im vollen „Ornat“):
Verwendete Diabolos: „Haendler & Natermann Finale Match“
Insgesamt konnten 12 Trommeln (96 Schuss) mit einer 12g–CO2–Kartusche abgegeben werden (Zimmer-
temperatur). Dies war bei allen Durchgängen der Fall.
7 Trommeln o.k., nach 3-4 Trommeln leicht gesunkene Trefferlage
4 mit deutlich abgefallenem Treffpunkt
1 mit sehr deutlich abfallender Flugbahn
(Die 13. Trommel lieferte nur noch unbrauchbare Schüsse.)
Selbst bei der 11. und 12. Trommel vermochten die auftreffenden Diabolos auf 6 Meter Distanz noch die
„Enten“ im Klappzielkasten auf die Magneten zu werfen. Man muss dabei nur der abfallenden Treffpunktlage Rechnung tragen und entsprechend höher halten.
„NH“ mit Red Dot ohne Kompensator:
Nach einigen Testdurchgängen mit der kompletten „NH“ folgte der Schusstest ohne Kompensator, der einen
überraschenden Effekt zeigte. Das Red Dot war vorher auf die Einheit mit aufgeschraubtem Kompensator sehr gut eingeschossen. Ohne diesen verlagerte sich die Treffpunktlage sofort signifikant nach links. Der
unmittelbar erfolgte Gegencheck mit Kompensator zeigte folgendes eindeutige Bild:
Ganz eindeutig hat der Kompensator eine beeinflussende Wirkung auf die Flugbahn der Diabolos. Ob dies
allerdings nur eine Treffpunktverlagerung ohne Präzisionsverbesserung ist, könnte eindeutig nur bei eingespannter Waffe, und in Testreihen mit verschiedenen Diabolosorten, bewiesen werden. Dies würde
allerdings den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Ich verzichte darauf und wende mich dem Schießtest mit der ‚nackten’ „NH“ zu. Also flugs noch Red Dot und Montage abgebaut und die Pistole kommt als profane „CPS“ daher.
„NH“ ohne Red Dot und ohne Kompensator:
Nach dem Einschießen der offenen Visierung, die in der Ab-Werk-Einstellung deutlich links neben dem Spiegel
der Zielscheibe lag, zeigte sich die Pistole im Bezug auf ihre Präzision von einer erfreulichen Seite, die für eine CO2-Freizeitwaffe auf den üblichen Zimmerdistanzen als ‚sehr gut’ zu bezeichnen ist. All dies bekanntlich unter
den Erschwernissen durch den DAO-Abzug.
Ein weiteres Testergebnis ist ebenfalls erwähnenswert: Nach den Schussversuchen ohne Red Dot +
Kompensator, und dem anschließenden Wiederanbau der Komponenten, saß der erste danach abgegebene Schuss (aufgelegt auf 6 Meter Distanz) exakt in der „10“ einer handelsüblichen Luftgewehrscheibe (8,3 mm
Durchmesser). Dies also ohne Nachjustierung des Red Dot! Ein Hinweis auf die sehr gute Gesamtqualität aller Komponenten!
Bemerkungen zum Walther Top Point:
Leuchtpunkt auf Stufe 1 bei heller, künstlicher Ausleuchtung des Zielfeldes (500 Watt):
Es ist ein klar strukturierter Punkt, ohne störende Reflexe zu erkennen, der eine einwandfreie Zielerfassung
ermöglicht. Bei schlechter, dämmriger Beleuchtung werden um den Punkt eine Corona und weitere kleine Lichtreflexe sichtbar. Bei Verwendung höherer Leuchtstufen verstärkt sich dieser Effekt.
Fazit: Nach den Erfahrungen mit der „CPS“, auf der die „NH“ technisch basiert, war ich vorher etwas skeptisch,
ob das Aufrüsten dieser Pistole mittels Leuchtpunktvisier und Kompensator eine sinnvolle Ergänzung sei. - Nach dem Test sage ich eindeutig: “Ja!“ Das RD dient der schnelleren Zielerfassung, was einer Pistole dieser
Konzeption gut zu Gesicht steht, da von Grund auf für das Action-Shooting ausgelegt. Wer Match-Waffen sucht, kauft schließlich andere Produkte. Ob der Kompensator wirklich eine signifikante Präzisions-
verbesserung bringt, müsste man mit etwas „wissenschaftlicher“ ausgeprägten Testreihen belegen. Auf jeden Fall aber verbessert er nach meinem Empfinden die Balance der Pistole, was ein ruhigeres Halten im Anschlag
unterstützt. Das, durch die gesamten Anbaukomponenten erhöhte Gewicht, gegenüber der „nackten“ Pistole, wirkt den negativen Auswirkungen des schwergängigen Abzugs etwas entgegen. Alles in allem erhält der
Käufer für sein Geld eine sehr gute und sauber verarbeitete Pistole, die einen hohen Spaßfaktor beim Plinking erzeugt. UMAREX-üblich, ein topp Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wünschenswert wäre es nun, wenn man herstellerseitig dem Modell „CP 99 Trophy“ einen Kompensator
spendieren würde, denn dann hätte man eine „NH“ mit SA/DA-Abzug, der den einzigen Kritikpunkt an der „CPS-NH“ vergessen ließe. Besonders für Freunde der Schalldämpferoptik ein erstrebenswertes Nachrrüstteil für die „CP 99“.
Ich persönlich habe mich für den Erwerb der NH in Camouflage-Optik aus Sammleraspekten entschieden, da
sich diese Version von den üblichen schwarzen und silbernen Vertretern ihrer Zunft ein wenig abhebt, ohne jedoch den Spielzeug-Charakter einer „Smarties“-bunten „CPS“ zu vermitteln. Sie ergänzt nun optimal das
vorhandene Terzett aus: „CP 99“ (schwarz), „CP 99“ (oliv) und „CPS“ (gelb) in meiner Vitrine.
Zum Bericht UMAREX CO2-Kurzwaffen --->
GUNIMO
September 2003
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