UMAREX CPS

UMAREX CPSport

...die Pistole für das „Tele-Tubbie“-Land?

                            

Wenn man eine dieser poppigbunten CPS-Modelle so anschaut, dann denkt man unwillkürlich an ...“LEGO“,...“Smarties“, ...“Tele-Tubbies“, ...“Playmobil“, ...Wasserpistolen, irgendwie eben an Kinderspielzeug. In meiner Vitrine wirkt das ‘schreiend’ gelb-schwarze Exemplar neben den Look-Alike-Modellen so, als hätte meine kleine Tochter ihre Faschingspistole dort “geparkt”.

Soll dieses Erscheinungsbild der Pistole einen verharmlosenden Eindruck verschaffen? -  Nein, das wird wohl eher nicht der Grund für die kunterbunte Farbgebung der UMAREXe im CP99-Look sein.  -  Was dann? – Möglicherweise ist es der vorauseilende Gehorsam eines deutschen Unternehmens gegenüber der derzeit in Arbeit befindlichen Waffengesetz-Novelle? In der Hoffnung, dass die schockfarbigen Griffstücke eine bessere Akzeptanz bei den GesetzgebungsAktivisten erzielen, da sie sich dadurch nicht mit dem scharfschießenden Vorbild P99 verwechseln lassen?  –  Dass die CPS auch komplett in schwarz angeboten wird, spricht gegen diese Theorie.

        

Nichts von alle dem?!? Es ist wohl eher die, vornehmlich auf den us-amerikanischen Markt abgestimmte, Nachfragebefriedigung nach Low-Cost-Freizeit-Pistolen für die jüngere, und naturgemäß nicht so zahlungskräftige Generation. Dort, im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten, finden wir sie dann in den Regalen von Tankstellen-Shops und in den Läden der „Wal-Mart“-Kette, irgendwo zwischen Bubblegums und Kondomen, von wo sie dann, schnell mal so nebenher, im Einkaufswagen landet. Bekanntlich herrscht ja in den USA ein wesentlich unverkrampfterer Umgang mit schussfähigen Freizeit- und Sportgeräten als hierzulande. Dort darf auch der minderjährige Jugendliche eine solche Waffe frei erwerben. 

Laut UMAREX-Werbetext, setzt das Unternehmen mit der CPS, so wörtlich: ...“neue Maßstäbe“...  (Ich frage mich da: „Will ich meine Maßstäbe nach unten korrigieren?“). - Weiter heißt es: ...“die Signalfarben Rot und Gelb liegen besonders bei jungen Schützen voll im Trend“... (aah-jaaa, *räusper*, komisch, ich habe da meist gegenteilige Aussagen unter der deutschsprachigen Zielgruppe gesammelt). – Doch dann wird es ganz albern „trendy“ :  ...“Kurz, die CPS ist einfach cool“... (Oooh-oh, ich denke, der Verfasser hat hier mit Gewalt versucht, einen Bezug zu jugendumgangssprachlichen Schlagwörtern herzustellen, hat sich dann aber nicht getraut, „geil“ zu schreiben... ;-) ). – Für mein Empfinden ist das recht peinlich geraten, aber über Geschmack läßt sich ja nicht streiten. Da bin ich mal gespannt, ob man mit den zweifarbigen CPS-„Tubbies“ wirklich den Geschmacksnerv der deutschen/europäischen Frezeit-Jungschützen-Szene trifft.

Nach diesem Ausflug in die Geschmacksfragenwelt, wenden wir uns nun mal dem Wesentlichen zu. Wer also ein knapp kalkuliertes Produkt für die schmale Geldbörse am Markt etablieren möchte, der muss vorrangig Einsparungen an kostenintensiven Faktoren vornehmen. Vergleicht man nun eine CPS mit ihrer „erwachsenen“ Schwester CP99, dann fallen folgende Modifikationen ins Auge: 

Die Lieferung erfolgt in einer bunt bedruckten Pappschachtel, wie man sie mannigfaltig z.B. in den Regalen von „toy’s ‚r‘ us“ findet, und nicht mehr in dem praktischen, schlichten Kunststoffkoffer. Bei meinem Exemplar lag nur ein einziges Trommelmagazin bei. Anstatt der „Walther“-Schleife (CP99), prangt ein dicker-fetter „UMAREX CPSport“-Schriftzug auf dem Schlitten, dem das angedeutete Patronenauswurffenster der CP99 fehlt. Der gravierendste Unterschied ist aber, dass die CPS nicht vorgespannt werden , also nur im DAO-Modus geschossen werden kann. Demzufolge wurde auch der Entspannmechanismus (CP99) entbehrlich. Preisempfehlung des Herstellers sind 102,- € (DM 199,-) , bzw. die Competition-Ausführung mit Basismontage, Weaverschiene und „Top Point“-Visier im Koffer für 230,- € (DM 449,-). Vergleich: CP99 127,- € (DM 249,-).

Gleich zur CP99 blieb die Verwendung des herausnehmbaren Pseuso-Magazins, dass die Ventileinheit und die 12g CO2-Kartuschenaufnahme enthält, und das bewährte System mit dem 8-schüssigen Trommelmagazin.

Schießtest:

Eine Kartuschenfüllung reichte für 13 Trommeln (104 Schuss), davon brauchbar, und ohne stark abfallende Flugbahn, rund 80 Schuss. Verwendete Diabolos: „RWS-Meisterkugeln“. Beim ersten abgefeuerten Schuss flog die nur aufgesteckte hintere Gehäuseabdeckung im hohen Bogen von der Waffe. Nach dem Wiederaufstecken geschah dies nicht mehr. Möglicherweise war sie nicht richtig arretiert. Der Abzug, wie bereits erwähnt nur im DAO-Modus arbeitend, hat einen recht langen Weg, und weist keinen Druckpunkt auf. Selbst bei voller Kartusche schaffte es die Testwaffe nicht, Getränkedosen auf eine Distanz von 6 m sauber zu lochen. Die Dosen wiesen lediglich starke Deformationen und evtl. Risse auf. Die Entchen des bekannten Klappzielkastens von UMAREX ließen sich nur bei noch voller CO2-Kartusche zum Liegenbleiben „überreden“. Ansonsten quittierten sie Treffer nur durch unwilliges Nicken. Alles in allem kein Zeichen unbändiger Power.

Alle Scheiben sind mit je 8 Schuß aus 6m beschossen worden:

        

        

oben v.l.n.r.: (CPS/aufgelegt), (CPS/aufgelegt), (CPS/freihändig/langsame Schussfolge)

unten v.l.n.r.: (CPS/freihändig/schnelle Folge), (CP99/freihändig/DA-Modus), (CP99/freihändig/SA-Modus)

Nach kurzer Eingewöhnung, ließen sich auf den handelsüblichen LP-Scheiben (155 mm Durchm.), trotz allem, recht gute Schussgruppen erzielen. Praktisch lagen sie immer im schwarzen Spiegel, auf 6 m Distanz. Im direkten Vergleich schneidet die etwas schwerere CP99 gegenüber der CPS doch insgesamt besser ab. So macht sich der SA-Modus nicht nur durch den kürzeren Weg und den wesentlich geringeren Abzugswiderstand bemerkbar. Besonders der klare Druckpunkt macht die Vorteile deutlich. Die Ergebnisse im Trefferbild sind daher naturgemäß besser.

        

Techn. Daten:

Serien-Nummer:                J11904905

Kaliber:                             4,5 mm D

Gewicht:                            542 g (leer)

Länge:                               180 mm

Höhe:                                 135 mm

Breite:                               37 mm

Antrieb:                            12 g CO2-Kapsel

Abzug:                              Double-Action-Only (DAO)

Kapazität:                          8-schüssiges Trommelmagazin

Ausstattung:                   Griffrücken austauschbar, Kimme horizontal verstellbar, Kimme und Korn mit weisser                                             Markierung versehen, Schiebesicherung rechtsseitig

    

Fotos unten: Links mit Griffstück in orange, rechts im “Kryptek”-Design.

    

Fazit:

Wer hin- und wieder nur ein bisschen Spaß beim Freizeit-Shooting haben möchte, vorrangig preisorientiert kauft, und „Look-Alike“-Waffen skeptisch gegenüber steht, der liegt mit der CPS nicht schlecht. Sobald aber ein Anspruch an größtmögliche Vorbild-Originaltreue gestellt wird, dann beschreitet man den falschen Weg.

Der Markt entscheidet über Erfolg oder Misserfolg dieses Vermarktungskonzepts, mich persönlich spricht es nicht sonderlich an. Nun gehöre ich ja auch, durch Jahrzehnte und etliche Breitengrade getrennt, nicht gerade zur vorrangigen Zielgruppe von UMAREX. Ich erkenne jedoch weder richtungsweisende Maßstäbe, noch finde ich Bonbon-Farbgebung „cool“. Ich habe sie aus reinen Sammlergründen in meine Kollektion aufgenommen. Positiver Nebeneffekt, ich habe jetzt eine zweite Ventil-/Kartuscheneinheit für mein CP99 verfügbar, um den realistichen „Magazin“-Wechsel“ zu praktizieren. Mein Rat an Interessenten: Für 25,- € Mehraufwand zur CP99 greifen!

Nachtrag, Juli 2003

Unter der Bezeichnung “Nighthawk” bietet UMAREX die “CPS” mit Kompensator und “TopPoint” in drei verschiedenen Farbvarianten an:

Zum Testericht “Walther Nighhawk” --->

            

GUNIMO

Februar 2002 / Dezember 2017