Röhm Twinmaster Desperado

Röhm Twinmaster Desperado

Hersteller: Röhm GmbH - Sontheim/Brenz

Modell: Twinmaster Desperado

Typ: Revolvergewehr in Sniperoptik

Antrieb: CO2-Kartusche, wahlweise 12 g (Kapaz. ca. 9 Trommeln) oder 16 g (Kapaz. ca. 14 Trommeln)

Kaliber: 4,5 mm Diabolo

Mündungsgeschwindigkeit: ca. 155 m/s (Herstellerangabe)

Magazinkapazität: 8 Schuss Trommelmagazin (Schnelllader verfügbar)

Serien-Nr.: 0698000

Maße ohne Zielfernrohr und Zweibein:

Länge: 928 mm (zerlegt 480 mm)

Höhe: 194 mm

Breite: 49 mm

Gesamtgewicht: ca. 4.700 g

  

Lauflänge: 340 mm, gezogen

Visierung: keine offene Visierung vorhanden, 11 mm-Schiene für Zielhilfe vorhanden (Bild unten)

Abzug: Single Action / Double Action (Spannabzug) / Triggerstop

Abzugswiderstand: SA (einstellbar) >500 g / DA > 1.800 g

Sicherung: Ladeschieber mit manueller Sicherungsfunktion (S)

Lieferumfang: Waffe mit Zweibein und Zielfernrohr (3-9x40), Manual, 2 Inbusschlüssel, Kunststoffstab

Bemerkungen: Griffabstand, Schaftbacke und Schulterstütze verstellbar/ Waffe schnell zerlegbar

Preis: 399,- EUR incl. Zweibein und Zielfernrohr (uvb. Preisangabe des Herstellers), siehe Flyer ganz unten

Geliefert wird das Gewehr in einem einfachen dicken Pappkarton, in dem es mit Kabelbindern fixiert ist, ebenso wie die beiliegenden Zuberhörteile. Bei der Namensgebung der Waffe stand die gleichnamige Filmproduktion von 1995 Pate, in der Antonio Banderas einen Desperado auf Rachefeldzug spielt. Der Clou an der Sache ist der getarnte Waffentransport in einem Gitarrenkoffer. Eben ein solcher Koffer wird Anfang 2006 auch für das CO2-Gewehr als Zubehör erhältlich sein. Ein gelungenes Schmankerl der Röhm-Marketingabteilung!

    

Bilder unten: Die Schulterstütze des Desperado ist abnehmbar und stufenlos einstellbar (Länge und Schaftbackenhöhe). Ausserdem kann der Handgriffabstand (Fingerabstand) zum Abzug justiert werden, allerdings nur bei Nutzung des Universalgriffs (siehe TM-Kurzwaffen). Beim Combatgriff, wie hier zu sehen, entfällt diese Möglichkeit.  Dazu löst man die Schraube im Griffboden (Kappe vorher abnehmen), bestimmt den optimalen Abstand und zieht die Schraube wieder fest. 

                

    

                

Bilder oben: Die Rändelschraube fixiert die Schulterstütze am Rahmen. Sollte bei montiertem Anschlagschaft ein leichtes Wackeln der Stütze spürbar sein, so kann dies durch Festziehen der inneren Inbusschraube abgestellt werden. Laut Auskunft der Konstruktionsabteilung bei Röhm, ist auch eine fest mit dem Rahmen verbundene Schulterstütze als Zubehör verfügbar (12 EUR, Bild unten). Wer sich also so einen Schaft (Best. Nr.1026607) zulegen will, sollte die Senkschraube M5x8 (Best.Nr. 1032708) gleich mitbestellen. Diese ersetzt die Rändelschraube.

Bilder unten: Die Waffe ist im Handumdrehen komplett zerlegbar. Des Hauptteil misst dann nur noch 48 cm Länge. Der Größenvergleich mit den anderen Twinmaster-Varianten macht dies deutlich.

        

  

Das mitgelieferte Zweibein aus fernöstlicher Fertigung ist verarbeitungstechnisch ein eher rustikales Anbauteil (Bilder unten). Es ist durch eine Schnellsteckverbindung innerhalb von Sekunden an- bzw. abbaubar und mit einem Drehgelenk ausgerüstet. Die Beine sind mit 6 Rasten für die Höhenstufen ausgestattet und können federunterstützt nach hinten angeklappt werden. Leider steht dessen optische Beschaffenheit im krassen Gegensatz zur hervorragenden Verarbeitungsqualität der Waffe. Dabei tut sich der Hartgummihandstop besonders negativ hervor. Dessen Befestigung an der Schiene bedarf eines kleinen Tricks: Man muss ihn in der Mitte erst eindrücken, damit die kleinen Kugeln nach innen fallen und dann einstecken. Die der Waffe bei Lieferung lose beiliegende Schraube mit Bohrung und Mutter für Riemenbügel gehört zum Lieferumfang des Zweibeins, wird jedoch an der Desperado nicht gebraucht.

        

        

  

Das zum Lieferumfang gehörende Zielfernrohr Made in China bietet, ebenso wie das Zweibein, Grund zu Beanstandungen. Zunächst fällt auf, dass die Montagen etwas zu kurz geraten sind, sodass es gerade noch so eben über die Rändelschraube des Schaftbefestigung passt. Um den Schaft nun abnehmen zu können, muss das ZF zunächst abgebaut werden. Auch bei der Anwendung offenbart es Schwächen: Auf Distanzen unter 15 m ist das Zielbild unscharf, was sich besonders bei Vergrößerungseinstellung über 4-fach bemerkbar macht.

Tipp zur Abhilfe --->

 Auch auf weitere Distanzen bietet es im Vergleich zu hochwertigen Zielfernrohren kein wirklich brilliantes Bild. Evtl. sollte man sich seitens des Herstellers überlegen, lieber ein Rotpunktvisier beizulegen und ein gutes ZF gegen entsprechenden Mehrpreis als Option anzubieten.

        

        

Das Gewehr selber zeichnet sich neben seiner hervorragenden Qualität auch durch eine absolut durchdachte Funktionalität aus. Die Waffe ist mittels weniger Handgriffe schussbereit zu machen und bietet eine ausgezeichnete Präzision. Aber dazu kommen wir später.

Zunächst werfen wir einen Blick auf die Kapselaufnahme. Ein Novum ist dabei die mögliche Verwendung einer 16g-Kartusche (ohne Adapter). Für die gewohnten 12g-Gebinde setzt man eine Adapterhülse ein. Die Ladeluke wird geöffnet, indem man den seitlichen Bolzen nach unten drückt und nach vorne zum Anschlag schwenkt. Nach dem Einsetzen der Kapsel fixiert man diese wieder mit dem Bolzen durch dessen Zurückschwenken in die obere Position. (Bilder unten)

  

                

        

Der Anstechvorgang der Kapsel erfolgt mittels der Rändelschraube am vorderen Ende. (Bilder unten). Der gesamte Ablauf funktioniert ohne jeglichen Kraftaufwand.

        

Das Laden des Desperado ist dem Twinmaster-Besitzer schon von den Kurzwaffenmodellen bekannt. Bewährtes findet sich also auch an dieser Langwaffe wieder. Der Ladeschieber ist an beiden Seiten der Waffe angebracht und weist drei Positionen auf: “L” Load/Laden, “S” Safe/Sicher und “F” Fire/Feuer. Die Trommel wird von links in den Schacht eingeführt, mit der Transportzahnung nach hinten. Bei gespanntem Hahn kann sie weder eingelegt noch entnommen werden. Die Diabolos müssen bündig oder leicht vertieft in den Kammern sitzen, dürfen nicht herausragen. Nach dem Einlegen der Trommel den Schieber in Position “S” bringen. Die Trommel ist nun mittels Trommelachse fixiert und die Waffe schussfertig bestückt. Bei den ersten Durchgängen zeigte sich der Ladeschieber noch etwas hakelig, was sich aber nach wenigen Anwendungen verlor.

  

                

Abzug und Spannhebel: Das Desperado ist, wie alle Modelle der Twinmaster-Baureihe, mit einem DA/SA-Abzug ausgestattet. Für schnelle Schussfolgen verwendet man den Double-Action-Modus (Spannabzug), für präziseres Schießen eignet sich der SA-Modus besser. Dazu spannt man den Hahn mit dem rechtsseitig über dem Abzug positionierten Spannhebel vor, in dem man diesen nach oben schwenkt. Das Abzugszüngel bewegt sich nach hinten und die Trommel wird dabei um eine Kammer weiter gedreht. Nun genügt ein leichter Druck auf den Abzug und der Schuss löst aus. Danach den Abzug nach vorne freigeben.

  

                

Begrifferklärung:

"Double Action" beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloss (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht.
Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

“Single-Action“ bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) vorher spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

 

Auf dem Schießstand :

Da ich die Waffe auf dem Kellerschießstand auf eine kurze Distanz von 9 m getestet habe, war zunächst das Umrüsten mit einem dazu geeigneten Zielfernrohr erforderlich. Zum Einsatz kam daher ein “Walther 3-9x40” mit beleuchtetem Absehen.

Nach dem Einschießen der Zieleinrichtung stellten sich hervorragende Ergebnisse ein:

 

Zur Verwendung kamen Diabolos der Marke “H&N Diabolo Sport”. Geschossen: Aufgelegt auf Bipod. Scheibe links und Mitte im SA-Modus.

Eine CO2-Kapsel 12 g reicht für bis zu 9 Trommeln (ca. 72 Schuss), danach fällt die Treffpunktlage ab. Insgesamt konnten 12 Trommeln verschossen werden.

Die 16g-Kapsel reichte für ca. 14 Trommeln ohne abfallenden Treffpunkt.

Die Waffe funktionierte dabei stets einwandfrei! Lediglich einmal trat ein Trommeltransportproblem auf, weil ein offenbar untermaßiges Diabolo aus der Trommel gerutscht war und sich verkantete. Dies ist aber nicht der Waffenfunktion anzulasten. Die Störung ließ sich leicht beheben.

Fazit: Das Desperado ist eine qualitativ hochwertige und zuverlässige Freizeitwaffe mit sehr guter Funktionalität in der traditionell guten Röhm-Qualität. Hervorragende Präzision, gepaart mit der Möglichkeit schneller Schussfolgen, ergeben eine nahezu perfekte Waffe für das Freizeitschießen und Plinking. Hier handelt es sich um ein Referenzprodukt im Bereich CO2-Langwaffen und um die logische Ergänzung der modularen Twinmaster-Baureihe. Wo so viel Licht ist, da findet man auch ein wenig Schatten. Gemeint sind damit die “No-Name”-Anbauteile fernöstlicher Fertigung (Bipod/ZF). Deren Qualität, man muss es so deutlich sagen, wird der Waffe einfach nicht gerecht. Hier wirkt sich natürlich der Kostenfaktor aus, denn das Komplettangebot mit allen Anbauteilen ist zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis erhältlich. Bei Verwendung hochwertiger Komponenten aus renommiertem Hause, wäre ein VK-Preis unter 400,- EUR sicher nicht machbar. Ein Kompromiss zwischen günstigem Komplettpreis und höchster Qualität.

  

 

Die erste Meldung im “www” über diese Neuerscheinung samt Bildern gab es natürlich exklusiv hier auf “muzzle.de”.

Das neue Röhm Sniper Rifle auf Basis der “Twinmaster”-Serie ist ab Dezember 2005 im Handel erhältlich. Die Auflage ist allerdings begrenzt!

Eine witzige Idee: Für den Transport ist ein Gitarrenkoffer vorgesehen...

 

Die modulare Bauweise des Desperado erleichertert nicht nur das Zerlegen des Gewehres für Lagerung und Transport, sondern macht es auch möglich, es quasi als Kurzwaffe einzusetzen. Nachfolgend einige Fotos der Waffe mit Red-Dot und self-made-Anbauteilen. Aus “Desperado” mach “Deperadinho”...

  

  

GUNIMO

Oktober / Dezember 2005 / März 2006