Noris Twinny / Twi-Nine Derringer

Noris “Twinny“/“Twi-Nine”-Derringer (Röhm) und Röhm-Derringer UMAREX

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“Remington Derringer” und “Röhm”-Feuerwaffen

“Noris Twi-Nine” mit PTB 276

“Noris Twinny” mit PTB 550

“Noris Twinny” mit PTB 599

UMAREX “Röhm-Derringer” mit PTB 599

Derringer-SpezialausfĂĽhrung mit PTB 599

 

                  

 

Dieser Bericht beschäftigt sich mit einer äuĂźerst interessanten Knall-/Gas-Waffe. Die Formgebung entspricht dem berĂĽhmten „Remington“-Derringer. Durch seine geringen AbmaĂźe (12,3 x 8,9 cm) und das dadurch bedingte, recht niedrige Gewicht (416g bei PTB 599-Version) eignet er sich hervorragend zum verdeckten FĂĽhren als Verteidigungswaffe. Ein weiterer Faktor, der diese Erfahrung bestätigt, ist die hohe Zuverlässigkeit der Waffe, weil die 9 mm Revolver-Patronen unmittelbar in den Lauf geladen werden und damit Funktions- bzw. ZufĂĽhrungsstörungen ausgeschlossen sind. Die Kapazität von zwei Schuss ist natĂĽrlich gering und zollt den kompakten AbmaĂźen Tribut. Im Zubehör-Handel ist ein passendes GĂĽrtelholster erhältlich, das die Selbstverteidigungs-AusrĂĽstung komplettiert.

                            

Der Waffentyp „Derringer“ verdankt seine Namensgebung Henry Deringer. Sein Nachname schreibt sich tatsächlich mit einem „r“. Nur Originalentwicklungen von besagtem H. Deringer werden folgerichtig mit „r“ geschrieben. Derringer mit “rr“ ist dann die richtige Schreibweise, wenn es sich um bauartliche ‚Nachahmungen’ durch andere Hersteller handelt. Im sogenannten „wilden Westen“ fand der „Remington“-Derringer große Verbreitung. So führte u. a. der berühmte „Buffalo Bill“ (William F. Cody) ein solches Modell.

Der „Remington“-Derringer hat auch bei der Firma „Röhm“ eine lange Tradition, die die große Beliebtheit der Waffe wiederspiegelt. Bereits in den 1960er Jahren wurde die handliche Feuerwaffe hauptsächlich für den Export gebaut. Damals fehlte noch der Sicherungshebel. Es gab sie unter folgenden Modellbezeichnungen:

RG 15         Cal. .22 lr

RG 16         Cal. .22 Magnum

RG 17         Cal. .38 Special (mit Doppellauf aus Profilstahl)

RG 13 im Cal. 4mmR lang erschien 1974

In den 1980er Jahren waren in Frankreich freie Klein-Schrotwaffen angesagt. Der „Röhm“-Derringer war natürlich dabei. Somit kann man sagen, dass es dieses kleine Schmuckstück in nahezu allen gängigen Kalibern mit Rand- und Zentralfeuer gegeben hat, bzw. gibt. Da durfte natürlich auch die Fertigung dieses Modells für den Signalwaffen-Sektor (SRS) nicht ausbleiben. So kam es, wie es kommen musste:

 

Im Jahre 1982 erschien der “Noris Twi-Nine” mit PTB 276 ( Gewicht 380 g)

                            

   

Hier taucht nun erstmalig der Name „Noris“ auf. Das hat folgende Bewandtnis: 1982 hat der  NĂĽrnberger GroĂźhändler „Noris“ die Exklusivrechte an dieser Waffe von der Firma „Röhm“ erworben. Deshalb erscheint er nicht in den „RG“-Katalogen.

Bezugsquelle:

NORIS, Wilhelm Meyer,  Hans-Bunte-Str. 2, 90431 NĂĽrnberg, Tel.:   0911 / 3228470, Fax.:   0911 / 3228479

Beim 276er war der Doppellauf mit dem Rahmen verschraubt (auch verstiftete Variante mit Federring). Dies rief natĂĽrlich wieder die unseligen Bastler auf den Plan, was dazu fĂĽhrte, dass diese Sicherheits-Schwachstelle beseitigt werden musste.

                            

 

Im Jahre 1992 erschien daraufhin der „Noris-Twinny“ mit der PTB-Kennung 550 (Gewicht 384 g). Wer nun glaubt, damit wäre der „Bastler-Sicherung“ genüge getan, der irrt. Zwar war der Doppellauf nun mit zwei ineinandergreifenden, gehärteten Bolzen gesichert und mit einer stabileren Laufsperre versehen, so ergaben sich später jedoch amtlicherseits wiederum Sicherheitsbedenken. Daher wurde auch die Fertigung des 550er eingestellt, weil die Genehmigung nicht mehr verlängert wurde.

Fotos unten: “Noris Twinny” im Nickelfinish und mit schwarzen Griffschalen, PTB550

 

Mit der PTB-Nr. 599 wurde der dritte Derringer aufgelegt, mit einer äußerst aufwändigen Laufsperre, die eine Kreuzform ergibt, wenn man in den Lauf hineinschaut.

2001 war das “Geburtsjahr” der dritten Variante des „Remington-Noris“. Die von vorne deutlich sichtbare Laufsperre schadet zwar leider der authentischen Optik ein wenig, verhindert aber im Gegenzug, dass die Waffe bei entsprechend missbräuchlichem Einsatz mit einer projektilverschießenden Pistole verwechselt werden kann.

                

Fotos unten: “Noris Twinny” im Nickelfinish und mit Holzgriffschalen, PTB599

                  

Auch äuĂźerlich  gibt es eine kleinere Modifikation, die aber erst auf den zweiten Blick auffällt. Im hinteren Bereich sind die beiden Läufe von einander getrennt und die Verschraubung des linksseitigen PatroneausstoĂźer-Schiebers reicht bis auf die rechte Seite hinĂĽber, wo sie von einer eingelassenen Sechskantmutter gehalten wird. Ich denke, dass diese recht aufwändige Ă„nderung ebenfalls aus sicherheitstechnischen GrĂĽnden erfolgte, um Basteleien zu erschweren, bzw. das Aufbohren und „Scharfmachen“ der Läufe unmöglich zu machen.

Wie kommt der Derringer daher:

                              

Werfen wir also mal einen Blick in die geöffnete Pappschachtel, mit der „Twinny“ angeliefert wird. Ein kleiner Kunststoff-Koffer mit Schaumpolster-Einlage würde dieser hochwertigen Waffe sicherlich besser zu Gesicht stehen, dies ist aber wohl ein Kostenfaktor.

Neben der Waffe enthält er zwei (!) Abschussbecher fĂĽr Signal-Munition, sowie einen Adapter fĂĽr einen „Noris“ Multi-Signal-Abschussbecher. Bedienungsanleitung und Sicherheitshinweis fehlen ebenfalls nicht. FĂĽr die Reinigungstätigkeit liegt eine kleine BĂĽrste bei. Durch seine Bauweise ist der Derringer mit Leichtigkeit zu reinigen, weil die Läufe nach Betätigen des Verschlusshebels nach oben abgekippt werden können. Das macht ihn besonders pflegeleicht  nach einer ausgiebigen Silvester-„Ballerei“. (Hinweis: Das VerschieĂźen von Signal-Munition auf öffentlichem Gelände ist gesetzlich untersagt. Nur auf dem Privatbesitz darf diese verschossen werden, wenn sichergestellt ist, dass die abgefeuerte Munition das befriedete Besitztum nicht verlassen kann. Vielerorts wird allerdings von den OrdnungshĂĽtern das VerschieĂźen an Silvester stillschweigend geduldet, weil es sich um Brauchtumshandlungen handelt.)

                  

Geladen wird die Waffe mit Revolvermunition im Kaliber 9 mmK (.380).  Diese Munition ist selbstverständlich auch mit Reizgas- bzw. PfefferfĂĽllung erhältlich. Der Derringer verfĂĽgt ĂĽber einen linksseitigen SicherungsflĂĽgel. Dieser lässt sich erst dann entsichern, wenn der Hahn bis zur Sicherungsraste gespannt ist. Quasi eine Doppelsicherung. Um einen Schuss auslösen zu können,  muss der Hahn bis in Schuss-Stellung gespannt werden (SAO-Abzug) und der SicherungsflĂĽgel in Position „ungesichert“ gebracht werden. Nun kann man den leichtgängigen Abzug betätigen. Beim erneuten Spannen des Hahnes fĂĽr die Abgabe des zweiten Schusses erfolgt eine selbsttätige Umstellung vom oberen  auf den unteren Lauf, und umgekehrt.

Will man die ohnehin in „Röhm“-üblicher, exzellenter Qualität gefertigte Waffe weiter aufwerten, so sind im Zubehörhandel Holzgriffschalen, ziselierte Zinnschalen und weiße Kunststoff-Griffschalen erhältlich. Den Derringer bekommt man in den Ausführungen brüniert, mit Nickel- und Altnickel-Finish. Das neue PTB 599-Modell ist nun auch mit einer Seriennummer ausgestattet (Foto unten rechts).

PTB550 ohne Serien-Nr. (links) und PTB599 mit Serien-Nr. 0470584

    

Foto unten: Vergleich PTB550 und PTB599 (rechts im Bild)

Bild unten: PTB550 (links) vs. PTB599

Fazit:

Der „Noris Twinny“-Derringer aus dem Hause „Röhm“ ist eine außerordentlich praktische Waffe zur Selbstverteidigung, und ist gleichermaßen für den Silvester-Spaß geeignet. Ihre Qualität ist über jeden Zweifel erhaben, und es gibt sie in vielfältigen, variablen Ausführungen. Ihre Formgebung entspricht dem zeitlos schönen, legendären „Remington“-Derringer und macht sie auch, und eigentlich im Besonderen für Sammler und Waffenliebhaber, zu einem interessanten Stück, das nicht fehlen darf.

Ein herzliches Dankeschön der Firma „Röhm“ für das freundliche Überlassen der Testwaffe (PTB 599), sowie die Versorgung mit sachdienlichen Hinweisen. Diese vorbildliche Unterstützung ist keinesfalls selbstverständlich und sei an dieser Stelle besonders hervorgehoben.

 

Infos zur Übernahme der Marke “Röhm” durch das UMAREX-Konsortium:

http://www.muzzle.de/N5/Reportagen/Rohm/rohm.html

Die Produktion des “Twinny”-Derringers wurde eingestellt. - Foto unten: Der “Röhm”-Derringer aus UMAREX-Fertigung. Hier findet sich zum ersten mal der Name “Röhm” auf dem SRS-Derringer, natürlich mit dem “ö” ohne das typische Bohrfutter-Symbol des ursprünglichen Herstellers “Röhm-Sportwaffen”.

    

 

Eine besondere Derringer-Variante mit PTB599

Im Januar 2025 erhielt ich von einem “muzzle.de”-Leser Fotos, die eine mir bislang unbekannte Version des Derringers zeigen. Vielen Dank an den Eigentümer für die Überlassung der Bilder und Freigabe zur Publikation auf “muzzle.de”.

Fotos unten: Dort wo beim ĂĽblichen PTB599-Waffen eine Verstiftung gegeben ist, findet man bei dieser Version Madenschrauben vor.

Fotos unten: Unter dem Doppellauf ist das Revolver-Kaliber 9mmR Knall angegeben. Die Kaliberangabe der ĂĽblichen Version befindet sich hingegen rechtsseitig auf dem oberen Lauf: Kaliber 9mm Knall/Gas.

Bild unten: Die Modell-Bezeichnung lautet “Derringer”, ohne “Noris”- oder “Röhm”-Zusatz.

Foto unten: Serien-Nummer: RM1011 00094. Darunter, Nitrobeschuss, “BA” für das Beschussjahr 2010, Beschusszeichen für Ulm (Geweih) und ein “DE” mir unbekannter Bedeutung.

Laufsperren:

Aufruf: Wer sachdienliche Hinweise zu dieser hier vorgestellten, speziellen Variante des Derringers machen kann, der möge sich bitte melden!  eMail: gunimo@muzzle.de

 

GUNIMO

Juni 2001 / Juli 2021 / Januar-März 2025