Swiss Arms 1911

Swiss Arms 1911

Deutschlandimporteur/Anbieter: “German Sport Guns” (G.S.G.)

Hersteller: “KWC”, Made for “Cybergun”(Distributor)

Fertigung: Made in Taiwan

Modell: SA 1911

Vorbild: Colt 1911

Serien-Nr.: 30430463

System: CO2-Semiautomatik (Non “BlowBack”)

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche

Schussausbeute je Kapsel: ca. 150 Kugeln

        

Kaliber: 4,5 mm Rundkugel (.177)

Magazinkapazität: 21 Kugeln

Abzug: Double Action Only (SAO)

Energie: ca. 2,5 Joule (Herstellerangabe)

Abzugscharakteristik: Kratziger, schabender Vorzugsweg bei beladenem Magazin - kein Druckpunkt vor Schussauslösung - sehr hoher Widerstand

Lauf: Stahl, glatt (ohne Züge)

Sicherung: Manueller Schwenkhebel linksseitig am Griffstück, unterbricht die Abzugsmechanik - Züngel kann leer durchgezogen werden

Visierung: Nicht justierbar (starr)

Visierlänge: 166 mm

        

Länge: 220 mm

Höhe: 150 mm

Breite: 34 mm

Gewicht: 968 g (leer)

Ausführung: Metallschlitten und Metallgriffstück (schwarz beschichtet) - Kunststoffgriffschalen - Halbmondzüngel - Handballensicherung Fake - äußerer Plastikhahn Fake - Zubehörschiene unter dem Lauf - Schlitten starr (keine “BlowBack”-Funktion)

Lieferumfang: Pistole mit Ladehilfe, Inbusschlüssel, kleinem BB-Gebinde und Manual im Pappkarton mit Styropor-Formeinlage

Bewertung: Saubere Verarbeitung - bedingt angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis - ärgerlich ist die deutlich zu hohe Treffpunktlage und die mangelnde Präzision (beim getesteten Exemplar)

Preis 2014/2015: ca. 100,- EUR

Waffe geliefert von “Teutenberg & Sohn” (Werl): http://www.teutenberg-werl.de/

    

    

 

Mündungsansicht

Der vordere, silbrige Mündungsbereich suggeriert die Bohrung einer Großkaliberpsitole, doch etwas nach hinten versetzt leuchtet hell der eigentliche Messinglauf im Kaliber 4,5 mm. Wenn man dies optisch ein wenig kaschieren möchte, empfiehlt es sich dort schwarze Farbe aufzutupfen, damit das dünne Röhrchen im Hintergund etwas unauffälliger wird.

        

 

Griffschalen

Die schwarzen Hartplastikgriffschalen sitzen bombenfest auf dem Griffstück. Da wackelt nichts, da knarzt nichts. Die Oberfläche ist sehr rau ausgeführt und wirkt beinahe wie grobes Sandpapier oder die Beschichtung einer Diamantpfeile. Das ist eigentlich schon zu viel an Rutschfestigkeit und Grip, da es regelrecht auf der Haut scheuert. Die Waffe sollte man also nie unachtsam auf Flächen ablegen, die zu schnellem Verkratzen neigen.

    

 

Sicherung

Die Pistole ist mit einer linksseitig zu betätigenden, manuellen Sicherung ausgerüstet (Fotos unten). Wird der Schwenkhebel in die obere Position gebracht (safe = roter Punkt verdeckt) blockiert dies die Abzugsmechanik und den Hahn. Auch der Schlittenrückauf wäre geblockt, wenn dieser beweglich ausgeführt wäre, da der Sicherungsflügel in die Einkerbung am Schlitten greift und den Verschluss wie beim Vorbild “Colt 1911” dadurch fixieren würde. In der unteren Position, der rote Punkt und das “F” für “fire” liegen frei, befindet sich die Waffe im Status “ungesichert” (Foto rechts). Der Hebel lässt sich leichtgängig betätigen und rastet an den jeweiligen Endpunkten ein.

    

Die zusätzliche Handballensicherung am Griffrücken unter dem Beavertail ist bei der “Swiss Arms 1911” nur ein Fake. Die Funktion beim “scharfen” Vorbild: Erst wenn diese Sicherung beim Umfassen des Griffstücks eingedrückt wird, ist der Abzug freigegeben und kann ein Schuss ausgelöst werden. Dadurch wird erreicht, dass die Pistole tatsächlich erst dann schussbereit ist, wenn das Griffstück von der Schusshand sicher umschlossen wird (Foto unten).

    

 

Visierung

Die offene Visierung ist leider nicht justierbar, Kimme und Korn sind fest in der angedeuteten Schwalbenschwanzpassung verankert. Die Zieleinrichtung bietet zumindest bei gut ausgeleuchtetem Zielumfeld ausreichenden Kontrast. Deutlich verbessert wird die Möglichkeit der raschen Zielerfassung aber dadurch, dass Kimme und Korn mit weßen Markierungspunkten versehen sind.

    

Foto unten: Die Pistole verfügt über eine Monatageschiene am Griffstück unter dem Lauf für das Anbringen von Zubehör (Vordergriff, Lampe*, Laser*) - * gesetzl. Reglementierung beachten!

 

Begrifferläuterungen

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rückstoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zugute kommt.

 

Abzug, Hahn und Verschluss

Fotos unten: Die Pistole ist mit einem auf der Fingerauflage geriffelten Abzugszüngel in Halbmondform ausgestattet. Beim Abzug handelt es sich um einen Spannabzug (DAO), der nicht manuell vorgespannt werden kann. Abzugscharakteristik: kratziger, schabender Vorzugsweg bei beladenem Magazin - kein Druckpunkt vor Schussauslösung - sehr hoher Widerstand.

    

    

Das Hülsenauswurffenster ist beim unbeweglichen Verschluss der “SA 1911” natürlich lediglich angedeutet und hier farblich in Silber abgesetzt, sowie mit Kaliberabgabe beschriftet.

    

Der sichtbare Teil des Hahns ist eine Plastikattrappe, welche der möglichst authentischen Optik dient. Er wird - bei Betätigung des Spannabzuges - vom sich nach hinten bewegenden inneren Schlagstück (im Bild rechts zu sehen) nach hinten bewegt und später von einer kleinen Feder wieder nach vorne geklappt.

    

    

    

Vergleiche mit Review “IWI Jericho 941”:

http://www.muzzle.de/N6/CO2/IWI_Jericho_941/iwi_jericho_941.html

 

Implementierung der Treibgaskapsel

Das Reihenmagazin für die BBs (nebst Kapselaufnahme und Ventil) ist ein massives Metallmodul. Beim Betätigen des Magazinentrieglungsknopfes (Magazinhalter) linksseitig am Griff hinter dem Abzugsbügel, gleitet es nicht selbsttätig aus seinem Schacht im Griffstück, sondern muss manuell herausgezogen werden.

    

    

Fotos unten: Um die CO2-Kartusche einzusetzen bzw. zu entfernen, ist ein externes Werkzeug (Inbusschlüssel) notwendig, was keine optimale Lösung darstellt.

    

Foto unten links: Blick auf den Anstechhohldorn mit seiner ihn umgebenden weißen Silikondichtung.  Der Dorn durchstößt die Platte oben am Kartuschenhals und leitet das Treibgas zum Ventil. Im Bild unten rechts sieht man den Ventilbolzen, auf den das Schlagstück bei Schussabgabe auftrifft. Dadurch wird eine adäquate Menge an Treibgas freigesetzt um die Kugel zu beschleunigen.

    

 

Kugelmagazin

   

Fotos unten: Der Waffe liegt im Lieferumfang eine praktische Ladehilfe bei, um die Kugeln schneller und leichter ins Magazin befördern zu können. Diese besitzt eine trichterförmige ausgewölbte Öffnung und wird einfach auf das Magazin aufgesetzt.

    

Der federbelastete Kugelschieber lässt sich nicht in der unteren Position einrasten, was für sich genommen eigentlich ein Makel wäre. Durch den Einsatz der Ladehilfe wird dieser aber wieder wett gemacht, denn mit dem kleinen Steg an der Innenseite der Auflagefläche (Fotos unten) drückt man den Ladeschieber nach unten und hält ihn mittels der Ladehilfe zuverlässig in dieser Position gefangen, bis der Ladevorgang abgeschlossen ist.

    

Auf dem Schießstand

Die “SA 1911” ist eine Pistole in relativ schwerer Ausführung (968 g leer), die sich von der Gewichtverteilung her sehr ausgewogen präsentiert, was nicht zuletzt auch durch das schwere Magazinbauteil im Griffstück erreicht wird. Dass die Visierung nicht justierbar ist schlägt negativ zu Buche, da die vorliegende Testwaffe extrem ausgeprägte Hochschüsse generiert. Der wegen des kleinen Kimmenausschnitts schwache Visierkontrast wird durch die an der Kimme befindlichen weißen Markierungspunkte nur teilweise wettgemacht. Ebenso negativ ist das, selbst für eine Freizeitwaffe, recht schwergängige DAO-Abzugsverhalten. Überdies abträglich in Hinsicht auf die Schusspräzision sind der glatte Lauf und die Verwendung von Stahlkugeln.

Die Pistole erzeugt, wegen der vorgenannten negativen Eigenschaften, leider insgesamt nur sehr eingeschränkten Schießspaß, der langfristig nicht wirklich motiviert. Für mich unverständlich bleibt, warum die meisten Hersteller von Hobby-/Freizeitwaffen so wenig Augenmerk auf eine voll justierbare, gute, offene Visierung legen. Denn nichts ist für den Schützen auf Dauer motivierender, als wenn er sicher ins Schwarze trifft. Und dies wird durch eine höhen- und seitenverstellbare Zieleinrichtung nun einmal erheblich erleichtert, da sich zumindest die grundlegenden Unzulänglichkeiten der Waffe damit zu einem guten Stück regeln lassen.

Eine 12g-CO2-Kapsel reicht aufgrund des fehlenden “BlowBack” für beachtliche 150 verwertbar verschossene Kugeln aus (7 Magazinfüllungen). Danach fällt der Gasdruck signifikant ab. Die generierte Schussenergie reicht aus, um auf üblicher Zimmerdistanz (im Test 7 m) Weißblechdosen bei einem Treffer zuverlässig zu lochen, bzw. einen Treffer auf Klappziele anzuzeigen. Es traten bei der Testwaffe keine Defekte oder Zufürungsstörungen auf.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen gehalten.

Die Visierung der Waffe musste weit unterhalb der Scheibenspiegels gehalten werden. Erst dann wanderte die Treffhöhenlage in den Spiegelbereich der Scheibe. Wurde die Visierung mit aufsitzendem Spiegel gehalten, schlugen die Kugeln überwiegend außerhalb der Kartenoberkante ein.

    

 

Fazit

Ein relativ mieser Abzug, eine starre Visiereinrichtung eine deutlich zu hohe Treffpunktlage, knappe Ausstattungsdetails und andere Gegebenheiten machen diese rund 100 EUR teure CO2-Actionpistole meines Erachtens nicht sonderlich attraktiv. Nur hübsch aussehen in der Vitrine reicht nun mal nicht aus, um an die Referenzprodukte dieser Preisklasse heranzukommen. Zu negativ waren die Testeindrücke auf dem Schießstand, sodass ich dieses Modell von “KWC” nicht wirklich empfehlen kann. Der für eine Vollmetallwaffe recht morderate Preis mag vorallem Hobbyeinsteiger reizen sich die “SA 1911” zu kaufen. Die Schießergebnisse sind allerdings nicht dazu angetan, dem Schützen eine dauerhafte Motivation und Freude am Schießen zu vermitteln. Für meinen Geschmack ist dieses Produkt nicht empfehlenswert.

GUNIMO

Mai 2015