Huadong B6C

Huadong B6C

Modell: “B6C

Seriennummer: - keine -

System: Einzellader, Federdruck, Starrlauf   -   auch als Mehrlader mit 16-Pellet-Reihenmagazin erhältlich

Spannvorrichtung: Seitenspanner

Kaliber: 4,5 mm (.177)   -   auch im Kaliber 5,5 mm verfügbar

Länge: 810 mm

Höhe: 200 mm

Breite: 53 mm

Gewicht: 2,6 kg

Lauflänge: 485 mm (gezogen)

Visierung: Horizontal und vertikal justierbar

Ausführung: System Stahl brüniert, Kunststoffschaft schwarz, Gummischaftkappe, 11-mm-Schiene im Mün- dungsbereich

Lieferumfang: Waffe mit karger Bedienungsanleitung (in englischer Sprache) in einfachem Pappkarton

Preis 2012: 120,- EUR

Bemerkung: Keine Kaliberangabe auf der Waffe

Fotos unten: Das Gewehr wird in einem Pappkarton billigster Ausprägung und ohne jegliche Polsterung ausge- liefert. Als das Paket eintraf, hatte sich die Mündung durch den Karton gearbeitet und ragte mehrere Zenti- meter aus einem Loch heraus. Außerdem war der Karton erheblich mit Waffenöl kontaminiert und musste umgehend entsorgt werden. Liebloser geht es nicht...

Bild unten: Verpackunsgvariante. Waffe im Styropor ®-Gebinde mit bedruckter Kartonummantelung.

Abb. unten: Das beiliegende Manual ist ein beidseitig bedrucktes Blatt Papier im Format 20,7 x 9,5 cm. Auch hier begegnet einem wieder Minimalismus pur. Was die Kaninchensilhuette auf der Vorderseite zu suchen hat, ist völlig rätselhaft. Vor allem, wenn man einen Schießtest mit dem Gewehrchen absolviert hat. Aber dazu später mehr...

Nach dem Öffnen des Kartons schlägt dem Besitzer zunächstmal eine Übelkeit erregende Geruchswolke entgegen, die an einen schwerwiegenden Chemieunfall erinnert. Gründe dafür sind das verwendete Waffenöl, in dem das Gewehr regelrecht schwimmt, sowie die Gummischaftkappe am Kolben (Fotos unten). Welche chemischen Bestandteile dort auch immer ausgasen, gesund kann das definitiv nicht sein. Ein besonderer “Spaß” ist das schon deshalb, weil man die Nase immer schön nah dran hält, wenn man das Gewehr in Anschlag nimmt. Ich hatte die Waffe daher zunächstmal entölt und für drei Wochen in einem gut belüfteten, trockenen Kellerraum zwischengelagert. Danach war es zwar deutlich besser, aber immernoch eine ziemliche Zumutung.

    

Foto unten: Der Seitenspannhebel ist nur 310 mm lang. Durch die relativ geringe Hebelwirkung fällt der Spann- vorgang schon ein wenig beschwerlich aus. Am besten, man stellt die Waffe mit der Schaftkappe auf dem Boden auf und betätigt dann den Hebel. Dieser rastet hinten ein und wird nach dem Ladevorgang wieder nach vorne geführt und angeklappt.

Foto unten: Die Griffergonomie und Haptik des Kunsstoffs sind zwar nicht gerade spitzenklasse, aber dennoch ganz passabel und brauchbar. Unangenehm: Da das Systemgehäuse nicht vom Schaft umschlossen ist, liegt die Wange auf dem eiskalten Stahlrohr, wenn man die Waffe in Anschlag nimmt. - Das Abzugsverhalten ist herzhaft, kernig und recht gefühllos.

    

    

Foto unten: Unter der Mündungsfeuerdämpfer-Attrappe befindet sich eine 105 mm lange 11-mm-Schiene.

Fotos unten: Die Visierung ist zwar sowohl höhen- als auch seitenverstellbar, aber ansonsten nahe an der Unbrauchbarkeit. Die Kimme auf dem Tragehandgriff thront zu nahe am Auge und neigt wegen Lichtreflexen zur Blendwirkung. Außerdem ist der Kimmenausschnitt für meinen Geschmack zu schmal ausgefallen.

Fotos unten: Tragegriff mit U-Profil. Durch das Drehen der seitlichen Schlitzschraube kann der Kimmenaus- schnitt horizontal bewegt werden.

    

Fotos unten: Schraubkorn auf dem hohen Kornträger. Mittels Ein- bzw. Herausdrehen wird die Höhenjustierung der Visierung vorgenommen.

    

Foto unten links: Blick in den 485 mm langen, gezogenen Stahllauf. Deutlich sind die Züge und Felder zu erken- nen.

    

Foto oben rechts: Zieht man den Spannhebel bis zur Rastung zurück, öffnet sich der Ladeschacht oben am System direkt hinter dem Tragegriff.

Fotos unten: Blick in den geöffneten Schacht. Links: Laufansatz, in den das Diabolo geladen wird. Rechts: Aus- trittsöffnung der Druckluft aus dem Kompressionsraum. Bei der braunen Flüssigkeit handelt es sich um Ölschmiere.

    

Fotos unten: Unterhalb des Laufansatzes befindet sich eine rechteckige Öffnung in den Griff hinein. Das ist insofern unpraktisch, da beim Ladevorgang von Diabolos das eine oder andere Projektil schon mal versehent- lich darin verschwindet. Aber was hat es mit diesem Schacht im Griffstück überhaupt auf sich?

Es handelt sich dabei um einen Magazinschacht. Das dafür vorgesehene 16-Schuss-Reihenmagazin (Foto unten) ist allerdings leider nicht im Lieferumfang des “B6C” enthalten.

“Take down”

Das “B6C” lässt sich nach dem Lösen von 6 Schrauben zügig in seine Einzelteile zerlegen. Der Mündungsfeuer- dämpfer mit Kornträger ist mit dem Lauf verschraubt. Der Vordergriff wird nur auf den Lauf aufgeschoben, ist aber selber nicht befestigt, sondern wird von Kornträger und Tragegriffbauteil in seiner Position gehalten. Dadurch lässt er sich leicht um seine Längsachse drehen, was beim Halten der Waffe sehr nachteilig ist, da er unwillkürlich rotiert.

 

Auf dem Schießstand

Das “Huadong B6C” ist ein in allen Belangen sehr rustikales Gewehr und mit etlichen Unzulänglichkeiten behaf- tet. Allem voran sei diesbezüglich die Visierung genannt. Diese ist zwar voll justierbar, aber was nützt das alles, wenn sich die Ausrichtung von Korn- und Kimmenträger zueinander relativ leicht verziehen kann, und auch die Ausprägung der Kimme, wie weiter oben beschrieben, alles andere als gut ist. Sprich: Kein sauberes, scharfes Visierbild. Auch die Abzugscharakteristik ist mit dem Begriff rustikal treffend beschrieben: Hoher Widerstand, und ein Druckpunkt ist nicht zu verspüren. Hinzu kommen: Ein kräftiger Prellschlagimpuls und ein in seiner Frequenz unangenehm lautes, nervendes Schussgeräusch, das einen Gehöhrschutz absolut recht- fertigt. Eine Abzugssicherung ist nicht vorhanden.

Und was man dann als Schießergebnis erwarten kann, das zeigt die 10-m-LG-Scheibe unten. Schussdistanz lediglich 4 m. Fazit: Alles andere als grobes Plinking auf ausreichend groß dimensionierte Ziele wie etwa Getränkedosen, etc. ist ein ziemlich sinnloses Unterfangen. Tiefschüsse, trotz des bis zum Anschlag her- untergedrehten Korns. Da bleibt dann wohl nur noch die Kürzung desselben.

 

Varianten:

 

Schlusswort

Das chinesische “Huadong B6C” aus Weifang ist von seiner optischen Erscheinung her nicht alltäglich und erweckt daher sicher einige Aufmerksamkeit. 08-15 von der Stange ist das nicht. Wer sich diesen preis- günstigen “Chinakracher” nach Hause holt, sollte allerdings wissen, worauf er sich einlässt: Das kurze und schnell zerlegbare Gewehrchen ist nichts für Weicheier, Ästheten, Technikfreaks, Long-Range-Schützen oder Präzisionsfanatiker.

Rustikal, derb, rauh, laut und deftig sind zutreffende Prädikate für dieses Produkt aus der Region der aufge- henden Sonne. “Hart aber herzlich” und auch die olfaktorische Wahrnehmung kommt hier ja nicht zu kurz. Darauf möchte man dann aber besonders gerne verzichten! Zu Risiken und Nebenwirkungen lese man dieses Review oder frage seinen Arzt oder Apotheker.

Ob einem dieser etwas zweifelhafte Charme die aufgerufenen 120,- EUR wert sein mag, muss jeder für sich selber entscheiden.

GUNIMO

Mai 2012