ERMA ELG 10

ERMA ELG 10

Hersteller: ERMA-Werke, Waffen- und Maschinenfabrik GmbH, Johann-Ziegler-Str. 13-15, 806 Dachau Obb.

Modell: “ELG10”, erschienen 1981

Serien-Nr.: 001284

Kaliber: 4,5 mm (.177) D, Einzellader

System: Federdruck mit beweglichem Luftzylinder, Unterhebelspanner (“Lever-Action”)

Mündungsgeschwindigkeit (Vo): ca. 120 - 130 m/s

Länge: 970 mm

Höhe: 190 mm

Breite: 31 mm

Gewicht: ca. 2.850 g

  

Lauflänge: 450 mm, Starrlauf gezogen

Visierung: Korn statisch, Korntunnel, Kimme vertikal justierbar

Visierlinie: ca. 400 mm

Sicherung: manuelle Abzugssicherung

Ausführung: Schaft aus Buchenholz, Lauf Stahl, Systemkasten Druckguss, Metallschaftkappe, 11-mm-Schiene für optische Zieleinrichtung (105 mm lang) - Bild unten links

Vorbild: “Winchester 1894”

Besonderheiten: Waffe wurde unter der Bezeichnung “ERMA EG 80” als Infrarot-Gewehr angeboten:

  

Unter Interessenten und Sammlern von Signalwaffen zählen die Produkte der Marke “ERMA” mit zu begehrtesten Objekten im Lande, denn deren Verarbeitungsqualität darf zu Recht als sehr gut bezeichnet werden. Hinzu kommt, dass die Firma “ERMA” 1998 leider erloschen ist. Was auf der einen Seite höchst bedauerlich und beklagenswert ist, lässt natürlich den Sammlerwert alter, gut erhaltener Stücke dieses Traditionsunternehmens stetig steigen. Etliche Sammler haben sich geradezu auf ERMA-Modelle spezialisiert. Nicht selten werden die Waffen zu geschonten und gehegten Vitrinenstücken, denn die Versorgung mit Ersatzteilen ist heute nicht mehr gegeben.

Nach der endgültigen Insolvenz von “ERMA” wurden die Produkt- und Teilerestbestände an Feuer- und Signalwaffen weitestgehend durch den Versandhandel “Frankonia” übernommen und bis zur Neige ausverkauft. Begonnen hatte die Unternehmensgeschichte einst in Erfurt, worauf sich ja auch der Name “ERfurter MAschinenwerke” begründet. Nach dem zweiten Weltkrieg verlegte man das Unternehmen nach Dachau nahe München, bis man in den 1990er Jahren nach Suhl ging, als die drohende Insolvenz bereits im Raume stand.

      <-- verschiedene ERMA-Kennzeichnungen

Das vorliegende Druckluftgewehr Modell “ELG10” ist die einzige Druckluftwaffe aus dem Hause ERMA, was dieses “Sammelgebiet” recht überschaubar macht. Lediglich ein Modell für das optische Schießen wurde, angelehnt an das “ELG10”, kreiert. Es firmiert unter der Modellbezeichnung “EG80” und scheint noch seltener als das “ELG10” zu sein. Genaue Stückzahlen sind jedoch leider von keinem der beiden Modelle überliefert.

Bemerkenswert ist, dass an der Waffe so gut wie keine Kunststoffteile verbaut sind. Nur die beiden Laufringe sind aus Plastik gefertigt. (Bild unten links)

  

Die Visierung ist spartanisch aber stilecht vom Vorbild “Winchester 1894” übernommen. Die Höhenverstellung der Kimme erfolgt über den Schiebesockel, welcher stufenweise das Kimmenblatt anhebt oder senkt. Das Korn ist zum Schutz in einem aufschiebbaren Tunnel unter gebracht. (Bilder unten)

  

  

Wie das unten gezeigte Bild des Kleinkalibermodells “EG 712” verdeutlicht , verfügen die klassischen Unterhebelrepetierer über einen Hahn, welcher bei Abzugsbetätigung abschlägt und die im Lager befindliche Patrone der Feuerwaffe per Bolzen zündet.

Diese Einrichtung wird am Druckluftmodell nicht benötigt. Daher haben die Konstrukteure anstelle des Hahns beim “ELG10” die Abzugssicherung dort am Kolbenhals eingebaut. Was zum Einen recht griffgünstig erfolgt ist, lässt zum Anderen den Eindruck eines vermeintlichen Hahnes entstehen und die Waffe auch dort, zumindest optisch, die Nähe zum Vorbild einigermaßen erhalten. (Bilder unten)

  

Die hintere Position des Hebels (weißer Punkt) ist die “safe”-Stellung. Im Bild unten links sieht man, dass dann ein kleiner Stift unter dem Handgriff hinter dem Abzugszüngel sichtbar herausragt. Dieser dient als Anschlag für den Fingerbügel des Repetierhebels. In dieser Position wird der Abzug blockiert und eine Schussabgabe mit der gespannten Waffe verhindert. Rechts im Bild, bei Schieberposition “fire” (roter Punkt), verschwindet besagter Stift im Gehäuse. Der Bügel lässt sich an den Griff anlegen und die Waffe ist schussbereit.

  

Beim Blick auf die Mündung erkennt man die Züge am Laufausgang und sieht im Kornsockel die Einkerbungen für den abnehmbaren Korntunnel. Das Rohr unter dem Lauf ist kein Röhrenmagazin, sondern dient als Aufnahme für den Putzstab, der mit einem Gewindedeckel ausgerüstet ist. (Bilder unten)

  

  

Beim “ERMA ELG10” spricht man zwar gemeinhin vom Nachbau eines sogenannten “Lever-Action”-Gewehres, also eines Unterhebelrepetierers. Im Detail betrachtet wird diese Aussage jedoch gleich ad absurdum geführt, da es sich technisch hier um einen Einzallader handelt, bei dem jedes Geschoss einzeln von Hand in den Laufansatz eingeführt werden muss. Vom Repetieren wie beim “scharfen” Vorbild, bzw. einer mehrschüssigen CO2-Waffe wie dem “UMAREX”-Lever-Action-Gewehr mit Trommelmagazin (Bild unten rechts), kann hier also keine Rede sein. Statt dessen wird beim “ERMA”-Druckluftgewehr die Kolbenfeder durch das Vorschwenken des Unterhebels gespannt. Dies ist, anders als das reine Repetieren einer Feuerwaffe, ein recht kraftaufwändiger Vorgang. Der Begriff Unterhebelspanner ist wohl der treffendste, wenn auch nicht gänzlich eindeutig.

  

Unten: Der Spannvorgang in Bildern.

  

  

  

  

Bilder unten: Blick in die Ladeöffnung. Links der bewegliche Luftzylinder, der beim Spannvorgang nach hinten ins Systemgehäuse gleitet. Rechts der Laufansatz, in den manuell ein Diabolo bündig eingeführt wird.

  

Das Manual:

        

  

Danksagung: Vielen Dank an meinen Sammlerkollegen Holger S. für die Versorung mit dem Manual und weiteren Unterlagen zum “ERMA ELG10”

Fazit: Das “ERMA ELG10” ist sicherlich ein Luftgewehr der Spitzenklasse, bei dem vorrangig Sammler und Liebhaber seltener Druckluftwaffen auf ihre Kosten kommen. Wobei man beim Thema Kosten schon den mittlerweile stark gestiegenen Sammlerwert anmerken muss. So lassen sich sehr gut erhaltene Stücke heute kaum mehr unter 250,- EUR erwerben. Wem es das Wert ist, der erhält ein Gewehr, welches nur ganz wenige Plastikkomponenten aufweist und auch sonst durch seine hervorragende Verarbeitungsqualität besticht. Ersatzteile sind heuer keine mehr Verfügbar und so sollte die Waffe, wenn überhaupt, nur sehr sparsam und pfleglich auf dem Schießstand zum Einsatz kommen. Als Gebrauchsgegenstand im Wortsinne eignet sie sich deshalb nur bedingt und wegen ihrer Einschüssigkeit sind für das Plinking ohnehin actionreichere Alternativen auf dem Markt verfügbar.

  

GUNIMO

Mai 2006 / Juli 2013