Keseru

Keseru “Super Automatic”

    

Spartanisches aus Ungarn

Eine sehr schlichte Pappschachtel, ein ebensolches Manual, ausschließlich in ungarischer Sprache, welches ausschaut als ob es mittels eines ausrangierten Fotokopierers vervielfältigt worden wäre, und einfachstes Werkzeug sind die Beigaben zu dieser CO2-Pistole, die ohne weitere Schutzvorkehrungen und Polsterung in ihrer Umverpackung schlummert, wo sie sich durch die oftmals rauen Transportumstände am mit ihr im Karton umherfliegenden Inbusschlüssel unschöne Macken einhandelt, und während dessen ihrerseits das Manual mit Waffenöl kontaminiert. Also nichts für ordnungsliebende Zeitgenossen und Ästheten.

                    

Was das Beiwerk bereits andeutet, setzt sich bei der ersten Inaugenscheinnahme der Pistole unverändert fort. Die sehr grobschlächtige Verarbeitungsqualität der Waffe, was die Teilepassform und das Finish betrifft, sind wohl kaum zu unterbieten. Es tun sich teils millimeterstarke Spalten zwischen Bauteilen auf, die sich einige Zentimeter weiter wiederum eng aneinander schmiegen. Die Werkstücke weisen teilweise grobe Bearbei- tungsspuren auf und das Finish darf ohne weiteres als rustikal bezeichnet werden. Irgendwie fragt man sich, wie das ein oder andere die Endkontrolle passieren konnte, ...wobei der Schluss nahe liegt, dass es eine solche wohl gar nicht gegeben hat.

                        

Hersteller: Keseru Muvek Fegyvergyar (ungar.: “keseru” = deutsch: “bitter”) www.keseru.hu

Seriennummer: keine

Kaliber: 4,5 mm BB

Magazinkapazität: 15 Schuss

Antrieb: 12 g CO2-Kapsel

Länge: 170 mm

Höhe: 138 mm

Breite: 41 mm

Gewicht: 766 g

Abzug: Double Action only

Abzugswiderstand: ca. 6.500 g

Lauf: gezogen

Sicherung: keine

Visierung: Korn statisch, Kimme horizontal justierbar

Ausführung: Druckguss, schwarz lackiert (eloxiert)

Ausstattung: alle Bedienteile (ausser Abzug und Hahn) mit dem Gehäuse gegossen, daher ohne Funktion

Manual: ausschließlich in ungarischer Sprache

Fertigungszeitraum: ab 2004

Preis 2004: ca. 50,- EUR

Die Funktionalität der Pistole ist auf das absolut Wesentlichste beschränkt. Abzugszüngel und Hahn sind bewegliche Elemente, alle anderen Bedienteile sind mitgegossene Attrappen. Eine Sicherung gibt es nicht. Da wo sich üblicherweise Griffschalen befinden, sitzen hauchdünne Griffplatten aus Plastik.

        

Die insgesamt mickrige Visierung bietet keinen Kontrast, da der Kimmenausschnitt für die Dimensionen des Korns viel zu schmal geraten ist. 

        

Das Magazin-/Kapselmodul besteht aus Metall und wiegt 245 g. Die Kartusche wird mittels des mitgelieferten Inbusschlüssel über die Innensechskantschraube fixiert und angestochen. Das Magazin hat ein für 15 Stahlkugeln ausgelegtes Fassungsvermögen. Die Transportfeder kann zum einfacheren Beladen des Reihen- magazins in der unteren Position fixiert werden. Das Magazinbauteil ist bei den „Keseru“-Modellen „Automatic“, „Police“ und „Maister“ bis auf kleinere Details nahezu identisch und daher kompatibel. Besitzt man also mehr als ein Modell, kann man einen schnellen Magazinwechsel durchführen, ohne zwischendurch jedes Mal nachladen zu müssen.

        

Schießtest:

Auf dem Schießstand taten sich dann wahrlich Abgründe auf. Die ersten Probeschüsse auf eine LP-Scheibe (17x17 cm) verfehlten diese völlig, und das bei mittig justierter Kimme. Um also die Treffpunktlage zu ermitteln stellte ich einen großen Karton hinter der Zielscheibe auf. Weitere Probeschüsse ließen erkennen, dass es gar keine Treffpunktlage im Sinne des Wortes gab! Vereinzelten Treffern gerade noch innerhalb der Scheibe folgten Einschläge, die teils bis zu 30 cm (!) mal über, mal neben der Scheibe lagen, so als hätte man freihändig in vollem Galopp von Rücken eines Broncos gefeuert. Natürlich war das nicht der Fall, sondern die Schussent- fernung betrug gerade mal 6 m, mit aufgelegter Waffe geschossen. Die nachfolgend abgebildete Scheibe (17 x 17 cm) zeigt das bei den Testreihen beste erzielte Ergebnis: Von 15 abgegebenen Schüssen trafen 7 die Scheibe, 8 lagen teils weit ausserhalb. “Katastrophal” ist bei Ansicht dieses Schuss(un)bildes wohl noch untertrieben! (Verwendete Munition Stahl-BBs “Quick Silver”)

Da die Waffe über einen gezogenen Lauf verfügt, ist die Verwendung von Blei-Rundkugeln ratsam um die Züge zu schonen. Tatsächlich wurden mit den “Gamo”-Blei-BBs (Scheibe links unten) und den “H&N” Blei-BBs verkupfert (Scheibe rechts unten) bessere Ergebnisse erzielt. Allerdings ist das abgelieferte Schussbild auch damit kein überzeugendes Ergebnis. Neben der großen Streuung fällt vorallem die Treffpunktlage überwiegend deutlich rechts neben dem Spiegel der Zielscheibe auf (aufgelegt geschossen, Fleck gehalten).

        

Fazit: Der Anwender erhält für einen finanziellen Aufwand von lediglich rund 50,- Euro immerhin eine Ganzmetallwaffe mit nur wenigen Plastikkomponenten. In diesem Preissegment findet man bei der Konkurrenz nicht einmal eine Vollkunststoff-CO2-Pistole im jeweiligen Sortiment. Für diesen Dumpingpreis muss man allerdings bereit sein, ästhetische Gesichtspunkte völlig abzuschalten und sich statt dessen an der einfachen und robusten Bedienung und dem sehr rustikalen Ganzen erfreuen. Dies entbehrt ja auch nicht eines gewissen Charme, allerdings ist die mangelnde Präzision wohl der entscheidende, spielverderbende Faktor.

Um zu den Berichten der Modelle “Maister” und “Police” zu verzweigen, Pistole im Foto (links) anklicken.

        

GUNIMO

September 2004