Walther Lever Action - 88g CO2

“Walther” Lever Action - 88 g CO2

Alles neu, macht der Mai?!? - Nein, nicht alles. Aber eben doch manches. Und so findet man bei der jüngst (5/2010) im Handel erschienenen überarbeiteten Version des höchst beliebten CO2-Winchester-Nachbaus aus dem Hause “UMAREX” einige Veränderungen vor, die im Folgenden hier dargelegt werden.

An den ursprünglichen Testbericht sei an dieser Stelle erinnert und dessen Lektüre empfohlen: 

An der grundlegenden Beurteilung dieses CO2-Gewehres hat sich durch die neu eingeflossenen Modifikationen nichts geändert. Der Schwerpunkt dieses Artikels liegt daher vor allem auf einem direkten Vergleich der beiden Varianten des “Walther”-Lever-Action (“WLA”).

Foto oben: Modell “Wells Fargo” (vergoldeter Systemkasten), Abb. unten: Modell “Steel Finish”

 

Hersteller: UMAREX (Arnsberg)  www.umarex.de

Modell: “Walther” Lever Action (88g CO2), Sondermodell “Wells Fargo” (long)

Vorbild: “Winchester 1894”

Seriennummer: W101330038 - “Wells Fargo”     (not part of collection)

Seriennummer: W101630748 - “Steel Finish”

Kaliber: 4,5 mm (.177)

System: CO2-Unterhebelrepetierer (Lever Action)

Antrieb: 88-g-CO2-Kartusche - (alternativ 2 x 12-g-CO2-Kapseln mittels Adapter)

Magazinkapazität: 8 Diabolos im Trommelmagazin

Mündungsgeschwindigkeit: bis max. 175 m/s  - Energie max. 7,5 J (Herstellerangaben)

Schussausbeute je 88g-Kartusche: ca. 460 Schuss

Schussausbeute je 2 x 12g-Kartusche mit Adapter: ca. 120 Schuss

    

Länge: 995 mm

Höhe: 220 mm

Breite: 49 mm

Gewicht: ca. 2.750 g (leer)

    

Visierung: Kimme vertikal justierbar, Korn horizontal justierbar, Visierbild mit gutem Kontrast, Korntunnel

Abzug: Single Action Only (SAO) - (kein Trommeltransport durch die Abzugsmechanik)

Abzugsverhalten: Kurzer, leichtgängiger Vorzugsweg und Druckpunkt vor Schussauslösung

Lauf: gezogen

Lauflänge: 480 mm

    

Sicherung: Schlagbolzen- und Hahnsicherung, automatische Abzugssicherung bei nicht anliegendem Repetierhebel (Abb. oben links)

Ausführung: Buchenholzschaft, Ganzmetallkorpus, Stahllauf, vergoldeter Systemkasten mit Postkutschenmotiv, Visierung Plastikbauteile

Lieferumfang: Waffe mit Manual, 88g-CO2-Kartusche, Trommelmagazin mit Setzstift, Schraubenschlüssel für Schaftkappe und Spezialzange zum Drehen der CO2-Kartusche (Foto unten)

Bewertung: Sehr gute Verarbeitung, wertiges Erscheinungsbild, realitätsnahes Handling, sehr gute Schussleistung und Präzision

Preis: um 280,- EUR (2010) im Internetversandhandel

 

Unterscheidung der alten und der neuen Version des “WLA”

Der maßgeblichste Unterschied der beiden Versionen ist im Anschlagschaft verborgen. Äußerliches Merkmal ist die tiefere Schaftkappe des überarbeiteten Modells. Diese Anpassung ist der Tatsache geschuldet, dass die Waffe  neuerdings für die Verwendung einer großen 88-g-CO2-Kartusche für den Antrieb der Diabolos ausgelegt ist. Enstprechend entfallen ist die etwas unpraktische und manchmal leider auch unzuverlässige Aufnahmevorrichtung für die beiden 12-g-CO2-Kapseln. Das heißt aber nicht, dass man nun ausschließlich die großen Tanks verwenden kann und muss. Durch den Einsatz eines Kapseladapters (Abb. unten) können nämlich nach wie vor auch die kleinen Treibgaskartuschen eingesetzt werden. Der Schütze hat also nun die Wahl. Weiterer Vorteil: Der Adapter (Zubehör) kann jederzeit aus dem Gewehr herausgenommen werden. D. h. die Waffe kann druckfrei gemacht werden, während der Apater selber, mittels eingebautem Ventil, den Druck hält. Die Kapseln müssen also nicht leergeschossen oder anderweitig entleert werden, um eine Durckbefreiung der “WLA” zu erreichen. Der Adapter passt übrigens auch in andere Waffenmodelle, wie z. B die “Beretta Cx4 Storm” (UMAREX). Der Einsatz des Adapters stellt für meinen Geschmack auf Dauer die ideale Lösung des Antriebs für das “WLA” dar.

Vorteile der 88g-CO2-Kapsel: Größere Kapazität; geringere Behälterabkühlung, weniger Druckverlust bei schnellen Schussfolgen und damit gleichmäßigere Schussenergie. Nachteil: Die einmal angestochene Kapsel kann nicht entnommen werden, die Waffe bleibt bei Zwischenlagerung unter Druck. Größerer finanzieller Verlust, wenn die Kartusche z. B. wegen einer technischen Störung noch nicht entleert entnommen werden muss. Insgesamt unwirtschaftlicher gegenüber Betrieb mit 12-g-Kapseln.

Nachteil der ursprünglichen Lösung mit dem Doppelkapselhalter: Man muss beim recht umständlichen Einsetzen der beiden Kartuschen sorgfältig auf deren guten Sitz achten, um zu verhindern, dass ggf. nur eine Kapsel angestochen wird. Das Gewehr funktioniert zwar auch mit nur einer geöffneten Kartusche, natürlich ist die Schussausbeute dann entsprechend geringer und der Druckabfall bei schnellen Schussfolgen stärker spürbar.

Fotos unten: Die Kapselaufnahmeeinheit der alten “WLA”-Version

    

    

Einsetzen einer 88-g-Kartusche:

                      

    

    

    

Abb unten links: Angestochene, entleerte Kapsel. - Foto rechts: Innenseite der Schaftkappe

    

Fotos unten: Alternativer Einsatz eines Kapseladapters (Zubehör) für 2 x 12-g-CO2-Kartuschen

    

 

Weitere Detailunterschiede der “WLA”-Varianten

Die Beschriftung:

Fotos unten: Die neue Version besitzt eine Abzugssicherung, die bei frühen Exemplaren der ursprünglichen Ausführung noch fehlte. Es handelt sich dabei um eine automatische Abzugssicherung, die bei nicht anliegendem Repetierhebel den Abzug blockiert und eine Schussabgabe so unmöglich macht. Hinweis: Diese Änderung floss aber bereits in die Serie vor Einführung der aktuellen neuen Variante mit 88g-Kapselaufnahme ein. (Dank an “Sgt_Elias”)

    

Fotos unten: Unterhalb der ausschwenkbaren Trommelaufnahme befindet sich im Gehäuse der neuen “WLA” eine Öffnung. In die Lademulde gefallene Diabolos können so ggf. leichter wieder herausbefördert werden. Siehe dazu auch das Thema “Beheben von Ladehemmung” in der u. g. Bedienungsanleitung zur Waffe. Auch diese Anpassung war schon vor dem Update in 2010 eingeführt worden und ist z. T schon bei den 2x12gCO2-Versionen zu finden. Sie fehlt lediglich bei frühen Exemplaren wie in den Abb. unten.

    

 

Die Funktionen

 

Schlagbolzen-/Hahnsicherung:

    

    

Bei gesicherter Waffe (rote Markierung nicht sichtbar) kann zwar der Abzug betätigt und damitder Hahn ausgelöst werden, dieser schlägt dann aber nicht auf den Ventilstößel sondern auf den in die Mitte verschobenen vorstehenden Wulst der Sicherungseinrichtung (Foto unten rechts).

    

                                              

 

Offene Visierung:

                

Kimmen- und Kornbauteil wirken zwar keineswegs billig, sind aber leider nach wie vor aus Plastik gefertigt. Hier würde ich mir Metallkomponenten wünschen, denn dies würde der qualitativ hochwertigen Waffe deutlich besser gerecht und wäre ihrer würdig. Zumindest optional als Zubehör sollte man bei UMAREX m. E. ins Auge fassen diese anzubieten.

Ladevorgang, repetieren und schießen:

Unbedingt empfehlenswert: Der Diabolo-Speedloader

Das “Walther Lever Action” in Steel Finish (s. u.) ist für meinen Geschmack die optisch ansprechenste Version dieses Modells. Die Waffe wirkt sehr edel, ohne jedoch die leicht “kitschige” Anmutung der Vergoldung nebst aufgebrachtem Kutschenmotiv (“Wells Fargo”) mitzubringen. Sehr gelungen ist der Kontrast zwischen der hellen Metallbeschichtung und dem dunklen Holz der Schäftung. Auch die schwarzen Kunststoffkomponenten passen hier noch recht gut ins Bild. Diese Bewertung ist allerdings vorallem persönliche Geschmacksache.

    

    

    

    

 

Auf dem Schießstand

Die “Walther Lever-Action” gilt, seit ihrem Erscheinen 2002, als eine der interessantesten, zuverlässigsten und mithin beliebesten CO2-Action-Langwaffen, die auch funktionell zu überzeugen weiß. Kimme und Korn sind, wie schon erwähnt, justierbar. Die Höhenverstellung der Kimme erfolgt wie beim Originalvorbild über einen Rastschieber. Nicht gerade der Präzisionsweisheit letzter Schluss, aber eben authentisch. Bei guten Lichtverhältnissen ist das Visierbild recht passabel. Das Schießen macht, das ist wohl die Haupsache, ungeheuren Spaß! Zum Repetieren, was sehr leichtgängig durchführbar ist, muss die Waffe nicht zwingend aus dem Anschlag genommen werden.

Das Nachladen über die ausschwenkbare Ladeklappe geht rasant von der Hand. Action-Shooting in Reinkultur. Anzuraten ist in diesem Zusammenhang, etliche Trommelmagazine zusätzlich zu erwerben und den bekannten Diabolo-Speedloader einzusetzen, um sich nicht selber „auszubremsen“. Der mitgelieferte Ladestift ist dazu keine Alternative, ermöglicht aber immerhin das gleichmäßig tiefe, manuelle Setzen der Diabolos.

Die neue Generation der “WLA” ist für die Verwendung der 88g-CO2-Kartuschen ausgelegt. Das Einsetzen dieser Treibgastanks erfolgt durch einfaches handfestes einschrauben. Ich habe dazu die der Waffe beigelegte Spezialzange nicht einsetzen müssen. Hier hat sich, gegenüber dem früher zum Einsatz gekommenen Kartuschendoppelhalter (2x12g) eine deutliche Vereinfachung im Handling ergeben. Die Vor- aber auch Nachteile dieser Gebindegröße habe ich im Kapitel Unterscheidung der alten und der neuen Version des “WLA” ja bereits oben aufgeführt. Pro Kartusche ließen sich bei den Tests 57 Trommelfüllungen verschießen, was 456 Schuss entspricht!

Die, auch bei schnellen Schussfolgen, sehr gleichmäßig generierte Geschossenergie ist recht hoch, und damit einhergehend bietet die Waffe eine ausserordentlich gute Präzision für eine Freizeit-Action-Waffe. Aufgelegt, und aus 10 m Distanz abgegeben, gelangen mir immer Schussgruppen, wie sie auf den unten gezeigten Scheiben dokumentiert sind. Es gab bei allen Testreihen keinerlei Probleme mit der Waffe, die stets zuverlässig, präziese und zu meiner vollsten Zufriedenheit gearbeitet hat.

    

    

Abb. unten: Abgefeuerte Diabolos durchschlugen sogar die Bodenplatten handelsüblicher Getränkedosen noch auf 10 m Distanz.

Abb. unten: Weißblechfragmente, die beim Beschuss mit der “WLA” regelrecht aus dem Dosenkorpus gerissen wurden. Dazu flunderflache Bleidiabolos nach dem Auftreffen auf glatte, harte Flächen.

 

Fazit

Dass einer legendären Westernwaffe nachempfundene “Walther” Lever-Action-Gewehr ist qualitativ und funktionell nach wie vor eine der besten und empfehlenswertesten CO2-Actionwaffen. Die hier beschriebenen Neuerungen im Bereich des Treibgasreservoirs machen das Gewehr diesbezüglich flexibler und auch ein Gutteil einfacher in der Handhabung. Unter rein ästhetischen Gesichtspunkten fügt sich die neue, aus technischen Gründen tiefere Schaftkappe, nicht ganz so harmonisch und weniger originalgetreu ins Erscheinungsbild ein. Aber das ist natürlich vorwiegend Geschmacksache und Schönheit liegt ja bekanntlich im Auge des jeweiligen Betrachters.

Danksagung: Vielen Dank an die Firma “UMAREX” für die freundliche Unterstützung!

 

GUNIMO

Mai 2010 / Juli 2010