Walther CP99 compact (UMAREX)

Walther CP99 compact

  

Die kleine Schwester...

Klein? Naja, sagen wir zierlich im Vergleich zur „CP99“, oder eben kompakt, wie es auch die Zusatzbezeichnung treffend aussagt! Und trotzdem macht die neue Pistole einen absolut erwachsenen Eindruck. Nichts vom Spielzeugflair vorhanden, wie es ihrer „Blowback“-Halbschwester, der „Walther PPKs“ doch ein wenig anhaftet. Immerhin ist das scharfe Vorbild der „CP99c“ (gemäß Aussage des UMAREX-Kataloges) als führige, sogenannte „Back-Up“-Waffe, auch bei Spezialeinheiten im Einsatz.

Das Serienexemplar Juli 2005: Änderungen zur Vorserie (siehe unten)

    

Serien-Nr.: 5F 05902 - Die Kennung befindet sich nun nicht mehr rechtsseitig am Schlitten sondern ist ans Heck verlegt worden, unterhalb der Ladezustandsanzeige.

Die deutlichste Änderung ergibt sich beim Magazin. Die beim Vorserienmodell vermisste Raste, um die Magazinfeder in gespannter Position beim Beladen zu halten, ist nun vorhanden. Gut für die Fingernägel! Das Magazin gleitet nun nicht mehr ganz so leicht aus dem Schacht im Griffstück wie noch am Vorserienmodell feststellbar, wenn man die Magazinentriegelung betätigt.

Natürlich habe ich auch wieder Schießtests durchgeführt. Ebenso wie beim Vorserien-Exemplar liegt die Treffpunktlage wiederum zu tief. Schussdistanz 6 m, aufgelegt, langsame Folge, 8 Schuss, mit aufsitzendem Spiegel gehalten:

        

Die Schussenergie von ca. 90 m/s ist nicht die üppigste unter den CO2-Kurzwaffen.

        

 

Das Vorserien-Exemplar: April 2005

Für das erste Kennenlernen liegt mir nun also ein Muster der Vorserienfertigung vor, und der optische Eindruck den die Pistole sogleich hinterlässt, ist absolut gewinnend. Sehr gute Verarbeitungsqualität und Passform, alle Bedienteile aus Metall, die Kunststoffkomponenten wirken hochwertig, keine Spur von „Plastikbomberflair“. Der Metall-Schlitten gleitet leichtgängig, ohne jedoch klapprig zu wirken, wie es bei den Blowback-Modellen ansonsten eher üblich ist. Dies in der Regel eine Einbuße aufgrund der gassparenden Leichtgängigkeit des CO2-angetrieben Schlittens. Jenes Feature, dass den repetierenden Schlitten einer Feuerwaffe nachahmt und ein, bei vielen Anwendern so beliebtes, gewisses „Realsteel-Feeling“ generiert.

    

Eines ist aufgrund dieser Ausprägung schon vorher klar. Hier handelt es sich konzeptionell um eine Waffe die für das Action- und Freizeitschießen auf Zimmerdistanzen, gemeinhin kurz mit „Plinking“ bezeichnet, ausgelegt ist. Die Verwendung von Stahlrundkugeln, der glatte Lauf, und der „Blowback“-Effekt gehen naturgemäß immer zu Lasten der Präzision. Will heißen, die Ziele sind vorrangig Klappzielkasten, Getränkedose und Co., nicht das millimetergenaue auswerten der Ringe einer Luftpistolenzielscheibe.

Daten:

Anbieter: UMAREX Sportwaffen GmbH & Co. KG, 59717 Arnsberg, www.umarex.de

Hersteller: „Maruzen“ (Japan) für UMAREX

Serien-Nr. der Testwaffe: 5C 00014 („5“ = Herstellungsjahr 2005 / „C“ = CP99c / „...“ lfd. Nr.)

                

System: CO2-Semiautomatik mit Blowback

Antrieb: 12g-CO2-Kapsel (im Griffstück)

Kapazität: 90-100 verwertbare Schüsse mit einer Kapselfüllung, gesamt bis zu 120 Schuss

Mündungsgeschwindigkeit: ca. 90 m/s

Kaliber: 4,45 mm Stahlrundkugeln (BBs)

Magazinkapazität: 18 Kugeln (Reihenmagazin im Griffstück), Schlittenfang bei leerem Magazin

Lauf: Messinglegierung, glatt, ohne Züge

                

Visierung: nicht justierbar, guter Kontrast, Kimmenspalt 5 mm, Balkenkorn 3 mm

Visierlinie: 140 mm

Sicherung: Schwenksicherung rechtsseitig mit Arretierung die versehentliches entsichern verhindert

Sicherungs-Funktion: Schlagstück lässt sich im gesicherten Status nicht spannen, bzw. bleibt nicht gespannt

Abzugswiderstand: ca. 1.500 g

Abzug: Single Action

                

Abzugscharakteristik: 11 mm Vorzugsweg, plus ca. 1mm mit deutlich steigendem Widerstand bis zur Schussauslösung – Charakteristik verändert sich mit dem Füllstand des Magazin: geringfügiges hakeln bei vollem Magazin, mit abnehmender Füllmenge nachlassend.

Länge: 165 mm

Höhe: 137 mm

Breite: 36 mm

Gewicht: 755 g (leer)

                

Bewertung: sehr gute Funktionalität, sehr gute Verarbeitungsqualität, Schlitten aus Druckguss, alle Bedien- teile aus Metall

Preis (empfohlener Richtpreis): 109 EUR (Schlitten poliert, brüniert) / 125 EUR (Schlitten vernickelt)

Preisentwicklung: Bereits vor dem eigentlichen Verkaufsstart bieten einige Internet-Webshops die Pistole um 90 EUR an. Preisvergleiche lohnen sich.

Hinweis - Im Laufe seiner Fertigungszeit hat das Modell “CP99c” eine Modifikation am Schlittenbauteil erfahren: Während frühe Exemplare einen Schlitten besitzen, bei dem das "Patronenauswurffenster" lediglich durch eine Vertiefung nur angedeutet wurde, erhielten spätere Ausführungen ein offenes Fenster. Ausgeworfen wird dort aber natürlich auch nichts. ;-) - Wann die Änderung konkret griff, ist mir leider unbekannt.

Nachfolgend einige Fotos von der 2. Version, die mir von J. Dominguez freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. -  Vielen Dank! (Mai 2009)

          

                

 

Genug der Vorrede, gehen wir mit „CP99c“ auf den Schießstand, und damit ins Detail. Das Einlegen der unver- meidlichen 12-g-CO2-Kapsel und vor allem deren Anstechmechanik sind weitestgehend von der „CP99“, res- pektive „CPS“ bekannt. Allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Hier wird die Kapselaufnahme mit Ventileinheit nicht als komplettes Modul entnommen, sondern diese Komponenten sind feste Bestandteile des Griffstücks. Die Kartusche gelangt durch das abnehmbare, aufgesteckte Griffrückenteil in ihre Halterung (Hals in Richtung Ventil-Anstechdorn), und wird mit der Rändelschraube, bei in Position „OPEN“ gebrachter Anstechplatte, fixiert. Der eigentliche Anstechvorgang ist von der „CP99/CPS“ übernommen: Er wird mittels zurückdrehen der am Griffboden befindlichen Drehplatte in ihre Ausgangsposition („POWER“) durchgeführt. Ein sehr kurzes leises Zischen vermeldet den Erfolg. (Bilder oben und unten)

                  

    

Nächster Arbeitsgang: Aufmunitionieren! (Bilder unten) – Beidseitig am Abzugsbügel befinden sich Hebel, welche die Arretierung des Magazins lösen. Diese sind, wie alle Bedienteile der Waffe, aus Metall gefertigt. Ebenso das Reihenmagazin selber, welches nach betätigen der Magazinentriegelung auf Grund seines hohen Eigengewichtes selbsttätig und butterweich aus dem Magazinschacht gleitet. Hier finden bei der Testwaffe 18 Stahlrundkugeln Platz. Das Befüllen geht schnell und ohne jegliche Fingerakrobatik vonstatten. Zunächst wird die Magazinfeder ganz zusammengeschoben und festgehalten (leider gibt es keine Raste in dieser Position), dann lässt man die Kugeln in die vorgesehen Öffnung gleiten und anschließend drückt die Federspannung der entlasteten Feder die BBs in Richtung Ventilöffnung. Das Magazin ist nun beladen und kann zurück in den Schacht eingeführt werden.

    

Versuche mit anderer Munition ergaben folgende Resultate: Während die 4,45-mm-Stahlrundkugeln perfekt zum Magazin passen, blieben verkupferte Blei-BBs Kaliber 4,5 mm bereits beim Ladevorgang im Röhrenmagazin hängen und wurden von der Feder nicht nach oben transportiert, was bei Schussversuchen zu Zuführungsstörungen führte. Hingegen laufen 4,4-mm-verkupferte Bleikugeln sofort aus der Austrittsöffnung wieder heraus, werden nicht gehalten. Die Munitionssorten sind für diese Waffe eindeutig unbrauchbar und nicht vorgesehen, da Bleikugeln nicht von dem Magneten an der Austrittsöffnung fixiert werden können.

Bilder unten: Links - “CP99c” mit gefangenem Schlitten / (rechts): Oberhalb vor dem Abzug befindet sich der Zerlegeriegel, der mit einem Bolzen gesichert ist. Siehe auch Sprengzeichnung (Teil “61”) weiter unten im Bericht.

    

Vor der ersten Schussabgabe muss das Schlagstück gespannt werden. Da die Waffe nicht mit einem Spannabzug ausgestattet ist, sprich ein Single-Action-Abzug vorliegt, geschieht dies durch das einmalige manuelle Zurückziehen des Schlittens. Der entsprechende Spannstatus wird in dem kleinen Fenster am Ende des Schlittens angezeigt (Bild unten mitte). Alle weiteren Spannvorgänge führt der Schlitten dann durch das CO2-getriebene Zurückgleiten („Blowback“) selbsttätig aus. Es kann somit eine komplette Magazinfüllung bei Bedarf in schneller Folge verschossen werden. Nach dem letzten Schuss, also bei entleertem Magazin, wird der Schlitten durch den Fanghebel in der hinteren Position gehalten. Durch manuelles Betätigen des Schlittenfanghebels (Bild unten links) kann der Schlitten wieder gelöst werden, auch bei nicht entnommenem leerem Magazin. Das „Patronenauswurffenster“ öffnet sich übrigens nicht beim Repetieren des Schlittens übrigens nicht wie beim Original, sondern ist eine mitgegossene Attrappe für das Auge.  

                

Vor dem Schießen jedoch steht das zielen. Hierzu steht eine offene Visierung zur Verfügung, die leider nicht justierbar ist. Es gibt auch keine Farbmarkierungen an Kimme und Korn, jedoch bietet die Visierung selbst bei schwächerer Beleuchtung noch einen recht guten Kontrast.

Dann die große Frage: „Wie wird es mit der Präzision aussehen?“ Ein Thema, welches viele Schützen vom Erwerb einer Blowback-Pistole abhält, da sich deren Treffverhalten oftmals mit dem Begriff „Gießkanne“ am besten beschreiben lässt.

Nach den ersten Schüssen jedoch zeigt sich bereits Positives: Auf der gewählten, sinnvollen Schussdistanz von sieben Metern, lassen sich mit der Testwaffe Getränkedosen, Yoghurtbecher, Klappziele a la Entenkasten etc. praktisch immer Treffen. Der trockene Schussknall und der satt repetierende Schlitten machen derweil einen respektablen Eindruck. Der Rückstoß durch den hinten anschlagenden Schlitten lässt die Waffe jedes mal deutlich aus dem Ziel springen. Eben DAS gewünschte Feeling bei einer „Blowback“-Waffe! Der Abzugswiderstand von ca. 1.500 g ist erfreulich gering und unterstreicht den positiven Gesamteindruck bei allen Schießdurchgängen. Den leichtgängigen Vorzugsweg habe ich bei der Testwaffe mit 11 mm gemessen, zuzüglich eines etwa 1 mm kurzen Wegstückes mit deutlich ansteigendem Widerstand, dem unmittelbar die Schussauslösung folgt. Ein Druckpunkt im Sinne des Wortes ist nicht zu verspüren, aber mit etwas Übung hat man den Punkt der Schussgenerierung verinnerlicht.

        

Die Abzugs-Charakteristik verändert sich mit dem Voranschreiten der Magazinentleerung. Bei vollem Magazin verspürt man während des Vorzugsweges ein geringfügiges Kratzen oder Schaben, welches sich mit sich leerendem Magazin mehr und mehr verliert. Alles in allem ein sehr gutes Verhalten für eine Freizeitwaffe.

Um die Streuung und Trefferbilder zu dokumentieren, habe ich dann doch auch etliche 10-m-LP-Zielscheiben (17x17 cm) gelocht (Distanz 6 m). Stets mit aufgelegten Unterarmen geschossen, die Visierung Fleck im Ziel gehalten und in gemächlicher Schussfolge durchgeführt. Die Rundkugeln schlagen leider keine sauberen Löcher in die Papierscheiben und sind daher teilweise nicht sehr deutlich erkennbar. Die kleinen Risse in den Scheiben wurden durch die an der Rückwand des Scheibenkastens zurückspringenden Kugeln hervorgerufen.

        

Zur Ergiebigkeit einer 12-g-CO2-Kapsel ergaben die Testreihen folgenden Aufschluss: Etwa 90-100 Schuss (ca. 5 Magazinfüllungen) sind absolut verwertbar. Danach sinkt die Treffpunktlage merklich ab. Es bedarf eigentlich keiner gesonderten Erwähnung, dass auch und insbesondere die Schnelligkeit der abgegebenen Schussfolgen erheblichen Einfluss auf die Verlagerung des Treffpunktes hat. Natürlich nimmt auch die Heftigkeit des Schlittenprellschlages mit zunehmendem CO2-Verbrauch sukzessive ab. Handelsübliche Getränkedosen lassen sich auch mit der sechsten Mag-Füllung auf 7 m Distanz noch lochen. Der Inhalt des 7. Magazines bewegt sich bei der Testwaffe dann nur noch in einer zunehmend arg gekrümmten Flugbahn in Richtung Target, und das Repetierverhalten ist so träge, dass der Schlittendruck das Schlagstück nicht mehr zu spannen vermag. Der Kapselwechsel wird unumgänglich. Man darf konstatieren, dass, besonders in Anbetracht der Gasabzweigung für die „Blowback“-Funktion, eine gute „Futterverwertung“ bei der „CP99c“ gegeben ist.

        

Um eine ungewollte Schussabgabe zu verhindern, ist die Pistole mit einer Schwenksicherung ausgestattet (Bilder obe), die ihrerseits wiederum eine eigene Sicherungsfunktion besitzt! Der dreizackige Schieber innerhalb des Schwenkhebels verhindert das versehentliche Verschieben von „S“ (Safe) in die Position „F“ (Fire), z.B. beim Holstern der gespannten Waffe. Er muss gleichzeitig mit dem Verändern der Hebel-Position nach hinten bewegt werden. Beim Sichern von „F“ auf „S“ hingegen wird der Schieber nicht benötigt. In gesicherter Position lässt sich das Schlagstück nicht spannen und somit kein Schuss auslösen. Wurde die Waffe vorher gespannt und wird dann gesichert, entspannt sich das Schlagstück wieder bei diesem Vorgang. Der Status des Schlagstückes ist im Sichtfenster hinten am Schlitten ablesbar.

                

Bewertung: Eine Pistole mit sehr guter Funktionalität und sehr guter Verarbeitungsqualität, bei der alle Bedienteile, wie bereits erwähnt aus Metall bestehen. Die Kunststoffkomponenten machen ebenfalls einen hochwertigen Eindruck. Im Schießbetrieb war die Pistole absolut zuverlässig, es traten keinerlei Funktionsstörungen auf. Die Präzision für eine Pistole dieser Ausprägung ist im Vergleich mit ihren Konkurrentinnen als gut zu bezeichnen. Wünschenswert wäre eine horizontal und vertikal verstellbare Visierung. - Ein Traum bleibt: Verwendung von Diabolo-Geschossen bei gezogenem Lauf! ;-)

Fazit: Die sprichwörtliche „eierlegende Wollmilchsau“ kann und will die „Walther CP99 compact“ nicht sein. Im Bezug auf ihre Stärken und wenigen Schwächen, so wie den vorgesehenen Einsatzzweck, ist sie aber allemal ein Topp-Produkt mit einem sehr guten Preisleistungsverhältnis und die beste Stahlkugeln verschießende CO2-„Blowback“-Pistole die ich bisher getestet habe. Daher für mich das Referenzprodukt in diesem Sektor.

Danksagung: Vielen Dank an die Firma „UMAREX“, die mir freundlicherweise zum Testen eine Musterwaffe aus der Vorserienfertigung gestellt hat und bereitwillig viele Informationen lieferte! - Sprengzeichnungen mit freundlicher Genehmigung der UMAREX Gmbh & Co. KG, Copyright ©

Ankündigung: Der Test wird um ein weiteres Kapitel ergänzt, sobald ich ein Serien-Exemplar der „CP99c“ erwerben kann. Man darf gespannt sein, ob sich die gemachten Erfahrungen dann verifizieren lassen.

Nachtrag:

Immer wieder mal kommt die Frage auf, ob die RD-Montage der “Nighthawk” (CPS) auch an der “CP99c” ver- baut werden kann. - Dies ist leider nicht der Fall, da die “CP99c” geringere Abmaße besitzt als die CP99/CPS. Nicht umsonst trägt sie den Namenszusatz “compact”. Zwar lässt sich die Montage an der Waffe anbringen, jedoch wackelt diese erheblich, bietet also der Zielhilfe nicht den notwendigen halt und ist ausserdem völlig überdimensioniert. Bilder unten:

    

    

 

Fotos der “CP99 compact Recon” mit Laufverlängerung und Red-Dot. (Dank an “the_dome”) - Mai 2010

    

    

    

    

 

GUNIMO

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