UMAREX 850 Air Magnum

UMAREX 850 Air Magnum (VenataiR 850) / Hämmerli 850 Air Magnum ZG30

„quaerite et inuenietis“ (suchet und ihr werdet finden)

Die erste Information, die Spekulationen über eine neue Druckluftwaffe aus dem Hause UMAREX aufkommen ließ, war ein Eintrag in der Liste der „Physikalisch Technischen Bundesanstalt“ (PTB) angezeigten und geprüften Schusswaffen gemäß §9 Abs. 2 Nr. 1 Beschussgesetzt (BeschG). Um was für eine Art von Waffe es sich jedoch dabei genau handelt, das war der Listen-Position 465 vom 20.12.2005 mit der Bezeichnung „VenataiR 850“ nicht zu entnehmen.

“Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet” - Bibelzitat (Lk11, 10)

Genau vier Wochen später, am 20. Januar 2006, lüftete sich für mich dann der Schleier des ungewissen, als ich bei meinem Besuch in Arnsberg erstmalig die Waffe in Augenschein nehmen konnte, die sich hinter dem Arbeitsnamen „VenataiR 850“ verbarg. Ein schickes CO2-Repetiergewehr mit schwarzem Kunststoffschaft und neuartigem Trommelmagazin. Es blieb natürlich nicht beim bloßen Betrachten, auch einige Testschüsse konnte ich damit abgeben. Natürlich musste das von mir Erfahrene zu diesem frühen Zeitpunkt noch vertraulich bleiben, da dieses Gewehr bis dato eine gut gehütete Neuentwicklung war, deren Vorstellung bei der „Internationalen Waffenausstellung“ (IWA) Anfang März in Nürnberg anstand. (IWA, 10.03. - 13.03.2006 33. Internationale Fachmesse für Jagd- und Sportwaffen.)

Vier weitere Wochen waren ins Land gezogen, da konnte ich dank der freundlichen Herstellerunterstützung bereits eine eigene Testwaffe erwerben und in Empfang nehmen. Dies versetzt mich in die glückliche Lage, dieses ausführliche Review bereits zur IWA-Eröffnung publizieren zu können. „muzzle.de“ bietet damit zum wiederholten Male umfangreiche Erstinformationen zu „F“-Waffenneuerscheinugen  im „www“ an, getreu dem Motto: „muzzle.de, immer voraus“. :-)

Herzlichen Dank an die Firma UMAREX GmbH & Co. KG für die freundliche Unterstützung! – www.umarex.de

 

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Nachtrag, April 2011: Während die Bezeichnung “VenetaiR” als ursprünglicher Name für das UMAREX “Air Magnum 850” noch relativ geläufig ist, erhielt ich im März 2011 die Zuschrift eines Lesers, der die Waffe mit der Prototypenbezeichnung “SAHARA” besitzt. Offenbar eine echte Rarität, die sich technisch aber wohl nur marginal vom späteren Serientyp unterscheidet.

Vielen Dank an “mariogalaxy” für das eingesendete Foto und die Informationen.

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Review:

 

“TROMMELWIRBEL”

Das neu entwickelte Magazin des “850 Air Magnum” sorgt für Aufsehen

Hersteller: UMAREX

Modellbezeichnung: 850 Air Magnum

Erscheinungsjahr: 2006

Serien-Nr.: G 001100

Kaliber: 4,5 mm D

System: CO2-Repetierer

  

Antrieb: CO2, 88g-Kartusche oder mit Adapter 12g-Kapsel

Kapazität mit 88g-Kartusche: 320 verwertbare Schüsse + 56 mit abfallender Treffpunktlage

Kapazität mit (2x) 12g-Kartusche: (Ergebnis liegt noch nicht vor)

Magazin: Trommel, Durchm. 29,8 mm, Stärke: 10 mm

Magazin-Kapazität: 8 Schuss

Mündungsgeschwindigkeit: ca. 170 m/s (ca. 7,5 Joule) (Herstellerangaben)

Länge: 1.040 mm

Höhe: 200 mm

Breite: 48 mm

Gewicht: 3.250 g (incl. Zielfernrohr)

Lauflänge: 600 mm

Abzug: Single Action Only (SAO), Vorzugsweg justierbar

Abzugs-Charakteristik: kurzer leichtgängiger Vorzugsweg, Druckpunkt, weiche Schussauslösung

Abzugswiderstand: 750 g

    

Visierung: Kimme (grün) und Korn (rot) aus Glasfaserleuchtstäben, Korn seitenverstellbar, Kimme höhenverstellbar, 11-mm-Schiene für Zielfernrohrmontage vorhanden

Visierlinie (offene Visierung): max. 375 mm

Ausführung: Laufmantel brüniert, Systemkasten Druckguss (schwarz beschichtet), schwarzer Kunststoffschaft mit beidseitiger Schaftbacke

  

Bemerkung: Die Oberfläche des Kunststoffschafts bietet ein sehr angenehmes Kontaktgefühl, neigt aber etwas zur Kratzerbildung beim Gebrauch

Lieferumfang: Waffe, Manual, 2 Trommelmagazine, Zielfernrohr „Walther 6x42“ mit Montagen und Manual, Inbusschlüssel, 1 Dose (500 St.) Diabolos „Perfecta“, 20 x 10-m-LG-Scheibe

Bemerkung: Zielfernrohr auch auf Distanzen <10 m nutzbar, klares scharfes Bild, großes Absehen (Nr.4)

Zubehör: Kapseladapter für zwei 12g-CO2-Kapseln

Preise: ab 249,- EUR (UVP)

Manual ---> klick mich

  

 

Die offene Visierung besteht aus Glasfaserleuchtstäben (Bilder unten). Das Korn (rot) sitzt in einem Korntunnel aus Metall. Wobei “Korntunnel” eigentlich zuviel gesagt ist, da er an den Seiten und oben offen ist, damit genügend Licht auf den bündelnden Leuchtstab fallen kann. Besser man spricht von einem Kornschutz, der den Kunststab umgibt und ihn vor Beschädigung bewahren soll. Der Kornsockel ist ein Plastikbauteil. Die Kimme (grün) ist auf ihrem schrägen Sockel höhenverstellbar. Die Visierlinie kann maximal eine Länge von 375 mm erreichen, was abhängig von der Höhenjustierung und damit der Position des Kimmenschlittens auf der Sockelschiene ist.

  

  

    

 

CO2-Kartusche:

  

Der Treibgasbehälter ist beim „850 AM“ im Vorderschaft untergebracht (hier im Bild eine UMAREX 88g-Kartusche). Dazu nimmt man zunächst den vorderen Teil der Schäftung ab. Dieses Bauteil ist unter dem Lauf eingehakt und an seiner Unterseite mittels Klickrastung am Schaft angedockt. Diese Zweitteilung des Vorderschaftes bringt leider einen optischen Nachteil mit sich, da die Fuge deutlich sichtbar ist.

    

Zum Öffnen drückt man die geriffelte Tastfläche kräftig ein (Bilder oben) und schiebt die Kappe nach vorne weg in Richtung Mündung. Nun kann eine 88g-Kartusche einfach am Gewinde angesetzt und bis zum Anstechvorgang durch Drehen des Gebindes festgeschraubt werden. Anschließend die Schaftkappe einfach wieder aufstecken.

  

Bilder unten: Blick von vorne in den Schaft auf die Kartuschenaufnahme mit dem Anstechdorn am Ventil.

  

Als Alternative zum großen Tank bietet UMAREX einen Adapter an, in den zwei CO2-Kapseln platziert werden und der dann anstelle der 88g-Kartusche zum Einsatz kommt. Das Bauteil ist mit einem Rückschlagventil ausgerüstet, sodass der Adapter auch mit angestochenen und noch nicht entleerten Kapseln entnommen und wieder verwendet werden kann.

  

Trommelmagazin:

  

  

Hier geht UMAREX neue Wege und setzt nicht mehr auf das von den CO2-Kurzwaffen und dem Lever-Action-Gewehr bekannte Druckgussmagazin. Die Trommel ist mit einem Durchmesser von 29,8 mm nun deutlich größer und mit einer Stärke von 10 mm auch merklich dicker. Dies macht das Magazin handlicher und lässt das Laden auch längerer Diabolosorten zu. Es besteht aus schwarzem Kunststoff mit einem Transport-Rastkranz aus Metall.

  

Die Trommel weist am radial äußeren Rand eine umlaufende Nut auf, in die ein Gummi-O-Ring eingelassen ist. Der O-Ring ragt radial von außen ein Stück weit in die einzelnen Bohrungen hinein, da sein Durchmesser etwas geringer ausfällt als der Außenradius der acht Geschosslager. Besagter Ring greift somit in die Taille der eingeführten Diabolos und hält diese in ihren Kammern. Selbst wenn mal eine geladene Trommel zu Boden fällt, verbleiben die Geschosse in ihrer Position und fallen nicht heraus.

  

    

Auf dem Schießstand:

  

Natürlich erfolgten die Tests mit dem Ausrüstungsoptimum, also inklusive dem mitgelieferten und bereits vormontierten Zielfernrohr (ZF) der Marke „Walther 6x42“. Vormontiert heißt aber nicht unbedingt auch eingeschossen, und so lagen die ersten Treffer deutlich abseits des anvisierten Scheibenmittelpunktes, nämlich unten rechts im 1er-Ring. Also galten die ersten Aktivitäten dem Justieren des ZF, mittels der Klickrastung, auf die vorgesehene Schussdistanz von 9 m. Auch diese Kurzdistanz wird vom „Walther“-Glas abgedeckt. Es bietet auch auf Distanzen unter 10 m ein durchaus klares, scharfes und helles Bild. Das Ziel wird mittels eines großen Absehens (Typ Nr. 4) anvisiert.

    

Wie bereits geschildert, handelt es sich beim „850AM“ um ein Repetiergewehr mit Trommelmagazin, welches mittels des Kammerstengels vor jedem Schuss neu vorgespannt werden muss. Während dieses Repetiervorgangs übernimmt die Mechanik aber noch weitere Funktionalitäten.

  

Zunächst wird der Kammerstengel aus seiner Ruheposition hoch geschwenkt (Bild oben rechts) und dann kräftig nach hinten gezogen, bis er dort einrastet. Dabei wird das innen liegende Schlagstück gespannt und gleichzeitig der Sicherungsschieber automatisch in die „safe“-Position gebracht. Das dann folgende Vorschieben des Hebels bewirkt, dass das Trommelmagazin um eine Kammer weiter gedreht und das nächste Diabolo damit vor den Laufeingang platziert wird. Der Verschlussbolzen schiebt dann im weiteren Verlauf das Diabolo aus der Trommel in den Laufansatz und der O-Ring am Bolzen (Bilder unten) dichtet das Geschosslager nach hinten ab. Zum Schluss wird der Kammerstengel wieder nach unten in seine Ausgangsposition geschwenkt. Die Waffe ist nun schussbereit, aber noch gesichert.

  

Entsichert wird das Gewehr mittels Daumendruck auf den Sicherungsschalter, der gegen ungewollte versehentliche Betätigung durch eine Sperre geschützt ist. Der kleine Riegel befindet sich in der Mitte der Daumentaste und muss bewusst eingedrückt werden. Erst dann gibt die Sicherungstaste dem Fingerdruck nach.

  

Bei der Schussauslösung hat man es mit einem leichtgängigen Single-Action-Only-Abzug mit kurzem Vorzugsweg und definiertem Druckpunkt zu tun, der werkseingestellt nach Überwindung von ca. 750 g Widerstand auslöst. Abzugsverhalten für ein Freizeitgewehr tadellos.

  

Die unten abgebildeten Scheiben zeigen die Ergebnisse auf 9 m Schussdistanz, aufgelegt gehalten:

10-m-LG-Scheiben (14 x 14 cm), v.l.n.r.: 2 Schuss, 8 Schuss, 8 Schuss, 5 Schuss

      

10-m-LP-Scheiben (17 x 17 cm), v.l.n.r.: 8 Schuss, 24 Schuss, 24 Schuss

    

Bilder unten: Links Diabolos platt wie Flundern aus dem Kugelfangkasten gesammelt. Rechts Einschusslöcher in einem Getränkedosenboden wie in Butter. Die Papierscheiben wiesen neben den sauberen Einschusslöchern auch viele kleinere Beschädigungen auf, die von zurückspritzenden Diabolofragmenten gerissen wurden. Auch dies ein Indiz für die hohe Auftreffgeschwindigkeit der Geschosse, die Rückschlüsse auf die recht hohe Mündungsenergie der Waffe zulässt.

                  

Fazit:

Ein Fazit ist nach dem Test des „850 Air Magnum“ schnell gezogen. UMAREX bereichert mit diesem qualitativ und funktional sehr guten Repetierer den Freizeitwaffensektor um eine hervorragende CO2-Langwaffe. Bei dem hier vorliegenden ansprechenden Preis-Leistungs-Verhältnis kann es für den geneigten Interessenten nur einen Rat geben: Kaufen!

  

Modell-Variante mit mattverchromtem Lauf und Systemkasten. Vermarktet unter dem zum UMAREX-Kon- sortium gehörenden Namen “Hämmerli”, Preis ca. 340 EUR:

2008 Modellerweiterungen “Classic” und “Hunter” mit Holzschäftungen:

GUNIMO

März 2006 / Juni 2008 / April 2011