Crosman PRO77

Crosman PRO77

Anbieter: “Crosman” (U.S.A.) - www.crosman.com

Hersteller: - unbekannt -

Modell: „PRO77“

Serien-Nr.: 509D04559

System: CO2-Semiautomatic / BlowBack-Funktion

    

Antrieb: 12-g-CO2-Kartusche (im Griffstück)

Schussausbeute je Kapsel: Ca. 80 Schuss

Kaliber: 4,5 mm Stahl-BB

Mündungsgeschwindigkeit: 350 ft/sec (Herstellerangabe)

Magazinkapazität: 17 BBs

    

Länge: 170 mm

Höhe: 130 mm

Breite: 35 mm

Gewicht: 592 g (leer)

Abzug: Single Action Only  (SAO) /   Langer Vorzugsweg, kratzige Charakteristik, kein Druckpunkt

Sicherung: Schwenkhebel rechtsseitig, unterbricht die Abzugsmechanik

Lauf: Glatt (ohne Züge und Felder)

Visierung: Starr, nicht justierbar

Visierlinie: 140 mm

Ausführung: Kunststoffgriffstück mit Montageschiene, Metallschlitten, Bedieteile: Abzug, Hahn, Schlittenfang- hebel aus Metall, Schlitten wird bei entleertem Magazin hinten gehalten

Lieferumfang: Waffe mit Manual und Abzugssicherung (“CrossBlock”) im dreieckigen Kunststoffkoffer

Kurzbewertung: Keine groben Passform- oder Spaltmaßmängel / Erscheinungsbild mit unstimmigen Proportio- nen / billige Materialhaptik von Griffstück und Magazinbauteil / Kinderspielzeuganmutung trotz Druckguss- schlitten und einiger Bedienteilen aus Metall / Waffe generiert extrem hohe Treffpunktlage (Hochschuss) und starke Streuung (“Gießkanne”)

Preis 2011: ca. 110,- EUR

    

Foto unten: Die “PRO77” wird alternativ auch in einer Blisterverpackung angeboten. Eine Maßnahme, die den Spielzeugcharakter der Pistole unterstreicht.

Fotos unten: Merkwürdig: Am Abzugsbügel der Pistole befand sich eine Art Verplombung in Form eines Stahl- drahtes mit großem Plastikanhänger. Auf dem linken Bild ist die Abzugssicherung (“CrossBlock”) eingesetzt. Unterhalb liegt der Schlüssel zum Öffnen der Sperreinrichtung.

    

 

Fotos unten: Mündungsansicht (links) und Blick auf den Metallschlitten (rechts). Das “Hülsenauswurffenster” ist keine Öffnung, sondern lediglich per Vertiefung im Material angedeutet, also ein Fake. Linksseitig am Schlitten großflächige Warnhinweise und Herstellerangaben.

                      

 

Foto unten: Die große Kreuzschlitzschraube auf der Oberseite des Schlittens ist unter ästhetischen Gesichts- punkten ganz sicher kein Gewinn.

 

Griffstück

Fotos unten: Das Hartplastikmaterial des Griffstücks in Verbindung mit dem etwas kindlich anmutenden Design der Griffflächengestaltung erinnern den Betrachter auf den ersten Blick eher an eine Wasserpistole, denn an eine Schusswaffe. Leider sind auch die ergonomischen Eigenschaften alles andere als komfortabel, denn der unförmige Griff ist recht kurz, dafür aber relativ dick ausgefallen.

    

Fotos unten: Praktisch: Der Abzugsbügel ist, insbesondere im Verhältnis zu den kompakten Abmaßen der “PRO77”, sehr großzügig ausgefallen, sodass auch Schützen mit kräftigem, dicken Abzugsfinger komfortabel und unbeengt hineigreifen können.

    

 

Schiene

Fotos unten: Die Montageschiene an der Unterseite des Rahmens. Hinweis: Die Anbringung von “Tactical Lights” oder Lasern ist in Deutschland allerdings per Waffengesetz für Privatpersonen verboten.

    

 

Bedienelemente

Fotos unten: Der Sicherungsschwenkhebel ist rechtsseitig an der Pistole bedienbar. Er unterbricht in Position “S” = “SAFE”/“sicher” gebracht die Abzugsmechanik (Bild rechts). Das Züngel ist dann zwar noch beweglich, löst aber den Hahn nicht aus. In Position “F” = “FIRE” (roter Warnpunkt sichtbar) ist die geladene Waffe schussbereit.

    

Fotos unten: Blick auf den Hahn, einmal entspannt anliegend (links) und daneben zurückgezogen, also im gespannten Zustand. Er lässt sich wahlweise entweder durch das Zurückziehen des Schlittens spannen, oder mit dem Daumen (Abzug: “Single Action Only”-Funktion). Im Schießbetrieb übernimmt die “Blow-Back”-Funktion das Hahnspannen. Die Waffe hat keinen Spannabzug. Bei diesem wird beim ersten Schuss der Hahn mittels Abzug direkt aus der Ruheposition heraus gespannt und anschließend ausgelöst (“Double Action”).

Blow Back” - Dieser Begriff findet bei CO2- und Softair-Waffen Verwendung, wenn ein Teil des Treibgases bei Schussabgabe dazu verwendet wird, den Schlitten/Verschluss nach hinten zu bewegen, um den Rück- stoßimpuls, wie er beim Repetieren einer Feuerwaffe auftritt, zu simulieren. Dabei wird der Hahn oder das Schlagstück gespannt, wenn eine SA-Funktion gegeben ist. Die Waffe funktioniert also semiautomatisch.

                                      

Fotos unten: Blick auf den gespannten Hahn.

    

Double Action (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloss (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Re- volver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

Single Action (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) spannt, bevor man den Abzug betä- tigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

 

Foto unten: Die “Crosman PRO77” mit hinten gefangenem Schlitten...

In den Detailfotos unten ist zu erkennen, wie der Schlittenfanghebel in die entsprechende Aussparung am Schlitten greift und diesen dadurch hinten sperrt (funktioniert nur bei eingelegtem, leeren Magazin). Betätigt man diesen Hebel mit dem Daumen, schnellt der Schlitten federbelastet wieder nach vorne.

    

Das Bild unten rechts zeigt den Hebel in Ruheposition.

 

Visierung

Fotos unten: Leider ist die offene Visierung nicht justierbar (Starrvisier). Bei guter Ausleuchtung des Umfeldes bietet die Visierung einen annehmbaren Kontrast.

    

    

 

Treibgaskapsel einsetzen

Fotos unten: Die CO2-Kapsel wird in der Kammer im Griff untergebracht. Der Magazinfuß deckt die Verschlussschraube ab. Nach dem Einsetzen der Kartusche mit dem Hals voran, wird die Schraube mit einem geeigenten Werkzeug (Schraubendreher/Münze) so weit festgeschraubt bis die Kapsel den erfolgten Anstechvorgang durch ein leises Zischen verrät.

    

    

Foto unten: Es sind auch Exemplare der “PRO77” im Handel, bei denen die Verschussschraube einen klappbaren Griff besitzt. Praktischer Vorteil: Es wird dadurch zum Festziehen kein externes Werkzeug wie bei der o. g. Schlitzschraube benötigt.

 

Magazinbauteil

Durch das Betätigen des Magazinknopfes linksseitig am Griff hinter dem Abzugsbügel, wird das Stabmagazin freigegeben und kann aus dem Schacht gleiten. Leider ist es ein Vollplastikmodul und entsprechend leicht sowie von recht zerbrechlich wirkender Beschaffenheit kommt es daher. Wie dessen bestimmungsgemäße Belastbarkeit auf Dauer ausschaut muss die Langzeitverwendung ans Licht bringen.

    

Funktionell ist das Magazin aber sehr brauchbar, denn die Magazinfeder lässt sich zum Beladen in der unteren Position einrasten und die Zuführung der Kugeln ist ohne Fingerakrobatik schnell durchführbar. Die oberste Stahlkugel wird durch einen eingebauten kleinen Magneten gehalten (Fotos unten).

    

    

 

 

Auf dem Schießstand

Die kompakte “Crosman PRO77” ist mit ihren knapp 600 g Kampfgewicht nicht gerade ein “Brocken”, entfaltet aber wegen ihrer m. E. schlechten Ergonomie und der Hartplastik-Haptik leider keine wirklich angenehme Handlage. Im Zusammenspiel mit dem langen Vorzugsweg des Züngels und der (bei geladenem Magazin) kratzigen Abzugscharakteristik ohne definierten Druckpunkt, insgesamt keine idealen Voraussetzungen für gute Präzisionsnoten. Abträglich im Hinblick auf die Treffsicherheit sind natürlich grundsätzlich auch der glatte Lauf, die DAO-Abzugsfunktion mit “BlowBack”, sowie die Verwendung von Stahlkugeln. Die Schussenergie reicht aus, um auf 7 m Distanz handelsübliche Getränkedosen bei einem Treffer zuverlässig mit Ein- und Austrittslöchern zu versehen. Bei zu langsamer Abzugsbetätigung oder zwischenzeitlichem Innehalten auf dem Abzugsweg, rollt die vorliegende Kugel u. U. aus dem Lauf, bevor der Hahn das Ventil öffnen kann. Daher ist es angesagt, den Abzug rasch und gleichmäßig durchzuziehen. Hin und wieder kam es bei der ersten Kugel einer Magazinfüllung zur Ladehemmung. Der Abzug ließ sich dann nicht betätigen, sodass das Magazin nochmal entnommen und wieder eingesetzt werden musste, um diese Funktionsstörung zu beheben. Mit der Pistole lassen sich grundsätzlich sehr schnelle Schussfolgen abgeben.

Das Visierbild ist zwar einigermaßen brauchbar, jedoch lässt sich die Kimme leider nicht justieren. Und das bei einer Hochschuss-Trefferlage, die wahrlich ihres Gleichen sucht. - Unterirdisch: Um die 10-m-LP-Zielscheibe (17 x 17 cm) auf 7 m Distanz überhaupt treffen zu können, musste ich die Visierung der “PRO77” weit unterhalb der Scheibe halten. So werden Treffer zum absoluten Glücksspiel, denn die Streuung der Kugeln lässt überdies nicht mehr als grobes “plinken” zu. Alles in allem also leider ein wenig positiver Gesamteindruck der keine rechte Freude auf dem Schießstand aufkommen lässt.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen im beidhändigen Anschlag gehalten. Visierung mittig unterhalb der Scheibe positioniert.

    

    

Bild unten: LG-10-m-Scheiben (Karte 14x14 cm), beschossen aus 7 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unter- armen im beidhändigen Anschlag gehalten. Visierung mittig unterhalb der Karte positioniert. Von 14 Schuss lagen zwei gänzlich außerhalb der Karte.

 

 

Fazit

Mich konnte die “Crosman PRO77” weder vom optischen Erscheinungsbild, welches natürlich vorrangig Ge- schmacksache ist, noch von ihren grundlegenden Eigenschaften überzeugen. Der Eindruck bei den Schießtests mit dem mir vorliegenden Exemplar war so frustierend, dass man als Schütze leider ganz schnell den Spaß an dieser Pistole verliert.

GUNIMO

April 2011