System wechsel dich...
Das „Blaser“ CO2-Wechselsystem für „Colt Government Mod. 1911 A1“
Sachen gibt’s! - Was um alles in der Welt sollte einen Großkaliberschützen dazu veranlassen, auf seinen „Colt Government 1911“ ein
CO2-System zu montieren und dann Diabolos im Mini-Kaliber 4,5 mm zu verschießen?
Das ist doch albern, oder?!?
Weit gefehlt, das ist ganz und gar nicht abwegig und es gibt durchaus gute Gründe dafür: Bietet es doch dem Nutzer die Möglichkeit mit
seiner Waffe bei gleichbleibendem Griffstück, unverändertem Abzugsverhalten, und gewohnter Gewichtsverteilung zu trainieren. Und zwar daheim auf dem Luftpistolenschießstand, ohne jegliche Auflagen wie sie bei „scharfen“
Feuerwaffen üblich sind und ohne lästige Fahrerei zu einem zugelassenen Großkaliber-Schießstand. Nicht zu verachten, weil ganz erheblich, sind auch die finanziellen Einsparungen bei den Munitionskosten! Diabolos und CO2-Kapseln
sind doch leichter erschwinglich, als Munition im Kaliber .45 ACP.
Einziger Nachteil ist, dass die Pistole mit dem CO2-System leider zum Einzellader wird. Schnelle Schussfolgen sind daher nicht möglich.
Natürlich gibts es auch keinen Rückschlag, ja nicht mal ein Prellschlag, wie er bei Federdruckwaffen auftritt, ist zu verzeichnen. Dennoch bietet das “Blaser”-System eine effektive zusätzliche Trainingsmöglichkeit, eben mit
“4,5” anstelle “.45”.
Die Verarbeitungsqualität der Einheit ist sehr gut. Sowohl der Druckgusskorpus selbst, als auch das Oberflä- chenfinish genügen
höchsten Ansprüchen. Anwender des Systems loben gleichermaßen die Passgenauigkeit mit der sich das Wechselsystem auf die Basiswaffe montieren lässt, wie die Schusspräzision des mit “Lothar Walter”-Lauf ausgestatteten
CO2-Aufsatzes.
Was könnte einen “1911er”-Großkaliberschützen also noch von der Anschaffung dieses CO2-Systems abhalten?
Vermutlich nur Unwissenheit gepaart mit einem gewissem, wohl durchaus weit verbreiteten “Standesdünkel” a la: “Druckluftwaffen sind
doch wohl reine Kinderspielzeuge!” - Heute natürlich auch ein Problem: Das “Blaser”-CO2-Wechselsystem ist im Handel längst nicht mehr erhältlich und gilt mittlerweile als Sammlerstück. Wohl dem, der noch ein gut bis sehr gut
erhaltenes Exemplar auftreiben kann.
Foto oben: Das System nebst Werkzeugbeigabe wird in einer Klarsichtschachtel geliefert und ruht eingebettet
in einer mit rotem Filz beschichteten Plastikeinfassung. Was einen gediegenen Eindruck generieren soll, wird in der Praxis jedoch schnell zum Fluch, denn die feinen Filzpartikel lösen sich nach und nach ab und bedecken alles
mit einem feinen roten Flaum. Dieser lässt sich zwar von der Oberfläche abwischen, aber lästig weil hartnäckig ist das denn doch.
Wissenswertes in Stichworten:
Wechselsystem für “Colt Government 1911”, bzw. baugleichen Waffen (F.M.A.P., Kongsberg, Ithaca, AMT, Springfield Armory, etc.)
Anbieter: Fa. Horst Blaser Jagdwaffen GmbH, Isny (Allgäu)
Konstrukteur: Viktor Idl (Lienz, Tirol)
Bemerkungen: In- und ausländischer Patentschutz vorhanden
In den USA vertrieben unter Modellbezeichnung: „Crosman 455“
Bestandteile/Auführung: Schlittenaufsatz aus Druckguss mit gezogenem Lothar-Walter-Lauf, Ladeschieber
(Einzellader), statisches Korn, horizontal und vertikal justierbare Kimme, Systembefestigungsschraube mit Magazinschachtabdeckung.
Mitgeliefertes Zubehör: Bedienungsanleitung, Schraubwerkzeug aus Stahlblech
Kennzeichnung: “F” im Fünfeck. Dieses weist das System als in Deutschland frei erwerbbares/verkäufliches
Waffenteil aus. Besitz für Personen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, ohne weitere Auflagen erlaubt.
Entwicklung und Fertigung: Mitte 1980er Jahre
Preis 1988 ca. 300,- DM
Maße und Daten:
Länge: 189 mm
Höhe: 48 mm
Breite: 23 mm
Einzelgewicht (leer): 548 g
Gewicht montiert auf “Colt 1911”-Griffstück: ca. 1.125 g (incl. CO2-Kapsel)
Länge der Systembefestigungsschraube: 122 mm
Kaliber: 4,5 mm Diabolo
Lauflänge: 145 mm
Züge: 12
Visierlinie: 158 mm
Mündungsgeschwindigkeit: ca. 120 m/s (Herstellerangabe)
Schusskapazität je Kapsel: ca. 80 - 100 Schuss
Die Montage des Systems auf das Waffengriffstück ist kinderleicht und mit wenigen Handgriffen ist der Umbau
zur Druckluftwaffe abgeschlossen. (Bilder oben)
So wird’ s gemacht:
Nach dem vorschriftsmäßigen Zerlegen der Basiswaffe - d. h. Magazin, Schlittenfanghebel, Schlitten, Lauf,
Laufbüchse und Vorholfeder werden demontiert - kann das “Blaser”-System bündig aufgesetzt werden. Natürlich unter Verwendung des vorher entnommenen Schlittenfanghebels. Die lange Befestigungsschraube
wird von unten durch den leeren Magazinschacht eingeführt und durch Drehen der Rändelschraube an der Magazinschachtabdeckung mit dem Sytem verbunden und fixiert. - Fertig! - Auch die Flügelsicherung
funktioniert nach der Umrüstung noch einwandfrei, dank der vorhandenen Aussparung am CO2-Systemkorpus.
Die Visierung mit einer Visierlinie von 158 mm:
Foto oben: Statisches Korn, 5 mm hoch, 3 mm breit. Zwischen Kimme und Korn verläuft eine gerillte
Laufschiene, welche störende Spiegelungen und Lichtreflexe verhindern soll.
Bilder oben: Die seiten- und höhenverstellbare Kimme ist mit einer Schlitzschraube auf den angeschrägten
Kimmensockel montiert. Die längliche Lochung des Kimmenbauteils ermöglicht die Justierung durch Verschieben auf dem Sockel.
Der Ladeschieber
Bilder oben: Ansicht jeweils von vorne (Mündungsansicht). Foto rechts: Schieber zum Laden aus dem System
nach links herausgeschoben. Die Umrüstung auf Linkshandbedienung, also dem Herausschieben nach rechts, ist ohne weiteres möglich. Auf beiden Seiten am Schlitten befinden sich Lademulden (Vertiefungen im
Schlitten), der Schieber muss lediglich aus der Einheit entnommen und umgedreht werden.
Bilder unten: Ansicht jeweils von hinten. Das Diabolo wird über die Lademulde in den Ladeschieber platziert,
und dieser dann zurück ins System gedrückt.
Leider ist der Ladeschieber sehr schwergängig und lässt sich nur mit einigem Kraftaufwand bewegen. Hier
sollte immer mit geeigneten Mitteln (harzfreies Öl) gut geschmiert werden.
Treibgaskapsel einsetzen
Die CO2-Kartusche wird, wie bei vielen handelsüblichen Druckluftwaffen auch, unterhalb der Mündung in den Schacht zum Ventil geführt.
Geöffnet durch Herausdrehen der Verschluss-Schraube, wird die Kapselaufnahme wahlweise mit dem
mitgelieferten Werkzeug (Bilder unten) , einem großen Schraubendreher oder auch einer Münze.
Die Kapsel wird mit ihrem Hals voran in den Schacht eingeführt (Fotos unten)
Bild oben rechts: Blick in den leeren Kapselschacht auf den Anstechdorn der Ventileinheit mit der ihn
umgebenden O-Ring-Dichtung. Der Dorn durchstößt beim handfesten Anziehen der Verschlussschraube die Anstichplatte des Kapselhalses und dadurch entströmendes Treibgas setzt das Ventil unter Druck.
Bilder unten: Heckansicht mit dem Ventilstößel. Trifft der Hahn beim Abschlagen der Waffe auf den Stößel, wird
dadurch das Ventil kurzzeitig geöffnet und eine adäquate Treibgasmenge freigesetzt. Das vorher geladene Diabolo wird dabei durch den Gasdruck aus dem Lauf befördert.
Beim Abnehmen des Systems von der Basiswaffe bleibt die gefüllte Gaskartusche ohne Druckverlust
weiterverwendbar eingesetzt. Allerdings sollte das System unter Druck nicht längere Zeit gelagert werden, um die Dichtung zu schonen.
“Blaser”-CO2-Wechselsystem auf “Colt Government 1991A1” (Remake des “Colt 1911A1”)
Kaliber 4,5 mm anstelle .45 ACP.
Danksagung: Vielen Dank an Georg a.k.a. “Promo” für das freundliche Überlassen seiner Fotos vom “Blaser”-
System auf seiner “Colt Government 1991”. Die Verwendung in diesem Review erfolgt mit ausdrücklicher Genehmigung des Urhebers.
Die Verwendung des CO2-Systems auf einer Gas-/Schreckschusswaffe (hier “Reck Government”, Cal. 8 mm K)
scheitert am Sachverhalt, dass deren Griffstück mit Lauf - anders als beim “scharfen” Colt 1911 - ein zusam- menhängendes Bauteil ist. Eine weitere Demontage ist somit nicht möglich.
Auch der Magazinschacht der Schreckschusswaffe ist für die Aufnahme der Schachtabdeckung nicht geeignet,
da deutlich kleiner ausgeprägt. (Bilder unten)
Bedienungsanleitung des “Blaser”-CO2-Systems:
GUNIMO
August 2008
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