UMAREX HG-196

UMAREX HG-196    

Hersteller:  “HFC”                                  

Anbieter/Importeur: UMAREX

Herkunft: Made in Taiwan

Modell: UMAREX “HG-196”

Vorbild: “Mauser C96” / “Mauser M712” Schnellfeuer mit Wechselmagazinen

Kaliber: 6 mm BB   (Hop-Up)

Magazinkapazität: 30 Kugeln

Antrieb: Gas -  (keine “Blowback”-Funktion)

Abzug: SA/DA   -   Semiautomatik

Abzugsverhalten: SA - Druckpunkt ohne Vorzugsweg, geringer Widerstand / DA - kräftiger Widerstand bei langem Vorzugsweg, etwas kriechende Charakteristik, kein Druckpunkt

Visierung: höhenverstellbares Schiebevisier (Bild unten)

Länge: 295 mm

Höhe: 155 mm

Breite: 35 mm

Gewicht: 1.195 g

    

Sicherung: manueller Hebel neben dem Hahn, blockiert die Abzugsmechanik (Bilder oben)

Ausführung: Vollmetallgehäuse in einem Anthrazitton lackiert, Kunststoffgriffschalen in Holzoptik, keine origi- nalen “Mauser”-Markings (Lizenz)

Lieferumfang: Styroporverpackung in Folie mit Pappdeckel, darin Waffe, Magazin, mehrsprachiges Manual und ein kleines Gebinde Kugeln (Bilder unten)

Bewertung: Schwere, massive Ausführung - saubere und solide Verarbeitung

Preis: ca. 130,- EUR

 

Das Vorbild

Die „Mauser C 96“ war eine der ersten Selbstladepistolen und aufgrund ihrer Beliebtheit damals weltweit sehr verbreitet. Sie war aber nie offizielle Ordonnanzwaffe der deutschen Streitkräfte. In anderen Ländern gehörte sie aber zeitweise zur Ausrüstung derer Armeen. Mauser fertigte von der „C 96“ eine Vielzahl von verschiedenen Varianten.

Die Besonderheit der Konstruktion: Das Magazin der Pistole befindet sich vor dem Abzugsbügel und nicht - wie normalerweise üblich - implementiert in ihrem Griffstück. Ursprünglich gab es nur ein Kastenmagazin, das von oben mit Hilfe eines sogenannten Ladestreifens bestückt wurde. Später brachte Mauser mit dem Modell 1930 Exemplare mit wechselbaren Magazinen heraus. Mit dem Modell 1932 war es sogar möglich Dauerfeuer zu schießen (Modell “Mauser M712”).

                

Während des Ersten Weltkrieges wurden „C 96“-Exemplare an die deutschen Truppen ausgeliefert. Dazu gehörte auch eine Version die auf die Standardpatrone 9 mm Parabellum umgerüstet waren. Um Verwechslungen mit der „C 96“ im Kaliber 7,63 mm zu vermeiden, wurden sie mit einer großen roten „9“ auf den Holzgriffschalen markiert. - In den 1920er Jahren wurde die „C 96“ in China in Lizenzfertigung von der Firma „Shan-Si Arsenal“ hergestellt. Diese hatten das Kaliber .45 ACP und waren munitionsbedingt breiter.

                

    

Die “HG-196” ist mit ihrem soliden Gewicht von knapp 1,2 kg ein richtig schwerer Vollmetall-Brocken. Die Verarbeitung ist durchgängig gut. Es gibt keine groben Bearbeitungsspuren, Grate oder Passformmängel. Die matt lackierte Oberfläche schimmert in einem edlen Anthrazit-Ton und es gibt vergleichsweise nur wenige Beschriftungen auf dem Gehäuse. Die Griffschalen bestehen aus Kunststoff in Holzoptik. Auch diese wirken keines Falls billig oder knarzig. Ihre Wirkung ist - aufgrund ihrer leicht glänzenden Oberflächenbeschaffenheit - in etwa vergleichbar mit dem von lackierten Hartholz (Bild oben rechts). Am Griffboden ist eine Fangriemenöse angebracht.

Unschön! - Offenbar wird die neuere Variante der “HG-196” mit schwarzem Plastikansatz an der Mündung ausgeliefert. Was wenig authentisch und leider recht billig wirkt, weist auch noch erhebliche Passformmängel auf. - Schade!

    

 

Visierung

Die Visierung ist vorbildgetreu übernommen und besteht aus einem statischen Dachkorn, sowie einem höhenverstellbaren Kimmebauteil. Um den Schieber verstellen zu können, muss vorher der rechtsseitige Knopf eingedrückt werden. Beim Loslassen rastet der Schieber an der gewünschten Stelle ein. Eine Seitenverstellung ist nicht vorhanden. Der V-förmige Kimenausschnitt ist leider sehr klein ausgefallen. Dadurch bietet das Visierbild kaum ausreichenden Kontrast, was besonders bei ungünstigen Lichtverhältnissen zum Problem wird. Die Einteilung der Visierskala bis 1.000 m Schussdistanz ist selbstredend nicht auf die Softairvariante der “C96” ausgelegt, aber das bedarf sicher nicht wirklich einer Erwähnung. ;-)

    

    

Sicherung und Abzug

Der Sicherungshebel liegt griffgünstig linksseitig neben dem Hahn. In der vorderen Position (“S” für “sicher/ safe” ist sichtbar), ist die Abzugsmechanik blockiert, das Züngel kann nicht durchgezogen werden. Schwenkt man den Hebel mit dem Daumen nach hinten (“F” für “feuer/fire” sichtbar), ist die Sicherung außer Kraft gesetzt. (Bilder unten)

    

Die “HG-196” ist mit einem SA/DA-Abzug ausgerüstet.

“Double Action” (DA) beschreibt einen sogenannten Spannabzug von Selbstladewaffen, bei dem der Abzug das Schloß (Hahn oder Schlagstück) spannt und dann bei weiterem Durchziehen den Schuss auslöst. Bei einem Revolver wird auch die Trommel um eine Kammer weitergedreht. Double Action Only (DAO) bedeutet, dass man die Waffe nicht vorspannen kann, also kein Single-Action-Modus möglich ist.

“Single Action” (SA) bedeutet, dass man den Hahn (oder ein Schlagstück) vorher manuell spannt, bevor man den Abzug betätigt. Der Abzug führt also nur noch eine Aktion durch, nämlich das Auslösen des Schusses. Vorteil: Der Abzugswiderstand wird geringer und der Abzugsweg kürzer, was der Schusspräzision zu Gute kommt.

Bild unten links: Waffe entsichert, Hahn in Ruheposition, Abzugszüngel in vorderer Position (“DA”).

Bild unten rechts: Pistole entsichert, Hahn gespannt, Abzugszüngel in “SA”-Position.

    

Abzugs-Charakteristik: Im “DA”-Modus präsentiert sich der doch relativ schwergängige Abzug mit leicht kriechender Eigenschaft ohne definierten Druckpunkt vor Schussauslösung. Im “SA”-Modus, also bei vorgespanntem Hahn entfällt der Vorzug komplett, man nimmt sofort den Druckpunkt und kann sauber auslösen. Der Widerstand ist deutlich verringert.

Der Feuerwahlhebel (“N” / “R”) hinter dem Abzug ist beim Softair-Klon der “C96” nur ein Fake. Ebenso ist der Verschluss/Durchladehebel  leider unbeweglich. Hier würde man sich als Show-Effekt wenigstens eine “Placebo”-Funktion wünschen. ;-)

    

 

Magazin

Beim Fingerdruck auf die Magazinentriegelung (Bilder unten) gleitet das schwere Metallmagazin, der Schwerkraft folgend, selbsttätig aus seinem Schacht. Beim Einschub des Magazins musste man bei der Testwaffe ab und an mal etwas mit Nachdruck arbeiten, weil man den passenden Sitz nicht auf Anhieb erreichte.

    

    

    

Das Befüllen des Magazins geht auch ohne ein Ladetool problemlos und schnell von statten, allerdings lässt sich der Kugelschieber leider nicht unten einrasten, sondern muss per Fingerkraft gehalten werden. Dass es das noch gibt! :-( Es passen bis zu 30 Kugeln in die Röhre. Allerdings stellte ich bei einigen Sorten fest, dass die Magazinfeder nicht genügend Druck erzeugte, um die Kugeln zuverlässig in Richtung Ausgang zu schieben. Besonders bei den “Bio White BBs” (“Tokyo Soldier”) kam es immer wieder hartnäckig zu Zuführungsstörungen. Ich vermute, dass Kugeln mit relativ rauer Oberfläche hier nicht gut laufen. Da ließ sich auch durch den Einsatz von etwas Öl als Gleitmittel keine Abhilfe schaffen. Andere geeignete Sorten funktionierten dann völlig störungsfrei und zuverlässig.

    

    

Die Gasfüllung

    

 

Auf dem Schießstand

Die Hop-Up-Justierschraube (Inbus) ist von Außen gut zu erreichen. Leider ist der passende Inbusschlüssel nicht im Lieferumfang enthalten.

Die “Softair-Mauser” liegt bei ihrem hohen Gewicht von 1,2 kg stark vorderlastig in der Hand. Hier könnte man evtl. mit einem kürzeren und damit leichteren Magazin aus dem Zubehörhandel etwas gegensteuern. Auch die Beschaffung eines Anschlagschafts wäre vielleicht zu überdenken.

Wie bereits oben beschrieben, ist der DA-Abzug recht langwegig und schwergängig, daher gönnt man sich ganz gerne das manuelle Vorspannen. Die offene Visierung ist alles andere als perfekt (s. o. im entsprechenden Kapitel) und die vergleichsweise hoch über der Hand “thronende” Visierlinie ist zu Anfang etwas gewöh- nungsbedürftig.

Dennoch zeigen sich auf dem Schießstand - bei entsprechendem Bemühen - keine wirklich schlechten Ergebnisse, wie die unten gezeigten Scheiben belegen. Immer wieder mal generierte die Testwaffe aber überraschende “Ausreißer”. Zum Plinken auf angemessener Distanz und adäquater Zielauswahl ist die “HG-196” durchaus brauchbar und erzeugt erheblichen Schießspaß. Bei der mit aufsitzendem Spiegel gehaltenen Pistole lag die Trefferlage nach Justierung des “Hop-Up” weitestgehend mittig, manchmal aber etwas zu weit links. Handelsübliche Getränkedosen aus Weißblech ließen sich auf 6 m Distanz nicht lochen. Es entstanden durch den Beschuss lediglich tiefe Dellen. Das Schussgeräusch der Pistole ist relativ laut und markant.

Bilder unten: LP-10-m-Scheiben 17x17 cm, beschossen aus 6 m Distanz. Waffe mit aufgelegten Unterarmen beidhändig gehalten.

Scheibe 1 = 8 Schuss, Scheibe 2 = 10 Schuss, Scheibe 3 = 7 Schuss, Scheibe 4 = 8 Schuss

    

    

 

Bild unten: Sprengzeichnung. - Eine konkrete Zerlegeanleitung ist im Manual nicht enthalten.

Fazit:

Die “UMAREX HG-196” hat insgesamt einen sehr zufriedenstellenden Eindruck bei mir hinterlassen. Fans historisch bedeutsamer Waffen kommen mit diesem soliden und gelungenen Softair-Nachbau der “Mauser C 96” ganz sicher auf ihre Kosten und können sich preisgünstig ein interessantes Stückchen Waffengeschichte in die Vitrine stellen. Leider fehlen die originalen “Mauser”-Markings und bei den Griffschalen wäre natürlich Echtholz eine schöne Sache. Aber da kann man ggf. durch die Beschaffung von Griff-Reproduktionen, oder gar zeitgenössischen Originalteilen, selber noch etwas nachbessern.

GUNIMO

April 2008 / August 2008