TFC HiCapa

TFC HiCapa Baby V.5 “Dragon B”

  

Bilder oben: Waffe mit Gasmagazin  -  Bilder unten: Waffe mit Mag. für 12g-CO2-Kartuschen

    

Hersteller: “TFC” (Taiwan)

Importeur: “GSG”

Anbieter: “Begadi”

Modell: “HiCapa Baby V.5 Dragon B”   (engl. dragon = Drachen)

  

Kaliber: 6 mm BB

System: GasBlowBack (GBB), bzw. CO2-BlowBack, HopUp)* justierbar

)* HopUp = Vorrichtung (Walzen am Laufansatz) in Softairwaffen, die abgefeuerte BBs in eine Rotations- bewegung versetzt. Das dadurch herbeigeführte strömungsgünstigere Verhalten der Geschosse hat eine stabilere Flugbahn, bessere Präzision und eine größere Reichweite zur Folge.

Antrieb: Greengas, Redgas o. ä. bzw. alternativ 12g-CO2-Kartusche (bei speziellem Magazin)

Magazinkapazität: GBB = 30 Schuss, CO2= 36 Schuss

Schussausbeute: eine Magazinfüllung mit Greengas - 2,5 Magazine mit einer 12g-CO2-Kapsel

Lauf: innen glatt (ohne Züge)

  

Länge: 220 mm

Höhe: 158 mm (mit Greengasmagazin), 190 mm (mit CO2-Magazin)

Breite: 40 mm

Gewicht (leer): 1.120 g (incl. Greengasmagazin), 1.275 g (incl. CO2-Magazin)

Abzug: Single Action Only (SAO)

    

Visierung: Leuchtkorn aus lichtbündelndem Kunststoff, Kimme horizontal und vertikal justierbar

Sicherung: Handballenabzugssicherung und manueller Schwenkhebel (beidseitig), mit dem man den gespannten Hahn sperren kann

Funktionalität: Alle Bedienteile sind mit der Originalffunktionalität belegt

Ausführung: Schlitten und Rahmen Druckguss mit Farbbeschichtung, Lauf Messing, Laufmantel Aluminium, Griffstück Plastik

Lieferumfang: Waffe im Alurahmenkoffer, Manual, Inbusschlüssel

Zubehör: CO2-Magazin (Bild unten rechts)

Preis: ca. 180,- EUR als GBB, mit zusätzlichem CO2-Magazin = plus ca. 60,- EUR

    

    

  

Die “HiCapa Dragon” Pistole ist optisch ganz auf eine sportliche Großkaliberwaffe getrimmt, wie sie bei den IPSC- Wettbewerben zum Einsatz kommen. (IPSC = Abkürzung für „International Practical Shooting Confederation“ = Disziplin des dynamischen sportlichen Schießens, bei der neben der Genauigkeit auch eine Zeitnahme erfolgt.) Im Jargon werden solche getunten Waffen “Race Guns” genannt. Dabei wird vor allem Wert auf Gewichtsminderung und Optimierung der Bedienteile gelegt. Der geteilte und skelettierte Schlitten zeugt ebenso von diesen Bestrebungen, wie das durchbrochene Abzugszüngel, der Beavertail)* und die großen Sicherungsflügel. (Bilder unten)

)* Beavertail = Handschutz oberhalb des Griffrückens, der die Schusshand vor Verletzungen durch den repetierenden Schlitten und den gespannten Hahn schützt, bzw. der verhindert, dass die Hand u. U. versehentlich die Waffenfunktion beeinträchtigt.

  

  

  

Abzug:

Das durchbrochene halbmondförmige Abzugszüngel dreht sich beim Betätigen nicht um eine Achse, sondern gleitet dem Fingerdruck folgend nach hinten. Es handelt sich hier um einen SAO-Druckpunktabzug mit sehr geringem Vorzugsweg. (Bilder unten)

    

Sicherungen:

Der “Taiwan-Drache” lässt sich mit zwei unterschiedlichen Sicherungen am “Feuerspeien” hindern. Zum Einen befindet sich am Griffrücken (verbunden mit dem Beavertail) eine sogenannte Handballensicherung (Bild unten links). Erst wenn diese beim Umschließen des Griffstücks durch die Schusshand eingedrückt wird, lässt sich der Abzug betätigen. Zum Anderen kann auch der gespannte Hahn durch das nach oben Schwenken des manuellen Sicherungsflügels arretiert werden. (Bild unten rechts, in Position “entsichert”)

  

Bilder unten: Hahn in Spannstufe 1 und entsichertem Zustand. In dieser Hahnposition kann kein Schuss ausgelöst werden (links). Bild rechts: Hahn komplett gespannt, Sicherung in Position “safe” (gesichert).

  

Visierung:

Die “HiCapa” ist mit einer seiten- und höhenverstellbaren Kimme bestückt. Das Korn besteht aus umge- bungslichtbündelndem Kunststoff wodurch ein selbstständiger Leuchteffekt entsteht. Dadurch wird das Zielen auch bei nicht perfekt ausgeleuchtetem Schießstand erleichtert.

    

  

    

Schlittenfang:

Die Pistole ist mit einer Schlittenfangvorrichtung ausgerüstet. Nach dem letzten Schuss rastet der Schlitten in der hinteren Position ein und zeigt dem Schützen an, dass das Magazin entleert ist. Bild unten links: Der Schlittenfanghebel greift in die vorgesehene Aussparung am Schlitten und hält diesen gefangen. Bild unten rechts: Schlitten in gefangener Position.

  

Bild unten links: Blick in das offene Patronenauswurffenster auf den Laufansatz. Bild unten rechts: Groß- kaliberangabe (.45 ACP) auf dem Laufmantel.

  

Bild unten links: Blick in das Patronenauswurffenster auf das leere Magazin. Bild unten rechts: Blick von unten in den Griff (Magazinschacht) bei entnommenem Magazin (Waffe mit Mündung nach links gehalten). Leider besteht das Griffstück in Gänze aus Plastik. Ein Griffstück aus Druckguss mit aufgesetzten Griffschalen wäre schöner. Dann wäre es möglich die Plastikgriffschalen bei Bedarf gegen solche aus Holz, Perlmutt oder anderen hochwertigen Werk- stoffe auszutauschen.

  

Die Magazine:

Standardmäßig wird die “TFC HiCapa” mit einem Magazin für Greengas o. ä. ausgeliefert. Es ist aber auch ein Magazinmodul erhältlich, in das eine CO2-Kartusche eingesetzt werden kann. Wegen der Abmaße dieser Kapsel fällt das CO2-Magazin länger aus und steht unten deutlich weiter aus dem Griffstück heraus. Was den einen oder anderen Ästheten ein wenig stört, kommt aber andererseits der höheren Magazinkapazität zu Gute. Es lassen sich nämlich 6 Kugeln mehr laden. Ausserdem hat das Magazin auch im Funktionellen Bereich einen Vorteil! Darauf komme ich in der Folge noch zu sprechen.

Bild unten links: Die unterschiedlichen Magazine im Längenvergleich. Bild unten rechts: Beim CO2-Magazin lässt sich der Magazinboden abnehmen. Darunter befindet sich der Kammerverschluss. Der Magazinboden ist als Werkzeug ausgelegt mit dem man die Verschluss-Schraube beim Öffnen und Schließen leichter drehen kann.

  

Bilder unten: Magazine und Treibmittel

  

Bilder unten: links, Griffboden des Greengasmagazins mit Blick auf das Ventil  - mitte: CO2-Magazin -  rechts: Unterschiede der Magazine im Detail.

    

Bilder unten: Nur das CO2-Magazin ist mit einer Magazinfederarretierung bedacht worden. Der federbelastete Schieber rastet in der unteren Position ein und man muss ihn beim Bestücken mit BBs nicht mit der Hand festhalten. Fingerakrobatik bleibt dem Schützen erspart und die Fingernägel danken es einem. Nach dem Befüllen mit BBs drückt man einfach auf den runden Knopf und der Schieber wird freigegeben. Beim Greengas- Magazin gibt es diesen Komfort leider nicht.

  

  

Bilder unten: Arbeitet man beim Bestücken der Magazins nicht sorgfältig genug, kann es zu Lücken im zweireihigen Kugellager kommen. Im Schießbetrieb machen sich diese Lücken dann als Leerschüsse bemerkbar. Nicht tragisch aber unschön...

  

Bild unten: Wichtig! Die richtige Position der untersten Kugel vor dem Schieber.

Waffe zerlegen und “HopUp”-Justierung:

Das mehrsprachig ausgelegte Manual der Waffe ist ein eher dunkles Kapitel. Die ins Deutsche übersetzten Texte sind grauenhaft, teils falsch, manchmal auch schon wieder unfreiwillig komisch. Leseprobe unten.

Leider sind auch die viel zu kleinen Abbildungen teils fehlerhaft oder unvollständig. Wie hier beispielhaft beim Zerlegen für die “HopUp”-Justierung zu sehen ist, wird die wesentliche Tatsache nicht erwähnt, dass man unten am Rahmen eine Schraube herausdrehen muss, um den Schlitten abnehmen zu können (siehe Fotos unten). Jene Schraube, für die extra ein Inbus-Schlüssel der Waffe beigelegt wird. ;-)

  

  

  

  

Auf dem Schießstand:

Der Schießtest war bei dieser Waffe gleichzeitig auch ein Vergleichstest der beiden verschiedenen Treibgase. Zunächst kann ich ganz allgemein die Aussage treffen, dass die Waffe ohne größere Funktionsstörungen alle Durchgänge bewältigt hat. Vorraussetzung war allerdings, die Kugelaufnahmen der Röhrenmagazine leicht zu ölen. Ohne diese Maßnahme entstanden immer wieder Leerschüsse, da sich die Kugeln im Magazin stauten und von der Magazinfeder selbsttätig nicht zu bewältigen waren, besonders beim längeren CO2-Magazin. Nach der Ölaktion gab es dann keine Zuführungsstörungen mehr, es entwickelte sich ungetrübter Schießspaß.

Eine Gasfüllung mit Greengas reichte ziemlich genau für eine Magazinentleerung der 30 Kugeln, mit 12g-CO2 konnten rund 80 Kugeln (knapp 2,5 Magazinfüllungen) verschossen werden. Getestet wurde auf einer sinn- vollen Schussdistanz von 7 m. Dazu musste die gute Visierung erst komplett neu eingestellt werden, da sie werksseitig wohl nicht vorjustiert war. Die HopUp-Einstellung blieb auf der herstellerseitigen Voreinstellung.

Testbedingungen: Kugeln cal. 6 mm mit 0,25g, Schussdistanz 7 m, offene Visierung, gut ausgeleuchteter Kellerschießstand .

Die Präzisionsunterschiede zwischen den beiden Gasmagazinen waren insgesamt marginal, mit etwas plus beim CO2. Die entwickelte Schussenergie trennt da allerdings schon deutlicher. So vermochten die mittels CO2 beschleunigten Kugeln handelsübliche Getränkedosen mit Einschusslöchern zu versehen, während GBB nur Dellen verursachte. Allerdings gebe ich zu bedenken, dass zur Trefferanzeige ein Umwerfen des Zieles ja allemal ausreicht. Der auf die Schusshand übertragene Blowback-Impuls ist dementsprechend bei eingelegtem CO2-Magazin natürlich auch stärker, was ein etwas realistischeres “Rückschlaggefühl” vermittelt, da die Waffe stärker aus dem Zielanschlag springt. Kritiker der CO2-Verwendung weisen in diesem Zusammenhang dann gerne auf den stärkeren Verschleiß durch höhere mechanische Belastung hin. Bei der sehr solide und gut verarbeiteten “TFC HiCapa” sehe ich da allerdings die Bedenkenträger vermutlich verstummen. Obwohl eine Langzeitbelastung hier natürlich nicht getestet werden konnte. Die Klappziele im Magnetpendelkasten vermochte man mit keiner des Gasoptionen auf die Magnete zu werfen.

Das Für oder Wider GBB, bzw. CO2, ist nach meiner Überzeugung weniger in der Präzisionsaussage zu suchen, sondern eher im Bereich der Reichweite und den Begleitumständen im Schießbetrieb, sowie beim Handling. Da ist CO2 im Vorteil. Die sattere Schussabgabe, mit entsprechendem Impuls, sprechen nach meinem Empfinden ebenso für CO2 wie die Details im Umgang mit dem Magazin selber (siehe oben). Das Treibmittel ins Magazin zu bringen, geht beim Gastank schneller als bei CO2, dafür wird der höhere Aufwand aber mit größerer Kapazität belohnt. Das wegen der Kohlendioxidkartuschendimensionen weit aus dem Griff herausragende Magazin ist hingegen optisch sicher nicht jedermanns Sache.

Letzten Endes ist das ganze wohl eine Frage der subjektiven Philosophie des Anwenders und nicht zuletzt auch der eigenen Bevorratung. Wer aus der Softair-Ecke kommt, wird lieber den gewohnten GBB-Weg gehen, der Druckluftschütze greift gerne zum CO2, welches er ja gemeinhin auch für seine CO2-Waffen im Kaliber 4,5 mm griffbereit hält.

Nachfolgend einige Zielscheiben (17 x 17 cm) aus den Testdurchgängen, aufgelegt gehaltene Waffe:

Greengas, langsame Schussfolge, v.l.n.r.: 4, 8, 15 Schuss

 

CO2, langsame Schussfolge, links 5 Schuss, mitte 10 Schuss, rechts bei schneller Schussfolge 30 Schuss

 

 

Fazit: Für Liebhaber von “Race Guns” ist diese Softair-Pistole sicherlich ein Muss. Verabeitungsqualität und Funktionalität sind sehr gut. In Verbindung mit dem authentischen Gewicht und den durchaus guten Schuss- eigenschaften kann man die Waffe jedem Actionschützen empfehlen, der beim Begriff “Softair” nicht schon gleich chronisch die Nase rümpft. Immerhin bekommt man zum Preis der “TFC HiCapa” durchaus auch Produkte, mit denen man Bleidiabolos im Kaliber 4,5 mm verschießen kann. Die Vorteile dieser Geschosse in Verbindung mit gezogenen Läufen sind bekannt.

GUNIMO

April 2006