Walther Red Hawk (UMAREX)

Walther „Red Hawk“ (UMAREX)  CO2-Pistole

  

“All inclusive…”  

UMAREX stellte auf der “IWA 2004” seine neue ungewöhnliche CO2-Pistole vor, deren markantes Design die Betrachter unmittelbar polarisiert. Nur wenige Tage nach der Vorstellung auf der großen internationalen Fachmesse in Nürnberg liegt „muzzle.de“ bereits eine Testwaffe vor. Dafür ein herzliches Dankeschön an die UMAREX-Verantwortlichen!

Die Marketingstrategen des größten deutschen Herstellers für freie Waffen beschreiben das Erscheinungsbild der „Red Hawk“ im Produktkatalog als (Zitat) „zukunftsweisendes Design“ (Zitat Ende). In jedem Falle ist es der UMAREX-Konstruktionsabteilung sehr gut gelungen, die Konzeption, ein funktionelles Schießgerät zu entwickeln, in die Tat umzusetzen.

  

Technische Daten:

Hersteller: UMAREX (“Walther” Lizenz-Produkt)

Serien-Nr.: J 41302129

Kaliber: 4,5 mm (Diabolo)

Kapazität: 8-schüssig

System: CO2-Repetierer

Antrieb: 12 g-CO2-Kartusche

Lauflänge: 85 mm (3,3”), gezogen

Abzug: Double-Action-Only (DAO)

Abzugswiderstand: 4.500 g

Mündungsgeschwindigkeit (Vo): 110 m/s

                

Länge: 185 mm

Höhe: 155 mm

Breite: 39 mm

Gewicht: 606 g (leer)

Sicherung: Sicherung wirkt auf die Abzugsmechanik

Visierung: integriertes Red-Dot, horizontal und vertikal justierbar, Notvisierung ohne Batteriebetrieb

Ausführung: Kunststoffgehäuse schwarz (auch in mehrfarbiger Ausführung erhältlich)

Hat die „Red Hawk“ auch kein direktes, reales Vorbild in der Großkalibergilde, so kann sie doch ihre Familienähnlichkeit mit der „CPS“/„CP99“ nicht gänzlich verleugnen, auch wenn etliche etwas futuristisch anmutende Designelemente hinzugefügt wurden. Dabei ist das integrierte Red-Dot natürlich der entscheidende Formgeber. Schon bei der ersten Kontaktaufnahme mit der Pistole, fallen mir die angenehme Handlage und gute Ergonomie der Bedienteile auf. Ausgeliefert wird die Waffe in einem blauen Kunststoffkoffer inklusive zweier Trommelmagazine und dem Manual.

                

Öffnet man mit dem elegant geformten Entriegelungshebel das Gehäuse, so findet man die vertraute Mechanik, denn bei der „Red Hawk“ kommen wieder die bewährten und hinlänglich bekannten achtschüssigen Trommelmagazine zum Einsatz. Auch im Innern des Griffstücks schlummert die aus der „CP99“/“CPS“ bekannte Ventil- / CO2-Kapsel-Einheit, deren Entriegelungshebel am Abzugsbügel nur geringfügige formale Änderungen zur „CP99“/“CPS“ erfahren hat, von der Funktion her aber identisch ist.

Bilder unten: (links) Entriegelungshebel für den Verschluss, (mitte) Ventilaustritt mit Trommeltransport- Mechanik, (rechts) Sonnenreflex auf der Projektionsscheibe des Red-Dot

                

Bilder unten: (links) geöffneter Verschluss mit eigelegter Trommel, (rechts) Blick auf den Laufeingang

  

Auch hier kann von beiden Seiten der Waffe mittels Fingerdruck auf den Hebel die Kapselaufnahmeeinheit zum selbsttätigen herausgleiten veranlasst werden. Die mit Schlitzen versehenen Griffschaleneinsätze lassen stets einen Blick ins Innere zu, sodass man sofort erkennen kann, ob sich eine CO2-Kartusche in der Ventileinheit befindet. Die Einsätze lassen sich im Handumdrehen entnehmen, um an die im Griffstück deponierte Batterie für das Red-Dot zu gelangen. Dabei sind diese Griffeinsätze wahlweise in Schwarz, Blau oder Rot zu ordern, ganz nach dem Geschmack des Interessenten.

Bilder unten: (links) Abzug und Entriegelungshebel für die Ventileinheit am Abzugsbügel, (rechts) abgenommener Griffeinsatz mit Blick auf die eingelegte CO2-Kartusche und die Knopfbatterie des Red-Dot

  

Bilder unten: (links) Kapseleinstellschraube und Batterie, (rechts) “Red Hawk” mit Zubehör

  

Die Sicherung befindet sich auf der rechten Seite über dem Griff (Bild unten links). Ein Rastschieber, ebenfalls von der „CPS“ bereits bekannt, lässt bei Bedarf die Abzugsbetätigung ohne weitere mechanische Funktion bleiben. Man kann zwar das Abzugszüngel noch nach hinten ziehen, alles weitere ist jedoch entkoppelt. Bei geöffnetem Gehäuse für den Trommelwechsel ist der Abzug immer komplett blockiert.

                

                

Soweit die bekannten Funktionalitäten. Neu ist alles, was sich um das Rotpunkt-Visier tut. Bleiben wir zunächst beim Griffstück. An dessen Rückseite findet man den sehr leichtgängigen Handballenschalter und darunter den Schalter zur Regulierung der Leuchtintensität des Rotpunkts (Bild unten links). Der Handballenschalter ist so ausgelegt, dass man ihn beim Fassen der Waffe praktisch nicht wahrnimmt, er also keinerlei störenden Einfluss auf Handhaltung hat. So wird beim Halten der Pistole im Anschlag automatisch das Red-Dot eingeschaltet, legt man die Waffe aus der Hand, ist der Leuchtpunkt sofort batterieschonend außer Betrieb. Eine sehr innovative Umsetzung und ein Pluspunkt für das integrierte Zieleinrichtungssystem der „Red Hawk“.

  

Wie man beim Blick auf den Mündungsbereich der Waffe sieht, schimmert die Projektionsscheibe rot. Die Scheibe ist etwa 28 mm nach innen versetzt, um Reflexe von außen weitestgehend zu verhindern. Zur Rückseite hin ist das Visier offen. Die Leuchtintensität der Diode ist individuell einstellbar (Schalter am Griffrücken) um sie an die Lichtverhältnisse der Umgebung anpassen zu können.

  

Die Höhen- und Seitenverstellung der Visierung erfolgt über zwei Schlitzschrauben an der rechten Seite des Gehäuses (Bild oben links). Sehr schön: Sollte einmal die Batterie ausfallen, so kann man mittels des Diodenträgers und des auf die Projektionsscheibe aufgedruckten Hilfskorn (schwarzer Halbkreis) weiterschießen (Bild oben rechts). Man hat also eine Art Notvisierung an Bord. Das ist wichtig, da die Waffe wegen der fest integrierten Leuchtpunktoptik mit keiner offenen Visierung (Kimme und Korn) ausgestattet ist.

Der Abzug hat einen sehr langen Vorzugsweg und verfügt über keinen Druckpunkt. Daher bricht der Schuss recht unvermittelt. Die Charakteristik ist relativ sauber, man verspürt lediglich etwa in der ersten hälfte des Weges ein leichtes kratzen/schaben, welches vom Trommeltransport herrührt. Ohne eingelegte Trommel ist es praktisch nicht mehr wahrnehmbar. Der Abzugswiderstand ist recht hoch, allerdings muss man bedenken, dass es sich bei der Waffe um einen Repetierer handelt, bei dem die Trommelmechanik von den Abzugskräften bewegt werden muss. Somit hat man also wieder eine Revolverfunktion in der „Verkleidung“ einer Pistole. Der Abzug kann nicht mittels Schlagstück oder Hahn vorgespannt werden, arbeitet also nur in der sogenannten Double-Action-Only- Funktion.

Schießtest:

Bei Abgabe der ersten Schüsse zeigte sich, dass das Red-Dot werksseitig recht gut einjustiert war. Ich musste es lediglich eine Nuance nach rechts korrigieren. Obwohl man den Helligkeitsregler des Rotpunktvisiers auch in Zwischenstufen fixieren kann, bleiben visuell wahrnehmbar nur zwei wirklich unterscheidbare Helligkeitsstärken, mit denen man aber sehr gut zurechtkommt, und einen klar strukturierten Leuchtpunkt ohne Corona auf die Scheibe projiziert bekommt. Auch andere störende Reflexe waren auf dem gut ausgeleuchteten Schießstand nicht zu verspüren. Die bereits beschriebene Notvisierung musste bei der Testwaffe übrigens komplett anderes eingestellt werden, als der Rotpunkt. Die Schüsse lagen, bei auf den Rotpunkt eingestellter Optik, weit links außerhalb der optimalen Treffpunktlage.

Mit einer CO2-Kapsel ließen sich mit der „Red Hawk“ rund 80 sauber verwertbare Schüsse abgeben. Aber auch mit der elften/zwölften Trommel vermochte man bei einem optimalen Treffer die Ziele des Entenkastens teilweise noch auf die Magnete zu werfen. Bei der 13. Trommel war dann jedoch wirklich Schluss und eine neue Kartusche musste eingelegt werden. Die entwickelte Schussenergie ist subjektiv empfunden alles andere als schwächlich und das Tragen einer Schutzbrille ohnehin empfohlen. Der Schussknall ist, sicher auch bedingt durch den relativ kurzen Lauf, recht laut. Gehörschutz ist aber dennoch nicht angesagt.

Scheiben unten: Luftpistolenscheibe mit einem Durchmesser von 15,5 cm

links: 7 m, 8 Schuss, beidh. Anschlag, aufgelegt, langsame Schussfolge mit werksseitig vorjustierter Optik

mitte: 7 m, 8 Schuss, beidh. Anschlag, kniend, aufgelegt, schnelle Schussfolge (nachjustierte Optik)

rechts: 7 m, 8 Schuss, beidh. Anschlag, stehend freihändig, langsame Schussfolge

                

Die gewählte Schussentfernung für den Test waren 7 m. Und eines kann ich mit Fug und Recht sagen: Mit der „Red Hawk“ kam uneingeschränkter Schießspaß auf! Die hier gezeigten Trefferbilder sprechen da wohl für sich. Das Plinking auf Klappziele ist trotz des bereits erwähnten langen Abzugsweges und des nicht geringen Abzugwiderstandes eine echte Freude!

unten: 7 m, 8 Schuss, beidh. Anschlag, aufgelegt, schnelle Schussfolge

 10 m Luftgewehrscheibe, Durchmesser = 8,3 cm

Fazit: Ob man bei der “Red Hawk” ohne weiteres von einem „zukunftsweisenden Design“ sprechen kann, lasse ich mal dahin gestellt. Vieles ist halt immer auch Geschmacksache. Auf jeden Fall ist die Waffe markant und in ihrer gesamten Erscheinung ein etwas exotisch anmutendes Novum, wenn vieles auch von bewährten Vorgängermodellen übernommen wurde. Der Käufer erhält für sein Geld ein absolut funktionelles Schießgerät, welches ideal für das Actionshooting und Plinking geeignet ist. Der Hobbyschütze, welcher also keinen Wert auf einen möglichst naturgetreuen Nachbau eines realen Vorbilds legt, der hat mit der Red Hawk ein absolutes und komplettes Spaßteil im Holster.

        

 

“Farbenspiel”, ... oder buntes für den holländischen Markt

Mittlerweile ist auch der Besitz knallbunt gefärbter Waffen in den Niederlanden nicht mehr automatisch und grundsätzlich erlaubt, wie es vor einiger Zeit noch der Fall war. In Holland dürfen Look-Alike-Waffen gemäß Gesetz nicht besessen werden. Dies wird in unserem Nachbarland mittels einer behördlichen Verbotsliste von Modell zu Modell geregelt. Das Problem besteht allerdings darin, dass eine dort nicht gelistete Waffe deshalb aber nicht unbedingt auch wirklich erlaubt ist. Vielleicht ist die Liste nur einfach mal gerade nicht auf dem aktuellsten Stand, oder ein zunächst zugestandenes älteres Modell wird von heute auf morgen dort aufge- nommen. Zurück bleibt eine nicht unerhebliche Rechtsunsicherheit in den Niederlanden.

http://www.infopolitie.nl/index.php?option=com_content&task=view&id=520&Itemid=26#S

Auf dieser Liste ist die “Red Hawk” derzeit nicht geführt, sie kann also in NL bis auf Weiteres auch in schwarz legal gekauft werden. Dadurch wird die peppige Farbvariante, deutlich weniger nachgefragt und damit wohl zum Auslaufmodell degradiert. Restposten werden nun auch hier in Deutschland vertrieben, sind derzeit realtiv günstig zu bekommen, könnten u. U. aber durchaus mal gefragte Sammlerstücke werden.

  

  

  

              

                  

GUNIMO

April 2004 / Mai 2008 / August 2008