Anics SKIF A 3000

Anics SKIF A 3000

      

Nach einigen eher mager ausgestatteten und qualitativ mäßigen, recht rustikalen CO2-Pistolen, sowie einem martialisch wirkenden Revolver, gelang es dem russischen Hersteller „Anics“ mit dem Modell „SKIF A3000“ eine Pistole auf den Markt zu bringen, welche neben einem ansprechenden Design, auch innovatives zu bieten hat. Die Verarbeitung und die Materialqualität sprechen dabei ebenfalls eine positive Sprache. Insgesamt also eine gelungene Erscheinung. Ohne ihr völlig zu ähneln, lässt sich die „SKIF A 3000“ wohl am ehesten mit der CP99 von UMAREX vergleichen, gehört sie doch ebenfalls zur Generation der Polymer-Pistolen, oder wie Lästermäuler sagen: „Yoghurtbecher“.

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Im Lieferumfang enthalten, sind neben einer obligatorischen Bedienungsanleitung (deutsche Version enthält einige Fehler beim Hinweis auf die Abbildungen) ein Zweitmagazin und eine Ladehilfe, bestehend aus einem Messingwerkzeug. Damit sind wir schon bei einer Besonderheit der „SKIF“ angelangt. Das Plastikmagazin hat ein Fassungsvermögen von sage und schreibe 28 Schuss und ist so gestaltet, dass es laut Herstellerangaben praktisch jegliche LP-Munition im Kaliber 4,5 mm aufnehmen kann. Das würde also bedeuten, dass man mit zwei vorgeladenen Magazinen 56 Schuss in schneller Folge verschießen kann. - Soviel zur Theorie.

              

Bild unten: Die in der transparenten Plastikhülle laufende „Kette“ von Geschoss-Kammern ist im Wortsinn eigentlich nicht wirklich eine „echte“ Kette, da die 28 Hülsen nicht miteinander verbunden sind, sondern einzeln aneinandergereiht lediglich optisch eine Kette bilden.

In der Praxis kommt dann aber die Ernüchterung, denn die hohe Magazinkapazität wird, durch die benötigte Ladehilfe zum Bestücken der Einheit, schnell zum Nachteil. Innen im transparenten Kunststoffgehäuse befindet sich eine Art rollierendes Kettenmagazin aus Gummi, bestehend aus 28 Kammern, in denen je ein Geschoss untergebracht werden muss. Um dies zu bewerkstelligen, kommt nun die bereits erwähnte Ladehilfe zum Einsatz, und die Fingerakrobatik beginnt. Jedes einzelne Projektil wird zunächst per Hand in die Kammer platziert und anschließend mit dem Ladewerkzeug bündig hineingedrückt. Außerdem muss, da die Ladeöffnung nur gerade mal drei Magazinkammern freigibt, das Gummimagazin mittels des Ladewerkzeugs weitertransportiert werden. Tja, und dann sind etliche Minuten ins Land gezogen, bis beide Magazine geladen bereitliegen. Ehrlich gesagt würde ich gerne auf die hohe Magazinkapazität verzichten, wenn dafür eine schnellere Ladetechnik machbar wäre. Kein Vergleich also mit den rasch zu ladenden 8-Schuss-Trommel-Mags der „UMAREX“ und „Crosman“-Pistolen. - Wenn man nämlich 7 Stück davon mittels „Diabolo-Speedloader“© lädt, und in schneller Schussfolge verschießt, dann sind so 56 Schuss wesentlich schneller verfeuert (EINSCHLIESSLICH LADEVORGANG!!) als es mit der „SKIF“ möglich wäre! Somit ist die hohe Magazinkapazität definitiv KEIN Vorteil!

Um die Magazineinheit zu entnehmen, betätigt man den sowohl rechts wie links am Abzugsbügel angebrachten Entriegelungshebel. Man muss das Magazin herausziehen, da es zum selbsttätigen, authentischen Herausgleiten nicht genügend Eigengewicht mitbringt. - Dann betrachten wir also mal die Behauptung, dass die Pistole jegliche Munition verarbeiten würde. Laut Angaben kann, bis auf die bekannten Federbolzen, alles verschossen werden. In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass man keinesfalls Stahlrundkugeln verschießen sollte, da das harte Material die Züge im Lauf nach kurzer Zeit ruinieren würde. Dies kann eine deutliche Verschlechterung der Präzision zur Folge haben. Stahl-BBs also nur in Waffen verwenden, die nicht mit gezogenen Läufen ausgestattet sind.

Nach mehreren Testdurchgängen mit verschiedenen Diabolosorten bleibt folgendes festzuhalten: Die „SKIF“ verschießt in der Tat eine Vielzahl verschiedener Projektilarten klaglos, jedoch gibt es bei manchen immer wieder Transportprobleme mit dem Magazin und / oder Zuführungsstörungen. Diese Zuführungsstörungen treten am häufigsten bei nachlassendem CO2-Druck auf. Also auch hier der Fluch der großen Magazin-Kapazität, die nach 15-20 Schuss in schneller Folge abgefeuert, eine deutliche Reduzierung des Gasdrucks verursacht (physikalische Eigenschaften des Treibgases Kohlendioxid). Stramm in der Magazinkammer steckende Diabolosorten werden dann nicht mehr vollständig aus der Kammer befördert und rufen Funktionsstörungen hervor, die dann erneut eine zeitaufwändige Fingerakrobatik heraufbeschwören. Es kommt wieder das Ladewerkzeug zum Einsatz, dieses Mal aber dann zum Entladen der störenden Diabolos, falls man im Fall der Fälle überhaupt noch ohne weiteres das Magazin entnehmen kann. Also unbedingt durch Ausprobieren, geeignete Diabolosorten ermitteln. Von einer Waffe die angeblich alles an Munition schluckt, kann also nach meinen Erfahrungen, entgegen der vollmundigen Herstellerangaben, keine Rede sein.

      

Um die Kammer zum Einlegen der CO2-Kapsel zu öffnen, betätigt man zwecks Entriegelung zunächst den Druckknopf in der Wölbung des Griffrückens, oder alternativ den damit verbundenen Hebel am Griffboden. Um die Kammerabdeckklappe öffnen zu können, muss vorher das Magazin entnommen werden, weil sonst der Magazinboden die Klappe blockiert. Nach dem Bestücken mit der CO2-Kartusche den Deckel der Kammer bis zum hörbaren einrasten zudrücken. Anschließend mit der Rändelschraube die CO2-Kartusche gut fixieren und dann die Abdeckklappe schließen (Anstechvorgang).

    

Nachdem die Waffe geladen und mit CO2 bestückt ist, geht es nun an das Schießen. Pistole zunächst mittels linksseitigem, etwas schwergängigem Schwenkhebel in Position „F“ entsichern. Die „SKIF A 3000“ kann sowohl im Single(SA)- als auch im Double-Action(DA)-Modus geschossen werden.

      

Zuerst also betätigte ich mal den Schlitten, um die Pistole vor zu spannen. Dazu war ein solcher Kraftaufwand erforderlich, dass ich zunächst der Überzeugung war, irgend etwas klemmt. Es stellte sich dann aber schnell heraus, dass diese erhebliche Schwergängigkeit wohl auf eine sehr knappe Passgenauigkeit der betreffenden Bauteile zurück zu führen ist. Nach einiger Zeit „arbeitet“ sich das aber etwas ein, sodass es später ein wenig leichter fällt, mit dem Schlitten zu spannen. Bei entnommenem Magazin wird der Schlitten in der hinteren Position gehalten und kann mittels Schlittenfanghebel wieder gelöst werden. Oberhalb des Abzuges, direkt hinter der Befestigungsschiene für Waffenzubehörteile, befindet sich beidseitig je ein etwas versenkt angebrachter Schiebehebel. In die untere Position gebracht, lässt sich der Schlitten der „SKIF“ nach hinten-oben abheben (Reinigung / Wartung). Allerdings ist auch hierbei wieder ein sehr großer Kraftaufwand erforderlich.

      

Zunächst verzichtete ich mal auf das Vorspannen und verwendete den DA-Modus. Die Abzugs-Charakteristik die bei meinem Exemplar dabei zu Tage trat ist miserabel!! Schwergängig, kratzig, hakelig, zu langer Weg, kein Druckpunkt... alle Unarten paaren sich hier, und erzeugen eine unerfreuliche Mischung. Im SA-Modus sieht das viel positiver aus, fast sogar gut. – So bleibt ja immer noch die Variante, den Hahn mit dem Daumen zu spannen und somit, ohne sich „die Hand zu brechen“, den SA-Modus einzusetzen, was allerdings nicht unbedingt mit den Einsatzaktivitäten einer mehrschüssigen Action-Waffe konform geht; Stichwort „schnelle Schussfolge“. Die im DA-Modus erzielten Schussbilder sprechen eine deutliche Sprache: Präzision „Gießkanne“. Vorgespannt aufgelegt, oder gar eingespannt geschossen, ergeben sich auf 6-7 m Distanz passable Streukreise von 2-3 cm umschlossen. Also ist das „Gießkannenverhalten“ eine Folge des Verreißens der Waffe beim Betätigen des sehr schwergängigen, indiskutabel schlechten Abzuges. Eine CO2-Kartusche reicht für eine Ausbeute von rund 70 Schuss (2-3 Magazinfüllungen). Ist sie nahezu entleert, lässt sich abrupt kein Schuss mehr abgeben. Die Geschosse erreichen maximal laut Hersteller eine Vo um 150 – 160 m/s (Munitions- abhängig). Die Schussgeräusche sind subjektiv empfunden verhältnismäßig laut.

Sehr positiv hingegen fällt die horizontal und vertikal mikrometerverstellbare Kimme auf. Gute Dimensionen, guter Kontrast der Visierung, welcher von weißen Markierungspunkten auf Kimme und Korn nochmals verbessert wird. Sehr gut.

Eine technische Besonderheit sei noch erwähnt: Beim Betätigen des Abzuges wird der Lauf vor und zurück bewegt, was ein Blick in die Laufmündung (der dabei selbstverständlich UNGELADENEN Waffe) bestätigt. Wird der Abzug nach hinten gezogen, so wandert der Lauf im Mantel nach vorne. Nach der Schussabgabe schnellt er zurück.

      

Fazit: Eine optisch sehr ansprechende Pistole, bei der qualitativ hochwertige Werkstoffe zum Einsatz kommen, und die einen sehr soliden Eindruck macht. Ich hatte sie mir deshalb unmittelbar nach ihrer Markteinführung zugelegt. Die Handlage ist sehr komfortabel und die Visierung exzellent. Wären da nicht die negativen Aspekte wie: Sehr schlechte Abzugs-Charakteristik, sehr hoher Abzugswiderstand, Munitionsfühligkeit, umständliches Bestücken des Magazins und der schwergängige Schlitten, dann käme die „SKIF A 3000“ sicherlich in die Nähe der „UMAREX“-Referenzprodukte. So aber ist sie für mich eher etwas zum Schönstehen in der Vitrine, als zum Schießen. Der Effekt der großen Magazinkapazität wird durch den umständlichen Beladevorgang deutlich abgewertet. Ganz besonders durch den praktischen „Diabolo-Speedloader“ © für die „UMAREX“-Trommel-Magazine, wird dieser vermeintliche Vorteil der „SKIF“ völlig umgekehrt. Einem Hobby-Einsteiger würde ich die „Anics SKIF A 3000“ keines Falls empfehlen. Die „UMAREXE“ bleiben somit in ihrer Vormachtstellung unangetastet.

Meldung: Ab 2008 bietet “ANICS” ein Facelift der “SKIF” unter der Bezeichnung “A-3003 Blackbird” an. Hier kommt lediglich ein formal modifizierter Schlitten mit abgewandelter Visierung zum Einsatz

 

GUNIMO

August 2002 / November 2007 / Oktober 2008