ANICS A-201 Magnum S

ANICS A-201 Magnum S

                    

Cal. 4,5 mm Stahl-BBs  (BBs= Ball Bearings)

Kapazität: 30 Schuss

Abzug: DA / SA   (DA= Double Action (auch Spannabzug), SA= Single Action)

Abzugsgewicht: DA 5.200g, SA 2.800 g

Antrieb: 12 g CO2-Kartusche

Vo: ca. 130 m/s    (Mündungsgeschwindigkeit)

Gewicht: 1145 g (leer)

Länge: 295 mm

Höhe: 157 mm

Breite:  39 mm

Sicherung: Druckknopf, blockiert den Schlagbolzen

Visierung: Kimme horizontal und vertikal verstellbar, Korn statisch

Ausführung: verchromt, weicher Kunststoffgriff, Drehtrommel nicht ausschwenkbar.

Material: Druckguss, Hahn und Abzug Stahl, Lieferung im Kunststoffkoffer

Vorbild: „Ruger GP 100“

Preis: DM 320,- (Jahr 2000)

Modellvarianten:

A-201     (4” Lauf, brüniert)

A-201 S     (4” Lauf, verchromt)

A-201 Magnum     (6” Lauf, brüniert)

A-201 Magnum S     (6” Lauf, verchromt)

 

Alleinvertrieb für Deutschland:

Rolf Spitzer „Jagd – Sport – Freizeit“

Höhenweg 1 b

51649 Gummersbach

Ruf: 02261 / 74771

Fax: 02261 / 78553

Importeur: VG GmbH in 35410 Hungen

Mit dem „ANICS A-201 Magnum“ hält man ein richtiges Ungetüm in der Hand. Gewicht und Maße machen ihn zu einem Klotz, bei dem eine Art Großkaliber-Feeling aufkommt. Die formal, nach meinem Geschmack, sehr schöne Waffe offenbart bei näherem Hinsehen jedoch Mängel in der Verarbeitungsqualität, was die Oberflächenbearbeitung angeht. Da finden sich dann Unebenheiten und Einkerbungen, die durch die Chromauflage besonders deutlich hervortreten. Insgesamt also ein eher rustikal anmutendes Gesamtwerk.

                                          

Positiv fällt die Visierung auf. Das mit einer roten Markierung versehene Korn ist mit dem Laufmantel ein Bauteil. Der Kimmenträger ist auf der Rahmenoberseite verschraubt, die Kimme ebenfalls mit roten Markierungen versehen, und horizontal sowie vertikal justierbar. Das Visierbild bietet ausreichenden Kontrast, und rundet das Kapitel Visierung angenehm ab. Empfehlung: Bei der verchromten Variante verbessert das nachträgliche Schwärzen des hellen und leicht reflektierenden Korns das Visierbild. Der 6-Zöller liegt auf Grund guter Ballance ruhig im Anschlag.

                                  

Ebenso kann der Griff des Revolvers einen guten Eindruck hinterlassen. Er ist an der Griffhinterseite mit dem Rahmen verschraubt, und seine weiche und stumpfe Beschaffenheit verhindert das Rutschen in der Hand. Lediglich im vorderen Bereich, den die Finger umschließen, könnte die Ergonomie besser sein. Insgesamt kann der „A-201“ bei diesem Kapitel jedoch gefallen.

 

Im Griffboden befindet sich die Kartuschenaufnahme. Zum Bestücken mit einer Kapsel wird einfach der mit einem Gewinde versehene Verschlussdeckel herausgeschraubt. Dann lässt man die Kartusche in die Kammer gleiten und verschließt diese durch Festdrehen des Deckels bis zum Anstechvorgang. Genial einfach, und ebenfalls wieder rustikal.

                      

Dieses Prädikat verdient auch der extrem schwergängige Sicherungsknopf in der Trommelblende, der den Schlagbolzen vor dem auftreffenden Hahn abschirmt, und dadurch eine Schussauslösung verhindert. Wenn die rote Markierung sichtbar ist, ist die Waffe schussbereit.

Der Griffboden hält für den Anwender noch ein Werkzeug bereit, dass beim Aufmunitionieren der Trommel hilfreich sein soll. Es ist ein Stabmagnet, der neben dem Kapselverschlussdeckel im Griff steckt. In der Praxis hat sich aber gezeigt, dass sich ohne dieses Hilfsmittel beim Ladevorgang deutlich besser zurecht kommen lässt.

                      

Thema Aufmunitionieren: Eine Kapazität von 30 Schuss ist für einen Revolver wohl eine absolute Besonderheit. Dazu müssen also je fünf Projektile in die sechs vorhandenen Kammern platziert werden. Da die Trommel nicht ausschwenkbar ausgelegt ist, erwartet den Schützen zunächst einmal eine Fingerakrobatik aller erster Güte. Jedoch empfiehlt die Bedienungsanleitung zur Waffe vorher noch eine ganz andere Prozedur: Da die Stahlkugeln auf Grund von Fertigungstoleranzen geringfügig unterschiedliche Durchmesser aufweisen, sollen diese vor Gebrauch im „A-201“ gleichsam auf Brauchbarkeit getestet werden. Dazu ist die nach oben gerichtete Trommel zu füllen, und BBs, die nicht ohne weiteres in die Trommel gleiten, sind zu verwerfen. Dieses Vorab-Testen der Kugeln soll verhindern, dass nicht später, beim „schnellen“ Nachladen der Waffe während des Schießdurchgangs, durch übermaßige Geschosse Funktionsstörungen generiert werden. „ANICS“ empfiehlt die Verwendung von BBs der „Crosman Corp.“

Tja, und da haben wir schon die ersten Hinweise darauf, dass die Mechanik des Revolvers wohl doch recht störungsanfällig zu sein scheint. Aber weiter im Ablauf: Hat man also nach dem Motto aus dem Märchenbuch: „...die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen...“ die Vorauswahl der BBs getroffen, beginnt der eigentliche Beladevorgang der Trommel.

Bei gesicherter Waffe und leicht gedrücktem Abzug wird die Trommel gegen den Uhrzeigersinn gedreht, bis das erste Loch der Trommel vor der beweglichen Laderampe an der Trommelstirnseite platziert ist. Nun lassen sich fünf BBs in die Trommelkammer  füllen. Die danach federbelastet wieder in Ausgangsposition zurückkippende Laderampe sperrt nun die Kammer und verhindert das Herausrollen der Kugeln. Auf diese Weise werden alle sechs Kugellager gefüllt. Nachdem ich einige Versuche unternommen hatte, dies mit der dafür vorgesehenen Ladehilfe zu bewerkstelligen, bin ich ganz schnell wieder auf einfachen Handbetrieb umgestiegen, denn der starke Stabmagnet an der Spitze des als „Extractor“ (Nomen est Ohmen) bezeichneten Werkzeugs erzeugt bei den Stahlkugeln eine Art Eigenleben. Es kam immer wieder vor, dass beim etwas unpräzisen Hantieren, die bereits geladenen Kugeln durch den Magneten wieder herausgezogen wurden. Beim Entladen ist das Teil durchaus eine Hilfe, beim Beladen sollte man es lieber im Griffstück belassen. Insgesamt wünscht man sich beim Bestücken der Waffe zwischenzeitlich eine dritte Hand herbei.

Nach Minuten langer Vorauswahl der BBs, und zeitaufwändigem und frickeligem Ladevorgang, ist die Waffe nun schussbereit. Der deutlich zu hohe Abzugswiderstand im DA-Modus, gepaart mit einer etwas kratzigen Charakteristik, lässt wenig Freude aufkommen. Darunter leidet die Treffgenauigkeit recht deutlich. 10-Schuss-Streukreis um 40 mm und mehr (aufgelegt geschossen) sind die Folge. Wieder kommt mir das Prädikat russisch-rustikal in den Sinn. Der SA-Modus ist in diesem Zusammenhang deutlich zu bevorzugen. Da ist die Präzision der Waffe auf den üblichen Zimmerdistanzen dann etwas ansehnlicher, auch unter Berücksichtigung der verschossenen Stahl-BB-Munition aus einem nicht gezogenen Lauf. Das Schießen auf Ziele wie Getränkedosen und ähnliche Objekte ist dann wohl die Domäne des Russen, LP-Zielscheiben sollten in der Schublade bleiben.

Trotz der Vorselektierung der BBs, traten immer mal wieder Fehlschüsse auf (die Bedienungsanleitung beschreibt dies als „Fehlzündung“). Will sagen, außer CO2-Gas verlässt nichts erwähnenswertes den Lauf. Auch Transportprobleme der Trommel sind immer mal wieder, wenn auch selten, zu verzeichnen. Oftmals hilft dann nur das Entladen der Trommel und erneutes Aufmunitionieren. Was das bedeutet, habe ich ja schon vorab beschrieben. [Sarkasmus an:] Der Extractor leistet beim Entladen dann allerdings gute Dienste [Sarkasmus aus]. Dies ist wohl das schwärzeste Kapitel des ANICS A-201, und da kann einem doch die Lust am Schiessen mit diesem Revolver vergehen.

Wie funktioniert nun eigentlich die Zuführung von 30 Kugeln, von denen je 5 Stück hintereinander auf sechs Kammern verteilt liegen. Eigentlich würde man doch erwarten, dass beim Brechen eines Schusses gleichzeitig 5 Kugeln durch den Lauf gejagt werden. Damit das nicht passiert, ist in der Trommelstirnfläche eine drehbar gelagerte Transportscheibe implementiert, die bei der Abzugsbetätigung nur eine Kugel aus dem jeweiligen Trommellager vor den Laufeingang transportiert. Wenn dies, aus welchen Gründen auch immer, nicht ein- wandfrei funktioniert, dann entstehen diese oben erwähnten „Fehlzündungen“.

 

Fazit: Der russisch-rustikale und klotzig-robuste ANICS-Revolver ist sicherlich eine interessante Waffe. Er scheint zum Nägel in die Wand schlagen genau so geeignet zu sein, wie zum Einsatz als Hiebwaffe. :-)  - Die hohe Kapazität der Trommel bezahlt man durch die empfohlene Vorauswahl der Stahlrundkugeln und das um- ständliche Aufmunitionieren gleich doppelt. Das Auftreten von Funktionsstörungen beim Schiessen zeigt, dass die Technik nicht unbedingt durch Zuverlässigkeit besticht. Optisch gefällt mir der verchromte 6-Zöller recht gut. Nach meiner Erfahrung ist er eher etwas für das Auge, als für den eigentlichen Einsatzzweck. Der Sammler sollte ihn in seine Kollektion aufnehmen, der Schütze, welcher eine präzise und zuverlässige Waffe sucht, sollte ihn verschmähen.

GUNIMO

Oktober 2002